Mantra des Tages: „Ich kann nicht an jeder Haltebucht halten. Ich kann nicht an jeder Haltebucht halten. Ich kann nicht… Na gut, diese eine noch…“

Aber von vorne – der erste Blick beim Aufwachen ging nach draußen, leider nicht mit dem gewünschten Ergebnis, denn es war wie gestern grau-weiß-neblig. Wir wohnen hier halt in einer Wolke. Egal, dann halt ohne den Gipfel zu sehen, davon lasse ich mir die Laune sicher nicht verderben. Konzentriere ich mich halt auf andere Dinge.

Nach einem schnelle Frühstück aus eigenen Beständen, aber an einem der super-massiven Holztische, die zwischen 1916 und 1923 von einem deutschen Tischler hier angefertigt wurden, gab’s erstmal einen Kaffee. Ich hatte nämlich den dritten Kamin noch nicht ausprobiert, alle drei sind riesig und seit den Anfangstagen der Lodge (1916) hier, und alle drei sind so richtig schön urig. Dazu die vielen bequemen Sitzgelegenheiten… tolle Atmosphäre.

Dann ist im Shop noch ein T-Shirt in meine Tasche gewandert, und schon konnte es losgehen.

Wandern war ja heute eher nicht so ein Ding… ja, das Schild zeigt da nach „oben“…

Andere Menschen sind auch schon unterwegs, die Lodge ist ein beliebtes Ziel und heute ist dann ja auch noch Sonntag… manche Menschen haben sich aber doch irgendwie ein bisschen zuviel auf den Kalender verlassen, ein Juni macht noch keinen Sommer!

Also bin ich erstmal zum Visitorcenter gefahren und habe mir den Film angesehen. Ansonsten gibt’s da nicht viel, die Ausstellung ist aktuell geschlossen.

Anscheinend ist es aber doch eine ziemlich gängige Sache, entweder mit Schneeschuhen oder Snowboard/Skiern auf die Wanderung zu gehen, oder sogar mit großem Gepäck (für Notfälle, nicht für geplante Übernachtungen, wenn ich die Erklärungen im Vorbeigehen richtig aufgeschnappt habe) und unter kundiger Führung.

Das Visitorcenter ist auch noch ziemlich eingeschneit, wobei ich zugegebenermaßen hier etwas tiefer stehe, auf der hier rechten Giebelseite kann man durchaus bis zur Tür gelangen ohne nasse Füße zu bekommen 🙂

Eine kurze Runde einmal um’s Gebäude brachte eine erste Tiersichtung:

Und als ich dann mit Auto weiterfahren wollte, musste (ja gut, das ist jetzt subjektiv) ich gleich wieder anhalten, denn da saß ein Murmeltier direkt neben der Straße. Ein kleines, im Vergleich zu denen im Olympic Nationalpark, die waren 2-3x so groß. Aber dafür war dies hier hübscher gemustert. Die Bilder sind übrigens so milchig, weil wir ja immer noch in der Wolke stecken. Dabei bin ich gar nicht so weit weg von dem Tier, von wegen scheu und so – auch dieses hatte davon noch nichts gehört!

Man soll ja nicht so nah rangehen, aber wenn er/sie selbst auf einen zuläuft… ich habe echt erst weit weg gestanden, aber irgendwann dann eben nicht mehr. Diese Dame war auch nicht ganz so nah, bevor Mr./Mrs. Marmot meinte, genau da jetzt aber ans Gras zu müssen…

Jetzt aber – los geht es durch die Wolke mit eingeschränkter Fernsicht nach vorne (zu den Seiten und nach oben sowieso).

Nach ein paar Meilen zweigt links die Straße ab, die nach Osten aus dem Park herausführt. Die mit der Baustelle, die Mo-Do gesperrt ist, weswegen ich meine Route etwas anpassen musste kurz vor dem Urlaub. Ich schaue einfach mal, wie weit man so kommt – und was man bis dort so sehen kann.

Es beginnt mit einem namenlosen tollen Wasserfall:

Gefolgt von einem dieser Schilder, bei denen ich mich immer frage: Gibt’s die nicht auch andersrum, quasi für Linkshänder? Von rechts kommt hier ganz sicher kein Stein von oben, rechts ist nämlich NICHTS.

Nun eines der Highlights der Route, normalerweise. Denn dem Reflection Lake fehlt sowohl der Lake, als auch das zu reflektierende Objekt (der Gipfel), demnach war’s mit der Reflektion auch nichts.

Kurz kam sogar ein klitzekleines Wolkenloch und beleuchtete die Szenerie…

Hilde vergnügt sich derweil im Schnee und macht einen Schneeengel.

naja, ein kleines bisschen Wasser kann man sehen und mit etwas Mühe (sprich: geschickter Standortwahl) spiegelt sich auch irgendwas. Ist aber nicht das Gleiche… findet auch der Vogel, oder?

Die Straße führt kontinuierlich durch hübsche verschneite Landschaft, hier relativ klar und „wolkenfrei“ jedenfalls auf Augenhöhe, und es folgt ein weiterer namenloser toller Wasserfall, diesmal inklusive Schneebrücke:

Und da ist es schon, das Ende der Straße. Also des befahrbaren Teils. Moment – sollte das nicht nur Mo-Do gesperrt sein und Fr-So offen, wenn auch nur einspurig? ja, sollte, ist aber nicht. Eine Rangerin, die zufällig gerade vorbeikam, war auch nicht besser informiert, meinte aber, die Straße wäre dieses Jahr noch nicht geöffnet gewesen.

Also: Umdrehen und zurück, alles auf Anfang – naja, jedenfalls nochmal kurz in die Lodge in Paradise und einen letzten Kaffee am Kamin trinken.

Dann bin ich tatsächlich ein ganze Stück gefahrne, bis irgendwo an einem Parkplatz mehrere Leute so angestrengt in eine Richtung schauten und fotografierten. Das heißt doch immer, dass es da was zu sehen gibt? Genau, wieder so ein Murmel. Dieses hier war ebenfalls nicht scheu, hatte aber wohl die Strategie „wenn sie alle gucken, lege ich mich platt hin und mache nix. Wenn mehrere Parteien zurück zum Auto gehen, bewege ich mich und mache niedliche Dinge“:

So, wir nähern uns dem Ende bzw. dem Ausgang aus dem Park… Ich habe mir noch einen Viewpoint angesehen samt merkwürdiger Dekoration…

Und da die Rangerin an der Straßensperre mich darauf hingewiesen hat, bin ich noch in die Westside Road gefahren, die einzige nicht-asphaltierte Straße, die mir begegnet ist. Aber noch weit entfernt von offroad, einfach nur matschig. Wandern wollte ich nicht, das soll hier toll sein, aber erstens ist da ja noch das Knie, dass schon „ins Auto einsteigen“ nervig findet, weil man es da tastsächlich mehrfach in verschiedene Richtungen dreht. Merkt man gar nicht, solange es nicht weh tut…

Zweitens möchte ich eher nicht alleine hier in der Pampa wandern, schließlich ist es immer noch Bärenland. Keine Ahnung, ob die hier oben dann ggfs. auch noch Winterschlaf halten, aber ich muss es ja nicht unbedingt rausfinden.

Daher bin ich nur bis zum Ende gefahren und habe mich da kurz umgeschaut. Auf dem Rückweg habe ich dann ungefähr 20x angehalten, denn wenn man einmal anfängt, Blümchen zu sehen und zu fotografieren, dann ist das Auge so drauf geeicht, dass jeder kleine Farbtupfer auffällt. Und dann einfach vorbeifahren? Geht nicht.

Und schon war’s das mit dem Mount Rainier NP – die Fahrt zum nächsten Übernachctdungsort war wenig spannend, also nicht blogwürdig spannend jedenfalls. Wie immer viel Abwechslungsreiche Natur, Häuser, kleine Orte, dann sehr lange eine schnurgerade mehrspurige Straße durchgehend mit Geschäften und Restaurants und vor allem Fastfood…

Ich übernachte heute das erste Mal einfach nur an dem Ort, der strategisch am besten passt, in einem ganz langweilig-normalen Motel6 in Issaquah. Ist ein guter Ausgangspunkt für die morgige Tour, die mich weiter ins Inland führt…

Kurz noch Essen holen, ein Burger von FiveGuys sollte es sein, und damit dann gemütlich auf dem Bett sitzen, den Fernseher anschalten, Fotos sortieren und den Blogpost von gestern und heute hochladen. Ist hiermit erledigt. Gute Nacht!