Wie so oft gab es ein schnelles Frühstück im Motel und dabei eventuell zum letzten Mal amerikanisches Fernsehen? Die meisten Airbnbs haben zumindest keinen Fernseher im Zimmer… ich könnte natürlich im jeweiligen Wohnzimmer gucken, aber da habe ich dann oft anderes zu tun…

Mit einem leckeren Kaffee von hier…

ging’s dann Richtung Osten, aber nur ein kleines Stück, Snoqualmie liegt nur 20km oder Meilen oder so entfernt von meinem Übernachtungsort. So im Nachhinein hätte ich auch einfach hier übernachten können, aber gut, irgendwas muss sich ja auch mal als nicht-optimal herausstellen 😉 – und das wäre bisher so das einzige, was ich eventuell ändern würde, außer dass ich überall einfach noch eine Woche länger bleiben könnte natürlich..

In Snoqualmie gibt es einmal einen tollen Wasserfall und dann eine „historic downtown“. In genau dieser Reihenfolge habe ich das in Angriff genommen. Der Wasserfall hat zusätzlich noch ein oberes und ein unteres Ende. Soweit nicht weiter verwunderlich, aber hier macht das einen riesigen Unterschied.

Unten = quasi alleine, viel Grün, man bleibt relativ trocken.

Und zusätzlich gab es auf dem kurzen Weg vom Parkplatz zum Aussichtspunkt noch einen Teich mit Tierwelt, heute sichtbar: zwei Spechte, einer davon scheint ein Jungtier zu sein, wurde jedenfalls gelegentlich von dem rotschöpfigen gefüttert. Man kann sehr gut sehen, dass sie systematisch der Rinde zu Leibe rücken.

Und dann noch Kolibris, die den Vorteil haben, dass man sie nicht nur optisch finden kann, sondern auch einfach durch intensives Lauschen. So gesehen ist der englische Name „Hummingbird“ ja irgendwie viel schlauer, denn sie summen und brummen wirklich ziemlich laut für ihre Größe.

Das obere Ende des Wasserfalls (ich bin mit dem Auto hingefahren, das Knie, ihr wisst schon…) ist dann anscheinend DER Touristenmagnet. Nicht nur der direkt angrenzende Bezahlparkplatz ist voll, sondern auch die über eine Fußgängerbrücke erreichbaren zwei weiteren großen Parkplätze.

Genau entgegengesetzt zur Besucherzahl war meine Verweildauer: unten fast eine Stunde, oben vielleicht 5 Minuten. Wenn überhaupt. Aber jeder wie er/sie will, die dürfen sich gerne alle an einem Fleck drubbeln und ich bin dann woanders.

Weiter ging’s in den Ort Snoqualmie. Der verdient hier auch wirklich den Namen, oder sagen wir mal es ist ein Örtchen. Klein, aber eben mit historic downtown und einem angeblich sehr guten Eisenbahnmuseum. Kann ich nicht beurteilen, ich habe mir nur die Waggons angeschaut, die neben dem Parkstreifen standen. Aber wenn man sich für Eisenbahnen interessiert, ist das bestimmt gut.

Auf der anderen Straßenseite sind dann die Geschäfte, leider aufgrund des Wochentags teilweise geschlossen. Aber macht ja nichts, bummel ich halt einmal von links nach rechts und zurück und überlege, wo ich einkehren möchte.

Im Black Dog möchte ich einkehren, einem etwas alternativen Künstlercafé, es ist 12 Uhr und ich denke langsam über Mittagessen nach. Passt. Anders als sonst wird man nicht an einen Tisch gesetzt, sondern darf sich einen aussuchen. Formuliert wurde das so: „here’s your menu, I will see you at your favorite table“.

An meinem favorisierten Tisch gab’s dann ein glutenfreies richtig leckeres Sandwich mit Avocado und Truthahn und Salat und Tomate und einen guten Kaffee.

Von einem Mann hinter der Theke, der haargenau so spricht wie Rick Ness von den Goldrausch-Jungs auf DMAX, und auch von Mimik und Gestik eine gewisse Ähnlichkeit aufweist (na gut, und ein paar Kilo mehr, aber er fährt vermutlich auch nicht den ganzen Tag tonnenweise Gestein durch die Gegend und arbeitet körperlich hart).

Irgendwann musste ich weiter, die Tagesetappe ist wieder nicht lang, aber wer weiß, was noch kommt…

Erstmal geht es durch wolkenverhangene Berge bergauf bis zum Snoqualmie Pass, der halt aussieht wie ein Skigebiet im Sommer, wäre in den Alpen nicht großartig anders.

So gerade noch rechtzeitig suche ich die Toiletten auf, ich hatte aus dem Augenwinkel gleich ZWEI Busse davor halten sehen. Eine doppelte Ladung Kinder und Jugendliche standen Schlange, als ich wieder rauskam. Gutes Timing also!

Weiter ging es auf der anderen Seite vom Pass wieder runter. Einen genauen Plan hatte ich nicht, aber wusste, dass es in einem Ort auf der Strecke ein Homestead-Museum gibt, also erste Siedler / Holzhütte… halt so ein Unsere-kleine-Farm-Stil… und dann wäre da noch die Option auf einen „Petrified Gingko Statepark“ gewesen, zwar mit etwas Umweg, aber das wäre ok gewesen.

Hätte, wäre, könnte – ODER man sieht durch die Bäume neben dem Highway einen total hübschen türkis-blauen See und entscheidet spontan, dass das eine viel bessere Idee ist und man da bestimmt toll sitzen und lesen und die Aussicht genießen kann.

Ja, kann man – die nächsten zwei Stunden oder so war das mein „Programm“. Einige Kinder haben sich gegenseitig als „Wahrheit oder Pflicht“-Aufgabe bis zu den Knien da reingeschickt. Es war wirklich kalt, das konnte man ihnen ansehen. Ich habe nur mal einen Finger reingehalten, aber mich hat ja zum Glück keiner genötigt, da mehr Körperteile unterzutauchen.

Ein kleines neugieriges Hörnchen hat mich auch noch unterhalten:

Als ich ausreichend entspannt und gelesen hatte, ging es auf die letzte Etappe nach Wenatchee. Die Fahrt war wie meistens sehr abwechslungsreich, durch viele Berge und viel Wald, Bilderbuch-Farmen gelegentlich irgendwo in der Ferne, kreisende Adler… aber nicht sehr ergiebig für den Blog, die meisten Bilder sind durch die Windschutzscheibe gemacht.

In Wenatchee habe ich wieder in einem Airbnb gewohnt, wie immer in diesem Urlaub in einem Zimmer, keine ganze Wohnung. Der Gastgeber hat mich empfangen (ich hätte aber auch den Code für die Tür gehabt, falls keiner da ist, das ist total üblich so, auch wenn’s mir immer ein bisschen komisch vorkommt, in ein fremdes Haus zu gehen) und mir alles gezeigt, schon da haben wir uns gut unterhalten. Auch die Katze Ray, die sonst wohl meistens Gäste überflüssig findet und daher ignoriert, kam zur Begrüßung und warf sich auch gleich 30 Sekunden später zum Bauchkraulen auf den Boden. Sie sieht Chiara tatsächlich sehr ähnlich, allerdings in ungefähr 2-facher Breite. Eine DOPPELgängerin halt 😉

Eigentlich wollte ich irgendwo was essen gehen, wurde aber dann sehr nett zum Abendessen eingeladen und habe daher den Abend mit Kim und Deb verbracht – tatsächlich eher nacheinander, weil Deb erst noch arbeiten musste. Kim, ich kann das Alter schlecht schätzen, aber irgendwie 60+, hat sehr viele sehr interessante Dinge aus seinem Leben erzählt. Vater Pilot und eigenes kleines Flugzeug, mit dem sie im Land rumgeflogen sind, er selbst dann bei der Army, Meditationstrainer, dann Skilehrer, einen New Age Buchladen mit Yogastudio hatte er auch mal, war bei Wendy’s (einer Fastfoodkette) Inhaber eines Restaurants und danach Trainingsleiter für mehrere, … es wurde nicht langweilig. Als Deb fertig war mit ihrem Meeting, haben wir uns lange über Bücher, Jobs, Reisen, kulturelle Unterschiede und einiges mehr unterhalten. Und zwischendurch wurde die Katze gepuschelt. Der Abend hätte definitiv nicht besser laufen können.