Kategorie: Ostküste (2004) (Seite 1 von 3)

Unsere erste Reise in die USA – 2004 ging’s an die Ostküste.

New York & Abflug

25. August 2004
Ein letztes Mal mit der Fähre nach Manhattan – diesmal mitten im Berufsverkehr und nicht nur mit Touristen, die hin- und direkt zurückfliegen… Frühstück gab es in einem Cafe (zufällig wieder ein „au bon pain“, in einer anderen Filiale haben wir am ersten Morgen gefrühstückt). Natürlich haben wir einen Bagel mit Creamcheese gegessen – vielleicht gibt es die ja auch in Deutschland, z.B. bei WALmart?
Dann sind wir mit der Metro zum Intrepid Sea-Air-Space Museum gefahren. Dort kann man

  • ein Original-U-Boot besichtigen – das auch wieder irgendwie „das weltweit einzige“ ist, ich weiß nur gerade nicht, in welcher Hinsicht… Und die Unterlagen dazu sind im Koffer, wir sitzen nämlich gerade am Flughafen.Es war sehr interessant,und ganz sicher „das einzige U-Boot“, das ich besucht habe. Ziemlich eng, ziemlich warm, in den Duschen wird man vermutlich immer nur von einer Seite sauber, denn drehen kann man sich darin bestimmt nicht. Gleiches gilt für die Betten – vier übereinander, vorne mit Rausfall-Sicherung, Höhe ca. 50cm… @alle Clipperaner: dagegen ist Koje 9 Luxus!!
  • durch eine Concorde laufen – genauer: erst drunter durch, da sieht man schon, wie klein sie eigentlich ist im Vergleich zu „normalen“ Transatlantik-Flugzeugen. Übrigens steht das Flugzeug hier auf einem Schiff, und maximal 1500 Besucher dürfen es pro Tag besuchen. Aber das nur am Rande… Wir waren relativ früh da und durften daher auch rein, einmal längs durchlaufen. Die Sitze waren alle durch Glaskästen geschützt, man konnte also nicht probesitzen. Wir hätten beide mehr Luxus erwartet – aber außer etwas mehr Beinfreiheit sah es aus wie in einem mormalen Flugzeug. Insgesamt wirkte es eher noch enger, weil immer nur 2×2 Sitze in einer Reihe waren und man so gerade in der Mitte stehen konnte.
  • Drittes (und namensgebendes Haupt-) Ausstellungsobjekt ist der Flugzeugträger USS Intrepid. Man kann sich zunächst einen Film über das Schiff ansehen, das u.a. im Zweiten Weltkrieg im Einsatz war. Bis auf die ersten fünf Minuten war der Film auch nur mäßig patriotisch-überladen… Anschließend konnte man im Inneren des Flugzeugträgers (im ehemaligen Hangar) mehrere Ausstellungen (9/11, Men on Intrepid, Raumfahrt, Geschichte der Fliegerei…) ansehen oder auch feststellen, dass hier das Original des Denkmals steht, das uns der Busfahrer in Washington vorenthalten hat. Weiter konnte man dann verschiedene Bereiche des Schiffes ansehen, darunter auch das Flugdeck. Es sieht ja im Fernsehen schon immer so aus, als wäre die Start- und Landebahn zu kurz – in Wirklichkeit ist es noch viel kürzer! Wenn man das so mit der Startbahn vergleicht, die ich gerade durchs Fenster sehe… Auf jeden Fall war es toll, so etwas mal live zu sehen, wenn natürlich auch ohne aktive Flugbewegungen. Ach so, auf dem Flugdeck standen zahlreiche Flugzeuge und Hubschrauber, aber da uns das nicht so interessiert hat, sind wir nur dran vorbei geschlendert und ich kann nicht mehr dazu erzählen.

Von der Kommando-Brücke aus haben wir den laut Reiseführer besten Bagel-Bäcker gesehen, damit war unser Mittagessen klar.
Nach einer kleinen U-Bahn-Irrfahrt (vor drei Wochen war alles einfacher) sind wir dann mit der Fähre zum Auto und mit selbigem zum Flughafen gefahren. Trotz Stau und Autoabgabe waren wir überpünktlich und warten jetzt auf den Beginn des Boardings. Wenn ihr dies lest, sind wir entweder gerade in der Luft (gilt für Frühaufsteher) oder schon wieder auf heimischem Boden (gilt für den Rest)…

Küste New Jersey & New York

24. August 2004
Wir haben kurz überlegt, ob wir noch einen Tag bleiben sollen, dann aber doch entschieden, wie geplant abzufahren. Da wir nicht genau wussten, wo es an der Küste schön ist, sind wir einfach drauflos gefahren. Quer rüber, von Philadelphia nach Osten. Dann sind wir an der Küste hochgefahren und haben uns diverse Badeorte angesehen. Wunderschön, fast ausschließlich weiße Holzhäuser, verwinkelt, jedes anders als seine Nachbarn…
Mittagessen gab es auf einer Bank in einem Park, nachdem wir ein paar leckere Sachen im Supermarkt eingekauft hatten. Warum wir nicht am Strand gegessen haben, wo doch so schönes Wetter war? Und – um die Frage vorwegzunehmen – warum wir nicht gebadet haben? Tja, erstmal fanden wir es ein bisschen teuer – 3$ Parken, 6$ Strand-Eintrittsgebühr pro Person und nochmal 4$ für die Umkleidekabinen… Jawohl, die muss man nutzen. Am Strand umziehen ist „unlawfull“, Strafe 100$. In einer der öffentlichen Toiletten umziehen ist auch verboten – 200$ Strafe oder Gefängnis oder beides… Wir sind dann eben auf einer der Strandpromenaden spazierengegangen und haben uns ansonsten hauptsächlich die Orte angesehen.
Weiter ging es in Richtung Norden. Wir hatten uns überlegt, morgen noch nach NY zu fahren, schließlich fliegen wir erst um 20.20h los. Spontan sind wir dann bis nach Staten Island gefahren, um vielleicht dort zu übernachten. Große Hoffnung, etwas bezahlbares zu finden, hatten wir Nicht. Aber dank tatkräftiger Unterstützung des Navigationssystems haben wir doch etwas gefunden, nur 5min. zu laufen bis zur kostenlosen Fähre nach Manhattan.
Dort haben wir dann den Abend verbracht – in einem Deli etwas zu essen geholt und dann rüber nach Brooklyn. Dort waren wir vor drei Wochen schon – unterhalb der Brooklyn Bridge, mit Blick auf die Manhattan-Skyline… Sehr schön für einen letzten Abend!

Philadelphia II

23. August 2004
Heute sind wir extra früh aufgestanden, da man uns gestern gesagt hatte, dass am späten Vormittag oft schon alle Karten für die Independence-Hall-Führung weg sind. Also waren wir um 9h an der Ticket-Augabestelle (Karten kosten nichts, sind nur zur Reglierung des Besucherzustroms gedacht) und kurz darauf schon durch die Sicherheitskontrolle (mal wieder Tasche durchleuchten und durch die Personenkontrolle).
Eigentlich wollten wir gar nicht unbedingt, aber nach der Kontrolle mussten wir zwangsläufig dran vorbei: an der Liberty Bell, einer ca. 1m hohen Glocke. Uns fehlte wohl das patriotische Bewusstsein, denn wir waren nicht so sonderlich beeindruckt – zumal das gute Stück einen ziemlichen Sprung hat… Für Amerikaner ist sie aber DAS historische Zeugnis ihrer Unabhängigkeit, denn sie wurde am Tag der Unabhängigkeitserklärung zum ersten Mal geläutet (und ging dabei gleich kaputt).

Weiter ging es über eine von Park Rangern bewachte Straße auf den Independence Square, um den herum verschiedene historisch bedeutsame Gebäude liegen. Wir haben erst einen Blick in die Congress Hall geworfen und dann die Führung durch die Independence Hall mitgemacht. Sehr interessant, hier wurde 1776 über die Unabhängigkeitserklärung und 1787 über die Verfassung verhandelt…
Anschließend haben wir eine Runde mit unserem BigBus gemacht – schließlich war unser Ticket noch bis 15h gültig! Wir haben die Fahrt kurz unterbrochen, um uns die Bibliothek anzusehen. Dort hatten sie gerade eine Ausstellung mit alten Fotos von allen Räumen… Im Vergleich mit „normalen“ Leihbibliotheken war diese sehr schön, altes Gebäude, Deckenverzierungen etc, aber trotzdem konnte das Gebäude mit der Public Library in New York und mit der Congress Library in Washington nicht mithalten!
Wir sind dann weitergelaufen bis zum Museum of Art – nicht der Kunst wegen, das Museum war sowieso geschlossen (Montag), sondern um uns die Rocky-Treppe anzusehen. Hätte ich jemals einen Rocky-Film gesehen, hätte ich vielleicht auch erkannt, dass er dort immer seine Kondition trainiert hat. Aber was nicht ist… Anschließend haben wir dann die Tour zuende gemacht, diesmal mit mehr Erfolg, denn der Tourguide war verständlicher.
Als nächstes haben wir uns – vorbei am Grab von Benjamin Franklin – aufgemacht zum Betsy Ross House. Dort hat besagte Dame (angeblich?) die US-Flagge erfunden und zum ersten Mal genäht. Das Museum dazu war nicht so interessant, aber die mittägliche Theatervorführung, wie es zur Flagge kam, war sehr amüsant gemacht. Moderne Reporterin, Zeitsprünge, alle beteiligten Personen sind da, witzige Dialoge… Das Ganze unter freiem Himmel im Innenhof des Hauses.
Weiter zu Fuß

  • zur ältesten durchgehend besiedelten Straße in den USA (seit 1723?)
  • durch Chinatown
  • zum Reading Terminal Market, eine Markthalle mit vielen Ess-Ständen diverser Nationen. Frank hatte ein Philly Cheesesteak, d.h. ein Baguette mit gebratenem dünnem Rindfleisch, Käse und gebratenen Zwiebeln – schmeckt gut! Ich habe einen Crab Cake probiert, weil der hier typisch ist – hat sich als eine Art Frikadelle aus Krabbenfleisch herausgestellt, auch sehr gut
  • zur Cityhall, weil wir auf den Turm wollten, da waren aber schon alle Karten verkauft – also Pech gehabt, kein Blick auf Philadelphia von oben
  • zum National Constitution Center, einem multimedialen, interaktiven Museum zur Verfassung. Einführungsfilm im 360-Grad-Kino mit Live-Erzähler, dann sehr gute Ausstellung
  • zu Penn`s Landing, hier soll William Penn (Gründer von Philadelphia und Namensgeber von Pennsylvania) gelandet sein; wir sind einfach ein bisschen am Ufer des Delaware River entlang gelaufen

Abendessen gab es in der South Street, hier liegt ein Cafe/Restaurant neben dem nächsten. Schwierige Auswahl… Und zur Verdauung dann noch der Spaziergang zurück zum Auto, mit ein paar Umwegen durch die Straßen von Society Hill (das ist die schöne Wohngegend, durch die wir schon gestern gelaufen sind…)

Philadelphia I

22. August 2004
Irgendwie haben sich höhere Mächte gegen uns verschworen und scheinen der Meinung zu sein, dass wir lieber Städte besuchen als Natur gucken sollen – oder warum sonst ist schlechtes Wetter, wenn wir Natur eingeplant haben (1000-Islands, Skyline Drive), und blauer Himmel+Sonne an Städtetagen? Heute war jedenfalls optimales Sightseeing-Wetter: Sonne, aber nicht zu warm, und dazu der perfekte blaue Himmel als Foto-Hintergrund für die historischen Gebäude…
Wie schon angekündigt, sind wir nach dem Frühstück nach Philadelphia gefahren und haben uns dort erstmal ein Hotel gesucht. Etwas außerhalb, da ist es mindestens 51$ billiger als bei allen Hotels direkt in P., bei denen ich gefragt habe. Trotz der Brücken- und Parkgebühren sparen wir also, und lange dauert es mit dem Auto auch nicht bis zum touristischen Zentrum…
Ungefähr gegen 13h waren wir dann in Philadelphia Downtown. Ratet, wie wir angefangen haben? Genau, mit einer Überblick schaffenden Rundfahrt. Grayline gibt es hier nicht, dafür BigBusTours mit 24 Stunden hop-on-hop-off. Die erste Runde haben wir dann auch gleich gemacht, allerdings ohne auszusteigen. Wie gesagt, Überblick… Den haben wir jetzt, werden die Tour aber sicher nochmal machen – dann hoffentlich mit einem Tourguide, der nicht „indall“ sagt, wenn er „independence hall“ meint! Er hat ziemlich schnell gesprochen und viele Silben verschluckt…
Nach der Tour sind wir zunächst im Visitors Center gewesen und haben uns einen halbstündigen Film angesehen – er basierte auf den Tagebüchern von vier Personen mit unterschiedlichem politischem Hintergrund, die die Zeit der Unabhängigkeitserklärung erlebt haben. Anschließend haben wir uns mit Stadtplänen und Infomaterial zu Sehenswürdigkeiten eingedeckt und ein bisschen sortiert, was wir morgen machen möchten.
Eigentlich wollten wir noch auf den Turm der Cityhall und sind auch dorthin gelaufen, aber wir waren eine halbe Stunde zu spät. Also sind wir weiter bis in eines der schönsten Viertel der Stadt gelaufen und dort einfach in Ruhe spazieren gegangen. Society Hill ist wirklich toll – fast ausschließlich alte, schön renovierte rote Backsteinhäuser, Blumen, Bäume, schöne Eisengeländer an den Treppen…

Zum Abendessen waren wir in der City Tavern – gegründet 1773, hier waren schon George Washington, Thomas Jefferson und John Adams zu Gast. Vor 30 Jahren originalgetreu wieder hergerichtet. Die Kellner tragen Kostüme aus dem 18. Jahrhundert und alle Gerichte sind nach alten Rezepten gekocht. Super-lecker! Wir hatten „pan seared monkfish with an herb butter sauce, served with barley and vegetables“ und „Matha Washington Style Colonial Turkey Pot Pie“.
Das war´s schon für heute, morgen mehr aus Philadelphia!

Shenandoah NP & Schuyler

21. August 2004
Mal wieder was zum Frühstück: Kaffee gab es heute bei 7Eleven, einer Art Supermarkt mit eingeschränktem Sortiment – es gibt vor allem Süßkram, Chips und Cola. Und eben leckeren Kaffee: normal aus der Kanne oder Cappucchino aus dem Automaten, dazu ein großes Angebot an Aromen (Haselnuss wie in NY, Caramel wie bei Starbucks und Irish Cream als Sirup und diverse weitere Sorten als „flavored sugar“ – gemerkt habe ich mir nur Marshmallow…). Also haben wir uns einen extra-großen Becher French Vanilla Cappucchino mit Caramel-Flavor geholt, dazu zwei leckere Muffins. Damit sind wir dann in den Nationalpark gefahren.
Leider war die Aussicht nicht so besonders, es ist ziemlich diesig, man kann nicht besonders weit sehen. Das ist beim „Skyline Drive“ (so heißt die Straße durch den Park, weil sie immer oben auf der Bergkette der Blue Ridge Mountains langführt) natürlich extrem unpraktisch… Obwohl Täler mit aufsteigenden Wolken auch ganz nett sind! Jedenfalls haben wir eine ganze Reihe Deers (=Rehe) aus der Nähe gesehen. Die sind hier ungefähr so scheu wie die Squirrels (=Eichhörnchen) in den Städten – also überhaupt nicht. Die Rehe bleiben sogar am Straßenrand stehen, wenn man direkt neben ihnen zum Fotografieren anhält! @Mama: ich habe das gleiche Pech gehabt wie du mit dem Elch in Schweden. Nur war es hier ein knuddeliger kleiner Baby-Schwarzbär, den Frank gesehen hat… Ich habe in dem Moment eine Karte in meiner Tasche gesucht – ärgerlich. Alle anderen Bären sind vor dem Regen geflüchtet oder zumindest der Straße ferngeblieben – und aufgrund des Wetters hatten wir kein Bedürfnis, zu wandern (war eigentlich so geplant). Nach 105km hatten wir den Park dann durchquert und dafür schon mal die ersten vier Stunden des Tages verbraucht.

Der nächste Punkt auf der Tagesordnung war Schuyler. Schuyler – gesprochen „Skeiler“ – wer oder was ist das denn??
Drei Hinweise: Blue Ridge Mountains,7 Kinder, gute Nacht John-Boy! Genau, in Schuyler gibt es ein Waltons-Museum, in dem man einen Film (Interviews mit den Schauspielern etc.), mehrere der Film-Zimmer und diversen Kleinkram sehen kann. Übrigens ist das Museum in Schuyler, weil der Autor hierher stammt und seine ganze Familie in der Serie verwurstet hat… Ist auch im Museum dargestellt – welches Geschwister welcher Rolle entspricht…
 
Anschließend sind wir noch ein ganzes Stück gefahren – um genau zu sein, haben wir bis auf die Stunde im Museum den ganzen Tag im Auto gesessen. Das war aber für diesen Urlaub eine absolute Ausnahme und eben auch durch das Wetter bedingt.
Die Fahrt durch Virginia war echt schön. Bei Bau der zweispurigen Schnellstraße haben sie sich nicht die Mühe gemacht, die Hügel abzutragen – und es gibt hier eine Menge Hügel! Das Auf und Ab erinnerte ein bisschen an eine frühere IKEA-Werbung… Jedenfalls war die Landschaft gaaanz ent-zü-ckend. Oder auch: ent-zük-kend für Anhänger der alten Rechtschreibung 🙂
An Washington D.C. vorbei (mit direktem Blick auf das Pentagon) sind wir dann in Richtung Philadelphia gefahren, allerdings nur bis kurz hinter Baltimore. Hier verbringen wir die Nacht und fahren dann morgen die restlichen 100 Meilen bis zu unserem letzten großen Stopp. *schnüff*

Washington D.C. II

20. August 2004 Die Top10-Sätze, an denen man erkennt, dass man in Washington D.C. ist:
10. Ach, schon wieder eine Sicherheitskontrolle?
09. Mir ist warm!
08. Warum gibt es auf der Mall keinen Schatten?
07. Wo gibt es hier was zu trinken???
06. Warum ist die Mall so breit?
05. Warum ist die Mall so lang?
04. Aua, meine Füße tun weh!!
03. WOW!!! Tolles Gebäude!!!
02. Wo haben die bloß den ganzen Marmor her?
Und die Nummer 1 der Sätze, an denen man erkennt, dass man in Washington ist:
01. War das hier eine römische oder eine griechische Kolonie?
Nun aber zum Tag heute: Beginnen wollten wir mit dem Kapitol – also haben wir uns mit einem der ersten Shuttle-Busse aufgemacht und nach einem kleinen, baustellenbedingten, schweißtreibenden Umweg dann auch den Karten-Kiosk gefunden. Tickets sind kostenlos, aber zeitgebunden. Wir hatten 11:20h und damit 1,5 Stunden Zeit. Die haben wir im Supreme Court (Eingangshalle, Gerichtssaal, Film über Aufgaben) und in der mit 850km Bücherregalen weltweit größten Bibliothek (Library of Congress, Führung durch verschieden Hallen) verbracht. Beide liegen direkt oberhalb des Kapitols, direkt nebeneinander, aber trotzdem waren wir jedesmal froh, wenn wir wieder in einer „air conditioned area“ waren…

Weiter ging es dann mit der Führung durch das Kapitol, von der Funktion ungefähr vergleichbar mit dem Reichstag in Berlin. Hier musste man übrigens – wie in allen heute besuchten Gebäuden – durch Sicherheitsschleusen und alle Taschen wurden durchleuchtet. Waffen, weißes Pulver, Sprühdosen und jegliche Flüssigkeiten sind verboten! Die Führung war sehr interessant, auch wenn es weniger um die politischen, als vielmehr um die innen-ausstatterischen Aspekte ging. Wir hatten einen sehr netten Tourguide (ja, man konnte ihn verstehen), der uns viele interessante Details zu Statuen, Gemälden etc. erzählt hat. Und Und auch von dem netten akustischen Effekt im ehemaligen Sitzungssaal des Repräsentantenhauses: Heimlichkeiten austauschen ging nicht ohne weiteres, weil man quer durch den Raum alles verstehen konnte… Das hat unser Tourguide dann auch – flüsternd! – demonstriert…
Weiter ging es durch die schwüle Hitze zum Old Post Office, das einen netten Food Court hat, in dem wir uns einen Caesar`s Salad zum Mittagessen geholt haben. Außerdem waren wir auf dem Turm, der zwar nicht so hoch ist wie das Washington Monument (der Obelisk in der Mitte der Mall), dafür aber a)kostenlos und b)ohne Warteschlange. Die Weitsicht war sowieso nicht so toll, es war ziemlich diesig, und für die wichtigsten Gebäudem im näheren Umfeld reichte es auf jeden Fall.
 
Nächster Abkühlungspunkt: das Visitors Center des Weißen Hauses. Diesmal waren wir früh genug und konnten uns den Film in Ruhe ansehen. Danach haben wir uns noch kurz den Rest der Ausstellung, den wir gestern nicht geschafft hatten, angesehen, bevor wir uns wieder nach draußen gewagt haben. Nach einem längeren Marsch haben wir uns dann

  • das Lincoln Memorial (Säulengebäude, 6m-Lincoln-Figur, Blick auf Reflecting Pool mit gespiegeltem Washington Monument)
  • das Vietnam Veterans Memorial (schwarze Wand mit eingravierten Namen der Gefallenen)
  • das Korean Veterans Memorial (ca. 20 lebensgroße Soldaten-Statuen in voller Montur, schwarze Marmorwand mit Bildern von Soldaten)
  • das Franklin D. Roosevelt Memorial (4 durch Mauern getrennte Bereiche für 4 Abschnitte seiner Regierungszeit, jeweils mit Wasserfällen, Statuen von FDR, wichtigen Zitaten)

Da wir ziemlich k.o. waren vom Herumlaufen in der Hitze, und da wir den ganzen Tag nur in kostenlosen Sehenswürdigkeiten waren (naja, dieses Argument nur für`s reine Gewissen), haben wir uns für die Fahrt zur Union Station und damit zum Shuttle-Bus ein Taxi genehmigt. Anschließend sind wir 150km nach Westen gefahren zum Shenandoa Nationalpark, den wir uns morgen ansehen wollen.

Washington D.C. I

19. August 2004
Die neuen Eindrücke werden nicht weniger, die Kontraste zwischen unseren Tagesprogrammen auch nicht. Gestern die betont schlichte Amish-Welt, heute das pompöse (aber deshalb nicht weniger reizvolle) Washington… Das ist wohl genau das, was unsere Reise so toll macht – die Abwechslung. 25 Tage Metropolen würde ich nicht durchstehen, die „Natur“-Tage brauche ich als Ausgleich.

Nun aber zu Washington: Gestern abend hatten wir uns im Wesentlichen den Bahnhof (Union Station) von innen und das Kapitol von außen angesehen. Heute haben wir dann mit der altbekannten Grayline angefangen. Zum ersten Mal hatten wir einen Tourguide, den wir nicht verstanden haben – das lag aber wohl weniger an uns, als vielmehr an seinem Genuschel… Jedenfalls haben wir nach ein paar Stationen die Hop-off-Option genutzt und uns den Arlington Cemetery, den bekanntesten Friedhof der USA, angesehen. Dort gibt es über 260.000 Gräber von „Personen im Dienst des Staates“, meist Angehörige des Militärs. Außerdem sind dort JFK & Frau beerdigt und es gibt ein Grab des unbekannten Soldaten. Dort findet halbstündlich eine Wachablösung statt – die ich persönlich reichlich merkwürdig fand. Natürlich viel Hacken-Zusammenschlagen und Gewehr-Rumwirbeln, das kennt man ja. Aber dann die Überprüfung des neuen Wachhabenden…der Obermuckel hat sich bewegt wie eine der Spielzeug-Figuren in Toystory… eine Demonstration wird gerne live nachgeliefert!

Weiter ging es mit der Grayline, diesmal mit einem besseren Fahrer bzw. Tourguide – diesen konnte man verstehen. Da macht die Stadtrundfahrt doch gleich viel mehr Spaß… Unser nächster Hop-off-Punkt war Georgetown, der älteste Stadtteil, deutlich früher gegründet als Washington selbst. Dort sind wir erst ein bisschen durch die Einkausstraße gebummelt, haben uns zwischendurch in Geschäften abgekühlt (ist ziemlich feuchtwarm hier) und dann in der schönsten Mall Mittag gegessen. Zur besseren Verdauung wieder ab in die Hitze und 1000 Schritte tun – in diesem Fall durch die wunderschönen Wohnstraßen von Georgetown und zurück am C&O-Kanal (Chesapeake-Ohio) entlang, der hier sehr schmal ist und, von ein paar Mini-Schleusen unterbrochen, mitten durch den Stadtteil verläuft.
Weiter ging es natürlich mit der Buslinie unseres Vertrauens. Diesmal über die „Embassy Road“, die ihren Spitznamen von den vielen Botschaften hat (eigentlich heißt sie Massachussetts Avenue). So schnell konnte man gar nicht nach links und rechts gucken, wie der Busfahrer die Namen und oft noch einen Satz in Landessprache runtergerasselt hat… übrigens überaus verständlich!
Unser nächster Stopp lag am White House Visitors Center. Dort wollten wir eigentlich den Info-Film und danach die Ausstellung sehen, waren aber etwas spät dran. Wir konnten nur noch ein bisschen was lesenmüssen also morgen wiederkommen. Statt Film wollten wir das Weiße Haus dann „in echt“ sehen, jedenfalls von Weitem, nah dran kommt man ja nicht. Unterwegs hatten wir gelesen, dass es doch wieder Führungen gibt und man sich an seinen Senator oder – als Ausländer – an seine Botschaft wenden soll. Haben wir dann direkt mal telefonisch gemacht und erfahren, dass man dafür schon drei Monate im Land leben muss… Hätten sie ja auch dranschreiben können… Also doch nur das Standardfoto, und George W. haben wir auch nicht gesehen!
Zur Vertiefung wollten wir nochmal die Rundfahrt machen und haben uns für den letzten fahrenden Grayline-Bus (16h) angestellt. Und wer kam? Na klar, der Nuschler. War nicht viel mit Vertiefung, er war genauso unverständlich wie morgens. Egal, aussteigen und mit dem nächsten Bus fahren ging ja nicht. Also haben wir uns darauf konzentriert, schöne Fotos zu machen.
Aussteigen, quer über die Mall (diesmal kein eisgekühltes Einkaufszentrum, sondern DER zentrale Grünstreifen in Washington, an dem alle wichtigen Gebäude, Museen und Denkmäler stehen) und rein ins klimatisierte International Spy Museum. Dort sind a) diverse Spionagetechniken, b) Zubehör wie Wanzen etc. und c) Anekdoten/Historisches ausgestellt oder erläutert.Sehr interessant, leider reichte mal wieder die Zeit nicht, wir hatten nur zwei Stunden und hatten uns das nicht sooo groß vorgestellt – oder sooo informativ und lese-und-ausprobier-intensiv. Auf dem Bild: Frank im filmtypischen Belüftungsschacht – hier touristenfreundlich mit Teppich ausgelegt.

Tag vorbei, Caesar-Salad in der Union Station, Shuttle-Bus, Schluss!

Lancaster – Washington D.C.

18. August 2004
Das geplante Amish-Programm mussten wir etwas kürzen – der als Einstieg geplante Film wird nicht mehr gezeigt… Schade! Also haben wir mit der „experience theater„-Vorstellung angefangen. Das ist im Prinzip auch ein Film, aber in einem besonderen Raum: einer Amish-Scheune nachempfunden, mit vier Beamern/ Projektionsflächen, einer Special-Effect-Bühne… dort wurde dann ein Film über einen Amish-Teenager gezeigt, der nicht sicher ist, ob er sich taufen lassen soll. Auf den verschiedenen Projektionsflächen wurden meistens verschiedene Perspektiven gezeigt… war nett gemacht und sehr interessant.
Anschließend haben wir eine Führung durch ein (nachgebautes) Amish-Haus gemacht – äußerst interessant, hier haben wir viel von dem erfahren, was wir in dem Film hätten sehen wollen… Es war schon spanend zu erfahren, was (und warum!) die Amish aus „unserer Welt“ übernehmen und was nicht… Da mich die so total andere Lebensweise schon immer fasziniert hathabe ich mir ein Buch zum besseren Verständnis gekauft: „The Amish in their own words“, gesammelte und thematisch sortierte Artikel aus einer Amish-Zeitung.
Nächster Programmpunkt: eine Fahrt durch das Farmland in einer Amish-Kutsche… Etwas kurz, und ich hätte auch gerne mehr gesehen; anderseits sind es eben auch „real people“ und keine Schauspieler wie im Upper Canada Village, denen man permanent über die Schulter schauen kann…

Zum Mittagessen haben wir uns dann ein „typisches Amish-Dinner“ ausgesucht. Ganz usa-unüblich wurde man an langen Tischen zusammengesetzt (eigentlich ist hier sowas wie „dürfen wir uns dazusetzen“ im vollen Cafe ganz daneben). Wir haben so mit einem älteren Ehepaar aus Minnessota zusammengesessen und uns gut unterhalten. Übrigens: wen man auch spricht, jeder hier war schon mal in Deutschland oder hat sonst zumindest einen nahen Verwandten, der dort (ge)lebt (hat)! Das Essen war super, all you can eat, aber ohne Chance, alles zu probieren… wir haben uns also auf die uns unbekannteren Dinge konzentriert und werden vor allem den „Shoo-fly pie“ in Erinnerung behalten – das Rezept habe ich, den werde ich dann mal zuhause nachbacken!
Genug Amish für heute, nach dem Essen mussten wir los in Richtung Washington. Nach den 6 Stunden Fahrt gestern waren die 3 Stunden heute deutlich angenehmer – mehr Autobahn, weniger Meilen. In Washington wohnen wir in einem Hotel etwas außerhalb, aber mit Shuttle-Van zur Union Station (=mitten in die Stadt). Den haben wir dann gleich ausprobiert…
Morgen werden wir erstmal eine Stadtrundfahrt machen. Der übliche erste Überblick, außerdem ist hier alles etwas weiter auseinander, wenn man dem Reiseführer glauben darf – also können wir so bequem von a nach b fahren und bei Bedarf aussteigen…

Letchworth S.P. – Lancaster (Amish)

17. August 2004
Wir haben prima geschlafen, so mitten im Wald und neben dem Wasserfall, und das Frühstück war ausgezeichnet. Frank hatte „marble rhye toast“ zu seinem Omelette bestellt, ohne genau zu wissen, was das ist… marble = Marmor, nicht bezogen auf die Härte, sondern auf das Muster! Sah aus wie Marmorkuchen… Nur eben aus zwei verschieden-farbigen Toastteigen.

Nach dem Frühstück sind wir erst bis zum Upper Fall gelaufen und anschließend zurück, am Hotel und dem Middle Fall vorbei bis zum Lower Fall. Alle drei sind echt beeindruckend, und vom U.F. bis zum L.F. wird der Canyon immer tiefer. Ziemlich tief, um genau zu sein… Und alles mitten im Wald, kein zivilisatorischer Lärm, nur das Rauschen (oder, wenn man näher dran steht, Donnern) der Wasserfälle… In soviel Natur haben wir also den ganzen Vormittag verbracht.

Zum Hotel zurückgekehrt, sind wir dann durch den ganzen Park bis zum Nordende und dort auf die Autobahn gefahren. Ziel des Tages: Lancaster bzw. Amish County. Genau, Amish sind die Menschen, die immer noch weitgehend ohne unsere technischen Errungenschaften von der Landwirtschaft leben. Bilder von ihnen bzw. den Pferdekutschen hat bestimmt jeder schon mal gesehen… Ein entsprechendes „Museum“ (traditionell eingerichtetes Amish-Haus, Film, Multimedia-Infos, Buggy-Tour) und dann die Weiterfahrt nach Washington D.C. stehen für morgen auf dem Plan.
Daher haben wir in Lancaster ein Motel gesucht und gefunden. Nicht so idyllisch gelegen wie das Hotel gestern, sondern eben ein typisches Motel zwischen Autobahn und diversen Fastfood-Restaurants, aber wir wollen ja auch nur schlafen.

Niagara Falls

16. August 2004
Ja! So haben wir uns das vorgestellt! Strahlend blauer Himmel und schön warm… Gleich als erstes haben wir uns in die quasi noch nicht existierende Schlange bei der „Maid of the Mist“ gestellt und sind auch direkt mit einem der ersten Boote gefahren. Natürlich nicht ohne blaues Ganzkörper- Regencape… Das man auch dringend brauchen, denn die Boote fahren wirklich sehr nah an den Wasserfall. Zum Vergleich: stellt euch an einem fiesen Herbsttag bei starkem Regen und viel Wind auf den Balkon, ohne Schirm natürlich – so ähnlich fühlte sich das an. Nur mit blauem Himmel… Und sehr eindrucksvoll!!!

Anschließend haben wir uns bei einem Bagel/Creamcheese-Frühstück auf einer Aussichtsterrasse mit Blick auf alle drei Fälle etwas trocknen lassen. Weiter ging es zu Fuß bis zur Kante des kanadischen Horseshoefall (das ist der große hufeisenförmige). Dort haben wir erstmal unsere Regencapes wieder angezogen, denn es steigt ganz schön viel Wasser auf – man kann nicht das ganze Halbrund sehen, weil soviel „Nebel“ darin aufsteigt.
Nächster Stopp: Der Startpunkt des White Water Walks, eines Fußweges direkt an den vielen Stromschnellen, weit unterhalb der Straße. Die 7$ pro Person für den Aufzug waren uns aber zu teuer, also sind wir weitergefahren zum sog. Whirlpool. In diesem Becken macht das Wasser eine Schleife und fließt dann unter sich selbst durch weiter zum Ontariosee. Ich zeige euch das demnächst auf unseren Bildern, ist schwer zu erklären… Jedenfalls haben wir uns den Whirlpool von verschiedenen Punkten angesehen. Erst von der kanadischen Seite aus, dann sind wir über die Brücke zurück in die USA gefahren. Ging erstaunlich schnell und einfach, da gab es ja diverse Horrorgeschichten… Bei uns lief alles glatt!
Abschluss unseres Niagara-Besuchs war dann die US-Seite der Fälle, dort kommt man an alle drei Fälle direkt heran – steht also oben an der Abbruchkante. Und da der Wind den ganzen aufgewirbelten Nebel auf die kanadische Seite treibt, bleibt man schön trocken und kann dabei viel mehr sehen.

Nach den Niagara-Fällen ging es weiter in Richtung Osten, zum Letchworth Statepark. Auch eine Schlucht mit Wasserfällen… Wir sind erst bei Sonnenuntergang angekommen, haben also noch nicht viel gesehen. Eigentlich wollten wir am Silver Lake (Karl May lässt grüßen) übernachten, haben dort aber zum Glück kein Motel gefunden. Zum Glück? Ja, denn jetzt wohnen wir direkt im Nationalpark in einem tollen kleinen Hotel, direkt an einem der Wasserfälle. Auch der ist abends beleuchtet, aber zum Glück nur neutral weiß und nicht kitschig-bunt. Sieht echt toll aus… Im Internet findet ihr unser Hotel unter www.glenirisinn.com (steht jedenfalls auf der Karte, wir haben die Seiten nicht selbst gesehen).
Morgen wollen wir erstmal spazieren gehen und uns den Park in Ruhe ansehen, und dann fahren wir in Richtung Amish County und Washington D.C. weiter.

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