Oder wenn wir in der Landessprache bleiben: The one in the Fiery Furnace. Der Arches NP ist in verschiedene Bereiche unterteilt, die komplett unterschiedliche Felsformationen aufweisen. Fiery Furnace ist der einzige, der nicht frei zugänglich ist, sonder nur mit einem Permit. Nachdem wir drin waren, können wir bestätigen: Hier kann man sich so leicht verlaufen, dass man ohne ortskundigen Führer nicht wieder rausfinden würde.Wir hatten einen der relativ begrenzten Plätze der offiziellen Ranger-Führungen des Nationalparks ergattert, ansonsten kann man für den 8-10fachen Preis auch bei verschiedenen Firmen Touren buchen. Unsere Führung begann um 14h, daher fangen wir jetzt erstmal am Anfang des Tages an, nach dem Frühstück im Hotel und dem kurzen Stopp am Espresso Drive Through.
Erster Tagesordnungspunkt auf Franks Liste (er war für die Planung in Moab zuständig) war der Hurrah Pass. Moderate Strecke, kein Asphalt, aber harmlos 🙂 Bei McDonalds in Moab rechts ab, und dann einfach immer weiter geradeaus. Nach kurzer Zeit trifft die Straße auf den Colorado und führt daran entlang, ins Tal des Kane Creek. Auf dem Grund des Canyons wächst frisches Grün, nicht nur Büsche, sondern richtige Bäume. Sehr idyllisch hier… und gut zu fahren, selbst die Serpentinen sind breit genug für zwei Autos, ich möchte dann nur nicht der sein, der „außen“ fährt. Leitplanken oder ähnliches sucht man hier nämlich vergeblich.

Auf diesem ersten Teil der Strecke war also der Weg das Ziel – im Gegensatz zu gestern, auf den Weg zum Delicate Arch hätte ich ganz gut verzichten können. Da es dort aber noch voller wäre, wenn jeder Hans und Franz ihn mit dem Auto anfahren könnte, ist es dann doch ganz gut so wie es ist.
Erst das letzte Stück des Wegs zum Pass hinauf ist etwas steiniger, aber es lohnt sich – die Aussicht über den Colorado, die gestreift wirkenden Felsen, die verschiedenen Ebenen, die Weite… auf der anderen Seite des Flusses liegen der Dead Horse Point State Park und die Potash Road, beides haben wir beim letzten Mal gesehen/befahren (*klick* und *klick*).

Der Rückweg war ebenfalls sehr entspannt, ich habe Frank dann auch abgelöst, als wir den Berg hinter uns hatten. Ich schaue mir ja gerne erstmal auf dem Hinweg an, was mich so fahrtechnisch erwartet. Schlammlöcher oder so 😉
Zurück in Moab sind wir kurz im City Market gewesen und haben uns mit Lunch-Zutaten eingedeckt. Die sind gut auf die vielen Outdoor-Touristen eingerichtet und bieten z.B. lauter leckere Salate an, Wraps, Sandwiches und so weiter. Sehr zu empfehlen: einfache Gartensalatmischung kaufen, Tortillawraps und Salsa, und dann selbst Wraps bauen. Im Land der unbegrenzten glutenfreien Möglichkeiten geht das, die haben reine Mais-Tortillas. Jippie!
Das Picknick gabs am Fiery Furnace Viewpoint, dem Ausgangspunkt der geführten Tour. Man unterschätzt schnell die Entfernungen, von Moab ist man in 10 Minuten am Eingang des Arches NP, aber von dort aus ist es nochmal eine halbe Stunde Fahrt (und das ist nichtmal das Ende des Parks). Damit wir entspannt starten können, sind wir also schon sehr zeitig da und bereiten uns vor. Essen, Getränke mischen (wir verdünnen immer Eistee, Lemonade oder Limeade mit viiiiiel Wasser, anders kann man das süße Zeug nicht trinken) und den Rucksack damit vollpacken, mit Sonnenmilch eincremen (die erste Flasche ist fast leer), Wanderschuhe anziehen (prima Gefühl übrigens mit Blasen an beiden Fersen) und Auto abschließen.
Am Anfang des Trails hat uns Ranger Kait in Empfang genommen – merkwürdige Schreibweise, üblicherweise wäre das wohl eine Kate. Die Gruppe bestand aus 23 Touristen aus verschiedenen Staaten der USA, Polen, Österreich und Deutschland. Trotz ausdrücklicher Hinweise überall im Park hatte die eine Gruppe viel zu wenig Wasser dabei (eine Miniflasche für jeden – empfohlen sind mindestens 1, besser 2 Liter!). Also wurden sie zurückgeschickt und mussten aufstocken. Immerhin hatten alle die richtigen Schuhe an, auch da wurde kontrolliert. Mit Flipflops wäre da keiner mitgekommen, selbst Sneakers waren ausdrücklich verboten.
Und dann ging’s los in den Schmelzofen. Ist nicht übertrieben, es ist ganz schön warm da unten. Wir dachten erst, die Morgentour wäre besser gewesen, aber es stellte sich raus, dass jetzt in der Nachmittagstour fast überall schon Schatten war, weil wir die meiste Zeit unten zwischen den Felstürmen und Felsscheiben und Felsen überhaupt herumgekraxelt sind. Zwischendurch wird immer wieder angehalten und erklärt. Die Ranger hier können das einfach super, engagiert, sehr anschaulich, witzig, oft sehr persönlich, und man lernt natürlich noch was dabei. Es gibt hier oben zum Beispiel die Fairy Shrimps, deren Eier bis zu 50 Jahre Trockenheit überstehen – sie leben in den Potholes, kleinen Senken im Fels, die sich nach Regen mit Wasser füllen. Und dann wieder austrocknen. Faszinierend… ist so ähnlich wie Winterschlaf, nur eben viel länger und statt durch Kälte durch Wassermangel ausgelöst. Gibt auch ein Wort dafür, das muss ich nochmal googeln…

Die Landschaft bzw. die Felsen um uns herum waren beeindruckend – umso mehr, weil wir ja mittendrin waren und nicht nur von oben fotografiert haben. Es ging durch sandige Passagen, kleine „Oasen“, unter dem Walk Through Arch hindurch und optional auch gekrabbelt durch einen weiteren Arch. Danach fing der abenteuerliche Teil der Wanderung an, an einigen Stellen musste Kait erstmal vormachen, wie man am besten weiterkommt. Über eine Felsspalt springen, an einem anderen Spalt mit den Füßen auf der einen und den Händen an anderen Seite abstützen und seitlich im Krebsgang klettern, schmale V-förmige Spalten, in denen man am Boden nicht mal den Fuß abstellen konnte, weil es so schmal war… sehr spaßig.

Weniger spaßig: Person 1 aus der o.g. Gruppe hatte nun zwar wohl etwas mehr Wasser mit, hätte es aber auch mal gelegentlich trinken sollen. So ist sie fast zusammengeklappt und musste von Kait mit Extrawasser und Elektrolyte-Pulver aufgepäppelt werden. Verstehe ich echt nicht – jeder kann sich auf dieser Wanderung den Fuß verstauchen oder so, aber muss man die Gruppe mit so vorhersehbaren Problemen aufhalten??? Mal abgesehen davon, dass ich schon im eigenen Interesse viel trinke. Und der Durst ist auch durchaus spürbar!
Ich weiß nach der Wanderung jedenfalls, warum ich keine Gruppenreisen mache – in der gleichen Gruppe gab es nämlich auch noch Person 2, die permanent fotografiert hat. Ist ja erstmal nicht schlimm, habe ich auch gemacht. Oder Frank. Aber wir haben nicht dauernd Leute aus dem Weg gedrängelt, um immer in der besten Position zu sein. Oder um festzuhalten, wie die Damen einen Felsen hochklettern. Und wir haben auch nicht die sensible Natur zertrampelt, sondern sind wie von Kait ausdrücklich erklärt auf dem Trail geblieben. Mir haben jedenfalls die drei Stunden mit ihm gereicht, einen ganzen Urlaub lang würde ich das nicht aushalten. Aber so waren wir ihn dann ja wieder los und konnten in Ruhe überlegen, was wir als nächstes machen wollten.
Da uns gestern der Highway 128 so gut gefallen hatte und vor allem der Sonnenuntergang bzw. die Strahlen der untergehenden Sonne auf den roten Felsen so toll war, sind wir nochmal in die Richtung gefahren. Ein kurzer Abstecher ins Castle Valley bis zu den La Sal Mountains, dann ging’s zurück und direkt in die Red Cliffs Lodge beziehungsweise ins Cowboy Grill & Restaurant. So eine unglaubliche Aussicht von der Terrasse – da könnte das Essen wirklich SEHR bescheiden sein und man würde trotzdem wiederkommen. Höre ich da jemanden sagen: warum zeigt sie nicht mal ein Foto von dem leckeren Essen? Aber immer gerne doch:
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War aber alles andere als bescheiden, sowohl Rippchen als auch Steak waren toll. Bisschen viel vielleicht, und die Rippchen sind nur das Half Rack, für 5$ mehr hätte ich auch die doppelte Menge bekommen können. Während wir auf das Essen gewartet haben, haben wir mit ein paar Hilfsmitteln (Zucker-/Süßstoff-Behälter, Pfefferstreuer, Weinkarte) Franks Handy so platziert und programmiert, dass es alle 20 Sekunden ein Foto von der Flußbiegung und den Felsen macht und die dann gleich zu einem Video zusammenfügt. Hier die Zusammenfassung unseres Ausblicks:
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Wir haben dort gesessen, bis es richtig dunkel war – als Alibi haben wir noch einen Kaffee bzw. einen Brownie bestellt. Wir wissen nicht genau, warum wir das beim letzten Mal verpasst haben – beim nächsten Mal würden wir wahrscheinlich sogar eine Nacht hier wohnen wollen, aber auf jeden Fall mindestens einmal hier essen (es gibt auch Frühstück oder Lunch, also passt das immer irgendwie in die sonstige Planung).
Nach dem Bezahlen haben wir uns noch kurz das kleine Museum im Untergeschoss angesehen. Ein Großteil der Filme, die im Westen gedreht werden, werden hier in und um Moab gedreht. Und aufgrund von persönlichen Beziehungen des Lodge-Besitzers nach Hollywood passiert schon seit Jahrzehnten vieles davon hier in und um die Lodge. Wenige Meilen weiter liegt zum Beispiel das Marlboro Country, hier wurden Szenen für MacGyver, Zurück in die Zukunft III, Mission Impossible 2, Thelma und Louise und viele weitere Filme und Werbefilme gedreht. Im Museum gibt es Originalrequisiten, Plakate, Fotos und so weiter zu sehen. Netter Abschluss des Lodge-Besuchs.
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Der tolle Tag war aber noch immer nicht zuende. Wir sind auf der Rückfahrt nochmal zum Arches NP abgebogen und haben uns dort an der Park Avenue (einem Aussichtspunkt) ins Dunkle gelegt und Sterne angeguckt. Sobald die Innenbeleuchtung des Autos ausgeht, bin ich als Stadtkind jedesmal wieder überrascht, wie viele es davon gibt. Die Milchstraße sieht man zuhause auch eher selten. Und das ganze nun noch kombiniert mit immer noch 31 Grad, warmen Betonplatten zum drauflegen, den schwarzen Silhouetten der Park Avenue links und rechts, gelegentlich von einzelnen vorbeifahrenden Autos ein bisschen angestrahlt… soooo schön. Leider auch soooo unfotografierbar – aus einem uns nicht bekannten Grund hat die Kamera trotz Langzeitbelichtung und/oder Sternenhimmelprogramm nicht viel fotografiert. Einmal habe ich den Großen Wagen erwischt, ansonsten nur schwarzes Schwarz. Wir wissen sicher, dass wir mit genau dieser Kamera schonmal ganz tolle Bilder im Monument Valley gemacht haben, bei fast identischen Bedingungen. Irgendwie ging es also… aber nicht heute. Macht nix, erstens haben wir das auf der mentalen Festplatte und zweitens gehen wir übermorgen schon wieder Sterne gucken, mit Ranger-Erläuterungen, dann probieren wir das nochmal.