[kurzer Hinweis: heute diktiere ich mal wieder, sitze in Seattle am Meer und hab nur das Handy hier. Es könnten sich also große oder kleine Merkwürdigkeiten in den Text einschleichen, die ich dann beim schnellen Korrekturlesen übersehe… Falls irgendwas total merkwürdig aussieht, einfach mal laut vorlesen, das hilft gelegentlich]

Heute gab’s mal wieder nur ein schnelles Frühstück in der Unterkunft, sprich Erdnussbutter – Marmeladen Sandwich. Mag ich aber gerne, ich glaube das muss ich zu Hause auch mal wieder machen. Vielleicht importiere ich sogar ein bisschen was von dem Brot, mal sehen, ob ich kurz vor dem Flug noch an einem Supermarkt vorbeikomme.

Für heute steht ein Nationalpark auf dem Plan, der dritte in diesem Urlaub und der 27. insgesamt. Da kann man eigentlich nie was falsch machen, bisher fand ich sie alle großartig, allerdings natürlich mit Abstufungen. Mal sehen, wo dieser hier sich einreihen wird. Meistens fängt so tatsächlich meine Planung an, ich habe irgendeinen ersten Punkt, den ich sehen möchte, und suche dann nach Nationalparks in der Umgebung…

Auf dem Weg zu meiner heutigen Espressohütte konnte ich sehen, dass über mir strahlend blauer Himmel ist, aber über den Bergen Wolken hängen. Hmm. Naja, ich kann ja erst mal gucken, zurückfahren kann ich immer noch, wenn es mir zu wolkig wird.

Der Eingang zum Nationalpark ist ungefähr 90 Minuten entfernt, bei gemütlicher Fahrt durch (wer hätte es gedacht) viel Grün und kleine Örtchen. Hier ist mir tatsächlich mal was entgangen, weil ich eine meiner Broschüren nicht vorher gelesen habe. In einem der kleinen Orte hätte es nämlich die besten glutenfreien Zimtschnecken der Welt gegeben. Oder so ähnlich. Naja, ich schreib es mal auf die Liste der Gründe, warum ich auf jeden Fall noch mal wiederkommen muss.

Ich mache ein paar üblichen Fotostopps… Sehr idyllisch hier. 

Nach dem obligatorischen Foto des Parkschildes

…halte ich ebenso obligatorisch erst mal am Visitor Center an. Hier gibt es einen Film über Grizzlies in den North Cascades (der Park ist riesig, und da leben geschätzt wahrscheinlich ungefähr 5! Grizzlies, nicht besonders gefährlich also) und die übliche Ausstellung zu Fauna und Flora. Außerdem sehe ich zwei Damen, die ich vorhin beim Fotostop schon getroffen habe, und stehe zwischen Leuten in der Schlange an der Kasse, die ich später bei einem Trail wieder sehen werde. Die Welt ist relativ klein in so einem Nationalpark… Und dann natürlich: der Bananenschnecken-Sitzsatz 🙂

Erst mal gehe ich zum Aussichtspunkt direkt hinter dem Visitor Center, lasse mich dort kurz nieder und plane den weiteren Verlauf anhand meiner Karte. 

Der River Loop Trail sieht machbar aus, also aus Sicht meines Knies machbar. Ist er auch, allerdings merke ich weiterhin, dass das nicht ganz in Ordnung ist, also bin ich lieber vorsichtig, bevor ich irgendwo irgendwann festsitze und nicht mehr weiterkomme.

Da ich schon so viele Bilder von Wald im Allgemeinen habe, konzentriere ich mich mehr auf Blümchen, Schmetterlinge und ähnliche Details. Zum Beispiel einen tellergroßen Pilz an einem Baum mit glitzernden Tautropfen…

Aber der Fluss ist natürlich auch schön, keine Frage. Und das Grün – das muss ich wohl nicht mehr erwähnen.

Hier wollte ich eigentlich vor allem fotografieren, wie die Wurzeln neuer noch relativ kleiner Bäume auf dem alten Baumstumpf wachsen – aber dann ist mir aufgefallen, dass der Baum links doch sehr wie eine an den Tresen gelehnte Frau aussieht, oder?

Eine ganze Wiese voller glockenförmiger Blüten…

Weiter geht’s Richtung Nord Osten durch den Park. Der kostet übrigens keinen Eintritt, das ist  bei Parks häufiger so, in denen ein Highway mitten durch führt.  Auf besagtem Highway gibt es derzeit Wander-Baustellen, sie flicken Schlaglöcher und andere Schäden. Dazu ist die Straße temporär nur in Einrichtung befahrbar, und wo bei uns eine Baustellenampel stünde, steht hier ein Mensch mit Flagge. ich stehe also im wahrscheinlich landschaftlich schönsten Stau der Welt, und es stört mich kein bisschen. Man hat genug Zeit auszusteigen und in alle Richtungen zu fotografieren, links und rechts der Straße das türkisblaue Wasser des Gorge Lake, rundum Berge. Schon sehr idyllisch…

Irgendwann nach 15 Minuten oder so geht es weiter, ein paar Kurven hinter der Baustelle kommt gleich der nächste See, Diablo Lake. Hier halte ich nicht nur kurz, sondern etwas länger an und mache eine Mittagspause. Dazu suche ich mir auf dem Campingplatz einen Parkplatz und dann einen freien Stellplatz bzw. dessen Zugang zum See. Hier lasse ich Beine und Seele baumeln, lese, schaue den Wellen und den Wasservögeln zu und genieße die Ruhe.

Nach 1 Stunde oder so geht es weiter, es waren ja noch mehr Aussichtspunkte und Berge und Seen auf mich. Also erst mal ein paar Bilder von unterwegs, die Wolken sind heute sehr foto-kooperativ, und dazu dann der Blick vom Aussichtspunkt auf den Diablo Lake:

Und weiter geht’s Richtung Osten durch den Park.

Der Ross Lake, der technisch gesehen nicht im Nationalpark liegt, sondern ein eigenes Schutzgebiet ist, ist mit dem Auto nicht zugänglich.

Meine verschiedenen Broschüren und Karten sind sich etwas uneinig, wie lang der Weg bis zum Ross Lake Resort ist, einige sagen 1 Meile, das wäre okay, andere sagen dass es allein vom Parkplatz bis runter zum Damm schon 1 Meile ist, und dann ist es noch mal mindestens so weit bis zum Ressort. Naja, ich kann ja erst mal los laufen und schauen… 

Auf jeden Fall gibt’s hier hübsche Blümchen, diese lilafarbenen wachsen überall. Ich hätte ja gerne mal ein Bild mit verschiedenen Sorten auf einem Foto, aber irgendwie wachsen die alle immer mit reichlich Abstand zueinander.

Dann gibt’s hier einen hübschen Wasserfall, man kann auch hören, dass er noch einen relativ weiten Weg vor sich hat, dass er unten am See ankommt.

Irgendwann meldet sich mein Knie, wir laufen nämlich die ganze Zeit bergab (wir, das sind die beiden Menschen von der Kassenschlange und ich). Ein entgegenkommender Wanderer meint, dass es ein kleines Stück weiter einen Aussichtspunkt gibt. Keine Ahnung wo der sein soll, was ein kleines Stück genau sein könnte oder auch was man da sehen soll – wir finden es jedenfalls nicht. Und beschließen alle drei, dass wir nicht noch weiter runter laufen, man kann nämlich sehen, dass das noch sehr lange so weitergeht über Stock und Stein. 

Und so muss der Ross Lake auf mich verzichten, ich mache von oben noch mal Fotos, allerdings kann man hier nur einen sehr kleinen Teil sehen, der See geht hauptsächlich hinten rechts um die Ecke und dann noch sehr sehr weit nach Norden weiter, bis nach Kanada hinein.

Hier drehe ich um und fahre wieder zurück. Theoretisch könnte man auch weiter fahren und da wäre es sicherlich auch sehr hübsch. Unter anderem wäre 30 Meilen weiter noch ein kleiner Ort so ähnlich wie das „bayrische“ Leavenworth, nur diesmal mit Wildwest-Thema. Aber da ich ja noch wieder zurück bis Mount Vernon muss, wird mir das zu viel. Kommt auch auf die Liste fürs nächste Mal…

Stattdessen mache ich wie gewohnt wieder Fotostopps an jedem zweiten Aussichtspunkt, diesmal unter anderem weil die Wolken so toll aussehen.

Und auch am Diablo Lake halte ich noch mal an, diesmal auf der anderen Straßenseite, und sitze dort noch 1 Stunde am Strand, der immer leerer wird und damit auch immer ruhiger. Es ist noch gar nicht so spät, vielleicht 17:00 Uhr, aber offensichtlich verlassen die Touristen schon diese Ecke. Ist natürlich auch in der Mitte des Parks, vermutlich sind alle jetzt schon links oder rechts auf dem Weg nach Hause. Soll mir recht sein.

Mein Fazit: Vielleicht ist es hier nicht total anders als in den Alpen, also alleine dafür würde es sich nicht unbedingt lohnen, hierher zu fliegen. Aber in Kombination mit dem Meer, den Regenwald und den anderen vielen tollen Dingen und Washington auf jeden Fall ein toller Park!

Übrigens – die Wolken habe ich, egal wo ich war, immer irgendwo hinter den nächsten Bergen gesehen, über mir waren maximal fluffige weiße  DekoWolken. 

Die Rückfahrt war dann unspektakulär. An einem rustikalen Restaurant habe ich angehalten, hätte gerne dort draußen auf den weißen Holzbänken was gegessen, leider hatten sie aber nichts glutenfreies. Kein Problem, dann wird es halt was anderes… Und so lande ich in einer Pizzeria und esse glutenfreie Pizza, einfach weil ich’s kann. Da ich jetzt bis zum nächsten Amerika Urlaub vermutlich keine Pizza mehr essen werde, gleicht sich das übers Jahr wieder aus…

Zurück in der Unterkunft unterhalte ich mich noch eine Weile mit der Gastgeberin, die ist sehr nett und auch Pudeldame Luna akzeptiert mich inzwischen als vorübergehende Hausbewohnerin. Und so sitzen wir einträchtig nebeneinander am Tisch, scheinen arbeitet irgendwas und ich sortiere meine Fotos… Wie immer halt.

Morgen ist der letzte Tag, einen genauen Plan gibt es noch nicht, nur das Frühstück steht schon fest. Danach lass ich mich einfach ein bisschen treiben und schaue, was kommt.