Heute mussten wir früh aufstehen, Betonung auf mussten – wir sind eh immer relativ früh wach, meistens sitzen wir gegen 8 beim Frühstück. Um 7:45h stand unser Shuttle vor der Tür, und vorher mussten wir uns noch durch die Horden von reisenden US-Rentnern kämpfen, die sich im Frühstücksraum tummelten.
Shuttle? Ja, wir hatten eine Rafting-Tour auf dem Colorado gebucht und uns dafür entschieden, alles, was nicht nass werden darf, im Hotel zu lassen – einschließlich Autoschlüssel. Die Tour ist zwar von der ganz harmlosen Sorte, ohne richtig fiese Stromschnellen, aber nass wird man und Frau und Gepäck trotzdem.
Die Tour begann mit der Verteilung von Schwimmwesten, ohne geht hier gar nix, „it’s the law“ (das Totschlagargument für alles, was uns Europäern vielleicht etwas übertrieben erscheint). Dann wurden wir in einen dieser typischen Schulbusse dirigiert und ca. 40 Minuten über einen der schönsten Highways an unseren Ausgangspunkt kutschiert. Der Highway 128 verläuft von Moab aus immer am Colorado entlang, erst zwischen relativ engen Canyonwänden, später durch ein weites Tal mit riesigen roten Monuments (ähnlich denen im Monument Valley, so muss es da früher auch mal ausgesehen haben, schätze ich). Da fahren wir nochmal in Ruhe hin und klappern alle Aussichtspunkte ab, um Fotos zu machen. Heute hatten wir nur die Unterwasserkamera mit, die kann zwar auch Überwasser, aber qualitativ nicht so gut…
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Nachdem die Guides die Schlauchboote abgeladen und startklar gemacht hatten, wurden wir verteilt und durften einsteigen. In unserem Boot waren vier Italiener/innen und zwei weitere Deutsche, mit denen wir uns während der Fahrt gut unterhalten haben. Außerdem haben wir auch immer wieder nett mit der Bootsführerin Stephanie geplaudert, z.B. über die Unterschiede zwischen USA und Deutschland. Die Hauptsache war aber natürlich die traumhafte Umgebung – sprich gucken, fotografieren, gucken, fotografieren, staunen, fotografieren. Klingt vielleicht langweilig? Ist es aber definitiv nicht. Der braune Fluss (nach den letzten Regenfällen aufgrund der eingeschwemmten Sedimente, sonst ist er je nach Jahreszeit blauer oder rötlicher), die roten Schattierungen der Felsen, die grünen Bäume, Büsche und Gräser, der blaue Himmel – die Farbkontraste sind echt faszinierend. Und die Formen – man fühlt sich direkt wie in einem beliebigen Western, was natürlich daran liegen könnte, dass hier sehr viele Filme gedreht werden 🙂 (in letzter Zeit u.a. Lone Ranger mit Johnny Depp). Die Fahrt selbst ist nicht sonderlich aufregend, es gibt nur 4 Stellen mit Stromschnellen, und die sind wirklich sehr harmlos. Nicht zu vergleichen mit dem, was man so aus dem Fernsehen kennt, aber ein klitzekleines bisschen spritzt es schon ins Boot.

Da einigen das nicht reichte, sind sie zwischendurch (freiwillig!) ausgestiegen und neben dem Boot hergetrieben. Das größte Problem war, hinterher wieder ins Boot zu kommen, daher habe ich mir das mal gespart. War ich halt Kamerakind Nicola und habe nur die Beine ins Wasser baumeln lassen, während Frank fröhlich durch die Stromschnelle paddelte 😉
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Wir hatten nur die Halbtagstour gebucht und sind daher nach der Hälfte der Strecke ausgestiegen. Länger hätten wir auch nicht haben müssen, jedenfalls nicht ohne etwas größere Stromschnellen. Trotzdem war das toll, also nicht falsch verstehen!
Nach der Rückkehr ins Hotel sind wir kurz einkaufen gefahren, um unsere Getränkevorräte aufzufüllen und etwas für’s Mittagessen zu besorgen. Dabei haben wir dann (die Welt ist klein) an der Tankstelle unsere Frühstücksbekanntschaft von gestern wiedergetroffen und uns kurzerhand für abends zum Essen verabredet. Sollte einem von uns was dazwischenkommen, kein Problem, aber wenn’s passt, dann um sieben bei Pasta Jay’s (das ist das Restaurant, in dem wir gestern schon waren – bei der tollen Pizza aber überhaupt kein Problem).
Auf dem Weg zum Canyonlands haben wir kurz überschlagen, ob wir die geplante Wanderung a) schaffen und b) wirklich wollen. Spontan = zwischen „unterem Ende von Moab und oberem Ortsausgangsschild“ haben wir dann die Planung umgeschmissen und sind stattdessen in den Arches Nationalpark gefahren. Mein Favorit bisher und immer noch. Allerdings muss ich zugeben, dass es bei etwas weniger Temperatur (heute wieder 36 Grad!) noch schöner ist, weil man einfach etwas mehr Motivation zum Laufen hat. Wir waren heute eher so wie typische Bustouristen unterwegs: Viewpoint anfahren, Auto ausrichten, ggfs. aussteigen (aber nicht immer), Foto machen, weiterfahren. Erst wollten wir an der Park Avenue picknicken, dort ist auch Schatten durch die hohen Felswände, aber man darf da nicht hin. In der Sonne WOLLTE man nicht länger bleiben, also gab’s den Lunch auf dem nächsten Parkplatz. Aber mit schönem Blick auf die roten und weißen Felsen und im Hintergrund die La Sal Mountains, es gibt also schlimmere Parkplatzkulissen…

Weiter ging’s dann in der oben beschriebenen Weise bis zur Windows Section, einem der fünf verschiedenen Bereiche des Nationalparks. Hier haben wir das Auto geparkt, Frank hat erstmal ein Mittagsschläfchen gemacht und ich bin schonmal losgestiefelt Richtung Double Arch. Dieser steht auf meiner persönlichen Arch-Rangliste auf Platz 2, dicht hinter dem Delicate Arch auf Platz 1. Der erfordert leider eine einstündige Wanderung komplett bergauf, und so gerne ich ihn nochmal sehen würde, so weit reicht die Faszination dann doch nicht. Bei der Hitze und Null Schatten auf dem Weg zum Arch waren die ca. 500m schon lang genug, so dass ich erstmal wie alle anderen Touristen eine Pause im Schatten eingelegt und den nächsten halben Liter Wasser in mich hineingeschüttet habe. Dann konnte es losgehen – die Sonne stand so günstig, dass der relevante Teil des Arches im Schatten lag und man in Ruhe von einer Ecke zur anderen klettern und zig Fotos machen konnte. Irgendwann tauchte dann auch Frank auf, und zusammen haben wir weiter die Landschaft bewundert, den Arch (oder eigentlich die beiden Arches, ist ja ein Doppel-Arch) fotografiert und die Leute beobachtet, die in den Felsen herumgeklettert sind. Sehr viele mussten feststellen, dass rauf deutlich einfacher ist als runter – wenn man nicht den schnellen direkten Weg nehmen möchte. Schon spannend, wo manche Menschen ihre relativ kleinen Kinder alleine rumkraxeln lassen… Aber gut, alle sind heile wieder unten angekommen.

Nach gut einer Stunde haben wir dann eine größere Wolke genutzt, um ohne direkte Sonneneinstrahlung zurück zum Auto zu kommen. Um euch mal zu verdeutlichen, wie anders der Flüssigkeitsbedarf hier ist: ich habe nach der Ankunft am Arch 0,5l getrunken, dann während des Herumkletterns nochmal 0,5l und zurück am Auto direkt eine weitere Flasche und die nächste dann auf der Fahrt zum nächsten Viewpoint. Insgesamt bin ich heute bestimmt auf 7 Liter gekommen – ohne groß richtig zu schwitzen, denn hier verdunstet ja alles sofort. Man merkt also nichtmal äußerlich, dass man soviel Flüssigkeit verliert, sondern kann eigentlich pauschal alle paar Minuten nachtanken. Sollte man auch, es gibt überall Warnschilder und Hinweise, wieviel Wasser man dabei haben sollte.
Noch ein kurzer 10minütiger Abstecher zu einem weiteren Viewpoint namens Garden of Eden, dann ging es zurück ins Hotel für eine kurze zwanzigminütige Pause, bevor wir dann die drei Minuten in den Ort gefahren sind zu Pasta Jay’s. Unsere Verabredung wartete schon an der Bar auf uns und so wurden wir fast sofort an einen Tisch geführt. Immer noch muckelig warme 32 Grad, aber da es schon langsam dämmerte, war es sehr angenehm draußen.
Ja, und dann haben wir lecker gegessen, uns was erzählt und festgestellt, dass wir einige gemeinsame Themen haben… war ein sehr schöner Abend, nur der Kellner dürfte das anders sehen, wir sind nämlich sehr un-amerikanisch ziemlich lange sitzen geblieben. Naja, dafür gab’s dann ein bisschen mehr Trinkgeld als sonst, mir ist ja durchaus klar, warum die die Tische immer schnell neu besetzen möchten. Sie leben schließlich vor allem vom Trinkgeld, und je mehr Gäste, desto mehr Umsatz, desto mehr Trinkgeld. Für die, die noch nie in den USA waren: hier gibt man meist so um die 15%, unabhängig von der Qualität des Service. Es sei denn, der Kellner wäre absolut unfreundlich und langsam und doof, aber das passiert hier einfach nie. Das Trinkgeld ist der Hauptverdienst, die Kellner bekommen nur ein gaaaanz niedriges Grundgehalt. Anders also als in Deutschland, wo Trinkgeld ja ein nettes Geschenk obendrauf ist als Belohnung für Freundlichkeit oder so.
Und nun sitzen wir hier am Pool, sind eine Runde geschwommen und genießen nun die immer noch warme Luft hier draußen. Nur das WLAN reicht nicht bis hierher, also werden wir (bis ihr dies lest) ins Zimmer umgezogen sein, um die Fotos und den Text hochzuladen.
An dieser Stelle nochmal danke an P. und R. für den schönen Abend, schade, dass ihr in die andere Richtung fahrt, sonst würden wir gerne nochmal eine Pizza mit euch essen 🙂