Nachdem wir gestern schon auf der Colorado-Seite im Dinosaur National Monument waren, ging es heute von Utah aus in den Park. Der Unterschied zwischen einem Nationalpark und einem National Monument ist übrigens die Höhe der Finanzierung und die Entscheidungsgewalt bei der Einrichtung (NM’s können vom Präsidenten alleine, NP’s nur mit Zustimmung durch den Kongress eingerichtet werden)… über die Schönheit oder die Größe oder so sagt das nach unserer bisherigen Erfahrung gar nichts…
So, also Dinosaur NM – gestern standen extra Schilder am Eingang, schon ganz unten an der Straße, dass dort KEINE Fossilien zu sehen sind. Die beiden Teile des Parks sind nämlich nicht verbunden, und Dinosaurierknochen gibt’s nur in Utah. Wir waren genau zwei Minuten zu spät, um noch mit dem eigenen Auto bis zum Dinosaur Quarry, wörtlich übersetzt Steinbruch, zu fahren. Aber die offenen Shuttlebusse kommen alle paar Minuten, die kann man sich gut im Visitor Center vertreiben und schonmal den Ranger fragen, ob es zu den geplanten Wanderungen weiteres Material gibt, ob sie noch etwas anderes empfehlen würden etc.
Nach einer 5minütigen Fahrt sind wir dann oben auf dem Berg angekommen und dürfen die Knochen angucken. Im Museum finde ich sie ehrlichgesagt nicht sooooo spannend – aber hier sind sie quasi in freier Wildbahn. Entdeckt wurden die ersten Knochen Anfang des 20. Jahrhunderts, und schon der Entdecker hat sehr früh gesagt, es wäre doch toll, wenn die Menschen sie dort, in ihrer ursprünglichen Lage, anschauen könnten. Darum wurde nach Abschluss der größten Arbeiten ein Gebäude um den Fels herumgebaut und die dort verbliebenen Knochen nur zur Hälfte freigelegt – so dass man nun eine riesige Felswand vor sich sieht, die mit Dinosaurierknochen gespickt ist.
Auf zwei Etagen läuft man an der Wand entlang, oben mit Bildschirmen, auf denen man das Bild der Felswand sieht und vergrößern und bewegen kann. Außerdem kann man eine der Dinosaurierarten anklicken und bekommt dann auf dem Bildschirm angezeigt, wo die Knochen dazu liegen. Plus animierte Darstellung, wo diese Knochen in einem echten Saurier ungefähr lagen. Unten gibt es eine Reihe von Dinosaurier-Skeletten, wie man sie aus dem Museum kennt, um auch mal ein vollständiges (naja… :-)) Tier zu sehen und sich die Größenverhältnisse vorzustellen. Wobei so ein 1,80-Meter-Oberschenkelknochen ja auch schon einen gewissen Anhaltspunkt liefert… 😉
Der Ranger hat uns noch ein paar weitere interessante Dinge erzählt, z.B. dass der Berg ursprünglich doppelt so hoch und fast doppelt so breit war. Es wurden insgesamt ungefähr 350 Tonnen (!) Knochen abgebaut, und natürlich deutlich mehr Gestein rundrum.
In den Felsen rund um das Gebäude setzt sich die Gesteinsschicht, in der die Knochen liegen, fort – also würde man dort eine ebensolche Fülle finden, wenn man anfangen würde zugraben. Das hatten wir nun nicht vor, aber nachdem wir uns alles angesehen hatten, sind wir zumindest zu Fuß über den Fossil Discovery Trail runter zum Visitor Center gelaufen. Die Fossilien, die man hier an der Oberfläche sieht, sind natürlich nicht so spannend wie die in der Ausstellung – aber trotzdem nett. Und in einer guten halben Stunde auch gut zu erlaufen.
Zurück im Visitor Center haben wir kurz geshopped. Ich besitze jetzt so ein Halstuch/Band, das ein spezielles Granulat enthält und Wasser speichert – es bleibt unglaublich lange kühl (Frank hat sowas in seinem Hut, daher wissen wir, dass es funktioniert). Sehr praktisch!!
Als nächstes sind wir die Club Creek Road entlanggefahren, die bis zum Ende dieses Park-Teils führt. Am Weg lagen Petroglyphen (Felszeichnungen der Freemont-Indianer), verschiedene Felsformationen, immer wieder der Green River, verschiedene toll gelegene Camping-/Picknickplätze und am Ende ein Holzhütte, die bis 1964 von einer zuletzt 90Jährigen bewohnt war. Sie hat 50 Jahre hier gelebt, Obst und Gemüse angebaut, Vieh gehalten und ihre Freiheit genossen. Schöne Gegend für ein entspanntes Wochenende (und wir reden jetzt mal nicht von der Arbeit, die da mit dran hängt), aber 50 Jahre?? Och nö…
Zurück ging’s Richtung Parkausgang und Vernal. Nach einem kurzen Tankstopp (Kaffee, nicht Benzin) sind wir nach Norden weitergefahren. Geplant war ein kleiner Spaziergang zum etwas versteckten Moonshine Arch. Irgendwie hatten sie in der Beschreibung vergessen zu erwähnen, dass es nur bergauf und durch Sand geht . Daher erkläre ich das hiermit zur Wanderung – mit einem tollen Ziel, wir sind hier ein bisschen rumgeklettert und haben Fotos gemacht (und uns ausgeruht).
Weiter Richtung Norden verändert sich die Landschaft schnell – wir fuhren immer höher, es wurde grüner, die roten Felsen verschwanden, dafür waren wir bald in einem Gebiet, das entfernt ans Sauerland erinnerte. Nur dass dort keine Espen in großen Mengen stehen – die Blättern zittern wirklich! – und man sich dort auch üblicherweise nicht auf 2500m über dem Meer bewegt. Wir näherten uns der Flaming Gorge Recreation Area, einem riesigen Gebiet um einen Stausee. Kurze Abstecher zu verschiedenen Aussichtspunkten, mehr war leider heute nicht drin. Aber sollten wir hier nochmal hinkommen, wird definitiv eine Übernachtung eingeplant.
Der Rest des Tages (nun schon dunkel) war langweilig und anstrengend – hier stehen nicht nur Schilder, die vor Tieren auf der Straße warnen, sondern die hüpfen auch wirklich auf der Straße rum. Kombiniert mit der absoluten Dunkelheit mitten im Nichts erfordert das permanente Konzentration. Ich habe mich nichtmal getraut, auf das Navi zu schauen, wie viele Meilen noch vor uns liegen – das musste Frank immer vorlesen. Immerhin stand das Verhältnis Gegenverkehr (Autos) zu Querverkehr (Gabelböcke oder Rehe oder was immer das war) lange Zeit mit 4:3 fast ausgeglichen. Mit 8:4 hat dann der Gegenverkehr gewonnen, aber auf immerhin 80 Kilometern ist das nicht wirklich viel Betrieb, oder?
Ein nettes Erlebnis mit dem Navi hatten wir noch. Durch Zufall haben wir gesehen, dass es verschiedene Stimmen hat. Aus Spaß meinte ich, dass „Mandy“ dann sicherlich sächselt – und tatsächlich, man kann verschiedene Dialekte verwenden. Wir haben besagte Mandy, dann Kalle aus dem Ruhrpott (mir sehr sympathisch!), Maria aus Bayern, Inge aus Hamburg, Markus aus Schwaben und den hochdeutschen Wolfgang, neben unserer Standard-Uschi. So haben wir uns die Fahrt ein bisschen vertrieben – Einstellung ändern, warten bis eine Ansage kommt, Dialekt bestimmen. Doof nur, dass hier ja oft 50km keine Ansage nötig ist… aber man kann ja mal ein bisschen zu schnell fahren, dann meldet sich das Navi auch 🙂
Übrigens in einem Fall fast schon unheimlich abgestimmt: Kalle sagte genau in der Sekunde „Aufpassen!“, als links eine Kuh stand. Open Range (also Weiden ohne Zäune) gibt es hier nämlich auch noch, zusätzlich zum Wild rennen also auch Kühe über die Straße. Die haben Platz bis zum Horizont, aber müssen oft direkt an der Straße stehen. Oder genau dann gemächlich rüberschlendern, wenn ein Auto kommt. Das Wild genauso – sie können eine halbe Stunde vorher sehen, dass ein Auto kommt, aber müssen genau dann losmarschieren, wenn man nur noch ein paar Meter entfernt ist…
Wir sind aber ohne Zwischenfälle in Rock Springs, Wyoming angekommen. Schnell noch zum Walmart, der zum Glück direkt neben unserem Hotel liegt, Abendessen kaufen und dann ab ins Hotel.
Zum Abschluss: damit ihr mal ungefähr seht, wo wir im Moment sind bzw. wo wir schon hergefahren sind: http://goo.gl/maps/VdSQs (ich hoffe, das funktioniert? ihr solltet eine Google-Karte mit Route sehen).