13. März 2009
WARNUNG, vor allem an meine Kollegen: Ihr habt gedacht, dass ich vor meinem Urlaub schon dieses unübertrefflich nervige Dauergrinsen im Gesicht hatte? Falsch, ab jetzt wird es so richtig schlimm. Daher auch keine Fotos von mir, sondern nur von der Landschaft…
Nach einer halbwegs langen Nacht sind wir noch vor dem Frühstück das erste Mal in den Bryce Canyon Nationalpark gefahren und haben Fotos gemacht. Nicht zum Sonnenaufgang, sondern etwas später – das hat mehrere Vorteile
a) weniger Leute / Fotografen
b) man kann auch „mit Licht“ fotografieren, weil einem noch nichts abgefroren ist
c) man kann länger schlafen
Zunächst waren wir am Inspiration Point, einem von zahlreichen Aussichtspunkten entlang des Bryce Canyons. Eigentlich mein Lieblingspunkt, aber eher mittags, wie wir jetzt wissen. Also sind wir ziemlich schnell zum Bryce Point weitergefahren und hatten den ganz für uns allein – absolute Ruhe, nur der Wind war etwas lästig. Wir hatten nämlich 19 Grad – aber leider Fahrenheit und nicht Celsius, das ist dann irgendwas unter Null, bin zu faul, das zu googeln. Der Blick war dafür aber umso schöner, daher haben wir mit unseren 5 Schichten Kleidung fast eine Stunde ausgehalten.
Zurück im Ruby’s Inn haben wir uns kurz entpellt, dann gab es heiße Schokolade und Pancakes (Nicola) bzw. Ham-and-Cheese-Omelette mit Hashbrowns (Frank).
Der nächste Tagesordnungspunkt stand schon seit unserem letzten Besuch 2008 fest: wir wollten unbedingt einmal in den Canyon runterwandern (rauf eigentlich nicht, aber das lässt sich dann leider nicht vermeiden). Letztes Jahr ging das aufgrund der Schneeverhältnisse nicht, aber dieses Jahr war der Trail geöffnet und halbwegs zu bewältigen. Wir haben uns – nach Rücksprache mit den Rangern im Visitor Center – für eine Kombination aus Navajo Loop und Queens Garden Trail entschieden. Der Navajo Loop hat zwei Seiten, anders ausgedrückt: man kann links oder rechts rum gehen. Unten trifft man dann auf den Queens Garden Trail, auf dem man wieder zurück nach oben kommt. Wir sind rechts rum gegangen, weil wir die „Wall Street“ sehen wollten…
Gestartet sind wir um 11:30h. Das erste Stück führt in engen Serpentinen steil bergab, zuerst matschig, dann verschneit und zuletzt vereist. Dort haben wir dann „Die-mit-den-Sneakers-wandert“ getroffen bzw. hingen hinter ihr fest, weil sie nur im Schneckentempo vorwärts kam und zwischendurch immer mal wieder ausgerutscht ist. Merke: Bryce Canyon im März nur mit Wanderschuhen!
 
Die roten Felsen-Hoodoos sind unbeschreiblich – wenn man mitten drin steht, sieht man erst, wie groß die sind. Und wie unterschiedlich: mal spitzer, mal fast gerade, mal rot, mal rot-weiß, mal weiß, dazu dekorative Schneemützen… Die Wall Street besteht aus ziemlich hohen Wänden, die eng beieinander stehen. Dazwischen wächst ein unglaublich hoher Baum – gibt tolle Fotos, nur passt nicht alles drauf. Selbst Frank als 16:9-Verfechter hat angefangen, hochkant zu fotografieren. Hier geht das einfach nicht anders, die Motive sind halt hochkant!
Einmal unten angekommen sieht es total anders aus – viele Bäume, verschneite Flächen dazwischen, und immer wieder natürlich Hoodoos. Hier kann man bequem und eben gehen, wenn man keine Angst vor Schlamm hat. Neben zahlreichen (eher zahllosen) Fotostopps haben wir auch brav eine „nimm kräftigende Nahrung zu dir“-Pause gemacht und Studentenfutter gegessen. Wobei das hier, dem primären Zweck entsprechend, „Trail Mix“ heißt – ehrlich!

Nach der Kreuzung mit dem Queens Garden Trail ändert sich das Erscheinungsbild der Hoodoos nochmal. Hier sieht man auch immer mehr Felsen, in denen man mit mehr oder weniger Phantasie allerleid Getier und andere Figuren etc. erkennen kann. Unter anderem haben wir Snoopy, einen kleinen Elefanten und Queen Victoria gesehen. Und Schni-Schna-Schnappi,
kurz vor der Stelle, an der es so richtig mi-ma-muddy wurde. Aber für die Eindrücke wasche ich gerne die Jeans und putze die Wanderschuhe, das war es wert. Auch die Anstrenung am Ende des Trails, denn natürlich muss man irgendwie wieder hoch zum Rand des Canyons, und der liegt nun mal ca. 167m weiter oben…

Nach einer letzten knappen Meile am Rand des Canyons zurück zu unserem Ausgangs- und damit Parkpunkt haben wir erstmal verschnauft und die restlichen Nüsschen aufgegessen. Dabei konnten wir schön beobachten, wie unbedarfte Touristen mit normalen Straßenschuhen die Matsche runtergeschlittert sind… lustige Gesichter sieht man da… *ggg*. Insgesamt hat der Ausflug ca. 3:15h gedauert – mit den erwähnten Fotostopps und als nicht wirklich sportliche Touristen am Anfang des Urlaubs. Trainierte ohne Fotoapparat kommen wahrscheinlich in 1,5-2 Stunden durch…
Als zweiten „großen“ Programmpunkt hatten wir uns den Devils Garden vorgenommen – bzw. einen, denn ein zweiter erwartet uns im Arches Nationalpark nächste Woche.
Der heutige liegt in der Nähe von Escalante, einem kleinen Nest im Grand Staircase Escalante National Monument (jaja, die haben hier ja nicht nur Nationalparks, sondern auch Nat. Monuments, Nat. Forest, State Parks… ). Man fährt zunächst die Hole in the Rock Road runter und dann in einen Seitenweg. Ich habe ja letztes Jahr schon viele bunte Steine hier im Südwesten der USA gesehen, aber hier war ich erstmal sprachlos, so toll sind die.
Mitten in einer zwar schönen, aber halbwegs „normalen“ Landschaft stehen haufenweise Hoodoos rum. Diese ähneln mehr als alle, die ich bisher gesehen habe, verschiedenen Figuren: Donald Duck, Aladin’s böser Wesir, Pinguine, Osterhasen, Hexen (mit etwas Phantasie auch als Angela Merkels Mundwinkel zu interpretieren)… grandios. Wir haben sooo viele Fotos gemacht, und kaum ist man ein paar Meter um einen Hoodoo herumgegangen, sah er schon wieder total anders aus. Faszinierend, was die Natur so hervorbringen kann!

der Zwergkopffüßler, ein Arch, Disney lässt grüßen…
Es gibt hier keine festen Wege oder gar eine Wanderroute, man läuft einfach zwischen den Hoodoos herum und sieht sich alles an. Wir hatten das ganze Gebiet für uns und haben uns ca. eine Stunde aufgehalten. Erst ganz am Schluss kam ein anderes Auto mit zwei Insassen, aber da waren wir schon fast durch.
Der Rückweg nach Escalante dauerte nicht lange, das Hotel hatten wir auch schnell gefunden. Das ist allerdings auch kein soo großes Wunder, denn Escalante ist… hmm… sagen wir mal überschaubar.

So hatten wir dann auch die Auswahl zwischen zwei Restaurants fürs Abendessen, und morgen früh gibt es genau eine Stelle, die Frühstück anbietet, wenn man von der Tankstelle absieht. Reicht aber auch, oder?
Wir haben uns für das „Cowboy Blues“ entschieden, ein kleines, einfaches, aber ganz gutes Restaurant mit typischer USA-Speisekarte. Jep, schon wieder Fastfood, Nachos und Burger diesmal. Dazu eine Cola – und um die an Düsseldorfer Preise gewohnten Leser zu schocken: der halbe Liter kostet 1,50$, also ungefähr 1,20€. Vermutlich hätten wir den Becher auch noch kostenlos nachgefüllt bekommen, aber das war nicht nötig…
Roman zuende, morgen geht’s weiter. Im Moment glaube ich, dass morgen etwas weniger spektakuläre Dinge auf dem Plan stehen, aber das weiß man hier nie so genau. Also: dranbleiben!