Eigentlich sagt der Titel es schon ziemlich genau, der Tag fing mit einem perfekten Frühstück bei „Dad’s Diner“ in Anacortes an, eine Empfehlung meiner Gastgeberin.

Kein ganz klassisch typisches Diner, also nicht so wie gestern, sondern sehr individuell, mit sehr vielen Fotos von verschiedenen Männern (ich nehme an von Vätern?) an den Wänden, und außerdem nimmt offensichtlich jemand jeden Globus mit, den er finden kann, und stellt ihn hier hin.

Ich hätte entweder auf einen Tisch warten können, der noch abgeräumt werden musste, oder mich direkt an die Theke setzen – letzteres ist eh viel interessanter, weil man so fast immer mit der Person hinter der Theke und den Leuten links und rechts ins Gespräch kommt. So war’s dann auch… Das ist das Schöne an den Diners in kleinen Orten, da klappt das irgendwie immer.

Die Auswahl fiel schwer, aber war dann goldrichtig: Avocado Toast mit Bacon und Eiern.

Der anschließende Spaziergang durch die „Innenstadt“ von Anacortes gefiel mir super, ich war mir schon gleich sicher, dass das hier der Startpunkt für meine Rückfahrt am Freitag nach Seattle wird. Also mache ich erstmal nur ein paar Fotos von hübschen – naja, nicht direkt Wandmalereien, aber halt so Figuren, die an den Häusern angebracht sind…

Dann ging es auf’s Schiff, die Tour ging um 10 Uhr los, eine halbe Stunde vorher sollte man da sein. In der Warteschlange habe ich zwei deutsche Reisende getroffen, mit denen ich mich bis zur Abfahrt und dann noch 10 Minuten auf dem Oberdeck unterhalten habe…

…dann war es ihnen zu kalt und sie sind nach unten verschwunden, während ich es oben super fand. Mit allen Kleidungsschichten, die ich mitgenommen hatte, aber dann wirklich gut auszuhalten. Die Temperatur war gar nicht so das Problem, sondern eher der Fahrtwind, solange wir halt gefahren sind.

Aber zwischendurch haben wir ja auch immer wieder angehalten, zum Beispiel für diese Porpoise, also Schweinswale. Die waren zum Fotografieren leider zu schnell, also um mal mehr als genau das hier zu erwischen…

… und manchmal wurde daraus auch das hier, immerhin hübsch abstrakt und „bunt“, oder?

Grundsätzlich ging es Richtung Norden, wobei die Route nicht vorher feststand, sondern sehr davon abhängt, wo jemand was Spannendes sieht und das über Funk mitteilt. Spannend = Wale. Andere Tiere muss jeder selbst finden…

Erstmal aber ein Eindruck von der umgebenden Landschaft:

Hier sieht man die Olympic Range, also die Berge im Olympic NP auf der Olympic-Halbinsel. Da war ich vor zweieinhalb Wochen noch, nicht ganz da oben, aber so auf halbem Weg. Das wirkt schon sehr Fata Morgana-esk, mit den niedrigen Wolken und den oben rausguckenden Berggipfeln…

Leuchttürme gab’s auch gelegentlich…

Und unglaublich ruhiges Wasser, das nicht nur super zum Entdecken von Tieren ist, sondern auch tolle Wolkenspiegelungen produziert:

… und natürlich Tiere. Hier zum Beispiel ein Seehund (Harbor Seal), der einen Fisch gefangen hat, der ein bisschen groß ist. Da er ihn nicht festhalten und abbeißen kann, muss er ihn rumschleudern, bis er in mehrere Teile zerfällt… die Möwen sind da ständige opportunistische Begleiter, gut für uns, denn daran kann man solche Szenen gut von weitem erkennen.

Seelöwen hatte ich ja in Newport schonmal, diese hier liegen auf einer Markierungboje, und Obermieter haben sie auch noch, in der dritten Etage wohnen Kormorane, ganz oben eine Möwe. Die zweite Etage steht offensichlich gerade leer…

Jetzt aber endlich zu den Hauptdarstellern und damit auch denen, die auf der Bucket-Liste standen… hihi… jetzt habe ich erst Buckel-Liste geschrieben… Freud’scher Vertipper. Unser Kapitän hatte nämlich über Funk die Info erhalten, dass jemand Buckelwale gesehen hat. Also sind wir da hingefahren. Hilde schaut schonmal…

Wir erreichen irgendwann die anderen Boote, ungefähr 6 sehr viel kleinere als wir, z.B. die „Prince of Whales“ 🙂

Und dann – eine erste Fontäne – hier kann man sie nur erahnen, besser wird’s auch nicht mehr.

Das Problem beim Wale-Fotografieren verglichen mit Afrika-Safari ist, dass man nicht einfach die Kamera auf z.B. den Löwen hält, schon fokussiert, und dann im richtigen Moment auf den Knopf drückt, wenn er gähnt. Da man nie weiß, wo die Wale auftauchen und wann, ist das echt nicht einfach. Die Profis bekommen das deutlich besser hin, man konnte für 30$ einen USB-Stick mit den Bildern der Fahrt kaufen, habe ich aber nicht gemacht, denn dann doch lieber eigene und nicht perfekt… und gesehen habe ich die Wale ja…

Also: Hier ein erster Buckel von einem Buckelwal:

Noch einer…

Und so sieht das vom 3. Deck nach unten fotografiert aus, wenn auf allen Etagen die Passagiere mit Kameras über die Reling hängen und versuchen, Walfotos zu machen..

Noch ein Buckel, der hier war deutlich näher dran als die anderen:

Hier sieht man mal, wie nah sie an unserem Boot waren. Es ist schon beeindruckend, wenn da so ein Riese auf einmal auftaucht. Und es ist sehr viel aufregender, als ich mir das vorgestellt hatte, also diese Anspannung und dann Freude… Schon vergleichbar mit Safari, aber doch irgendwie anders.

Mir ist es nicht passiert, aber einmal ist ein Wal (bzw. eigentlich eine Walin, die Bord-Biologin konnte sie anhand von Flossen und Narben identifizieren, habe mir aber den Namen nicht gemerkt) so nah an unserem Boot aufgetaucht, dass einige Leute die ausgeatmete Walluft eingeatmet haben – riecht wohl etwas streng…

Und nun die Königsdisziplin, also eher der Wale als der Fotografin, denn so berühmt sind die Bilder jetzt nicht geworden. Aber trotzdem schöööön… und jedes Untertauchen wurde vom Publikum mit vielen Oooooohs und Aaaaaahs begleitet. Bis wir begriffen hatten, dass sie das immer nur dann machen, wenn sie für 7-9 Minuten untertauchen. Also auch irgendwie doof.

Und noch eine letzte Schwanzflosse, mit Größen- bzw. Abstandsvergleich:

So, das waren die Wale. Mehr gab’s nicht, ich hatte bis zum Ende noch auf Orkas gehofft, aber die waren heute nicht im Dienst. Irgendjemand hat vor ein paar Tagen mal sinngemäß zu mir gesagt „vielleicht hast du ja Pech und siehst nur die Orkas“, das wäre jetzt meiner Meinung nach nicht unbedingt Pech gewesen. Das sind ja schon die hübschesten unter den Walen… aber gut, dann beim nächsten Mal.

Wie ging’s weiter? Na, erstmal gab es eine Ansage vom Kapitän, dass wir dann jetzt übrigens in Kanada wären. Er hatte vorher schon darauf hingewiesen, dass die Passagiere vielleicht ihr Handy auf Flugmodus schalten sollten, damit sie nicht aus Versehen auf einmal teuer im kanadischen Netz unterwegs sind. Mein Handy ist seit fast drei Wochen meistens im Flugmodus, Roaming ist eh aus, da kann nix passieren. Aber ich habe (wie schon öfter in der letzten Zeit) mehrere SMS von Vodafone & Co. bekommen, die mich erst in Kanada, dann in den USA und dann beides noch ein zweites Mal willkommen heißen wollten. Danke!

Aufgrund dieser Nähe zu Kanada und dem kurzfristigen Verlust der Verbindung zum US-Mobilnetz musste man übrigens auch seine Getränke zeitweise anschreiben lassen, denn das Kassensystem bzw. die Kreditkarte funktionieren nur mit US-Netz…

Die restliche Fahrt war weniger ereignisreich, aber ein paar Tiere haben wir doch noch gesehen…

Weißkopfseeadler (Bald Eagle) gab’s reichlich, aber einige Fotos sind nicht scharf gewesen, auf anderen saß halt einfach ein Adler auf ’nem Baum, das hatten wir ja nun schon ein paar Mal. Daher nur die besonders hübschen „Begegnungen“:

Adlernest im Baum mit zwei „Eaglets“ = Adlerjungen, ein Elternteil sitzt drei Etagen drüber auf dem obersten Ast und guckt mahnen, dann wieder gewohnt stolz in die Gegend:

Zwischendurch war mir noch nach einem Spiegelfoto… den Leuchtturm hatten wir vorhin schonmal auf dem Hinweg…

Und noch ein Adler, dieser hier in unmittelbarer Nähe zu einem Seehund-bevölkerten Inselchen.

Nach fünf Stunden waren wir wieder zurück im Hafen von Anacortes – das hat sich echt gelohnt, natürlich nicht nur, damit ein Haken auf der Bucket List ist, sondern weil es der perfekte Tag für einen tollen Ausflug war und wir dann auch tatsächlich Glück hatten mit den Walen. Einfach toll, würde ich sofort wieder machen, und ich überlege wirklich, ob ich das am Freitag nochmal buchen soll. Oder spontan vorbeifahren [ich schreib das übrigens am Donnerstag um 23:33 Uhr, die Chance, dass ich morgen so früh aufstehe und vor allem schon in Anacortes bin, ist nicht total riesengroß, aber sie existiert]

Nach einem kurzen Einkauf im Safeway (Getränke waren aus, Hunger hatte ich auch, und Snacks für morgen mussten auch noch her) bin ich dann im Washington Park gelandet, an der Spitze der Insel, auf der Anacortes liegt (Fidalgo heißt die). Ich bin erstmal an diesem Strand direkt am Anfang des Parks hängengeblieben, im Nachhinein hätte ich erstmal eine Runde fahren sollen. Aber gut, hinterher ist man immer schlauer. Jedenfalls habe ich mich da ganz hinten links in eine ruhige Ecke gesetzt und erst gegessen, dann die Aussicht genossen und ein bisschen gelesen:

Es gab leckeres glutenfreies Brot mit Hähnchen-Curry-Salat und als Nachtisch Erdbeeren, wobei die meisten erstmal zurück ins Auto gewandert sind und dann zum Abendessen verputzt wurden.

Dabei haben mir sehr aktive, aber anscheinend wenig an mir interessierte Raupen Gesellschaft geleistet, die irgendwie ständig aus dem Nichts auftauchten und dann die Bank bzw. den Baumstamm entlang krabbelten…

Anschließend ging es zu Fuß eine halbe Runde durch den Park, ganz war mir zu weit und vor allem in einigen Teilen dann eh nicht mehr an der Küste lang, da bin ich lieber querab durch den Wald und über den Campingplatz (der eigentlich auch mitten im Wald liegt, nur mit weniger „Unterholz“) gelaufen.

Hier hätte ich mich hingesetzt, wenn ich vor dem Essen auf die Idee gekommen wäre, dass nach dem „Strand“ noch eine bessere Stelle kommen könnte:

Und so ein Kennzeichen ist doch wohl auch süß, oder? So eins will ich auch!

Letzte Amtshandlung bzw. Touristenaktivität heute: Deception Pass. Das ist die Meerenge auf dem Bild unter der Brücke. Eventuell fahre ich da Freitag nochmal drüber und dann die komplette nächste Insel runter auf dem Weg nach Seattle, weiß ich aber noch nicht, daher habe ich die Brücke schonmal prophylaktisch angeschaut. Hübsch, aber nicht weltbewegend… der Strand da drüben würde mich schon mehr reizen, sieht ein bisschen aus wie im Olympic NP (der ja auch fast in Sichtweite liegt, das ist also nicht verwunderlich).

Tag zuende, noch eine halbe Stunde oder so mit der Airbnb-Gastgeberin plaudern und den Hund streichen, ein Riesenpudel, der tatsächlich problemlos auf den Tisch gucken kann… und dann ins Bett und Fotos sortieren und Blogpost schreiben und Webspace freiräumen, damit ich Bilder hochladen kann… ich bin nämlich aktuell immer einen Tag hinterher, sprich ich schreibe immer über „gestern“…

Morgen, also an dem Tag, an dem ich diesen Text hier getippt habe (haben werde?), geht’s nochmal in einen Nationalpark als letzten großen Programmpunkt. Der North Cascades NP. Bin schon sehr gespannt (also war ich, als ich gestern ins Bett gegangen war). Bevor das jetzt hier zu zeitlich verwirrend wird, wartet lieber auf den nächsten Beitrag, da erzähle ich dann mehr und wieder in einer logischen Zeitschiene.