Heute fing der Tag überraschenderweise mal mit Frühstück an 🙂 Mit nur 10 Minuten Wartezeit vor einem riesigen Kamin konnten wir in der Canyon Lodge ans Frühstücksbuffet. Das bot alles, was das amerikanische Frühstücksherz begehrt – Rührei, Bacon, Würstchen, French Toast, Früchte, Joghurt, Burritos mit diversen Füllmaterialien… da wurden auch wir satt. Der Service war tatsächlich mal sehr unamerikanisch langsam und vergesslich, das hatten wir so noch nie. Außerdem ist es etwas komisch, wenn reihenweise Leute eine halbe Stunde warten müssen, aber die Hälfte der Tische im Raum leer sind…?
Nach dem Frühstück sind wir bei frischen 4 Grad Celsius aufgebrochen Richtung Norden. So richtig schön war’s draußen noch nicht, die Wolken hingen tief. Tief im Sinne von ungefähr auf Augenhöhe, spätestens als wir den Dunraven Pass überquert haben. Aber danach wurde es kontinuierlich besser 🙂
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Erster Stopp auf der Route waren die Tower Falls, mal wieder ein Wasserfall. Muss man nicht gesehen haben, aber da eh eine Baustelle auf dem nächsten Stück war, konnten wir hier nochmal Kaffee auftanken, die Restrooms aufsuchen und uns dann in die Schlange hinter dem Mann mit dem Stoppschild einreihen. Baustellenampeln gi bt es hier nämlich fast nie, eigentlich immer stehen Menschen an beiden Enden des einspurigen Bereichs und halten entweder ein Stopp- oder ein Slow-Schild in der Hand, je nachdem, welche Seite gerade fahren darf.

An der ersten Kreuzung sind wir nach rechts ins Lamar Valley abgebogen. Hier geht’s zum Nordost-Ausgang, ganz so weit sind wir nicht gefahren, aber hier halten sich in der Regel größere Bisonherden auf, und die wollten wir sehen. Auch sonst ist das Tal sehr schön, immer am Fluss entlang, der mal ruhiger, mal etwas schneller fließt, mal ist das Tal sehr breit und flach, dann wieder fährt man durch kleine Hügel…

Die meisten Hügel sind dekoriert mit schwarzen Pünktchen, die man irgendwann lernt als Bisonherde zu erkennen. Manchmal sind die Pünktchen allerdings auch direkt am Straßenrand, das erkennt man normalerweise an der Anzahl der dort parkenden Autos. Hier also unser heutiges Best-of-Bison aus dem Lamar Valley:

Außerdem Bisons hatten wir auch noch ein paar Pronghorns auf dem Weg bzw.neben der Straße, Mr. Pronghorn musste seinen Harem verteidigen gegen einen Konkurrenten und dann die Mädels zurück zur Gruppe treiben:

Zurück auf der Upper Loop Road (ihr erinnert euch – die Acht? Wir sind jetzt oben rechts) haben wir endlich mal wieder eine ungeteerte Straße mit Schlaglöchern für Frank gefunden. Hier geht es ein paar Meilen lang durch die Landschaft, abseits der deutlich mehr befahrenen Loop Road. Sehr schön, man sieht hier z.B. gut die Auswirkungen bzw. Ausdehnung von vergangenen Waldbränden und das Nebeneinander von alten und neuen Bäumen. Zurück auf der Loop Road mussten wir ein Stück nochmal fahren, da die Gravel Road nur in eine Richtung und natürlich GEGEN unsere heutige Fahrtrichtung befahrbar ist. Und da hatte sich nun eine Herde Bisons in den Kopf gesetzt, kurz vor uns die Straße überqueren zu wollen und damit den Verkehr aufzuhalten.
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Gibt aber Gelegenheit zum Fotografieren, hier mein Lieblingsbild:
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Es folgten zwei Wasserfälle, die kurz nacheinander an der Straße lagen: Wraith Falls (ok, das war ein 0.5-Meilen-Spaziergang) und Undine Falls (direkt am Parkplatz). Während ersterer eher kein Fall, sondern ein Rutsch war, das Wasser nämlich eher eine schräge Fläche runterrutschte, war der zweite mit mehreren Stufen, zwei sich über die Grasfläche darüber jagenden Elks und einem Skelett (vermutlich auch ein Elk) etwas interessanter. Dafür hat der erste den Spaziergang… wenn man also wie wir genug Zeit hat, lohnt sich beides.

Als nächstes lagen die Mammoth Hot Springs auf dem Weg. Wieder ein Ort, diesmal sogar relativ groß (also für Yellowstone NP-Verhältnisse natürlich). Frank hat sich erstmal ein spezielles lokal hergestelltes Eis geholt, ich hatte einen Kaffee. Dann haben wir uns bei sonnigen 20 Grad – das soll ich unbedingt schreiben, damit ihr nicht die 4 Grad von oben im Kopf behaltet und uns bemitleidet – aufgemacht, den unteren Bereich der Hot Springs zu Fuß zu erkunden. Wie in allen geothermal aktiven Gebieten gibt es auch hier Holzstege, die man besser nicht verlässt… und die einen zuverlässig an allen sehenswerten Ecken vorbeiführen. Besonders beeindruckend fanden wir gleich am Anfang die Artist Spring, viele Farben, unzählige Stufen aus Travertin (gibt es dafür ein deutsches Wort? Habe gerade kein Google, schreibe das hier ja im Yellowstone), Wasser, fragile Gebilde rund um die Wurzeln von anscheinend sehr anpassungsfähigen Blumen… toll.

Nachdem wir alle gesehen hatten, sind wir hoch auf die Upper Terrace und dort mit dem Auto den Loop Drive gefahren. Insgesamt nicht so schön wie unten, finden wir, nur die Canary Terrace und das davor liegende Eckchen waren super.

Wir als Deutsche sind ja schon als sehr regelhörig verschrieen, glaube ich, aber manchmal haben Regeln ja auch Sinn. Zum Beispiel die „Nicht vom Weg abkommen, hier ist alles bröselig und darunter ist es heiß“-Regel. Oder die „Nicht den Finger reinstecken, das Wasser kocht / ist ätzend“-Regel. Letztere scheint aber nicht jeden wirklich abzuschrecken. Direkt neben uns meinte eine Frau mittleren Alters „it cannot be THAT hot“ und steckte ihre halbe Hand rein. Ich gebe es zu, ich hätte ihr gegönnt, dass es zumindest heiß genug ist, dass sie sich etwas erschreckt. War es nicht, aber muss man sowas machen, wenn a) Kinder in der Nähe sind und b) man es dem Wasser wirklich nicht ansieht, wie heiß es ist, geschweige denn, ob es vielleicht einen pH-Wert wie Batteriesäure hat, wie man manchen Stellen extra erwähnt?
Genug empört, wir haben dann die Mammoth Hot Springs verlassen und waren wieder auf dem Weg nach Süden. Die Strecke fand ich (Frank war da nicht unbedingt meiner Meinung) viiiiiieeeeeel schöner als die andere Seite, die wir morgens hoch gefahren waren. Hier wechseln sich kleine Wälder, Berge, Hügel, Seen, der Gibbon River, interessante würfelförmig zerfallende Felsen am Sheepeater Cliff ab – hier wäre ein Picknick toll, aber leider war es weder Abendessenzeit noch hatten wir geeignetes Essen im Gepäck. Vielleicht beim nächsten Mal…

Erinnert ihr euch an Jurassic Park, also den Film? Da sieht man irgendwann einen Dino im Rückspiegel, zusammen mit dem Hinweis „Objects in the mirror are closer than they appear“ – das steht hier wirklich in jedem Außenspiegel, und wir hatten heute auch so ein ganz-nah-Erlebnis:
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Da bis zum Sonnenuntergang noch etwas Zeit war, haben wir uns die Artist Paintpots angesehen, ein weiteres Gebiet mit geothermaler Aktivität. Ein angeblich eine Meile langer Weg (kam mir länger vor) führt durch die Pools und Springs und Blubberlöcher, auf einen Hügel mit weiteren Pools und Springs und Blubberlöchern und wieder runter. Mittendrin haben wir eine Pause eingelegt, weil man in nicht so ferner Ferne einige Koyoten heulen hören konnte. Mit irgendwas waren sie nicht so glücklich – oder klingen die immer so?

Nun war es langsam Zeit, nach Hause in die Cabin zu fahren. Über das Querstück der Acht sind wir zurück nach Canyon Village gelangt, mit einem kleinen Abstecher zu den Virginia Cascades. Mal wieder ein Wasserfall, aber an einer kleinen Seitenstraße gelegen und daher nicht so bekannt und besucht. Sehr ruhige Ecke, der Wasserfall ist auch ganz nett, aber kein Muss.
Zum Abendessen haben wir uns in der Cafeteria mit SelfService etwas geholt, im Restaurant hätten wir eine Stunde warten müssen. Der Salat und die Wraps waren sehr lecker, aber auch seeehr kalt. Hätten wir besser mit in die Cabin genommen und auf die Heizung gestellt. Dann hätten wir beim Umfüllen in die Mitnehm-Kartons vermutlich auch das Salatdressing mit Inhaltsbeschreibung gefunden, beim mitgelieferten wusste ich nicht, was drin war, habe ich also nicht gegessen… trockener Spinatsalat schmeckt nicht ganz so gut wie einer mit leckerem Blue Cheese Dressing, kann ich euch sagen.
Und hier der Überblick, wo wir heute waren:
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