In der Nacht gab es mal wieder Gewitter mit viel Regen, und der gestern noch trockene Platz vor unserer Hütte ist nur eine Seenlandschaft. Freut uns aber wie immer, je mehr Wasser desto besser für’s Land.
Wir gönnen uns also mal wieder eine Stunde mehr Schlaf und fahren erst (ich weiß… klingt komisch) um 6:10h los. Natürlich mit dem üblichen Kaffee, klar, und wir gucken einmal, ob man am Fluss schon was von den Regenfällen sehen kann. Und tatsächlich, da ist schon sehr viel mehr Wasser als gestern.
Die Vogelwelt ist zumindest teilweise schon wach und sieht ein bisschen schmutziger aus als gestern. Schlammspritzer von unten, oder hat er gebadet? Keine Ahnung, seine Kumpels haben das jedenfalls auch gemacht.
Eigentlich war unser Plan, am Fluss entlang über Nebenstraßen bis nach Olifants zu fahren – bei der aktuellen Wetterlage sind wir aber unsicher, ob das so eine gute Idee ist. Wäre blöd, wenn dann in der letzten Senke Wasser steht und wir nicht durchfahren können, soviel Zeit haben wir heute nicht (und Lust hätten wir darauf auch nicht). Die Entscheidung wird uns aber eh abgenommen, denn die angedachte Route ist ab Hauptstraße mit einer Kette und Durchfahrt-verboten-Schild gesperrt.
Also nehmen wir die Hauptstraße nach Olifants und sehen unterwegs relativ wenig Tiere. Trotzdem, ganz ohne Sichtung geht es nicht. Wir sind eh schon fasziniert von den riesigen Schnecken, die wir dieses Jahr dauernd sehen. Heute sind noch mehr als sonst unterwegs und kreuzen alle paar 100m die Straße. Erstaunlich selten sieht man Unfallopfer, die meisten Autofahrer scheinen Rücksicht zu nehmen, wir natürlich auch. Witzig, dass sie nicht nur über die nasse Straße schleichen, sondern auch mitten durch die Pfützen:
Auch weitere Flüsse mit vergleichsweise viel Wasser sehen wir unterwegs:
Erstes Ziel heute ist das Olifants Restcamp, allerdings nicht zum Übernachten, sondern für’s Frühtück. Das Camp liegt nur ca. 50km von Letaba entfernt, das war von Anfang an so geplant, dass wir hier eine Pause einlegen und uns das Campe ansehen. So wissen wir dann beim nächsten Mal, wo wir am liebsten übernachten möchten. Das hier kommt definitiv in Frage.
Gleich hinter dem Tor begrüßen uns ein paar Zwergmangusten, leider sind sie später nicht mehr da, als ich zu Fuß hinlaufe und Fotos machen möchte. Die sind einfach niedlich und meistens auch einigermaßen wenig scheu, wenn man sich ruhig verhält.
Das Restaurant liegt wie das gesamte Camp hoch über dem Olifants-Fluss, mit toller Weitsicht und bei entsprechender Witterung und Tageszeit bestimmt auch Tieren. Heute aber ist nichts los da unten. So genießen wir einfach in Ruhe unser Frühstück, hier ist die Tindlovu-Karte nochmal anders und auch wieder ausführlicher als in den vorherigen Camps. Kaffee können sie auch sehr gut, also dehnen wir die Pause etwas aus und ich schreibe alle Postkarten, die ich so schreiben will, während Frank die Aussicht genießt.
Danach streifen wir ein bisschen durchs Camp und schleichen uns auch ein Stückchen in den Bereich, in den nur Bewohner dürfen – wir möchten sehen, welche Hütten die beste Lage haben und wo wir dann ggfs. mal wohnen wollen.
Außerdem beobachten wir noch ein paar kleinere Tiere, hier sind die Tausendfüßler zum Beispiel im Zebra-Look unterwegs. Ansonsten gibt es Zebra hier auch noch als Fell zu bewundern/kaufen, die sehen immer aus wie zum Trocknen aufgehängt…
Die weitere Fahrt ist relativ ereignislos – von Olifants aus fahren wir in Richtung Parkausgang, was konkret heißt: einmal quer durch, denn das Camp liegt am östlichen Rand nahe an der Grenze zu Mosambik, und wir wollen zum Orpen Gate im Westen. Meistens sieht es so aus:
Wir nehmen ein paar kleinere Abstecher zu Aussichtspunkten mit, es sieht aber meistens so aus wie auch vom Olifantscamp aus.
Interessant finden wir die Schilder, offensichtlich gibt es hier sonst Probleme mit illegalen Bestattungen.
Und auch andere Menschen bremsen offensichtlich für Vögel – und mit so einem Aufkleber wissen die nachfolgenden Wagen immerhin, dass nicht automatisch ein Löwe im Gebüsch liegt, wenn der hier bremst.
Wir bremsen diesmal weniger für Vögel, aber eine Babygiraffe ist dann doch ein guter Grund. Sie ist noch ganz jung, klein ist nicht das richtige Wort, denn sie könnte vermutlich immer noch Frank auf den Kopf spucken. Oder zumindest fast, so genau lässt sich das aus 20m Entfernung nicht sagen.
Hier kann man noch die Nabelschnur sehen, SO jung ist er oder sie:
Ansonsten sehen wir alle üblichen Verdächtigen, halten aber selten an und nutzen eher die Zeit, ein paar Kilometer vorwärts zu kommen.
Einmal gibt’s aber doch einen längeren Stopp – ein paar Autos stehen am Fahrbahnrand und die Insassen gucken angestrengt nach rechts. Ok, also gucken wir mit und versuchen herauszufinden, WOHIN genau sie gucken. Wir sehen nämlich erstmal nichts. Bestimmt 15 Minuten lang versuchen wir herauszufinden, was hier sein soll, analysieren den Winkel der Ferngläser und Riesenobjektive unserer Nachbarn und stellen am Ende fest, dass wir viel zu weit weg gesucht haben. Der Leopard liegt im ersten Busch, ist aber nicht wirklich gut zu sehen und scheint auch keine Ambitionen zu haben, das zu ändern.
Also fahren wir nach ein paar weiteren Minuten los. Hätten wir noch viel Zeit, wäre es vielleicht was anderes gewesen, aber an einem Fahrtag müssen wir halt Prioritäten setzen.
Wie geplant machen wir Halt am nächsten Main Camp, Satara. Hier waren wir letztes Jahr schon kurz, ebenfalls um Kaffee und Eis zu holen. Premiere übrigens: Frank holt sich einen Kaffee, ich möchte keinen. Sehr seltsam 😉
Aber bevor wir in Satara einfahren, haben wir noch eine tolle Sichtung. Nichts Spektakuläres eigentlich, schon überhaupt keine Katze, aber wir finden’s trotzdem super. Erst sehen wir einen Ground Hornbill (Südlicher Hornrabe), den größten der Hornraben und wie der englische Name sagt meistens zu Fuß unterwegs. So auch der hier, der offensichtlich den Ast nicht mag.
Und auf einmal sind sie zu zweit, keine Ahnung, wo der jetzt herkam:
und zack, noch einer:
Wir kennen uns nicht gut genug aus, um zu entscheiden, ob das jetzt eher Kampf oder das Zuneigung ist – aber das Trio ist definitiv ausdauernd und unterhält uns eine ganze Weile.
Irgendwann reißen wir uns aber los, Eis/Kaffee und natürlich die allgemeine Zeitplanung und so… Im Camp selbst halten wir uns nicht lange auf. Nach dem üblichen Besuch der Toiletten holen wir uns das Eis, und dann spazieren wir einmal durch den Garten und bewundern nochmal einen Fevertree, der hier ganz skurrile oberirdische Wurzeln hat. Ist uns in Pafuri gar nicht so aufgefallen.
Nun geht es in Richtung Gate, die Strecke kennen wir ebenfalls, hier sind wir letztes Jahr in den Park gekommen und dann nach Süden gefahren. Damit haben wir jetzt offiziell den Park vom nördlichsten (Pafuri) zum südlichsten (Crocodile Bridge) Gate besucht, wobei wir den unteren Teil ja in ein paar Tagen gleich nochmal sehen werden.
Die Strecke ist gut zu fahren, die Vegetation ist hier ungefähr so:
Wir sehen immer wieder größere Raubvögel, zwischendurch auch mal zwei Hyänen, die direkt neben der Straße schlafen, oder eine kleinere Gruppe Elefanten, die am gegenüberliegenden Ufer im Gebüsch versteckt frisst.
Ein bisschen mehr Zeit verbringen wir mit einem Pärchen Bateleurs (Gaukler), die offensichtlich in einem Teich mit hoher Froschdichte ihre Mittagsmahlzeit einsammeln. Jagen wäre schon fast zuviel gesagt, das sieht nicht besonders anstrengend aus.
Und dann sind wir erstmal raus aus dem Park, nicht so wehmütig wie beim letzten Mal, denn wir machen ja jetzt nur eine zweitägige Pause, dann kommen wir wieder für den Endspurt.
Warum eine Pause? Ich wollte gerne eine kurze Auszeit vom Tiere-Gucken, ein bisschen mehr Komfort (ok, beim Buchen wusste ich ja noch nichts vom Outpost, das würde durchaus auch unter Komfort fallen) und große Supermärkte und Restaurantauswahl und frei bewegen außerhalb des Autos. Dazu haben wir zwei Nächte in Hoedspruit gebucht, damit es aber nicht zu „anders“ wird, liegt die Lodge in einem Wildlife Estate. Das ist quasi ein eingezäuntes Wohngebiet mit Sicherheitsdienst und Co, aber in der Mitte ist ein riesiges Gelände mit vielen wilden Tieren. Wild vor allem im Sinne von „keine Haustiere“, obwohl es auch Leoparden geben soll. Ansonsten aber nur harmlose Antilopen, Warzenschweine und eine Giraffe, man darf daher zu Fuß dort unterwegs sein.
Die Nyaleti Lodge ist genau so, wie ich mir das anhand der Bilder vorgestellt habe. Klein mit nur drei Zimmern, ruhig, modern und gemütlich eingerichtet mit Betonböden, Glasfront und einem riesigen gemütlichen Bett, einem großen Badezimmer, Pool und netten Außenanlagen inklusive Aussichtsturm. Und Kaffeemaschine 🙂
Wir kommen so gegen 15:30h an (erschreckenderweise genau im Zeitplan, irgendwie klappt das bei uns immer ganz gut, obwohl wir ja durchaus auch Verzögerungen mit einplanen) und laden schnell unser Gepäck ab, bevor wir erstmal auf unser eigenen kleinen Terrasse sitzen und – Tiere beobachten. Ja, auch hier gibt es welche, in diesem Fall kommt eine Familie Warzenschweine vorbei.
Nach einem entspannten Kaffee kommen wir zu der Erkenntnis, dass wir wohl mal eine Packung Kaffeekapseln kaufen, denn mit den vier, die hier zur Verfügung stehen, kommen wir nicht weit. Aber für jetzt reichts, und nach der Stärkung machen wir ein Foto der Estate-Karte (damit wir uns nicht verlaufen) und uns anschließend auf den Weg, uns endlich mal die Füße vertreten zu dürfen.
Wie zu erwarten treffen wir keine spektakulären Tiere, aber sehen Impalas, Kudus und Buschböcke, auch Warzenschweine sind wieder dabei. Letzere gucken eher provokant, der Rest findet uns suspekt und verschwindet lieber im Busch. Wobei man anhand der Fußspuren sehen kann, dass hier durchaus häufiger Menschen unterwegs sind, plus Fahrrad- und Hufspuren. Fotos haben wir nicht viele gemacht… unter anderem, weil über weite Strecken der Boden nur so wimmelt von Ameisen, stehenbleiben ist also eher keine Option. Hier ging’s dann gerade mal:
Am Bird Hide ist nicht viel los, und da sich langsam der Hunger bemerkbar macht, treibt es uns schnell wieder zurück zur Lodge.
Den Abend lassen wir ausklingen im Restaurant „Hat & Creek“ – eine absolut verständlich Empfehlung unserer Gastgeber. Das Essen ist phantastisch, nur ist mir tatsächlich wohl das erste Mal im Urlaub kalt, ich hatte nicht mit Draußensitzen gerechnet. Egal, das Essen ist phantastisch, natürlich gibt es reichlich Fleisch, so ist das halt in Südafrika. Wir fangen mit einem leckeren Carpaccio an (und wissen nicht mehr, ob das Kudu oder ein anderes Tier war), und danach gibt es Filet und Steak mit tollen Beilagen. Soooo lecker.
Die Atmosphäre und der Service passen ebenfalls, wir fühlen uns total wohl und finden, dass die „Pause“ genau die richtige Entscheidung war, so schön es auch in den staatlichen Camps ist. Beides hat halt unterschiedliche Vorteile… und dazu gehört auch diese schöne Atmosphäre, als wir zurück zur Lodge kommen: