Der Morgen beginnt wie der gestrige – mit einem grandiosen Sonnenaufgang mit leckeren Kaffee ab 4:30. Da stellen die sogar noch einen Baobab genau vor die Stelle, an der die Sonne aufgeht…
Charly kommt und „weckt“ uns um 5:00h, aber wir müssen erst noch eben warten, bis die Sonne über den Hügel kommt. Dann schnell was anziehen, Zähne putzen und los. Schon auf dem Weg zur Main Area werde ich aber aufgehalten – da turnt mal wieder ein Dassie im Gebüsch rum und frühstückt:
Nach einem weiteren Kaffee fahren wir dann wie gewohnt los, wieder nur zu viert. Die beiden ausgewanderten Iren sind ebenfalls im Auto, die Südafrikaner schlafen noch. Ist uns Recht, je weniger Leute im Auto, desto schöner sind die Game drives – wobei die Gäste hier alle völlig in Ordnung sind, keiner mit übermässigem Löwendrang oder vom Typ Ballermanntourist. Wir sind nur manchmal überrascht, wie man so wenig darüber weiß, wo man sich gerade befindet und wie man dorthin gekommen ist… aber gut, das stört uns ja nicht weiter.
Zuerst werden wir mal von einem Büffel skeptisch beäugt:
Anschließend, immer noch auf dem Gelände der Lodge, treffen wir auf eine Elefantenfamilie, die gemütlich Blätter abrupft und sich langsam vorwärts bewegt. Sie lassen sich wie immer nicht von uns stören, und so können wir den Junior beobachten, wie er sich im Bäum(ch)e(n) bewegen übt.
Wir fahren wieder ein Stück auf der offiziellen Kruger-Parkstraße und halten kurz darauf an, weil ein anderes Safariauto mit einem platten Reifen liegengeblieben ist. Die Touristen sitzen im Auto, der Guide ist gerade beim Reifenwechsel – und Charly hilft kurzerhand aus. Natürlich passiert sowas dann auch in Sichtweite von Elefanten, die sind aber trotzdem weiterhin entspannt – und nach 10 Minuten ist alles erledigt.
Ein paar Kilometer weiter gleich der nächste Elefant – auch hier ist wieder ein anderes Fahrzeug vor Ort, der Fahrer signalisiert aber, dass er in Kürze weiterfahren will. Also biegen wir in die Seitenstraße ein und drehen um, so dass wir besser zur Sonne und zum Elefanten stehen. Und zwar ziemlich nah, vielleicht so 5m neben ihm. Charly scheint wirklich gut einschätzen zu können, welches Tier welche Distanz braucht. Der Elefant nimmt uns natürlich wahr, aber wir stören ihn halt nicht. Wir sind (fast) alle mucksmäuschenstill und fotografieren und gucken ihm einfach zu.
Hier können wir in aller Ruhe auch mal Details anschauen – faszinierend, wie die Füße von unten aussehen, bisher kannten wir die immer nur als „Negativ“, sprich als Spuren im Sand oder Lehm. Auch der Rüssel sieht aus der Nähe und mit zusätzlichem Zoom nochmal ganz anders aus.
Selbst Charly macht Fotos, und der sieht sowas ja nun wirklich jeden Tag.
Nach einer halben Stunde oder so geht’s weiter und wir machen Platz für die nächsten Touristen. Hier (wie auch bei ähnlichen Touren in den früheren Urlauben) gehen die Guides sehr gut miteinander um und stimmen sich ab. Über Funk hat Charly zum Beispiel gestern morgen und auch abends geklärt, wo er hinfahren möchte – und nachdem er erfahren hat, dass ein anderes Auto das gleiche Ziel hatte, hat er seinen Plan geändert und wir sind an einem anderen Sundowner-Platz gelandet. Solange die Gesamtzahl der Autos so klein ist, geht das ja noch relativ anders.
Als nächstes treffen wir wieder auf einen Büffel – nicht alle Big5-Tiere sind schwer zu finden, Büffel und Elefanten sehen wir fast jeden Tag im Kruger. Hier mal einer im Dialog mit seinem Oxpecker:
Unser Ziel ist heute der Fieberbaum-Wald, typisch für die Gegend um Pafuri hier oben im Norden des Parks. Den wollte ich unbedingt sehen, wir wären sonst auch alleine hier hingefahren, wenn wir wie ursprünglich geplant in Punda Maria statt im Outpost übernachtet hätten.
Die Bäume haben so eine typische gelb-weißliche Rinde, die ganz pudrig ist – wenn man sie anfasst, hat man den ganzen gelben Staub an den Fingern. Frühe Siedler dachten lange, dass das Fieber, das sie häufig bekamen, von den Bäumen ausgelöst wieder, daher der Name. Tatsächlich hatten sie einfach Malaria.
Weitere Besonderheit der Fieberbäume: Sie bilden sogenannte „Sacrificed limps“ aus, Äste, in denen alle Abfallstoffe des Baums eingelagert werden und die daher absterben. Auf diese Weise können die Bäume viel schneller wachsen, 1-2m pro Jahr.
Tiere sehen wir hier eher weniger, ein paar Vögel und ein Affenpärchen:
Unser Ziel ist eine Stelle am Fluss, es müsste der Luvuvhu sein, in der Nähe des Pafuri Camps (das hatten wir ebenfalls beobachtet, ob die Preise fallen).
Tiere sind reichlich vorhanden, wir hätten da einen Elefanten bei Morgenbad, sehen Nyala-Mädels am Wasser, ein Krokodil wartet auf heranfliegende Beute (oder so) und ein Hippo beäugt uns kritisch – möchte wohl auch einen Kaffee?
Nach einer Stärkung mit Kaffee, Buschmilch und Keksen (glaube ich) geht es weiter, erst durch den Fieberbaumwald, später ändert sich die Vegetation und es werden wieder mehr Baobabs. Die sind uralt, tausende Jahre, so genau lässt sich das aber nicht feststellen, denn sie haben kein Jahresringe. Aber die großen sind auf jedenfall wirklich riesig, vor allem der Stammumfang. Teilweise wachsen oben auf den Baobabs schon andere Bäume, weil sich in den Ritzen Erde und nährstoffreiches Laub gesammelt haben:
Unnützes Wissen, diesmal die lokale Erklärung, warum die Bäume so aussehen, wie sie aussehen: Die Bäume waren einst die eitelsten und hielten sich für die allerschönsten. Daraufhin wurden sie von den Göttern bestraft – sie zogen sie aus dem Boden und steckten sie mit den Wurzeln nach oben wieder rein, und so sehen sie noch heute aus. Ja, das könnte ungefähr hinkommen von der Optik…
Unsere mitreisenden Iren haben eine große Kamera und er hantiert immer mit den Objektiven herum – wir hatten schon mehrfach die Situation, dass nach einem weiter entfernten Motiv (Bäume oder so) ein Elefant ganz nah war und er dann erst rumschrauben musste. Da weiß ich wieder, warum wir mit unsere verhältnismäßig kleinen Kamera doch ganz zufrieden sind. Dann kann man einfach auch mal ganz spontan was fotografieren, z.B. einen Lilac Breasted Roller (Gabelracke) mit Skorpion im Schnabel. Bis er ihn überhaupt gesehen hat, war der Vogel schon wieder weg – wir haben zusätzlich nämlich auch noch besser Tiere gefunden 😉
Letzte größere Sichtung auf dem Gamedrive war dann nochmal eine Elefantenfamilie, die offensichtlich gerade aus dem (Schlamm-)Bad kam. Auch hier war wieder Nachwuchs mit dabei, der Minifant hatte Hunger und musste erstmal bei der Mama trinken, bevor die beiden im Gebüsch verschwunden sind.
Zurück im Outpost gab es die letzte Mahlzeit (nein, nicht ganz, denn NATÜRLICH gibt es auch noch eine Lunchtüte für uns, damit wir auch nach der Abfahrt nicht verhungern. Als ob das nach den 48h möglich wäre…), nach Obst und Joghurt gab es nochmal das tolle French Toast.
Parallel hat sich die Gästemanagerin Barbara darum gekümmert, dass wir die nächsten beiden Nächte eine Unterkunft haben. Statt nur die zwei überflüssigen Nächte auf nächstes Jahr zu verschieben, hat das Reservierungsbüro nämlich gleich alle FÜNF Nächte verschoben, also inklusive der drei, die wir ausdrücklich nutzen wollten – hatte ich ja so in meiner Email extra noch erwähnt. This is Africa. Aber selbst Barbara war genervt davon, wie umständlich das Gespräch mit der Dame im nächsten Camp war. Bestimmt eine halbe Stunde lang hat sie versucht, uns unsere Nächte zurückzuholen. Nervös waren wir nicht, ich hatte schon geprüft, dass es noch ausreichend Kapazitäten gab, aber es wäre sicherlich nicht einfacher, wenn wir uns hinterher Geld wiederholen müssten. Also lieber jetzt diskutieren, und am Ende hatten wir wieder ein Bett für den Abend. Irgendwie waren die beiden Nächte für nächstes Jahr jetzt auch noch in einem anderen Camp und einer deutlich höheren Buchungskategorie, aber das klären wir später.
Leider ist dabei noch aus 1+2 Nächten ein 2+1 geworden, also 2 Nächte in Mopani und 1 in Letaba, das hatte ich Barbara falsch aufgeschrieben. Anders wäre uns im Nachhinein lieber gewesen, aber als uns das aufgefallen ist, wollten wir nicht nochmal von vorne anfangen mit der Diskussion. Bevor dann wieder irgendwas anderes schiefgeht…
Und dann waren wir wieder auf eigene Faust unterwegs. Zunächst über bereits bekannte Straßen, nämlich die Hauptstraße durch den Park Richtung Pafuri Camp. Dann aber weiter über die Brücke in den „echten“ Kruger NP, also raus aus der Makuleke Concession.
Die Landschaft ändert sich alle paar Kilometer, mal haben wir zartes Grün und Zebras sowie die diesmal selten gesichteten Strauße:
und ein Eland, das erste (und danach kam uns auch nur noch eine weiter Gruppe in die Quere im ganzen Urlaub)
Dann ganz karge Gegenden, kaum ein Blatt. Wieviel da jetzt die Trockenheit eine Rolle spielt und was die Elefanten kaputtgemacht haben, können wir nicht unterscheiden. Vielleicht auch beides? Elefanten gibt es jedenfalls, dieser hier betreibt nach einem Schlammbad ausgedehnte Fußpflege an einem Baumstumpf:
Es ist inzwischen Mittag und entsprechend warm, Büffel versammeln sich daher gerne unter Bäumen:
und Autos auch – hier am Picknick-Platz Babalala, an dem wir dann auch unsere Lunchtüten geleert und Elefanten und Vögel beobachtet haben:
Weiter geht es durch plattes Land, unterbrochen von gelegentlichen Tiersichtungen an Windmühlen-betriebenen Wasserlöchern…
… und Brücken, an denen man in der Mitte aussteigen darf, um Fotos zu machen:
Immer mal wieder sehen wir Elefantengruppen, die im Schatten parken – und ihren Babies Luft zuwedeln, die zu Füßen der Großen schlafen. Niedlicher geht’s echt kaum noch…
Ein Giraffenroadblock hält uns eine Weile auf – er oder sie möchte jetzt einfach mal da mitten auf der Straße stehen. Im Umkreis von zig Kilometern ist sehr viel Nichts, aber sie muss hier stehen. Wir sind geduldig und beoabchten, wie sie irgendann dann doch langsam und elegant davon stolziert…
Ich weiß nicht, warum – aber von unserem kurzen Stopp im Shingwedzi-Camp für eine kalte Cola (und ein Eis, glaube ich?) gibt es keine Fotos. Wir wollten uns nur mal kurz die Beine vertreten und was trinken, außerdem interessiert uns natürlich auch, wie die Camps so aussehen – falls (haha…) wir hier nochmal hinkommen. Punda Maria lag ein bisschen weiter ab von der Straße, das haben wir ausgelassen, aber Shingwedzi ist nur ein Umweg von 1km pro Strecke, das schaffen wir gerade so. Die Atmosphäre im Camp wirkt gut, so auf den ersten Blick. Restaurant und Shop sind ebenfalls ok, im Fluss ist zur Zeit kein Wasser, aber das werden wir noch häufiger sehen.
Wir überqueren den Tropic of Capricorn, den Wendekreis des Steinbocks. Sonnenwende und so… auch hier darf man aussteigen auf eigene Gefahr. Das Konzpet ist immer wieder interessant, denn Löwe & Co. können ja überall sein. Aber vermutlich dient es vor allem dazu, die Touristen nur an wenigen Punkten im Bild zu haben. Wobei hier oben eh fast nichts los, man trifft kaum mal ein Auto.
Noch ein paar Kuhantilopen (die gab’s später nicht mehr, soweit ich mich erinnern kann)…
… dann erreichen wir nach 170km und 6 Stunden das Mopani Restcamp.
Wir überlegen, ob wir erst noch einen Gamedrive machen, bevor wir uns unseren Schlüssel holen. Aber aufgrund des Buchungschaos entscheiden wir, dass wir das lieber erstmal erledigen – gute Idee, es dauert länger. Denn durch die Umbuchung auf nächstes Jahr in die teurere Kategorie ist nun noch ein Betrag offen, eben die Differenz. 70€ oder so. Die müsste ich eigentlich erst bezahlen, sonst dürfte die Dame uns den Schlüssel nicht geben. Macht sie trotzdem, nachdem wir gemeinsam ganz lange versucht haben, überhaupt nachzuvollziehen, was Tulani (ja, ich weiß, wie die Frau heißt, die das verursacht hat) gemacht hat. Es wird immer verwirrender, keine Zahl passt zur anderen, und Scharlotte (ja, so geschrieben) ist meiner Meinung, dass ich alles richtig und verständlich geschrieben habe. Wir versprechen, dass wir am nächsten Morgen um 8 Uhr wiederkommen, sie will dann mit dem Reservierungsbüro telefonieren – das hat heute seit mittags geschlossen, es ist Sonntag. Natürlich.
Es begrüßen uns zwei Sunbirds auf dem Parkplatz an der Rezeption:
Und dann kommt der Kulturschock: Vom Luxuskamp ins Restcamp, eh schon eher nicht vom Inneneinrichter ausgestattet, und dieses ist definitiv das einfachste von allen, die wir gebucht haben. Schlichter Minimalismus im Outpost vs. schlichte etwas in die Jahre gekommene Ausstattung in Mopani. Das wäre ja noch ok, aber leider riechen die Hütten (nicht nur unsere, erfahren wir später, also vermutlich eher alle) ziemlich muffig nach – ja, ich weiß auch nicht, Fledermauspipi oder feucht gewordenem Dach? zum Glück nicht in unserem Schlafzimmer, aber in dem Vorraum zwischen Haustür, Bad und Schlafzimmer. Muss man also immer durch. Da freut man sich über die Außenküche, die riecht wenigstens nicht…
Schön auch der Zettel am Kühlschrank – zur Zeit treiben Honigdachse ihr Unwesen im Camp und räumen regelmäßig Kühlschränke aus. Daher sollen wir nachts und wenn wir tagsüber unterwegs sind den Kühlschrank umdrehen, so dass sie ihn nicht öffnen können. Okay, machen wir – ziehen ihn also aus der Nische und schieben ihn schräg wieder rein, so dass die Tür seitlich blockiert ist.
Wir verbringen den Rest des Abends auf der Restaurant-Terrasse im angeblich besten Restaurant im Park – haben die Iren gesagt. Nun stellen wir fest: sie hatten da ganz sicher irgenwas falsch im Kopf und die Camps total verwechselt. Es ist völlig ok, aber je weiter nach Süden wir kommen, desto besser werden die Tindlovu-Restaurants (das ist die Kette, die in den meisten Camps das Restaurant betreibt), sowohl von der Auswahl als auch von der Qualität her. Egal, das Steak schmeckt, die Sonne scheint und geht mal wieder kitschig unter, wir lauschen den Hippos und gehen dann früh ins Bett, wo es noch einen Gin & Tonic gibt als Trost. Um 20:30h machen wir das Licht aus, denn wir sind ja schon seit 16h wach und hatten keine wirkliche Mittagspause. Und morgen ist ja wieder Gamedrive, auch wenn es diesmal keinen Sonnenaufgang vom Bett aus geben wird.