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Ab auf die Keys

Den halben Weg hatten wir gestern Abend schon gemacht, von Homestead aus ist es nur noch eine halbe Stunde bis zum ersten Key, also der ersten Insel der Florida Keys. Vorher noch schnell den Walmart leergekauft und Kaffee geholt, dann ging es los.
Heute ist definitiv der Weg das Ziel, jedenfalls eins von drei Zielen. Während auf den größeren Keys das Inselgefühl beim reinen Durchfahren weniger aufkommt, liegen dazwischen viele kleinere Keys und man fährt alle paar Minuten (manchmal nicht mal soviel) über die nächste Brücke. Links liegt der Atlantik, rechts der Golf von Mexiko, beides unglaublich türkis und von palmenbestanden Stränden gesäumt. Viele Inseln sind ungefähr nur so breit wie die Straße plus links und rechts je ein Hotel / Resort mit eigenem Strand oder Bootsanleger. Wir haben ein paar Mal angehalten, um uns das aus der Nähe anzusehen, leider war die Strandbar, in die wir wollten, entweder wegen der Jahres- oder Uhrzeit geschlossen. Dann haben wir natürlich auch die Brücken fotografiert, teilweise laufen die alte und die neue Brücke parallel, die alte ist dann für Fußgänger, Radfahrer und Angler freigegeben. Und Pelikane, die sitzen hier überall rum. Sehr fotogen… (und @Melanie: Hier war unsere offizielle No.1!)
Mittags waren wir dann wie geplant im Bahia Honda State Park auf dem gleichnamigen Key. Soooo schön – es gibt außer einem Sea&Nature Center (so eine Art Ranger-Haus) keine Gebäude, nur zwei kleine Campingplätze direkt am Wasser und zwei kleine Marinas. Der Rest ist Natur, natürlich viele Palmen, klares Wasser und eine dekorative alte doppelstöckige Brücke (Eisenbahn unten, Autoverkehr oben, gebaut 1912 oder so, muss ich noch mal googeln). Wir haben erst mal unser Lunch-Picknick rausgeholt und unter Palmen unsere Hühnchen-Barbecue-Wraps gebastelt. Ich glaube, ich werde am Ende mal eine Fotoserie „unsere schönsten Picknickplätze“ zusammenstellen…

Anschließend sind wir eine Runde durch den Park geschlendert, über den Old Bahia Bridge Trail, der auf die Höhe der oberen Brücke führt. Ist ganz schön hoch da, aber man hat einen tollen Blick auf die Insel und die neue Brücke und den Strand und unseren Picknickplatz. Nach dem Spaziergang (Trail ist im Südwesten ja immer eher eine Wanderung, hier definitiv nicht) sind wir unten am Strand baden gegangen. Das Umziehen ist hier einfacher und vor allem billiger als in New Jersey vor vier Jahren… und das Wasser ist bestimmt wärmer. Wenn es sich auch im ersten Moment nicht so anfühlte, aber das ist ja irgendwie immer so. Wir haben ein bisschen geplantscht, die Brücke vom Wasser aus angeschaut und nebenbei unsere Unterwasser-Kamera ausprobiert, wir wollen ja demnächst noch schnorcheln gehen. Klappt, ist dicht.
Nun hatten wir fast (aber nur fast) so was wie Zeitdruck – schließlich wollten wir pünktlich zu DEM Ereignis auf Key West sein. Welches? Na, den Sonnenuntergang. Der wird hier jeden Abend zelebriert, mit hunderten von Menschen am Mallory Square, Musik und Unterhaltungsprogramm.
Erstmal mussten wir aber ins Hotel, das absolut entzückende „Angelinas Guesthouse“. Unser Zimmer ist klein, aber gemütlich, mit Blümchenbettwäsche und liebevollen Details in der Deko. Rund um die erste Etage geht eine Art Veranda/Balkon, vor jedem Zimmer stehen zwei Korbsessel oder Stühle und ein Tischchen, hier kann man gemütlich sitzen. Oder man geht gleich in den Garten mit Pool, Palmen, Liegestühlen, Hängematten. Dort kann man morgens auch frühstücken, oder einfach rumsitzen und Reiseberichte schreiben 😉
Überhaupt ist Key West eine tolle Mischung aus niedlich und cool. Klingt komisch, ist aber echt schön. Der südwestliche Teil rund um die Duval Street besteht aus schönen kleinen Holzhäusern, vielen Palmen natürlich, alles toll beleuchtet und dekoriert. Dazu kommen dann zahllose Bars, Restaurants kleine Geschäfte und auch ein paar Souvenirständen, aber nicht aufdringlich.
Wir sind also direkt nach dem Einchecken losmarschiert Richtung Westen, ganz ohne Karte, wir mussten einfach nur den anderen Touristen folgen. Klingt aber schlimmer als es ist, man hat überhaupt nicht das Gefühl, dass es hier überlaufen wäre – halt normal belebt und nicht „Mallorca im Dezember“. Am Mallory Square standen dann auch schon eine ganze Menge Leute, ließen sich von einem mäßig lustigen Straßenkünstler mit schrecklichem gespieltem französischem Akzent belustigen und warteten auf die Sonne. Mit einer sehr malerischen Wolke konnten wir 10-15min tolle Fotos machen, mit Sonnenstrahlen nach oben und unten, dekorativen Möwen und Segelbooten. Darunter war leider noch eine weitere Wolkenreihe, so dass man das eigentliche Eintauchen der Sonne ins Meer nicht mehr sehen konnte. Egal, war trotzdem schön und wir haben ja noch einen zweiten Versuch…
Weiter ging’s in gemächlichem Bummelschritt rund um den Mallory Square und dann über die Duval Street auf der Suche nach einem leckeren Abendessen. Wir sind im Hard Rock Café gelandet, aber einem total untypischen, in einem niedlichen Holzhaus – ja, das geht in einem Satz, Hard Rock Café und niedlich… Bei Burger und Potatoe Skins haben wir dann erst mal wieder Leute beobachtet, dafür war der Platz ideal.
Kurzer Zwischenstopp im Hotel, Socken holen (von den Füßen her wurde es langsam frisch in den FlipFlops). Dann zurück zur Duval Street, Frozen Pina Colada bei Fat Tuesday holen (das war schon in Las Vegas unser bevorzugter Cocktail-Dealer) und weiterbummeln. In Key West wird es mit dem „kein Alkohol auf den Straßen“ auch nicht so genau genommen, aber wir haben mal vorsichtshalber eine Serviette um den Becher gewickelt. Hilft auch gegen geeiste Hände. Weiter ging’s zum historischen Hafen von Key West, einer Restaurant-Meile, sehr nett gemacht (ok, und nicht wirklich historisch, sondern nachgebaut). Dann in gemächlichem Zickzack zurück in Richtung Hotel, in unser niedliches Zimmer „mit ohne TV“ – in den USA eine Seltenheit, aber hier Programm… Licht aus, Gute Nacht John-Boy, bis morgen…

Art déco und Strandleben

Der Tag begann mit einem etwas windigen Frühstück am Strand – mit leckerem Kaffee, Cornflakes und Muffin (gf, also für mich) und Sandwich (gh, also Frank). Wir haben es uns auf der Rampe eines Rettungsschwimmer-Turms gemütlich gemacht und den fast leeren Strand und die immer wieder durch die Wölkchen scheinende Sonne genossen. Erwähnte ich schon die üblichen Temperaturen hier? Morgens um 7:30h beim ersten Schritt vor die Tür so um die 23 Grad, tagsüber dann eher so 27-28 Grad. Mit dem Wind ist das sehr angenehm, ohne manchmal schon fast zu warm.
Anschließend ging es über diverse Inseln Richtung Süden. Links und rechts konnte man immer wieder mal den Atlantik oder den Intracoastal Waterway durchscheinen sehen, gerne dekoriert mit hübschen Häusern und großen Booten… scheint hier irgendwie dazuzugehören.
Ziel war Miami Beach, hier findet sonntags um 10:30h eine Walking Tour durch den Art Déco-Bezirk statt, die von der Design Preservation League angeboten wird. Erfahrungsgemäß (und auch hier wurden wir nicht entäuscht) sind solche Angebote in den USA immer sehr gut, die Erzähler/Freiwilligen sind sehr motiviert und können unheimlich viele interessante Fakten erzählen… So auch hier.

Kenn hat uns zwei Stunden lang die Entstehung, den Verfall und die Rettung der Art Déco-Gebäude erklärt. Nun wissen wir unter anderem, dass die Gebäude v.a. aus den späten 1930er Jahren stammen, nach dem ABA-Schema gebaut sind (symmetrisch, Mitte dominant), Augenbrauen haben (schattenspendende Vorsprünge über den Fenstern) und ursprünglich alle weiß waren, die Pastellfarben kamen erst in den 80ern.

Interessant auch, dass fast ganz Miami Beach im 2. Weltkrieg als Truppenstützpunkt diente – da gab’s sicherlich schlimmere Orte. Die Gebäude am Ocean Drive waren meist super erhalten bzw. renoviert, wir müssen demnächst mal Miami Vice gucken, das im Gegensatz zu CSI Miami tatsächlich hier gedreht wurde.
Nach der Führung wollten wir in einem der Art Déco-Restaurants lunchen, gelandet sind wir im Clearwater – Beschallung durch die sonntägliche Party inbegriffen. Aber: Das Ambiente ist sehr art-déco-ig, das Essen super, und man sitzt in perfekter Position zum People-Watching.
Als nächstes stand der Strand auf dem Programm, allerdings nur kurz gucken und ein paar Meter langlaufen bis zum nächsten Rettungsschwimmerposten (passend zu den Häusern in bunten Pastellfarben gestrichen).

Danach ging es per Auto weiter zur Südspitze von Miami Beach, zum South Beach Pointe State Park. Nicht unglaublich spektakulär, aber schön, mit Blick auf die Skyline von Miami, die einlaufenden Schiffe…
Und weiter, über die Brücke zurück aufs Festland und gleich weiter auf die nächste Insel, nämlich Key Biscayne. Irgendwie haben wir da wohl was verpasst, oder da ist nichts? Wir sind einmal fast bis zum Ende und zurück gefahren, haben auch mal (vergeblich) versucht, ans Wasser zu kommen – ging nicht. Also dann nicht, fahren wir halt zurück.

Zum Abschluss des Tages stand Miami Downtown auf dem Programm. Erstmal einen Parkplatz suchen, dann mit dem kostenlosen Metromover (einer Hochbahn) eine Runde durch die Hochhäuser der Innenstadt drehen. Witzig – man fährt teilweise auf Höhe der 6. Stockwerke, ich habe das extra gezählt! Oder auch mal mitten durch ein Gebäude – was da wohl zuerst da war, Haus oder Hochbahn?
Nachdem wir die kompletten Strecken mit zwei der drei Linien gefahren waren, ging’s zum Bayside Marketplace, einem Einkaufs-Vergnügungsviertel am Wasser. Wir haben nur ungefähr die Häfte gesehen, da dominierten günstigere Restaurants/Imbisse und Souvenirstände, außerdem gab es jede Menge Musik, teilweise live, und diverse Bootstourenanbieter. Uns war es etwas zu rummelig-touristisch, aber für ein schnelles Abendessen vor der Fahrt zu unserem nächsten Hotel war es ok.
Die Fahrt nach Homestead zum Super8-Motel war kürzer und schneller als erwartet, zum Glück wenig Verkehr (Sonntag Abend eben). Schneller Checkin, Reisebericht schreiben und ins Bett. Das war’s, morgen geht’s weiter.

Fort Lauderdale

Nach einer Nacht mit einigen Unterbrechungen (Jetlag lässt grüßen) machten wir uns zum ersten amerikanischen Frühstück seit über zwei Jahren auf – natürlich zum Dennys, um ein Grand Slam Breakfast zu ordern. Das ist das, was wir hier schon mal beschrieben haben… Nur jetzt natürlich für mich ohne Gluten, was es auf genau 4 Items reduzierte: Eier, Bacon, Schinken und frisches Obst. Unglaublich, wie gut Weintrauben schmecken können! Frank konnte auch Hashbrowns genießen, würde ja mal gerne wissen, wo die da Gluten dranmachen… aber wenn sie’s sagen…
Danach sind wir nach Fort Lauderdale reingefahren, um eine Rundfahrt mit einem auf alt getrimmten Schiff zu machen. Wurde allerdings kurzerhand auf nachmittags verschoben, weil die 9:30h-Tour für eine geschlossene Gruppe gebucht war.

Also sind wir erst mal in Ruhe die Küste raufgefahren, haben uns hier und da an den Strand gesetzt, Anglern auf einem Pier beim angeln zugesehen, einen Kaffee beim 7Eleven geholt und mal wieder den Süßegrad von aromatisierter Kaffeemilch unterschätzt. Egal, ab sofort ist das Mischungsverhältnis wieder klar. Ach ja, und noch was war bemerkenswert: ich habe ja vorher noch gescherzt, dass ich durch den Urlaub der Dauerbeschallung mit „Last Christmas“ entgehe – ratet, was im 7Eleven lief, als wir dort waren… Überhaupt ist es komisch, hier überall Weihnachtsdeko zu sehen und daneben dann immer 2-5 Palmen. Passt irgendwie nicht zusammen, aber hier stört da keinen. Oder vielmehr: wahrscheinlich sind sie es ja schon immer so gewohnt, also fehlt nichts.
Mittags haben wir in einem Publix eingekauft und mit unserem Lunchbeutel einen Tisch am Strand gegenüber dem Schiff besetzt. Lecker Baguette (Frank) und Maischips (ich), dazu zweierlei Hühnersalat. So sah das dann aus:

Um 14:30h ging es endlich auf’s Schiff und dann kreuz und quer durch die FTL-Kanäle.

Unglaublich, wie viele reiche Menschen es offensichtlich gibt. Nicht nur in der Ecke, die Milionairs Row heißt, auch sonst liegen da überall größere und noch größere Boote, von den Häusern ganz zu schweigen. Allerdings dabei auch welche, die echt hässlich sind. Besonders, wenn dort fliegende Elche und Schneemänner im Vorgarten stehen.
Teil der 3stündigen Tour ist ein Besuch auf einer tropischen Insel, wenig spektakuläre Tiere (Papageien hauptsächlich) und eine kurze Vorstellung von „Gator-Wrestling“, das wohl von den Indianern erfunden wurde. Viel Show, natürlich hat der Alligator erst mal dreimal das Maul fast von alleine zugeklappt, bis dann der Stunt endlich funktioniert hat. Aber na ja, ist ja im Preis mit drin. Auch hier wieder Weihnachtsstimmung – wir saßen auf einer Bank unter Palmen, mit Blick auf Bananenbäume und was-weiß-ich-was-das-war, und aus dem Lautsprecher über uns ertönte „Walking in a winter-wonderland“…

Nach dem Anlegen gab’s erst mal ein paar Pelikane zu fotografieren, die von einem Angler mit Fischinnereien gefüttert wurden. Anschließend sind wir mit dem Auto nach Fort Lauderdale Downtown gefahren, um uns das noch mal von Land aus anzusehen. Bis zur Dämmerung sind wir noch den Riverwalk langgelaufen und haben intensives People Watching betrieben. Witzig war vor allem die Hochzeitsprobe: ein Hochzeitsplaner hat eine Gruppe von Leuten immer wieder den Weg zum Pavilion entlangmarschieren lassen, bis das Tempo stimmte. Die Brautjungfern trugen dabei feierlich ihr iPhone vor sich her, auf dem ein Blumenstrauß zu sehen war – um möglichst nah an die Realität zu kommen??

Und als letzte stand dann noch eine Shopping Mall auf dem Programm, Sawgrass Mills, etwa eine halbe Stunde von unserem Hotel entfernt. Riesig, wir haben lange nicht alles gesehen, und außer je einem Paar Schuhe und einem Abendessen auch nichts gekauft. Waren irgendwie zu platt, der Jetlag ist noch nicht weg. Aber in den nächsten Tagen kommen wir noch an mehreren Shopping Malls vorbei, sollten wir da ein Bedürfnis haben.
Mehr morgen, ich hinke einen Tag hinterher, heute war schon wieder ein toller Tag (Frühstück am Strand, Miami Beach, Miami Downtown, Details folgen morgen).

Ab in den Süden

Nach einer relativ kurzen Nacht auf Melanies Sofa und einem gemeinsamen Frühstück sind wir mit dem Bus in 20min zum Flughafen Frankfurt gefahren. Wir waren relativ zeitig da, aber die Schlange vor der Sicherheitskontrolle war trotzdem schon ewig lang. Aber wir waren bei weitem nicht die letzten, hinter uns standen am Ende bestimmt noch mal so viele Leute. Da nur eine Kontrolle besetzt war, ging es entsprechend langsam vorwärts, erst als schon klar war, dass wir auf keinen Fall mehr pünktlich würden fliegen können, kam Verstärkung.
Frank hat dann doch noch mal nach einem Notausgangplatz gefragt (beim Vorabendcheckin hieß es, es gäbe keine mehr) – war natürlich noch einer frei. Ich sollte erst eine Reihe davor und drei Plätze weiter links sitzen, und dann gab es doch noch einen Platz zwar „über den Gang“, aber nur eine Reihe dahinter. Endlich im Flugzeug angekommen konnten wir schnell sehen, dass der mir angebotene Platz doch ein Notausgangplatz war. Sobald abzusehen war, dass keiner mehr kommt, bin ich also schnell umgezogen, damit kein anderer auf die Idee kommt – und da ich die beiden „Mitsitzer“ gebeten habe, einen Platz aufzurücken, saß ich dann sogar doch neben Frank, mit mehr als genug Beinfreiheit!
Die 11 Stunden Flug gingen relativ langsam rum: In-Seat-Entertainment gibt’s bei Condor nicht, und die Filme auf den Gemeinschaftsmonitoren haben sie erst nach über 4 Stunden gestartet. Das Essen war laut Frank auch nicht so besonders, ich hatte gleich darauf verzichtet, 15 EUR für ein glutenfreies Menü zu zahlen, sondern mich selbst versorgt. Mein Knäckebrot, Frühlingsquark (gibt’s in 62,5g-Packungen und passt damit in die Handgepäck-Flüssigkeiten-Tüte) und die Tomaten sowie Snickers und Schokoreiswaffeln waren ein prima Ersatz.
In Fort Lauderdale angekommen ging das Schlangestehen weiter: Erst an der Immigration, dann beim Zoll, schließlich bei der Autovermietung. Aber dann konnten wir uns endlich ein Auto aus der Choice Line aussuchen (Ford Escape, wie beim letzten Mal, auch wenn wir hier wohl nicht wirklich einen Geländewagen brauchen) und uns auf den Weg machen.
Ist zwar schon anders, als im Westen oder in New York, mehr Palmen halt, aber unverkennbar Amerika. Man fühlt sich gleich so richtig heimisch, wenn die breiten Straßen vor einem liegen, die Ampeln wieder HINTER der Kreuzung hängen, die Straßenschilder groß und gut sichtbar sind und links und rechts die üblichen FastFood-Ketten auftauchen. Etwas mussten wir suchen, weil das Navi erst eine falsche Adresse gesucht hat (ok, könnte auch ein Anwenderfehler gewesen sein…), zum Glück war es nicht weit von der tatsächlichen Adresse entfernt. Das Motel 6 hatten wir vorgebucht, ist eines der älteren/unrenovierteren, aber Luxus hatten wir auch nicht erwartet.
Nach einer kurzen Pause sind wir dann gleich los, wir wollten zumindest noch einmal kurz den Strand sehen. Als wir das letzte Mal so richtig am Atlantik waren (2004 in New Jersey), durften wir nicht ans Wasser bzw. hätten richtig zahlen müssen. Wollten wir damals nicht, jetzt ist es kostenlos. Leider war es relativ bewölkt, dabei aber ziemlich warm.

Süß ist unser Navi: Das liest brav alles vor, was da steht, und versucht einen Sinn zu erkennen – z.B. „Enn Federal HaWeÜpsilon“ für „N Federal Hwy (Highway)“. Oder „Ocean Doktor“ wenn es doch ein „Ocean Dr (Drive)“ ist…
Nach der Strandstippvisite sind wir dann erst mal einkaufen gefahren, damit ich ein paar Grundnahrungsmittel im Auto habe (Cornflakes, Muffins, Kekse) und nicht immer zugucken muss, wenn Frank irgendwo was isst. Im Wholefoods (eine riesige Biosupermarkt-Kette) haben wir uns dann auch gleich unser Abendessen geholt: diverse warme Speisen von der Selbstbedienungstheke, damit haben wir in NY gute Erfahrungen gemacht. Schön draußen sitzen, essen, den Jetlag bekämpfen und dann doch unterliegen – zurück ins Hotel und um 20:15h war das Licht aus…
 
 

Es geht los!


na, fast. Noch ein paar Stündchen arbeiten, aber um 13h verlasse ich das Büro, egal was kommt. Dann fahren wir nach Frankfurt, checken ein (Notausgangplätze? Drückt uns die Daumen) und machen uns dann einen schönen Abend mit einer Freundin. Und morgen früh geht’s dann wirklich los. Um 10:00h, wir liiiiiiieben Fliegen… auch wenn Condor kein In-Seat-Entertainment hat. Schlafen wir halt und sind dann fit, wenn wir irgendwann Nachmittags in Florida landen (Ortszeit).
Noch eine technische Anmerkung: wer kommentieren möchte, muss beim ersten Mal auf Freischaltung warten, beim zweiten Mal mit gleichem Namen/Email geht’s dann direkt. Ansonsten spammen mich hier irgendwelche Medikamente-Versender zu, ich lösche täglich 15 „Kommentare“, seit der Blog besteht. Also – euch lösche ich natürlich nicht 😉

Hotels…

Ganz entgegen unserer sonstigen Gewohnheit haben wir tatsächlich schon mehrere Hotels vorgebucht. 2x Motel6 in Fort Lauderdale für 45,99$/Nacht, dann 1x Homestead (Super8, Preis weiß ich gerade nicht, aber auch sowas in der Art), und für Key West haben wir uns durch einen unserer Lieblings-Reiseblogs (westernladys-world.net) und TripAdvisor beraten lassen und nun Angelina’s Guesthouse (www.angelinasguesthouse.com) für zwei Nächte à 94$ gebucht.

Routenplanung Florida

So 100%ig steht es ja noch nicht fest, wo wir genau herfahren, aber die grobe Route sieht so aus:
Wir fliegen mit Condor von Frankfurt nach Fort Lauderdale, da bleiben wir zwei Nächte (1 Tag FTL ansehen, 1 Tag Miami). Weiter geht’s nach Homestead als Ausgangspunkt für den nächsten Tag, die Florida Keys. In Key West bleiben wir zwei Nächte, eine weitere Nacht dann irgendwo „auf einem anderen Key“. Nochmal Homestead, dann Everglades NP. Von hier aus an die Westküste, und ab dann wissen wir wirklich nur die groben Orte: Naples, Fort Meyers, St.Petersburg, jeweils mit den interessantesten Stränden, außerdem habe ich eine Plantage auf der Sightseeing-Liste. Danach quer rüber nach Osten, Orlando mitnehmen (und vielleicht einen Freizeitpark), an die Küste und Raketen gucken. Und zuletzt wieder runter nach FTL.

Zurück nach Hanoi

Die Nacht auf dem Boot war sehr angenehm, man wird so schön in den Schlaf geschaukelt… und gesungen, die Crew und das taiwanesisch-vietnamesische Paar waren quasi entsetzt, dass wir anderen alle NICHT Karaoke singen wollten. Haben sie dann um so lauter und inbrünstiger gemacht, ohne Rücksicht auf Verluste. Egal, Seeluft macht müde, da habe ich trotzdem ganz schnell geschlafen.
Frühstück gab’s um 7:30h, eine Stunde später mussten wir schonmal aus den Zimmern auschecken, denn die Crew musste das Boot für die nächste Gruppe vorbereiten. Währenddessen sind wir in Richtung Cat Ba getuckert, das ist eine Insel mit einem Nationalpark, und wenn man die 3-Tage-2-Nächte-Tour bucht, dann wird man hier ausgeschifft und übernachtet nach einer längeren Inselwanderung im Hotel. Hätte ich auch gemacht, aber habe ja keine Zeit. Vielleicht hätte es ganz knapp gereicht, aber dann hätte nichts dazwischenkommen dürfen, und das war mir zu riskant.
Also, wir haben dann auf die Neuzugänge (= die Touristen, die am Tag vorher auf der Insel abgesetzt worden waren) gewartet und sind dann gemütlich durch die Inselchen zurück Richtung Halong City geschippert. Auch am zweiten Tag immer noch soooooo schöööööön… Zwischendurch haben wir per USB-Stick die Fotos der Schweizerin von ihrem Net- auf mein Notebook kopiert. Eigentlich eine Sache von 5 Minuten inklusive Rechner starten, aber sie hatte das Netbook neu und das Mausersatz-Dings war etwas widerspenstig. Egal, am Ende hatte ich jedenfalls alle ihre Halong-Bucht-Fotos auf dem Rechner, damit ich zuhause was zeigen kann. Plus die vom Blackberry (vorausgesetzt ich finde raus, wie man die da runter bekommt).
Unter den Neuankömmlingen waren nochmal zwei Australier und zwei Deutsche, die aber irgendwie komisch waren – ich habe mich dann lieber an die vier Australier gehalten. Die beiden, die die ganze Zeit mit uns an Bord waren, haben einen fürchterlich australischen Akzent, ich verstehe nichts (habe ich das gestern schon geschrieben? weiß nicht, mag nicht nachsehen, müsst ihr halt nochmal durch). Ich fange mal eine Liste an mit Dialekten, die mich ratlos machen. Manchester im März war auch so ein Fall, jetzt Australien. Ich habe ja durchaus schon australische Fernsehserien im Original geguckt, aber da haben die irgendwie deutlicher gesprochen. Übrigens, Di (die nette Australierin) könnte direkt bei „McLeods Töchter“ mitspielen, so vom Typ her. Ron meinte mal, sie wäre ein country girl, und mit meinen beschränkten Kenntnissen (eben McLeods) kann ich mir das gut vorstellen.
Gegen 11:15 waren wir wieder an Land, bzw. kurz davor, denn aufgrund der großen Anzahl von Ausflugsbooten konnten wir nicht direkt dorthin fahren, sondern wurden wieder von einem kleinen Boot abgeholt. Nun ging es noch in ein Restaurant zum Lunch, der war im Paket inbegriffen. Suppe (die ist irgendwie immer gleich und nicht sonderlich gewürzt), Garnelen, Hühnchen mit Gemüse, Tofu in süß-scharfer Soße, Fisch mit Gemüse, nur-Gemüse, Reis… es sind immer ähnliche Gerichte, aber lecker. Kann man auch mal drei Mahlzeiten nacheinander essen. Direkt hinter unserem Tisch stand eine riesige Flasche mit Snake Wine, ist so ähnlich wie Tequila mit Wurm, nur eben eine Nummer größer. Will heißen: in der Flasche (Durchmesser unten vielleicht 40cm) liegen mehrere bunte Schlangen, eingelegt in Alkohol. Der Australier musste das natürlich probieren, und er hat das Glas rumgehen lassen. In Erinnerung an ähnliche Situationen, in denen ich hinterher bereut habe, etwas nicht probiert/gemacht zu haben, habe ich tatsächlich dran genippt. Pfui bäh, ganz widerlich. Bin allerdings nicht sicher, ob das an den Schlangen liegt oder eher eine Sorte Alkohol war, die ich nicht mag? War jedenfalls froh, dass die Wassermelonenstücke noch auf dem Tisch standen und ich so den Geschmack loswerden konnte.
Mit dem Bus ging es dann zurück nach Hanoi, mit einem erneuten Zwischenstopp, falls vielleicht doch jemand eine Marmorstatue oder Kleidung oder Schmuck oder gestickte Bilder kaufen möchte. Ist aber auch zum Getränkekaufen und -wegbringen ganz praktisch, und den Rest habe ich wieder ignoriert. Gegen 17h waren wir dann zurück in der Altstadt und wurden der Reihe nach bei unseren Hotels abgesetzt.
Nachdem ich wieder eingecheckt hatte, meinen Koffer in Empfang genommen und nach meinem Ladegerät und Akku gefragt habe (und das dann auch eine halbe Stunde später lokalisiert war), bin ich losmarschiert und habe mich kreuz und quer durch die Gassen bewegt. Kein konkretes Ziel erstmal, sondern immer dahin, wo es am interessantesten aussah. Jede Gasse ist zumindest in Grundzügen einem Handwerk gewidmet, z.B. Küchengeräte, Spielzeug, Kleidung, Schreinereien, Schraubengedöns, gemeißelte Gedenktafeln für Verstorbene (die, die in den Pagoden stehen)…. dazwischen überall kleine Straßenküchen, oft nicht mehr als ein kleiner Kocher auf einer Plastikkiste, dazu fünf Mini-Plastikhöckerchen, das war’s. Oder ein Mini-Tisch, auf dem ein paar PET-Flaschen mit Getränken zum Verkauf stehen. Morgens und Abends sind diese Höckerchen oft alle besetzt, allerdings fast ausschließlich von Einheimischen. Ich habe mir das ebenfalls verkniffen, ich weiß nicht, wie robust mein Magen da ist. und sowas fehlt mir ja auch gerade vor einer 19-Stunden-Rückreise…
Ich bin dann irgendwann doch zielstrebiger weitergelaufen, ich hatte auf dem Boot in einem Lonely Planet geschmökert und gelesen, dass es von Vietnam Airlines einen Airport Shuttle für 2$ gibt. Den wollte ich mir ansehen – war mir dann aber doch zu umständlich, erst hier mit einem Taxi hinzufahren und dann mit dem Bus… also werde ich mir doch ein Taxi bestellen lassen, hier gibt es auch „gute“ Firmen, MaiLinh ist verlässlich.
Zum Abendessen hatte ich nicht so richtig Hunger, also bin ich wieder bei Pho24 gelandet und habe Frühlingsrollen gegessen. Dabei habe ich mich nett mit einer anderen Deutschen (auch alleine unterwegs, eher ungewöhnlich, allerdings besucht sie hier einen Freund und ist nicht „ganz allein“…

Dann bin ich weiter durch das eher modernere Viertel gelaufen, zurück dann am See entlang. Ziel war (und das hatte ich mir schon vorher überlegt, obwohl es wahrscheinlich DER Touristenplatz überhaupt ist) das CityViewCafe. Da war ich am Samstag schon, jedenfalls im gleichen Gebäude, denn die vier Etagen beherbergen vier verschiedene Cafés/Restaurants. Das CityViewCafe ist ganz oben, mit hervorragendem Ausblick auf die Straße darunter. Kreuzung kann man das gar nicht nennen, eher „Kreisverkehr mit noch 50m rechts daneben, auf denen auch Autos, Roller, Motorräder, Cyclos und Fahrräder sowie Fußgänger unterwegs sind“. Wenn man mitten drin ist, dann merkt man zwar, dass da viel los ist und alle irgendwie durcheinanderfahren. Aber von oben ist es noch viel faszinierender, fast wie ein exakt choreographiertes Ballett oder Synchronschwimmen oder Quadrillen. Muss mal versuchen, meine Videos mit Musik zu unterlegen, passt bestimmt gut.
So, später mehr, mein Flug wird aufgerufen, fliege gleich zrück nach HCMC und verbringe dort noch den Tag, um 20:50 geht’s dannzurück nach Deutschland… wenn ich noch ein Wifi finde, schreibe ich nachher weiter, sonst dann am Mittwoch oder Donnerstag.

Hallo Halong!


Um 8h kam der Bus, 45min lang haben wir dann andere Menschen eingesammelt, die in verschiedenen Hotels in der Altstadt wohnen. Dann ging’s ab Richtung Halong Bay, mit einem kurzen Zwischenstopp an so einer Verkaufsstelle für „traditionelle Handwerkskunst“ – also so einer Massengeschichte, wo minütlich die großen Busse ihre Ladung Touristen ausspucken. Hier gab es Marmorstatuen in allen Größen, Farben und Formen, gestickte Seidenbilder (auf Wunsch auch nach Fotovorlage, habe z.B. eine Katze gesehen), vietnamesische Kleidung und Schmuck. Natürlich zu überhöhten Preisen… also habe ich mir eine Cola geholt und dann entdeckt, dass ich Ladegerät UND Akku der Kamera im Hotel vergessen habe. Super. Nach ein paar Minuten habe ich mich dann aber an meinen Reiseführer erinnert, der sinngemäß sagt: In Vietnam nimmt man die Dinge gelassen, die man nicht ändern kann, und wer sich aufregt, verliert nur sein Gesicht. Also keine weitere Aufregung – ich habe meinen Blackberry dabei, und zur Not googel ich die Bilder, hier waren ja schon so 1-20000000 Menschen vor mir, die vermutlich die gleichen Inseln gesehen haben. 
Kurz vor 13h waren wir dann auf dem Boot. Natürlich sehen die Zimmer nicht so aus wie in den Hochglanzfotobüchern, die die Agenturen einem vorlegen. Aber es ist ok, ist ja auch schön, wenn ein Wasserhahn ein bisschen Bewegungsfreiheit hat und die Wände im Badezimmer mit Glitzerklebeband geklebt sind 🙂
Das Essen ist jedenfalls gut, und die Leute sind nett. Mit mir sind hier 2 Australier (sehr trinkfreudig), 2 Neukaledonier (sprechen vor allem französisch und bleiben eher unter sich), 2 Schweizer, ein Taiwanese mit seiner vietnamesischen Frau/Freundin/Angestellten (so sicher ist man sich da nicht) und 6 junge Engländerpärchen (typische Backpacker). Schon beim Seafood-Lunch waren wir unterwegs und konnten links und rechts die grünen Inseln bewundern. Erst war es in der Ferne noch etwas diesig, später dann sonnig und klar. Wir konnten also beide Zustände bewundern und fotografieren. Ich habe mich dabei vor allem auf dem unteren, weil schattigen Deck aufgehalten, alle anderen bis auf den Taiwanesen waren oben auf dem Sonnendeck. Also habe ich mich etwas mit ihm unterhalten, über den Euro und die Krise und Griechenland und so… eigentlich wollte ich ja nur gucken und entspannen, aber wer weiß, wofür es gut ist (naja, ich weiß es schon, aber ihr noch nicht).
Am ersten schwimmenden Fischerdorf sind wir noch nur vorbeigefahren, beim zweiten haben wir dann angehalten, weil der Taiwanese Fisch kaufen wollte. Also sind wir alle da rumgestiefelt, hat ein bisschen was von Waterworld (dem Film), großes Gitter von bestimmt 20x20m, in den einzelnen Feldern hängen Netze, in denen Fische und Garnelen und so schwimmen. Wenn die da immer so verdienen, kann das Leben eigentlich nicht schlecht sein – 200$ hat er dagelassen für einen großen Fisch, 4 große Krebse und 1.5kg ca. handlange ungekrümmte Garnelenviecher (die Sorte kenne ich nicht, muss ich dringend mal googeln).
Nach ca. zwei Stunden sind wir in unser kleineres Beiboot umgestiegen und zu den Tropfsteinhöhlen gefahren – so wie alle anderen Touristen auch. Hier läuft man im Gänsemarsch durch die Höhlen, mit den dort üblichen „hier sehen Sie einen Bären“ und „Hier sehen sie die Jungfrau Maria“-Sprüchen der Tourguides. Aber die Höhle ist nett, nicht zu übermäßig verkitscht beleuchtet, außerdem riesig.
Zurück ging’s zum Schiff, kurz umziehen und ab in die Kajaks. Ich hatte als Alleinreisende mein Zweierkajak für mich alleine, nicht unbedingt ein Vorteil. War dann auch weit abgeschlagen, aber damit war es um mich herum auch viel ruhiger. Die Inseln sind aus der Nähe nochmal anders schön, weil man viel mehr Pflanzen und Details sieht. Groß angekündigt von unserem Guide sind wir dann durch die James-Bond-Höhle gepaddelt. Eigentlich eher ein Tunnel unter einer dieser Inseln, am anderen Ende dann ein fast rundes… hm, hier fehlt mir ein Wort… halt Wasser von steilen Felswänden umgeben… Talkessel passt nicht, See auch nicht…egal. Jedenfallls leben da kleine süße Affen, ich glaube eine Makaken-Art? Die krabbeln die senkrechten Wände rauf und runter wie nix. Jagen sich, beäugen die Touristen in den lustigen roten Schwimmwesten und schimpfen, wenn die zu nah kommen.
Zurück am Boot war dann Abkühlung angesagt und auch dringend nötig – zum Glück ist es nicht so warm heute, also im Vergleich zu Saigon zum Beispiel. Die Engländer sind alle vom obersten Deck gesprungen, mir hat die unterste Reling deutlich gereicht (also zwei Etagen tiefer). Inzwischen war die Sonne schon fast untergegangen, es wurde langsam wieder diesiger, dazu die fast schwarzen Berge im Gegenlicht, dabei im warmen Wasser schwimmen – schöööön. Und die Dusche danach war auch schön, wenn auch nach den ersten 30 Sekunden kalt. Aber irgendwie machte das ausnahmsweise mal nichts.
Zum Dinner haben wir die Tische alle zusammengeschoben, um uns besser unterhalten zu können. Nur der Taiwanese und seine Begleiterin fehlten, auf Nachfrage beim Tourguide kam raus, dass sie die Crew zum Fischessen einladen und dafür einen Extratisch bekommen. Also haben wir übrigen unser Essen alleine genossen und uns dabei bestens unterhalten, auch wenn ich bei den Australiern bei jedem zweiten Satz nachfragen muss. Amis und Briten sind da irgendwie userfreundlicher… Jedenfalls war ich danach kurz unten, um mir eine Jacke zu holen. Und plötzlich steht unser Tourguide in der Tür und sagt, dass der Taiwanese mich explizit zum Essen einladen möchte. Oder nein, erst hieß es nur „zum Reiswein“. Als ich dann wieder oben war, bekam ich gleich einen Teller vorgesetzt und eine Krabbenschere und eins von den komischen Tieren. Und noch eins. Und noch eine Krabbenschere. Wusste gar nicht, wie mir geschah, aber nach dem dritten Reiswein habe ich da auch nicht mehr drüber nachgedacht 😉
Bestimmt eine Stunde habe ich da gesessen, aber dann habe ich mich höflich verabschiedet (gut, die Australierin hat mich quasi erlöst, indem sie mir mitteilte, dass die anderen jetzt alle oben wären und sie sich freuen würden, wenn ich auch dazukomme). Auf dem Oberdeck haben wir schön im Fast-Vollmond-Licht gesessen, um uns herum die anderen 25 Boote, aber alle in einiger Entfernung, man hört nur ganz selten mal ein lautes Lachen oder so, sonst nichts. Die Backpacker haben Backpackergeschichten erzählt (ein Pärchen ist gerade seit 3 Wochen unterwegs, sie haben zuhause alles verkauft und ihre Jobs aufgegeben und reisen jetzt erstmal ein bis anderthalb Jahre um die Welt). Schon spannend, würde ich auch gerne mal machen, aber ich fürchte, das passt irgendwie nicht in meinen Lebensplan. Oder wir müssten das Haus vermieten, das will ich auch nicht. Aber vielleicht kann man ja mal für 6 Wochen oder so Urlaub hier irgendwo machen, und vielleicht mit ein bisschen mehr als nur Backpacker-Minimalstandard.
Und jetzt bin ich platt, Seeluft und viele tolle Eindrücke machen halt müde. Ab ins Bett, morgen um 6h ist Sonnenaufgang, danach eventuell nochmal schwimmen, 7:30h Frühstück, dann bis Mittags Schiff fahren, Lunch an Land und zurück nach Hanoi.

Auf nach Hanoi


Ereignisreicher Tag heute… und anstrengend… aber auch interessant und abwechslungsreich.
Der Wecker hat um 6h geklingelt, weil um 7h schon Lijing mit dem Taxi kommen wollte. Also vorher die restlichen Sachen packen, auschecken und frühstücken. Als ich dann zum verabredeten Zeitpunkt in der Lobby war, stand da schon Lijing und hatte „an emergency situation“: Ihre Kreditkarte hatte nur ein Limit von 500$, und ihr Zimmer war teurer. So konnte sie nicht bezahlen und musste Kreditkarte und Gepäck als Pfand dalassen. Also meinen Koffer ins Taxi werfen, zu ihrem Hotel fahren, mit meiner Kreditkarte bezahlenl, und dann ab zum Flughafen.
Einchecken und Sicherheitskontrolle waren kein Problem, das Flugzeug war pünktlich, alles prima. Dann kam aber mein Sitznachbar – und der war nervig. Dass Vietnamesen gerne nach Namen, Herkunft und Alter fragen, war mir ja bekannt. Aber müssen die das auch machen, wenn man ganz offensichtlich schläft?
Bei den ersten zwei Fragen habe ich geantwortet, dann war Pause, also Augen zu und schlafen (die Nacht war kurz, konnte nicht einschlafen).
Tipptipptipp auf den Arm… where do you go? Na wohin wohl, wir fliegen nach Hanoi. Augen zu, weiterschlafen.
Tipptipptipp… Do you want to eat? Nein, danke. Stewardess ist drei Meter vor uns zugange. Tipptipptipp… jetzt ist sie da, er fragt mich nochmal. Nein, Augen wieder zu.
Tipptipptipp… er zeigt mir die gerade ausgeteilte Lunchbox. Ob ich nicht doch will? Nein. Langsam werde ich echt sauer.
Tipptipptipp… jetzt bietet mir sein rechter Sitznachbar seinen Nachtisch an. NEIN! Welcher Teil von nein ist wohl so unverständlich?
Danach ging es dann endlich. 
In Hanoi angekommen habe ich aufgrund der Erfahrung in HCMC erstmal an der Information gefragt, was denn ein Taxi kosten dürfe und welches die „guten“ Firmen seien. Puh, Fixpreis, das ist ja schonmal einfacher. Also losfahren und gucken – hier ist es viel ländlicher, also der Flughafen liegt viel weiter draußen als der in HCMC, also fahren wir an unzähligen Bananenbäumen (glaube ich), Palmen, Feldern, Siedlungen, bunte kleine Marktstände, Menschen bei der Mittagspause an Straßenküchen vorbei. In Hanoi sind wir mitten im größten Gewusel gelandet, in der Altstadt. Und hier gab’s dann Taxispaß Teil 2. Zum Glück hatte ich das schon gelesen, also hat es mich nicht völlig unvorbereitet getroffen: der Taxifahrer hielt einfach an irgendeinem Hotel an (vermutlich sein Bruder, Onkel oder sowas) und meinte, wir wären da. Ähm, nein. Adresse gezeigt, Hotelnamen gezeigt. Der Hoteltyp kommt ans Auto und will mir erklären, dass ich doch hier bleiben kann. Ob ich wirklich schon gebucht hätte. Und wenn nur per Email, dann könnte ich doch… nein. Also weiter. Und der Taxifahrer macht das doch tatsächlich noch ein zweites Mal! Genauso! Diesmal habe ich dem Hotelmenschen meine Bestätigungsmail unter die Nase gehalten, das ging dann etwas schneller. Schließlich hatte ich noch die falsche Adresse, die hatte HRS ausgeworfen. Aber mit einem kurzen Telefonat war das schnell geklärt, war nur um die Ecke.
Das Hotel ist einfach, aber ok. Also so, wie ich das gebucht habe, für 17$ kann man nicht direkt ein Hilton Hotel erwarten. Mitten in der Altstadt, tolles Gewusel überall, hier ist es noch viel „asiatischer“, im Sinne von fremdartiger. Ich habe nur kurz meine Sachen ins Zimmer gestellt und bin dann aufgebrochen – erstmal was trinken. Mitten in Hanoi (zwischen dem alten Handwerkerviertel und dem französischen Viertel) liegt ein See, ich habe mir dort ein Café mit Seeblick ausgesucht. Anschließend habe ich mir ein Cyclo gegönnt – wir würden das als Rikscha bezeichnen. Damit habe ich mich zum Literaturtempel fahren lassen, der zu Konfuziuszeiten als eine Art Schule für „weise Männer des Staates“ diente. Mehrere verschachtelte Höfe, dazwischen Tore mit verschiedenen Symboltieren (wiedermal Drachen, Schildkröten, Kraniche). Irgendwas war heute los, Graduation oder so, jedenfalls liefen da diverse Grüppchen von Teenagern in traditionellen Gewändern rum, dazu ihre Familien und Freunde, und es wurden Gruppen- und total ungestellte (*g*) Einzelfotos gemacht. Mein Cyclo-Fahrer hatte mich gefragt, ob er mich auch zurückfahren soll, warum nicht, also kurz verhandelt und wir haben uns auf 170.000 Dong geeinigt. Im Literatur-Tempel hatte ich mir nochmal meinen Reiseführer angesehen und bemerkt, dass eine berühmte Pagode nur einen kleinen Schlenker vom Rückweg entfernt liegt. Also habe ich den Cyclo-Fahrer gefragt, ob wir da noch vorbeifahren können, also insgesamt drei Strecken (habe ich ihm auf der Karte gezeigt, ein Dreieck halt) und das für 200.000 Dong, das war die Summe, die er ursprünglich für die normale Hin- und Rückfahrt haben wollte. Er war einverstanden… sagte er jedenfalls. Kurzer Rede langer Sinn, nach dem Besuch in der Pagode (ganz nett, aber nicht so beeindruckend wie die gestern) und der Rückfahrt zum See wollte er auf einmal 300.000 Dong haben. Das schöne an so einem Cyclo ist: wenn man zahlt, ist man schon ausgestiegen. Ich habe ihm 200.000 in die Hand gedrückt, er fing an zu meckern, er wäre ja drei Strecken gefahren, ich habe ihn drauf hingewiesen, was wir abgemacht haben, und bin gegangen. Echt anstrengend, wenn einen hier jeder über den Tisch ziehen will… bin nicht sicher, ob ich mich nur dran gewöhnen muss oder ob das einfach nicht mein Ding ist?
Weiter ging’s im Programm, der Jadeberg-Tempel auf der kleine Insel im See stand als nächstes auf der Liste. Interessant, aber sehr überlaufen. Von dort aus bin ich dann kreuz und quer durch das alte Hanoier Handwerkerviertel gelaufen und habe bei ein paar Tourenveranstaltern nachgefragt, was die zweitägige Halong-Bucht-Tour kostet. Sehr unterschiedlich, also die Preise, die Tour ist immer die gleiche. Aber verschiedene Boote (Sicherheheit? Ausstattung?) und unterschiedliches Essen machen hier die Preise aus. Hatte im Hotel schon gefragt, was es da kostet, und brauchte nun Vergleichsangebote. Langwierig, unübersichtlich, es gibt sooo viele Anbieter, und was weiß ich, welches Schiff da wie gut ist? Letztendlich habe ich dann eine Fahrt der Deluxe-Plus-Klasse (eigentlich gibt es Normal, Deluxe und VIP, aber hier irgendwie noch ein Schiff dazwischen). Habe ich von 140$ auf 98 runtergehandelt, inklusive Einzelzimmerzuschlag. Den sie natürlich erstmal nicht auf dem Ticket vermerkt hatten, und als ich das dann noch nachgetragen haben wollte (auch auf deren Durchschlag, nicht nur auf meinem), waren sie so… hm… wie sagt man das… sie taten so, als würde man sie völlig zu Unrecht verdächtigen, das könnte Absicht sein. Mal sehen, was dann morgen passiert – auch den Namen des Schiffs habe ich mal vorsichtshalber auf dem Ticket vermerken lassen. Ich habe nämlich heute mitbekommen, dass der Anbieter von anderen Hotelgästen ein anderes Schiff angemietet hatte als das angeblich gebuchte, und da war die Qualität deutlich niedriger. Der Plan für morgen ist: 8h holt der Bus mich ab, dann 3,5h Fahrt nach Halong, aufs Boot und Lunch essen, Tropfsteinhöhle besichtigen, Kajak fahren und/oder schwimmen, Abendessen, irgendwelche Spielchen (Karaoke und so, ich werde dann eher eine ruhige Ecke suchen und lesen oder so), an Bord übernachten, Frühstück, Boot fährt weiter, Lunch an Land, Rückfahrt nach Hanoi. Ich berichte…
Nach der Buchungsgeschichte war ich dann noch unterwegs, inzwischen war es dunkel. Aber nicht weniger wuselig, eher noch mehr Menschen und Motorräder und Autos auf der Straße unterwegs. Ich bin einmal um den See rumgelaufen, am entfernten Ende habe ich eine Filiale von „Pho24“ entdeckt, das ist der Nudelladen, in dem wir am Mittwoch schon essen waren. Da ich mittags nichts hatte und die Pho-Suppe lecker war, bin ich drauf zugesteuert. Zwei andere Touristen standen gerade vor der Karte und überlegten, ob sie sich da reinwagen. Ich habe ihnen gesagt, dass ich da schon war und jetzt nochmal reingehe – das hat sie überzeugt. Da nur noch ein Tisch frei war, sind wir dann zusammengesetzt worden. Ein Däne und ein Italiener, die beide in London leben. Haben nett geplaudert, uns über unsere Erfahrungen in Vietnam, Asien insgesamt und dann auf Reisen generell ausgetauscht. Ein paar Tipps konnte ich ihnen ja schon geben, worauf man achten muss – sie haben noch die Halongbuchung und die Taxifahrt vom Flughafen nach HCMC vor sich.
Auf dem Rückweg habe ich noch irgendeine Feier an der Hanoier Oper gesehen, ganz viele Menschen, viele Schüler in verschiedenen „Uniformen“ bzw. einheitlichen T-Shirts und Fähnchen, Musik, verschiedene Gruppen haben was vorgeführt, am Ende war da eine aufgehübschte junge Frau, die von allen bestürmt und fotografiert wurde. Sah aus wie ein Songcontext mit Modelbeteiligung oder so. Irgendwie liefen auf einer Leinwand auch noch Bilder von der Halongbucht und im Vordergrund diverse Missen (also Miss Venezuela, Miss Vietnam, Miss was-weiß-ich). Muss ich mal googeln, was das eigentlich war.
Danach habe ich nur noch Getränke gekauft, die ich morgen versuche auf’s Boot zu schmuggeln (eigentlich muss man die da kaufen). Und umgepackt, der Koffer bleibt hier, nur der Rucksack mit Wechselkleidung und allen Wertgegenständen kommt mit. Das muss reichen.

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