Ereignisreicher Tag heute… und anstrengend… aber auch interessant und abwechslungsreich.
Der Wecker hat um 6h geklingelt, weil um 7h schon Lijing mit dem Taxi kommen wollte. Also vorher die restlichen Sachen packen, auschecken und frühstücken. Als ich dann zum verabredeten Zeitpunkt in der Lobby war, stand da schon Lijing und hatte „an emergency situation“: Ihre Kreditkarte hatte nur ein Limit von 500$, und ihr Zimmer war teurer. So konnte sie nicht bezahlen und musste Kreditkarte und Gepäck als Pfand dalassen. Also meinen Koffer ins Taxi werfen, zu ihrem Hotel fahren, mit meiner Kreditkarte bezahlenl, und dann ab zum Flughafen.
Einchecken und Sicherheitskontrolle waren kein Problem, das Flugzeug war pünktlich, alles prima. Dann kam aber mein Sitznachbar – und der war nervig. Dass Vietnamesen gerne nach Namen, Herkunft und Alter fragen, war mir ja bekannt. Aber müssen die das auch machen, wenn man ganz offensichtlich schläft?
Bei den ersten zwei Fragen habe ich geantwortet, dann war Pause, also Augen zu und schlafen (die Nacht war kurz, konnte nicht einschlafen).
Tipptipptipp auf den Arm… where do you go? Na wohin wohl, wir fliegen nach Hanoi. Augen zu, weiterschlafen.
Tipptipptipp… Do you want to eat? Nein, danke. Stewardess ist drei Meter vor uns zugange. Tipptipptipp… jetzt ist sie da, er fragt mich nochmal. Nein, Augen wieder zu.
Tipptipptipp… er zeigt mir die gerade ausgeteilte Lunchbox. Ob ich nicht doch will? Nein. Langsam werde ich echt sauer.
Tipptipptipp… jetzt bietet mir sein rechter Sitznachbar seinen Nachtisch an. NEIN! Welcher Teil von nein ist wohl so unverständlich?
Danach ging es dann endlich.
In Hanoi angekommen habe ich aufgrund der Erfahrung in HCMC erstmal an der Information gefragt, was denn ein Taxi kosten dürfe und welches die „guten“ Firmen seien. Puh, Fixpreis, das ist ja schonmal einfacher. Also losfahren und gucken – hier ist es viel ländlicher, also der Flughafen liegt viel weiter draußen als der in HCMC, also fahren wir an unzähligen Bananenbäumen (glaube ich), Palmen, Feldern, Siedlungen, bunte kleine Marktstände, Menschen bei der Mittagspause an Straßenküchen vorbei. In Hanoi sind wir mitten im größten Gewusel gelandet, in der Altstadt. Und hier gab’s dann Taxispaß Teil 2. Zum Glück hatte ich das schon gelesen, also hat es mich nicht völlig unvorbereitet getroffen: der Taxifahrer hielt einfach an irgendeinem Hotel an (vermutlich sein Bruder, Onkel oder sowas) und meinte, wir wären da. Ähm, nein. Adresse gezeigt, Hotelnamen gezeigt. Der Hoteltyp kommt ans Auto und will mir erklären, dass ich doch hier bleiben kann. Ob ich wirklich schon gebucht hätte. Und wenn nur per Email, dann könnte ich doch… nein. Also weiter. Und der Taxifahrer macht das doch tatsächlich noch ein zweites Mal! Genauso! Diesmal habe ich dem Hotelmenschen meine Bestätigungsmail unter die Nase gehalten, das ging dann etwas schneller. Schließlich hatte ich noch die falsche Adresse, die hatte HRS ausgeworfen. Aber mit einem kurzen Telefonat war das schnell geklärt, war nur um die Ecke.
Das Hotel ist einfach, aber ok. Also so, wie ich das gebucht habe, für 17$ kann man nicht direkt ein Hilton Hotel erwarten. Mitten in der Altstadt, tolles Gewusel überall, hier ist es noch viel „asiatischer“, im Sinne von fremdartiger. Ich habe nur kurz meine Sachen ins Zimmer gestellt und bin dann aufgebrochen – erstmal was trinken. Mitten in Hanoi (zwischen dem alten Handwerkerviertel und dem französischen Viertel) liegt ein See, ich habe mir dort ein Café mit Seeblick ausgesucht. Anschließend habe ich mir ein Cyclo gegönnt – wir würden das als Rikscha bezeichnen. Damit habe ich mich zum Literaturtempel fahren lassen, der zu Konfuziuszeiten als eine Art Schule für „weise Männer des Staates“ diente. Mehrere verschachtelte Höfe, dazwischen Tore mit verschiedenen Symboltieren (wiedermal Drachen, Schildkröten, Kraniche). Irgendwas war heute los, Graduation oder so, jedenfalls liefen da diverse Grüppchen von Teenagern in traditionellen Gewändern rum, dazu ihre Familien und Freunde, und es wurden Gruppen- und total ungestellte (*g*) Einzelfotos gemacht. Mein Cyclo-Fahrer hatte mich gefragt, ob er mich auch zurückfahren soll, warum nicht, also kurz verhandelt und wir haben uns auf 170.000 Dong geeinigt. Im Literatur-Tempel hatte ich mir nochmal meinen Reiseführer angesehen und bemerkt, dass eine berühmte Pagode nur einen kleinen Schlenker vom Rückweg entfernt liegt. Also habe ich den Cyclo-Fahrer gefragt, ob wir da noch vorbeifahren können, also insgesamt drei Strecken (habe ich ihm auf der Karte gezeigt, ein Dreieck halt) und das für 200.000 Dong, das war die Summe, die er ursprünglich für die normale Hin- und Rückfahrt haben wollte. Er war einverstanden… sagte er jedenfalls. Kurzer Rede langer Sinn, nach dem Besuch in der Pagode (ganz nett, aber nicht so beeindruckend wie die gestern) und der Rückfahrt zum See wollte er auf einmal 300.000 Dong haben. Das schöne an so einem Cyclo ist: wenn man zahlt, ist man schon ausgestiegen. Ich habe ihm 200.000 in die Hand gedrückt, er fing an zu meckern, er wäre ja drei Strecken gefahren, ich habe ihn drauf hingewiesen, was wir abgemacht haben, und bin gegangen. Echt anstrengend, wenn einen hier jeder über den Tisch ziehen will… bin nicht sicher, ob ich mich nur dran gewöhnen muss oder ob das einfach nicht mein Ding ist?
Weiter ging’s im Programm, der Jadeberg-Tempel auf der kleine Insel im See stand als nächstes auf der Liste. Interessant, aber sehr überlaufen. Von dort aus bin ich dann kreuz und quer durch das alte Hanoier Handwerkerviertel gelaufen und habe bei ein paar Tourenveranstaltern nachgefragt, was die zweitägige Halong-Bucht-Tour kostet. Sehr unterschiedlich, also die Preise, die Tour ist immer die gleiche. Aber verschiedene Boote (Sicherheheit? Ausstattung?) und unterschiedliches Essen machen hier die Preise aus. Hatte im Hotel schon gefragt, was es da kostet, und brauchte nun Vergleichsangebote. Langwierig, unübersichtlich, es gibt sooo viele Anbieter, und was weiß ich, welches Schiff da wie gut ist? Letztendlich habe ich dann eine Fahrt der Deluxe-Plus-Klasse (eigentlich gibt es Normal, Deluxe und VIP, aber hier irgendwie noch ein Schiff dazwischen). Habe ich von 140$ auf 98 runtergehandelt, inklusive Einzelzimmerzuschlag. Den sie natürlich erstmal nicht auf dem Ticket vermerkt hatten, und als ich das dann noch nachgetragen haben wollte (auch auf deren Durchschlag, nicht nur auf meinem), waren sie so… hm… wie sagt man das… sie taten so, als würde man sie völlig zu Unrecht verdächtigen, das könnte Absicht sein. Mal sehen, was dann morgen passiert – auch den Namen des Schiffs habe ich mal vorsichtshalber auf dem Ticket vermerken lassen. Ich habe nämlich heute mitbekommen, dass der Anbieter von anderen Hotelgästen ein anderes Schiff angemietet hatte als das angeblich gebuchte, und da war die Qualität deutlich niedriger. Der Plan für morgen ist: 8h holt der Bus mich ab, dann 3,5h Fahrt nach Halong, aufs Boot und Lunch essen, Tropfsteinhöhle besichtigen, Kajak fahren und/oder schwimmen, Abendessen, irgendwelche Spielchen (Karaoke und so, ich werde dann eher eine ruhige Ecke suchen und lesen oder so), an Bord übernachten, Frühstück, Boot fährt weiter, Lunch an Land, Rückfahrt nach Hanoi. Ich berichte…
Nach der Buchungsgeschichte war ich dann noch unterwegs, inzwischen war es dunkel. Aber nicht weniger wuselig, eher noch mehr Menschen und Motorräder und Autos auf der Straße unterwegs. Ich bin einmal um den See rumgelaufen, am entfernten Ende habe ich eine Filiale von „Pho24“ entdeckt, das ist der Nudelladen, in dem wir am Mittwoch schon essen waren. Da ich mittags nichts hatte und die Pho-Suppe lecker war, bin ich drauf zugesteuert. Zwei andere Touristen standen gerade vor der Karte und überlegten, ob sie sich da reinwagen. Ich habe ihnen gesagt, dass ich da schon war und jetzt nochmal reingehe – das hat sie überzeugt. Da nur noch ein Tisch frei war, sind wir dann zusammengesetzt worden. Ein Däne und ein Italiener, die beide in London leben. Haben nett geplaudert, uns über unsere Erfahrungen in Vietnam, Asien insgesamt und dann auf Reisen generell ausgetauscht. Ein paar Tipps konnte ich ihnen ja schon geben, worauf man achten muss – sie haben noch die Halongbuchung und die Taxifahrt vom Flughafen nach HCMC vor sich.
Auf dem Rückweg habe ich noch irgendeine Feier an der Hanoier Oper gesehen, ganz viele Menschen, viele Schüler in verschiedenen „Uniformen“ bzw. einheitlichen T-Shirts und Fähnchen, Musik, verschiedene Gruppen haben was vorgeführt, am Ende war da eine aufgehübschte junge Frau, die von allen bestürmt und fotografiert wurde. Sah aus wie ein Songcontext mit Modelbeteiligung oder so. Irgendwie liefen auf einer Leinwand auch noch Bilder von der Halongbucht und im Vordergrund diverse Missen (also Miss Venezuela, Miss Vietnam, Miss was-weiß-ich). Muss ich mal googeln, was das eigentlich war.
Danach habe ich nur noch Getränke gekauft, die ich morgen versuche auf’s Boot zu schmuggeln (eigentlich muss man die da kaufen). Und umgepackt, der Koffer bleibt hier, nur der Rucksack mit Wechselkleidung und allen Wertgegenständen kommt mit. Das muss reichen.