Fazit der ersten Nacht im Tiny House: Hier kann man super schlafen. Und noch im Liegen die Vorhänge wegziehen und das Fenster öffnen, um das Meer rauschen zu hören.

Zum Frühstück bin ich natürlich ebenfalls im Tiny House geblieben, wäre ja blöd, wenn ich es nicht nutze. Außerdem kann ich so die Fotos vom gestrigen Tag hochladen, anscheinend ist morgens die Macht des WLAN stärker oder alle anderen schlafen noch, keine Ahnung.

Und schwupps, auf einmal scheint die Sonne und blauer Himmel schaut durchs Fenster. Wenn das mal nicht nach einem schnellen Aufbruch schreit, also ab in die Turnschuhe und los. Ganz kurzer Zwischenstopp auf dem „Redwood Commons“-Tiny House, das ein bisschen weniger tiny ist als die anderen. Das ist das Gemeinschaftshaus, ich wollte doch mal schauen, wie die Aussicht von oben ist… so ist sie:

Gestern hatte ich schon auf dem Hinweg einen Coffee-Drive-Thru registriert, und praktischerweise liegt der direkt neben einem der zahlreichen Stateparks/ -viewpoints. UND: endlich mal wieder jemand, der mitdenkt, und so einen kleinen Aufkleber auf das Loch im Deckel klebt, damit man sich nicht das halbe Auto mit Kaffee vollkleckert. Hätte ich schon diverse Male brauchen können, in jeder Kurve sowie beim Bremsen und Gasgeben schwappt das am Anfang über.

Heute ist ja der Tag mit ohne Plan und mit viel Nichtstun. Daher fand ich, einfach an den Strand zu gehen wäre doch ein guter Anfang. Ein Träumchen. Nichts los, ganz viel flacher Sand, hübsche Wellen… nach kurzer Überlegung bin ich nach rechts gelaufen, Richtung Waldport – so hätte ich ggfs. die Option, in den Ort zu gehen. Falls ich möchte.

Direkt am Anfang kam der Eagle des Tages auf mich zu. Im Tiefflug quasi. Die Kamera ist in solchen Situationen immer schon im Sport-Modus, und daher war ich bereit für eine Serienaufnahme (die ich später zu einem Bild zusammengefügt habe – bei fünf Adlern auf einmal bin ich dann doch noch nicht).

Ansonsten war der Strand angenehm ereignislos, ich habe zahlreiche Fotos von „gemischter Seafood-Platte“ gemacht, hier mal das größte und das kleines Exemplar, das ich gesehen habe:

Ein Stück weiter (jetzt weiß ich: gegenüber der Alsea Spit) bewegte sich was im Wasser – zwei kleine Seehunde. Und wo zwei sind, vor allem kleine, sind die anderen nicht weit. Was ich ohne näheres Hinsehen für Baumstämme gehalten hatte, entpuppte sich als Gruppe von vielleicht 20 Seehunden. Die habe ich dann sehr lange beobachtet, auf einem (echten!) Baumstamm sitzend, die hier wieder so praktisch überall rumliegen.

Auf dem Rückweg habe ich versucht, keinen Plan zu machen, aber doch zu überlegen, was als nächstes kommt. Ich habe erstmal meine Wäsche geholt, denn im Ort gibts einen Waschsalon, das würde sich anbieten. Ein zweiter Kaffee musste auch noch her, um dann festzustellen, dass der Waschsalon dienstags ab mittags zu ist. Oder nur heute, weil sie Maschinen austauschen – es gab da unterschiedliche Auskünfte. Gemeinsamer Nenner war aber: es wird heute keine Wäsche gewaschen. Naja, dann fährt die Wäsche eben mit zur Alsea Spit, also der (S)Landzunge mit den Seehunden.

Die Wohngegend dort ist schon mal sehr malerisch-verträumt-versandet. Jedenfalls muss man sich um Vorgartengestaltung weniger Gedanken machen, und nur gelegentlich bahnt sich die Natur ihren Weg.

Und die Straßennamen versprechen doch schonmal viel, oder?

Dann habe ich den Strandzugang gesucht – und bin gelaufen und gelaufen und gelaufen, alles war Privatgrundstück… aber ich wusste, dass ich irgendwann an einem Schild vorbeigekommen war, und bei schönem Wetter sandige Vorgärten in hübscher Umgebung anzuschauen ist ja nun auch kein ganz schlimmes Schicksal.

Kurz vor der Seehund-Gruppe mal wieder fotogen wie hinbestellt ein Weißkopfseeadler (ha – ich habe das endlich gegoogelt, wie genau der Bald Eagle auf deutsch heißt. nervt ich schon länger, denn bei Bald Eagle habe ich immer Ohrengeier im Kopf, weil die halt einen kahlen Kopf haben).

Schön, wenn dann ein einzelner Tourist meint, er müsse da jetzt direkt hinlaufen und ein Selfie machen. Fand der Adler doof. Immerhin habe ich jetzt Fotos von fliegendem Adler vor Hintergrund, leider nicht ganz scharf, ich zeig sie euch trotzdem.

Kurz dachte ich, er würde jetzt auch noch die Seehunde vertreiben, aber zum Glück reichte ihm ein Foto mit etwas Abstand.

So konnte ich mich gemütlich auf einem wieder mal passend daliegenden Baumstamm in ausreichender Entfernung niederlassen und gucken und fotografieren und genießen. Auf dem nächsten Bild sieht man ganz gut, in welcher Entfernung von den Seehunden ich saß – man erkennt nur so grau-bräunliche Striche in der Mitte des Bildes am Wasser…

Aber man kann ja ranzoomen… dann wird’s gleich viel netter.

Auftritt doofe Touristen, Teil 2: Am Strandzugang stand ein Schild u.a. mit dem Hinweis „Do not disturb mammals!“ Ist jetzt auch nicht total unbekannt, dass man die Tiere in Ruhe lassen sollte. Die beiden hier müssen sich gedacht haben: „Ob die das wohl stört, wenn wir ihnen fast über die Schwanzflosse fahren? Bestimmt nicht… oh, doch… blöd…“

Also – alle Seehunde im Wasser. Naja, für ein Fotomotiv ganz nett, und sie haben ihnen natürlich auch nichts getan, aber man könnte auch einfach ein paar Schritte weiter weg anhalten.

Die nächste Stunde oder so habe ich mit Gucken, Fotografieren und Lesen verbracht, ich hatte tatsächlich ein Buch mitgenommen. So konnte man es gut aushalten, dieses Nichts-Tun. Falls das übrigens interessiert – es ist gar nicht übermäßig warm, 15-16 Grad, aber genau deshalb kann man ja überhaupt so entspannt in der Sonne sitzen.

Nachdem ich beobachtet hatte, dass diese und auch andere Touristen in meiner ursprünglichen Laufrichtung weiterliefen/-fuhren und nicht zurückkamen, ich aber wusste, dass dort irgendwann Felsen kommen, kam in mir der Verdacht auf, es können womöglich einen kürzeren Weg geben zurück zur Straße. Und tatsächlich… der rote Punkt ist übrigens mein Auto, und wo sich blau und grün treffen, liegt „mein“ Baumstamm. Muss einem doch auch einer sagen, dass das so einfach ist!

Keinen Plan zu haben heißt auch, dass ich denke, dass ich nun nach rechts Richtung Yachats auf den Highway fahre, aber dann doch spontan links blinke. Und fahre. Da liegt nämlich der Seal Rock, auf einer meiner Karten oder in einer Broschüre stand, dass das ein Tidepool-Spot ist. Und falls es noch Seehunde dazu geben sollte, umso besser…

Direkt gegenüber gabs noch schnell ein Eis, zum Glück habe ich richtig entschieden und nicht die mittlere Portion für 6$ genommen, sondern die „kleine“ für 3$. Seeeeehr lecker, Hazelnut/Salted Caramel und Espresso/ChocolateChips. Mit Aussicht auf den besagten Seal Rock schmeckts noch besser, auch wenn außer Möwen nichts zu sehen war.

Aber von oben hatte man einen schönen Blick auf den Strand links und rechts, so dass ich mir anschauen konnte, was tidepool-technisch besser aussah. Der Strand links hatte einen direkten Zugang vom Parkplatz aus, aber rechts sah es mehr nach Tidepools aus. Also bin ich mit dem Auto solange gefahren, bis ich einen Zugang gefunden hatte, und dann am Strand die komplette Strecke zurück gelaufen. Klingt schlimmer als es war, es waren vielleicht 25min. Fußweg eine Richtung. Mit Aussicht und immer noch Sonne und blauem Himmel.

Und dann habe ich ich zwei Stunden oder so dort aufgehalten, Seesterne und anderes fotogenes Meeresgetier gesucht und fotografiert. Die Zeit passte hervorragend, ich bin kurz vor Ebbe angekommen und war somit zum optimalen Zeitpunkt dort. Ergebnis:

(hier gehören noch mehr Bilder hin, z.B. mindestens ein Seestern, aber jetzt will der Server nicht oder das WLAN oder wer-weiß-was…)

Der restliche Tag ist schnell erzählt: Zurück Richtung Tiny House, schnell noch Milch fürs Frühstück und einen Dip und eine Pepsi fürs Abendessen holen, dann mit Sack und Pack ins Redwood Commons, weil man von dort oben schönen Blick aufs Meer hat. Ich hatte auch auf einen Sonnenuntergang gehofft, die Lage wäre optimal, leider war der Horizont so diesig/wolkig, dass die Sonne schon lange vorher weg war. So habe ich einfach den Tisch dort genutzt, um wenigstens mit Meerblick zu tippen und Fotos zu sortieren.

Letzter Programmpunkt: Gemütlich im Tiny House liegen, mir überlegen, ob das was für mich wäre, noch etwas lesen, Meeresrauschen hören und dann einschlafen.