Der Titel sagt es schon – heute war ein bisschen verhext (aber nicht schlimm) und wir sind ziemlich versumpft (aber nicht so, wie ihr jetzt denkt).
Aber fangen wir am Anfang an, beim Frühstück und dem technischen Schnickschnack, den die Amis sich so ausdenken. Heute gab es einen Pfannkuchenautomaten, der auf Knopfdruck – na was wohl, Pfannkuchen produzierte. Und die schmeckten auch noch, sagt Frank…


Nun kommt der „verhext“-Teil des heutigen Tages: Ursprünglich hatten wir geplant, mal früher loszufahren, damit wir trotz der 1,5stündigen Fahrt einigermaßen früh auf Sanibel bzw. Captiva sind. Aber das Wetter hat uns einen Strich durch die Rechnung gemacht. Gestern Abend war es schon sehr luftfeucht, und heute morgen konnte man kaum die Straße vor dem Hotel sehen vor lauter Nebel. Warm, aber eben ohne Weitsicht. Wir haben in jedem Urlaub einen Tag doofes Wetter, soweit auch nicht schlimm. Warum das aber das zweite Mal in Folge den Sanibel/Captiva-Tag treffen muss… ob da nicht was verhext ist…
Wie auch immer, aus diesem Grund haben wir es ruhig angehen lassen und waren erst so um 11h da. Vom Festland kommt man am unteren Ende von Sanibel an, einer langgestreckten Insel. Über eine Brücke am Nordzipfel kommt man dann nach Captiva, noch kleiner und schmaler. Teilweise passt hier genau die Straße und ein Haus mit Auffahrt und Garten hin. Wiederum ganz am oberen Ende (ach ja, ich soll ja „nördlich“ sagen stattdessen) liegt ein Strand – hier hat mir letzte Jahr eine Möwe den Wrap aus der Hand geklaut. Heute gab es weder für uns, noch für die Möwen was zu essen, stattdessen sind wir 1,5h am Strand langgelaufen. Mal wieder Muscheln sammeln… allerdings hatte ich das diesmal nicht geplant, dann habe ich eine Muschel in der Brandung gesehen, sie geholt, eine weitere gesehen ein bisschen weiter rein, auch geholt, Welle übersehen, unteres Hosenende (hochgekrempelt, aber trotzdem) nass, versucht den Wellen auszuweichen, erfolglos. Egal, trocknet wieder. Und die Ausbeute war echt gut, nachdem ich dann ohne Rücksicht auf die Hosenbeine weitergesammelt habe. Das Wetter hatte sich zumindest soweit gebessert, dass es nicht mehr neblig war. Wolkig, aber trocken.

Unterwegs haben wir unzählige Pelikane gesehen, offensichtlich hielt sich gerade ein Fischschwarm direkt vor dem Strand auf, also all-you-can-eat für den ganzen Schwarm… Und wenn die Pelikane dann jeweils losgeflogen sind, um sich wieder kopfüber ins Wasser zu werfen, konnten wir prima beobachten, wie niedlich die starten: sie laufen nicht auf dem Wasser, wie man das von Enten kennt, sondern stoßen sich quasi mit beiden Füßen gleichzeitig ab… mehrfach, also sie hüpfen auf beiden Beinen übers Wasser… sooo lustig sieht das aus… Hatten die Kamera nicht mit, daher nur Handyfotos…

Ein kleines Nachspiel hatte das Muschelsammeln noch: Auf der Fahrt zurück nach Sanibel hatten wir die Muscheln in einer Plastiktüte hinter dem Fahrersitz liegen. Erst in Kurven, dann aber auch ohne äußeren Einfluss hat die Tüte geraschelt. Hmmm… beim dritten Mal oder so habe ich dann mal reinegschaut – obwohl „live shelling prohibited“ ist, also man keine Muscheln mit Bewohner sammeln darf, ist genau eine solche in die Tüte gehüpft. Unabsichtlich, meinerseits und vermutlich auch ihrerseits. Da hatten wir nun den armen Kerl in der Tüte, bzw. dann in einem leeren und bereits ausgespülten Kaffeebecher. Nur wohin damit? Auf der Insel gibt’s überall Wasser, nur meistens hinter den Häusern und ohne public access, jedenfalls da, wo wir uns zum Zeitpunkt der Entdeckung befanden… Ganz schön überraschend war, wir kräftig das Tier sich hochdrücken kann und wie lang es tatsächlich ist, das sieht man sonst ja nie… zum Glück nehmen wir ja immer die großen Kaffees, sonst wäre das kritisch geworden 🙂

An unserem Zielpunkt, dem Sanibel Lighthouse, haben wir ihn dann erstmal ins Wasser zurückgebracht. Scheint überlebt zu haben, Glück gehabt. Das Wetter war inzwischen noch besser geworden, überwiegend blauer Himmel und Sonne. Perfektes Picknick-Wetter, als Nachtisch gab es endlich die Pomelo aus der Orangenplantage von letzter Woche. Oder was auch immer das für eine Frucht war – sie hing in der Reihe mit den Pomemlobäumen, schmeckte aber gaaaanz anders. Viel besser als alles, was ich je als Pomelo in Deutschland gekauft habe. Etwas mehr Grapefruit, würde ich sagen, aber süß. Toll. Werde morgen oder so im Supermarkt nochmal eine kaufen, mal sehen, wie die schmeckt.

Und nach dem Essen haben wir uns ziemlich genau hier an den Strand gelegt/gesetzt, gelesen (Weihnachtszeitschriften!), geschwommen, ausgeruht:

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Und jetzt folgt der versumpfte Teil: Frank hatte noch ein Geburtstagsgeschenk ausstehen, oder eigentlich eher ein „kein richtiges Geschenk“. Er wusste also nicht, wohin es geht oder was wir machen würden. Ich hatte durch Zufall herausgefunden, dass es im Corkscrew Swamp Sanctuary (einem Naturschutzgebiet) einmal monatlich verlängerte Öffnungszeiten mit geführten Wanderungen durch den Sumpf gibt. Das hatten wir noch nicht, und da es auch noch ungefähr auf dem Weg lag, stand der Plan schnell fest.
Wir waren eh schon knapp in der Zeit, haben es dann so eben auf die Minute genau geschafft. Dachte ich zumindest, und wäre die im Internet (auf der offiziellen Statepark-Seite!) angegebene Anfangszeit richtig gewesen, hätte ich auch richtig gelegen. So waren wir eigentlich eine halbe Stunde zu spät, aber da die Gruppe noch auf jemanden gewartet hatte, haben wir nur 5min. verpasst. Puh, Glück gehabt.
Die Führung geht durch die verschiedenen Bereiche des Sumpfes, den Pinienwald, die „wet prairie“ und den Zypressensumpf. Schon im Hellen bzw. in der Dämmerung eindrucksvoll, aber nach Einbruch der Dunkelheit erst so richtig toll. Überall zirpen diverse Viecher, quaken Frösche, krähen Vögel, huuuhuuuen Eulen… und dann noch dieses leise sssssssssssssss (drei Oktaven höher, aber wie soll ich das darstellen?) der Moskitos… gut, dass wir uns vorher noch ausreichend mit Off eingesprüht haben, dem Insektenvertreiber schlechthin.

Mit der Gruppe sind wir ungefähr eine Stunde unterwegs gewesen, anschließend haben wir kurz einen kleinen Snack im Visitor Center gegessen und sind dann wieder raus, noch eine Runde alleine laufen. Keine Sorge, man bewegt sich nur auf Holsstegen, Gummistiefel und weiteres Equipment sind nicht notwendig. Da heute Vollmond war, konnte man auch gut sehen, ist schon erstaunlich, wie viel Leuchtkraft der Mond hat… das bekommt man in der Stadt ja gar nicht so richtig mit, aber hier gab es absolut keine anderen Lichtquellen, wenn man einmal im Wald war.
Wir haben ein paar Fotos mit Landzeitbelichung gemacht, aber das kann nur teilweise zeigen, wie spukig und außergewöhnlich die Atmosphäre ist. Auf dem letzten Bild sieht man Mondschatten… nicht verwechseln mit Sonnenschatten!



Als Rahmenprogramm gab es einen Live-Sänger mit Gitarre, der wirklich gut gesungen hat, und zwei Teleskope von einem (was auch immer er für eine Funktion hatte) aus dem Everglades Nationalpark. Diese waren auf den Mond bzw. den Jupiter (heute direkt neben dem Mond) ausgerichtet. Mond hat man ja schonmal gesehen, da reicht ja fast schon ein gutes Fernglas, um die Strukturen ein bisschen sehen zu können. Aber Jupiter? Hatte ich noch nie gesehen. Man konnte ganz toll drei Jupiter-Monde (zwei oben, einen unten) sehen und die „equatorial bends“, zwei dunkle Streifen rund um den Planeten. Muss ich mal googeln, was das eigentlich genau ist…
Und damit sind wir auch schon am Ende des heutigen Tages angekommen, wir sind jetzt in Naples und werden hier morgen auch noch bleiben – in Miami ist das Wetter nicht so doll, und wir haben eh keine Lust auf Stadt. Strand und Natur sind uns im Moment lieber, also wird es wohl der eine oder andere State Park werden und noch eine Runde Entspannung. Bleibt dran, ich berichte!