21. August 2004
Mal wieder was zum Frühstück: Kaffee gab es heute bei 7Eleven, einer Art Supermarkt mit eingeschränktem Sortiment – es gibt vor allem Süßkram, Chips und Cola. Und eben leckeren Kaffee: normal aus der Kanne oder Cappucchino aus dem Automaten, dazu ein großes Angebot an Aromen (Haselnuss wie in NY, Caramel wie bei Starbucks und Irish Cream als Sirup und diverse weitere Sorten als „flavored sugar“ – gemerkt habe ich mir nur Marshmallow…). Also haben wir uns einen extra-großen Becher French Vanilla Cappucchino mit Caramel-Flavor geholt, dazu zwei leckere Muffins. Damit sind wir dann in den Nationalpark gefahren.
Leider war die Aussicht nicht so besonders, es ist ziemlich diesig, man kann nicht besonders weit sehen. Das ist beim „Skyline Drive“ (so heißt die Straße durch den Park, weil sie immer oben auf der Bergkette der Blue Ridge Mountains langführt) natürlich extrem unpraktisch… Obwohl Täler mit aufsteigenden Wolken auch ganz nett sind! Jedenfalls haben wir eine ganze Reihe Deers (=Rehe) aus der Nähe gesehen. Die sind hier ungefähr so scheu wie die Squirrels (=Eichhörnchen) in den Städten – also überhaupt nicht. Die Rehe bleiben sogar am Straßenrand stehen, wenn man direkt neben ihnen zum Fotografieren anhält! @Mama: ich habe das gleiche Pech gehabt wie du mit dem Elch in Schweden. Nur war es hier ein knuddeliger kleiner Baby-Schwarzbär, den Frank gesehen hat… Ich habe in dem Moment eine Karte in meiner Tasche gesucht – ärgerlich. Alle anderen Bären sind vor dem Regen geflüchtet oder zumindest der Straße ferngeblieben – und aufgrund des Wetters hatten wir kein Bedürfnis, zu wandern (war eigentlich so geplant). Nach 105km hatten wir den Park dann durchquert und dafür schon mal die ersten vier Stunden des Tages verbraucht.

Der nächste Punkt auf der Tagesordnung war Schuyler. Schuyler – gesprochen „Skeiler“ – wer oder was ist das denn??
Drei Hinweise: Blue Ridge Mountains,7 Kinder, gute Nacht John-Boy! Genau, in Schuyler gibt es ein Waltons-Museum, in dem man einen Film (Interviews mit den Schauspielern etc.), mehrere der Film-Zimmer und diversen Kleinkram sehen kann. Übrigens ist das Museum in Schuyler, weil der Autor hierher stammt und seine ganze Familie in der Serie verwurstet hat… Ist auch im Museum dargestellt – welches Geschwister welcher Rolle entspricht…

Anschließend sind wir noch ein ganzes Stück gefahren – um genau zu sein, haben wir bis auf die Stunde im Museum den ganzen Tag im Auto gesessen. Das war aber für diesen Urlaub eine absolute Ausnahme und eben auch durch das Wetter bedingt.
Die Fahrt durch Virginia war echt schön. Bei Bau der zweispurigen Schnellstraße haben sie sich nicht die Mühe gemacht, die Hügel abzutragen – und es gibt hier eine Menge Hügel! Das Auf und Ab erinnerte ein bisschen an eine frühere IKEA-Werbung… Jedenfalls war die Landschaft gaaanz ent-zü-ckend. Oder auch: ent-zük-kend für Anhänger der alten Rechtschreibung 🙂
An Washington D.C. vorbei (mit direktem Blick auf das Pentagon) sind wir dann in Richtung Philadelphia gefahren, allerdings nur bis kurz hinter Baltimore. Hier verbringen wir die Nacht und fahren dann morgen die restlichen 100 Meilen bis zu unserem letzten großen Stopp. *schnüff*
Autor: Nicola (Seite 29 von 31)
20. August 2004 Die Top10-Sätze, an denen man erkennt, dass man in Washington D.C. ist:
10. Ach, schon wieder eine Sicherheitskontrolle?
09. Mir ist warm!
08. Warum gibt es auf der Mall keinen Schatten?
07. Wo gibt es hier was zu trinken???
06. Warum ist die Mall so breit?
05. Warum ist die Mall so lang?
04. Aua, meine Füße tun weh!!
03. WOW!!! Tolles Gebäude!!!
02. Wo haben die bloß den ganzen Marmor her?
Und die Nummer 1 der Sätze, an denen man erkennt, dass man in Washington ist:
01. War das hier eine römische oder eine griechische Kolonie?
Nun aber zum Tag heute: Beginnen wollten wir mit dem Kapitol – also haben wir uns mit einem der ersten Shuttle-Busse aufgemacht und nach einem kleinen, baustellenbedingten, schweißtreibenden Umweg dann auch den Karten-Kiosk gefunden. Tickets sind kostenlos, aber zeitgebunden. Wir hatten 11:20h und damit 1,5 Stunden Zeit. Die haben wir im Supreme Court (Eingangshalle, Gerichtssaal, Film über Aufgaben) und in der mit 850km Bücherregalen weltweit größten Bibliothek (Library of Congress, Führung durch verschieden Hallen) verbracht. Beide liegen direkt oberhalb des Kapitols, direkt nebeneinander, aber trotzdem waren wir jedesmal froh, wenn wir wieder in einer „air conditioned area“ waren…

Weiter ging es dann mit der Führung durch das Kapitol, von der Funktion ungefähr vergleichbar mit dem Reichstag in Berlin. Hier musste man übrigens – wie in allen heute besuchten Gebäuden – durch Sicherheitsschleusen und alle Taschen wurden durchleuchtet. Waffen, weißes Pulver, Sprühdosen und jegliche Flüssigkeiten sind verboten! Die Führung war sehr interessant, auch wenn es weniger um die politischen, als vielmehr um die innen-ausstatterischen Aspekte ging. Wir hatten einen sehr netten Tourguide (ja, man konnte ihn verstehen), der uns viele interessante Details zu Statuen, Gemälden etc. erzählt hat. Und Und auch von dem netten akustischen Effekt im ehemaligen Sitzungssaal des Repräsentantenhauses: Heimlichkeiten austauschen ging nicht ohne weiteres, weil man quer durch den Raum alles verstehen konnte… Das hat unser Tourguide dann auch – flüsternd! – demonstriert…
Weiter ging es durch die schwüle Hitze zum Old Post Office, das einen netten Food Court hat, in dem wir uns einen Caesar`s Salad zum Mittagessen geholt haben. Außerdem waren wir auf dem Turm, der zwar nicht so hoch ist wie das Washington Monument (der Obelisk in der Mitte der Mall), dafür aber a)kostenlos und b)ohne Warteschlange. Die Weitsicht war sowieso nicht so toll, es war ziemlich diesig, und für die wichtigsten Gebäudem im näheren Umfeld reichte es auf jeden Fall.
Nächster Abkühlungspunkt: das Visitors Center des Weißen Hauses. Diesmal waren wir früh genug und konnten uns den Film in Ruhe ansehen. Danach haben wir uns noch kurz den Rest der Ausstellung, den wir gestern nicht geschafft hatten, angesehen, bevor wir uns wieder nach draußen gewagt haben. Nach einem längeren Marsch haben wir uns dann
- das Lincoln Memorial (Säulengebäude, 6m-Lincoln-Figur, Blick auf Reflecting Pool mit gespiegeltem Washington Monument)
- das Vietnam Veterans Memorial (schwarze Wand mit eingravierten Namen der Gefallenen)
- das Korean Veterans Memorial (ca. 20 lebensgroße Soldaten-Statuen in voller Montur, schwarze Marmorwand mit Bildern von Soldaten)
- das Franklin D. Roosevelt Memorial (4 durch Mauern getrennte Bereiche für 4 Abschnitte seiner Regierungszeit, jeweils mit Wasserfällen, Statuen von FDR, wichtigen Zitaten)
Da wir ziemlich k.o. waren vom Herumlaufen in der Hitze, und da wir den ganzen Tag nur in kostenlosen Sehenswürdigkeiten waren (naja, dieses Argument nur für`s reine Gewissen), haben wir uns für die Fahrt zur Union Station und damit zum Shuttle-Bus ein Taxi genehmigt. Anschließend sind wir 150km nach Westen gefahren zum Shenandoa Nationalpark, den wir uns morgen ansehen wollen.
19. August 2004
Die neuen Eindrücke werden nicht weniger, die Kontraste zwischen unseren Tagesprogrammen auch nicht. Gestern die betont schlichte Amish-Welt, heute das pompöse (aber deshalb nicht weniger reizvolle) Washington… Das ist wohl genau das, was unsere Reise so toll macht – die Abwechslung. 25 Tage Metropolen würde ich nicht durchstehen, die „Natur“-Tage brauche ich als Ausgleich.

Nun aber zu Washington: Gestern abend hatten wir uns im Wesentlichen den Bahnhof (Union Station) von innen und das Kapitol von außen angesehen. Heute haben wir dann mit der altbekannten Grayline angefangen. Zum ersten Mal hatten wir einen Tourguide, den wir nicht verstanden haben – das lag aber wohl weniger an uns, als vielmehr an seinem Genuschel… Jedenfalls haben wir nach ein paar Stationen die Hop-off-Option genutzt und uns den Arlington Cemetery, den bekanntesten Friedhof der USA, angesehen. Dort gibt es über 260.000 Gräber von „Personen im Dienst des Staates“, meist Angehörige des Militärs. Außerdem sind dort JFK & Frau beerdigt und es gibt ein Grab des unbekannten Soldaten. Dort findet halbstündlich eine Wachablösung statt – die ich persönlich reichlich merkwürdig fand. Natürlich viel Hacken-Zusammenschlagen und Gewehr-Rumwirbeln, das kennt man ja. Aber dann die Überprüfung des neuen Wachhabenden…der Obermuckel hat sich bewegt wie eine der Spielzeug-Figuren in Toystory… eine Demonstration wird gerne live nachgeliefert!

Weiter ging es mit der Grayline, diesmal mit einem besseren Fahrer bzw. Tourguide – diesen konnte man verstehen. Da macht die Stadtrundfahrt doch gleich viel mehr Spaß… Unser nächster Hop-off-Punkt war Georgetown, der älteste Stadtteil, deutlich früher gegründet als Washington selbst. Dort sind wir erst ein bisschen durch die Einkausstraße gebummelt, haben uns zwischendurch in Geschäften abgekühlt (ist ziemlich feuchtwarm hier) und dann in der schönsten Mall Mittag gegessen. Zur besseren Verdauung wieder ab in die Hitze und 1000 Schritte tun – in diesem Fall durch die wunderschönen Wohnstraßen von Georgetown und zurück am C&O-Kanal (Chesapeake-Ohio) entlang, der hier sehr schmal ist und, von ein paar Mini-Schleusen unterbrochen, mitten durch den Stadtteil verläuft.
Weiter ging es natürlich mit der Buslinie unseres Vertrauens. Diesmal über die „Embassy Road“, die ihren Spitznamen von den vielen Botschaften hat (eigentlich heißt sie Massachussetts Avenue). So schnell konnte man gar nicht nach links und rechts gucken, wie der Busfahrer die Namen und oft noch einen Satz in Landessprache runtergerasselt hat… übrigens überaus verständlich!
Unser nächster Stopp lag am White House Visitors Center. Dort wollten wir eigentlich den Info-Film und danach die Ausstellung sehen, waren aber etwas spät dran. Wir konnten nur noch ein bisschen was lesenmüssen also morgen wiederkommen. Statt Film wollten wir das Weiße Haus dann „in echt“ sehen, jedenfalls von Weitem, nah dran kommt man ja nicht. Unterwegs hatten wir gelesen, dass es doch wieder Führungen gibt und man sich an seinen Senator oder – als Ausländer – an seine Botschaft wenden soll. Haben wir dann direkt mal telefonisch gemacht und erfahren, dass man dafür schon drei Monate im Land leben muss… Hätten sie ja auch dranschreiben können… Also doch nur das Standardfoto, und George W. haben wir auch nicht gesehen!
Zur Vertiefung wollten wir nochmal die Rundfahrt machen und haben uns für den letzten fahrenden Grayline-Bus (16h) angestellt. Und wer kam? Na klar, der Nuschler. War nicht viel mit Vertiefung, er war genauso unverständlich wie morgens. Egal, aussteigen und mit dem nächsten Bus fahren ging ja nicht. Also haben wir uns darauf konzentriert, schöne Fotos zu machen.
Aussteigen, quer über die Mall (diesmal kein eisgekühltes Einkaufszentrum, sondern DER zentrale Grünstreifen in Washington, an dem alle wichtigen Gebäude, Museen und Denkmäler stehen) und rein ins klimatisierte International Spy Museum. Dort sind a) diverse Spionagetechniken, b) Zubehör wie Wanzen etc. und c) Anekdoten/Historisches ausgestellt oder erläutert.Sehr interessant, leider reichte mal wieder die Zeit nicht, wir hatten nur zwei Stunden und hatten uns das nicht sooo groß vorgestellt – oder sooo informativ und lese-und-ausprobier-intensiv. Auf dem Bild: Frank im filmtypischen Belüftungsschacht – hier touristenfreundlich mit Teppich ausgelegt.

Tag vorbei, Caesar-Salad in der Union Station, Shuttle-Bus, Schluss!
18. August 2004
Das geplante Amish-Programm mussten wir etwas kürzen – der als Einstieg geplante Film wird nicht mehr gezeigt… Schade! Also haben wir mit der „experience theater„-Vorstellung angefangen. Das ist im Prinzip auch ein Film, aber in einem besonderen Raum: einer Amish-Scheune nachempfunden, mit vier Beamern/ Projektionsflächen, einer Special-Effect-Bühne… dort wurde dann ein Film über einen Amish-Teenager gezeigt, der nicht sicher ist, ob er sich taufen lassen soll. Auf den verschiedenen Projektionsflächen wurden meistens verschiedene Perspektiven gezeigt… war nett gemacht und sehr interessant.
Anschließend haben wir eine Führung durch ein (nachgebautes) Amish-Haus gemacht – äußerst interessant, hier haben wir viel von dem erfahren, was wir in dem Film hätten sehen wollen… Es war schon spanend zu erfahren, was (und warum!) die Amish aus „unserer Welt“ übernehmen und was nicht… Da mich die so total andere Lebensweise schon immer fasziniert hathabe ich mir ein Buch zum besseren Verständnis gekauft: „The Amish in their own words“, gesammelte und thematisch sortierte Artikel aus einer Amish-Zeitung.
Nächster Programmpunkt: eine Fahrt durch das Farmland in einer Amish-Kutsche… Etwas kurz, und ich hätte auch gerne mehr gesehen; anderseits sind es eben auch „real people“ und keine Schauspieler wie im Upper Canada Village, denen man permanent über die Schulter schauen kann…

Zum Mittagessen haben wir uns dann ein „typisches Amish-Dinner“ ausgesucht. Ganz usa-unüblich wurde man an langen Tischen zusammengesetzt (eigentlich ist hier sowas wie „dürfen wir uns dazusetzen“ im vollen Cafe ganz daneben). Wir haben so mit einem älteren Ehepaar aus Minnessota zusammengesessen und uns gut unterhalten. Übrigens: wen man auch spricht, jeder hier war schon mal in Deutschland oder hat sonst zumindest einen nahen Verwandten, der dort (ge)lebt (hat)! Das Essen war super, all you can eat, aber ohne Chance, alles zu probieren… wir haben uns also auf die uns unbekannteren Dinge konzentriert und werden vor allem den „Shoo-fly pie“ in Erinnerung behalten – das Rezept habe ich, den werde ich dann mal zuhause nachbacken!
Genug Amish für heute, nach dem Essen mussten wir los in Richtung Washington. Nach den 6 Stunden Fahrt gestern waren die 3 Stunden heute deutlich angenehmer – mehr Autobahn, weniger Meilen. In Washington wohnen wir in einem Hotel etwas außerhalb, aber mit Shuttle-Van zur Union Station (=mitten in die Stadt). Den haben wir dann gleich ausprobiert…
Morgen werden wir erstmal eine Stadtrundfahrt machen. Der übliche erste Überblick, außerdem ist hier alles etwas weiter auseinander, wenn man dem Reiseführer glauben darf – also können wir so bequem von a nach b fahren und bei Bedarf aussteigen…
17. August 2004
Wir haben prima geschlafen, so mitten im Wald und neben dem Wasserfall, und das Frühstück war ausgezeichnet. Frank hatte „marble rhye toast“ zu seinem Omelette bestellt, ohne genau zu wissen, was das ist… marble = Marmor, nicht bezogen auf die Härte, sondern auf das Muster! Sah aus wie Marmorkuchen… Nur eben aus zwei verschieden-farbigen Toastteigen.

Nach dem Frühstück sind wir erst bis zum Upper Fall gelaufen und anschließend zurück, am Hotel und dem Middle Fall vorbei bis zum Lower Fall. Alle drei sind echt beeindruckend, und vom U.F. bis zum L.F. wird der Canyon immer tiefer. Ziemlich tief, um genau zu sein… Und alles mitten im Wald, kein zivilisatorischer Lärm, nur das Rauschen (oder, wenn man näher dran steht, Donnern) der Wasserfälle… In soviel Natur haben wir also den ganzen Vormittag verbracht.

Zum Hotel zurückgekehrt, sind wir dann durch den ganzen Park bis zum Nordende und dort auf die Autobahn gefahren. Ziel des Tages: Lancaster bzw. Amish County. Genau, Amish sind die Menschen, die immer noch weitgehend ohne unsere technischen Errungenschaften von der Landwirtschaft leben. Bilder von ihnen bzw. den Pferdekutschen hat bestimmt jeder schon mal gesehen… Ein entsprechendes „Museum“ (traditionell eingerichtetes Amish-Haus, Film, Multimedia-Infos, Buggy-Tour) und dann die Weiterfahrt nach Washington D.C. stehen für morgen auf dem Plan.
Daher haben wir in Lancaster ein Motel gesucht und gefunden. Nicht so idyllisch gelegen wie das Hotel gestern, sondern eben ein typisches Motel zwischen Autobahn und diversen Fastfood-Restaurants, aber wir wollen ja auch nur schlafen.
16. August 2004
Ja! So haben wir uns das vorgestellt! Strahlend blauer Himmel und schön warm… Gleich als erstes haben wir uns in die quasi noch nicht existierende Schlange bei der „Maid of the Mist“ gestellt und sind auch direkt mit einem der ersten Boote gefahren. Natürlich nicht ohne blaues Ganzkörper- Regencape… Das man auch dringend brauchen, denn die Boote fahren wirklich sehr nah an den Wasserfall. Zum Vergleich: stellt euch an einem fiesen Herbsttag bei starkem Regen und viel Wind auf den Balkon, ohne Schirm natürlich – so ähnlich fühlte sich das an. Nur mit blauem Himmel… Und sehr eindrucksvoll!!!

Anschließend haben wir uns bei einem Bagel/Creamcheese-Frühstück auf einer Aussichtsterrasse mit Blick auf alle drei Fälle etwas trocknen lassen. Weiter ging es zu Fuß bis zur Kante des kanadischen Horseshoefall (das ist der große hufeisenförmige). Dort haben wir erstmal unsere Regencapes wieder angezogen, denn es steigt ganz schön viel Wasser auf – man kann nicht das ganze Halbrund sehen, weil soviel „Nebel“ darin aufsteigt.
Nächster Stopp: Der Startpunkt des White Water Walks, eines Fußweges direkt an den vielen Stromschnellen, weit unterhalb der Straße. Die 7$ pro Person für den Aufzug waren uns aber zu teuer, also sind wir weitergefahren zum sog. Whirlpool. In diesem Becken macht das Wasser eine Schleife und fließt dann unter sich selbst durch weiter zum Ontariosee. Ich zeige euch das demnächst auf unseren Bildern, ist schwer zu erklären… Jedenfalls haben wir uns den Whirlpool von verschiedenen Punkten angesehen. Erst von der kanadischen Seite aus, dann sind wir über die Brücke zurück in die USA gefahren. Ging erstaunlich schnell und einfach, da gab es ja diverse Horrorgeschichten… Bei uns lief alles glatt!
Abschluss unseres Niagara-Besuchs war dann die US-Seite der Fälle, dort kommt man an alle drei Fälle direkt heran – steht also oben an der Abbruchkante. Und da der Wind den ganzen aufgewirbelten Nebel auf die kanadische Seite treibt, bleibt man schön trocken und kann dabei viel mehr sehen.

Nach den Niagara-Fällen ging es weiter in Richtung Osten, zum Letchworth Statepark. Auch eine Schlucht mit Wasserfällen… Wir sind erst bei Sonnenuntergang angekommen, haben also noch nicht viel gesehen. Eigentlich wollten wir am Silver Lake (Karl May lässt grüßen) übernachten, haben dort aber zum Glück kein Motel gefunden. Zum Glück? Ja, denn jetzt wohnen wir direkt im Nationalpark in einem tollen kleinen Hotel, direkt an einem der Wasserfälle. Auch der ist abends beleuchtet, aber zum Glück nur neutral weiß und nicht kitschig-bunt. Sieht echt toll aus… Im Internet findet ihr unser Hotel unter www.glenirisinn.com (steht jedenfalls auf der Karte, wir haben die Seiten nicht selbst gesehen).
Morgen wollen wir erstmal spazieren gehen und uns den Park in Ruhe ansehen, und dann fahren wir in Richtung Amish County und Washington D.C. weiter.
15. August 2004
Danke für den Hinweis… Natürlich sind wir a) der europäischen Zeit hinterher statt voraus und b) nicht gleich zwei Tage, sondern nur 6 Stunden… Also stand vorgestern ein falsches Datum über dem Bericht…
Immer noch Toronto, immer noch das Best Western Hotel, schon wieder leckeres Frühstück.Anschließend haben wir die Koffer ins Auto gepackt, selbiges umgeparkt und sind dann mit der Bahn in die Stadt gefahren. Hätte es uns zu denken geben sollen, dass die U-Bahn erst ab 9h fährt? Ja, denn Toronto wird am Sonntag Morgen nur sehr langsam wach… So hatten wir gegen 10h den Historic Distillery District fast für uns alleine, und der Kunst- und Farmermarkt wurde gerade erst aufgebaut. War trotzdem interessant, lauter ehemalige Brauereien/ Schnapsbrennereien, in denen heute Ateliers, Galerien, Cafes etc. untergebracht sind. Die Gegend ist übrigens auch oft Filmkulisse…
Nächster Punkt auf unserer lockeren Tagesordnung war die Cityhall: zwei hohe Gebäude, ganz „dünn“ und halbkreisförmig gebogen, nur auf der Süd(=Innen)seite sind Fenster, damit die Sonne das Gebäude fast komplett heizt. Weiter ging es zur Yorkville Avenue, lauter teure Geschäfte, Restaurants, angeblich viel Prominenz… und das ganze in wirklich schönen Häusern im Wesentlichen in zwei Parallelstraßen. Problem: Sonntag – Toronto – alle öffnen erst um 12h – Promis schlafen wohl auch noch 🙁
Also weiter zum Queenspark mit vielen Eichhörnchen, vier Synchron-TaiChi-Künstlern (Morgengymnastik?) sowie dem Parlament der Provinz Ontario. Leider fing die nächste Führung erst eine ganze Weile später an, so dass wir uns nur die Eingangshalle und die Frontseite angesehen haben.
Anschließend haben wir uns wie ein großer Teil der Einwohner Torontos aufgemacht zu den Toronto Islands. Dort gibt es einen Familienfreizeitpark mit diversen Fahrgeschäften, außerdem Boots- und Fahrradvermieter, Picknickplätze (irgendwo mussten die vielen Toronto-er ja frühstücken…), Strände, Ontario-See bis zum Horizont und noch weiter, Wanderwege, ein großes Labyrinth aus Hecken wie bei Harry Potter 4… Und das war nur der Teil der Inseln, den wir gesehen haben. Auf jeden Fall zu empfehlen, vor allem, wenn so schönes Wetter ist wie heute. Über der Stadt selbst hingen den ganzen Tag mal mehr, mal weniger dunkle Wolken, aber über den Inseln war größtenteils blauer Himmel – und 26 Grad.
Weiter ging es nach der Rückfahrt mit der Fähre im Grayline-Bus. Die gleiche Tour wie gestern, aber trotzdem interessant. Erstens konnten wir in Ruhe gucken und Fotos machen, weil wir ja schon wussten, wo interessante Gebäude standen. Und zweitens hatten wir einen anderen Tourguide, der teilweise ganz andere Dinge erzählt hat, als wir gestern gehört haben. Die Erfahrung haben wir ja in NY schon gemacht, und wir sind nicht die Einzigen, die die Tour zweimal machen: über die Hälfte der Passagiere heute im Bus hatte die Tour gestern schon mal gemacht…
Das wars schon aus Toronto, weiter ging die Fahrt zu den Niagara-Fällen – etwa 120km am Ontario-See entlang. Motels und Hotels und Inns gibt es hier reichlich. Wir haben ein Heft mit diversen Ermäßigungscoupons (man findet hier kaum ein Hotel oder eine Sehenswürdigkeit, für das/ die es keinen solchen Coupon gibt… man muss ihn nur rechtzeitig finden), darin sind auch Hotels in Niagara Falls (ja, auch der Ort heißt so). In einem von denen wohnen wir jetzt – auf der kanadischen Seite. Hier ist es zwar ein kleines bisschen teurer, aber dafür kann man von hier aus die Niagara-Fälle auch tatsächlich sehen. Das geht von der anderen Seite aus wohl nicht…
Natürlich waren wir auch schon kurz an den Fällen – ein bisschen kitschig, weil bunt beleuchtet, aber auch im Dunklen schon beeindruckend.

Und feucht, man sieht auch im Dunklen die Wolke, die sich über dem kanadischen Horseshoe-Fall bildet. Was heißt übrigens dunkel – Niagara Falls (jedenfalls der kanadische Teil, aber das dürfte auf US-Seite nicht anders sein) ist eine Mischung aus Las Vegas und Ballermann: Kneipen, Spielhallen, Kinos, Entertainment-Gedöns eben, und Neon, Neon, Neon.
Morgen früh fangen wir dann gleich mit einem Fotostop an… Und dann das volle Fälle-Programmm… Mehr dazu morgen!
14. August 2004
Hurrah – wir dürfen bleiben!!! Die Dame an der Rezeption meinte, sie würde „irgendwas mit anderen Gästen machen“ und wir könnten in unserem Raum bleiben… Wir hätten ja auch gewechselt, aber so ist es noch besser.
Nach dem Frühstücksbuffet sind wir zum CN-Tower gefahren, dem höchsten Gebäude der Welt. Nach einiger Wartezeit und ein paar technischen Problemen (der Aufzug, vor den wir geschickt worden waren, fuhr nicht – und keiner der Angestellten hat es gemerkt) sind wir dann in 58 Sekunden hochgefahren auf ca. 346m. Da gibt eine der üblichen Aussichtsplattformen und einen Teil mit Glasboden – und ich habe mich tatsächlich getraut!!! Die Aussicht von der Plattform ist wirklich toll, das Wetter hat auch mitgespielt, zwar etwas diesig, aber warm, sonnig und weitgehend blauer Himmel. Mittags haben wir dann im Cafe auf dem Turm gegessen, statt uns in die ewig lange Schlange zur noch 100m höheren Plattform zu stellen.
Nachtrag: inzwischen habe ich erfahren, dass überall Glasboden ist, nur liegt an den meisten Stellen Teppich drüber…Das war ursprünglich nicht so, und da haben sich viele nicht drauf getraut. Ist ja auch ein komisches Gefühl!
Nach dem CN-Tower haben wir uns für einen alten Bekannten entschieden: den Grayline-Bus. Wie gehabt: Doppeldeckerbusse, oben offen, nette guided tour, interessante Details. Da wir für Toronto keinen ausführlichen Reiseführer haben, haben wir zunächst mal die gesamte Tour mitgemacht und werden morgen die Hop-on-hop-off-Funktion nutzen, um uns die interessantesten Punkte genauer anzusehen. Überblick haben wir ja jetzt… Von oben und unten!
Nach einer kurzen kopfschmerzbedingten Pause im Hotel sind wir wieder in die Stadt gefahren und ein bisschen durch die Straßen gebummelt. Gelandet sind wir schließlich an der Harbour Front, am Ontariosee. Den konnte man allerdings von hier aus nicht sonderlich gut sehen, weil direkt vor dem Hafen die Toronto Islands liegen und den Blick versperren… Dafür hat man von dort aus wohl den besten Blick auf die Skyline – das werden wir morgen ausprobieren.
Am Hafen gibt es den ganzen Sommer durch das Harbour Front World Cafe – mit Essen für wenig Geld aus umso mehr verschiedenen Ländern. Wir haben uns für Tibet entschieden… Leckere Nudeln, etwas langweiliger Reis. Neben den Fress-Ständen gab es eine Bühne mit netter Livemusik, viele Menschen, schöne Sommer-Stimmung. @Margret: wir haben auf der Brücke gestanden, auf der in „My big fat greek wedding“ der erste Kuss stattfindet… Die ist nämlich auch hier an der Harbour Front.

Jetzt fahren wir gerade mit der Subway ins Hotel, damit wir morgen zeitig aufstehen und noch viel schaffen – Ideen haben wir jedenfalls genug!
13. August 2004
Der 15. Tag der Reise bringt sie endlich: die Pfannkuchen mit Sirup zum Frühstück. Lecker… so hatte ich mir das vorgestellt! Die anschließende Bootstour durch die Inselwelt ist gestrichen, es regnet. Nicht besonders stark, aber zu viel um gut sehen und die Fahrt richtig genießen zu können.
Also kurzfristige Planänderung, wir fahren zum Fort Henry nach Kinston (nicht weit von Gananoque, außerdem die größte Stadt im 1000-Islands-Gebiet mit 116.000 Einwohnern). Das Fort ist zum größten Teil nicht auf, sondern oben IN den Berg hinein gebaut. Unsere (sehr fähiger) Tourguide hat schon Recht – so hat der Feind weniger, worauf er schießen kann… Allerdings ist hier sowieso nie ein Feind angekommen, die Theorie musste sich also nie in der Praxis bewähren und die Briten hatten ein ruhiges Leben. Die Führung war sehr interessant, und anschließend haben wir die all-mittägliche Kanonenabfeuerung angesehen (ursprünglich für diejenigen gedacht, die keine Uhr hatten…)

Danach sind wir ein ganzes Stück gefahren, immer am Ontario-See entlang bis nach Toronto. Die Hotelsuche war etwas schwierig, wir haben erst im Zentrum eine Reihe von Hotels abgeklappert, aber keins hatte ein Zimmer für zwei Nächte. Gelandet sind wir schließlich etwas weiter außerhalb in einem BestWestern-Hotel. Auch erstmal nur für eine Nacht, aber wir hoffen auf Verlängerung. Zur U-Bahn sind es von hier aus 5 Minuten, und dann ist man in 10-12 Minuten mitten im Zentrum. Also nicht wirklich weit weg…
Nach dem Einchecken haben wir ein paar Minuten Fernsehen eingeschoben, unser (zeitbedingt einziger) Favorit kommt Di-Fr um 18h. Hier läuftnämlich zur Zeit eine ganz besondere Castingshow. The WB Superstar America… klingt erstmal ganz normal, die Kandidaten halten es auch dafür, aber: es kommen immer die Schlechtesten weiter. Prinzipiell sagt die Jury das auch so, aber das versteht man nur, wenn man es weiß („I have never heard something like that before“). Sehr witzig… Und die Kandidaten sind wirklich schlecht… Wir sind schon auf das Finale gespannt, da erfahren die Teilnehmer die Wahrheit (hurry, 2009 gibt es Youtube: hier ein Ausschnitt aus der Sendung)
Danach waren wir dann in der Stadt und haben uns den Canadian Walk of Fame angesehen – mit Sternen z.B. von Celine Dion und Michael J. Fox. Anschließend sind wir durch den „Entertainment District“ gebummelt, da gibt es unzählige Theater, Clubs und Restaurants. Da das schlechte Wetter irgendwo zwischen Gananoque und hier hängengeblieben ist, konnten wir draußen sitzen und essen. Den CN-Tower mit Aussichtsplattform inkl. „elephant proof“ Glasboden (steht so in einer Broschüre) haben wir von unten gesehen und fotografiert, morgen wollen wir rauffahren. Der erste Eindruck ist auf jeden Fall sehr positiv – mal sehen, was es hier noch so alles zu sehen gibt!

12. August 2004
Nach einem ausgezeichneten Frühstück im Hotel (endlich weiß ich, wie French Toast schmeckt) sind wir die paar Kilometer zum Upper Canada Village gefahren. Das ist ein ziemlich großes Freilichtmuseum, inkl. der hier überall so beliebten „living history“, also Menschen, die tagsüber in diesem Dorf leben und arbeiten. Genauso wie früher, und sie sind von ihrer Rolle auch kaum abzubringen… Im UCV wird das Leben in dieser Gegend um 1860 dargestellt. Es gibt ein komplettes Dorf (Bauern, Mühlen, Bäcker, Arzt, Schneiderin, Kirche uvm.), ungefähr 35 Gebäude. Wir haben uns dort 5 Stunden aufgehalten – mit halbstündiger Mittagspause im authentischen Restaurat mit Speisen von 1860. Es gab also z.B. keine Cola… Ich habe Brot und Käse aus dorfeigener Produktion gegessen, Frank hatte eine gemischte Platte mit Salaten, Wurst etc.


Danach sind wir weiter in Richtung Toronto gefahren – immer parallel zum St.Lorenz-Strom. Irgenwann hatten wir den Salat… Besser: das Salatdressing… wir waren mitten im Gebiet der Thousand Islands. Genaugenommen sind es 997 Inseln, plus ca. 900 Felsbrocken, die offiziell nicht als Insel zählen. Mitten drin gibt es eine Brücke, die vom kanadischen Festland über eine Insel hinüber nach New York State führt. Auf der Insel gibt es einen 120m hohen Aussichtsturm, von dem aus man einen tollen Blick auf die Inselwelt hat. Also Zeit für die Kamera…

Nun war es nur noch ein Katzensprung bis zum Etappenziel Gananoque. Hier ist prinzipiell nicht viel los, allerdings startet hier morgen ein 10tägiges Fest. Das haben wir aber erst vorhin herausgefunden, es war nicht der Grund für unsere Ortswahl – wir sind hier, weil von hier aus die meisten Bootstouren starten. Das steht nämlich morgen auf dem Proramm: mitten rein in´s Dressing!