Schlagwort: Washington D.C.

Washington D.C. II

20. August 2004 Die Top10-Sätze, an denen man erkennt, dass man in Washington D.C. ist:
10. Ach, schon wieder eine Sicherheitskontrolle?
09. Mir ist warm!
08. Warum gibt es auf der Mall keinen Schatten?
07. Wo gibt es hier was zu trinken???
06. Warum ist die Mall so breit?
05. Warum ist die Mall so lang?
04. Aua, meine Füße tun weh!!
03. WOW!!! Tolles Gebäude!!!
02. Wo haben die bloß den ganzen Marmor her?
Und die Nummer 1 der Sätze, an denen man erkennt, dass man in Washington ist:
01. War das hier eine römische oder eine griechische Kolonie?
Nun aber zum Tag heute: Beginnen wollten wir mit dem Kapitol – also haben wir uns mit einem der ersten Shuttle-Busse aufgemacht und nach einem kleinen, baustellenbedingten, schweißtreibenden Umweg dann auch den Karten-Kiosk gefunden. Tickets sind kostenlos, aber zeitgebunden. Wir hatten 11:20h und damit 1,5 Stunden Zeit. Die haben wir im Supreme Court (Eingangshalle, Gerichtssaal, Film über Aufgaben) und in der mit 850km Bücherregalen weltweit größten Bibliothek (Library of Congress, Führung durch verschieden Hallen) verbracht. Beide liegen direkt oberhalb des Kapitols, direkt nebeneinander, aber trotzdem waren wir jedesmal froh, wenn wir wieder in einer „air conditioned area“ waren…

Weiter ging es dann mit der Führung durch das Kapitol, von der Funktion ungefähr vergleichbar mit dem Reichstag in Berlin. Hier musste man übrigens – wie in allen heute besuchten Gebäuden – durch Sicherheitsschleusen und alle Taschen wurden durchleuchtet. Waffen, weißes Pulver, Sprühdosen und jegliche Flüssigkeiten sind verboten! Die Führung war sehr interessant, auch wenn es weniger um die politischen, als vielmehr um die innen-ausstatterischen Aspekte ging. Wir hatten einen sehr netten Tourguide (ja, man konnte ihn verstehen), der uns viele interessante Details zu Statuen, Gemälden etc. erzählt hat. Und Und auch von dem netten akustischen Effekt im ehemaligen Sitzungssaal des Repräsentantenhauses: Heimlichkeiten austauschen ging nicht ohne weiteres, weil man quer durch den Raum alles verstehen konnte… Das hat unser Tourguide dann auch – flüsternd! – demonstriert…
Weiter ging es durch die schwüle Hitze zum Old Post Office, das einen netten Food Court hat, in dem wir uns einen Caesar`s Salad zum Mittagessen geholt haben. Außerdem waren wir auf dem Turm, der zwar nicht so hoch ist wie das Washington Monument (der Obelisk in der Mitte der Mall), dafür aber a)kostenlos und b)ohne Warteschlange. Die Weitsicht war sowieso nicht so toll, es war ziemlich diesig, und für die wichtigsten Gebäudem im näheren Umfeld reichte es auf jeden Fall.
 
Nächster Abkühlungspunkt: das Visitors Center des Weißen Hauses. Diesmal waren wir früh genug und konnten uns den Film in Ruhe ansehen. Danach haben wir uns noch kurz den Rest der Ausstellung, den wir gestern nicht geschafft hatten, angesehen, bevor wir uns wieder nach draußen gewagt haben. Nach einem längeren Marsch haben wir uns dann

  • das Lincoln Memorial (Säulengebäude, 6m-Lincoln-Figur, Blick auf Reflecting Pool mit gespiegeltem Washington Monument)
  • das Vietnam Veterans Memorial (schwarze Wand mit eingravierten Namen der Gefallenen)
  • das Korean Veterans Memorial (ca. 20 lebensgroße Soldaten-Statuen in voller Montur, schwarze Marmorwand mit Bildern von Soldaten)
  • das Franklin D. Roosevelt Memorial (4 durch Mauern getrennte Bereiche für 4 Abschnitte seiner Regierungszeit, jeweils mit Wasserfällen, Statuen von FDR, wichtigen Zitaten)

Da wir ziemlich k.o. waren vom Herumlaufen in der Hitze, und da wir den ganzen Tag nur in kostenlosen Sehenswürdigkeiten waren (naja, dieses Argument nur für`s reine Gewissen), haben wir uns für die Fahrt zur Union Station und damit zum Shuttle-Bus ein Taxi genehmigt. Anschließend sind wir 150km nach Westen gefahren zum Shenandoa Nationalpark, den wir uns morgen ansehen wollen.

Washington D.C. I

19. August 2004
Die neuen Eindrücke werden nicht weniger, die Kontraste zwischen unseren Tagesprogrammen auch nicht. Gestern die betont schlichte Amish-Welt, heute das pompöse (aber deshalb nicht weniger reizvolle) Washington… Das ist wohl genau das, was unsere Reise so toll macht – die Abwechslung. 25 Tage Metropolen würde ich nicht durchstehen, die „Natur“-Tage brauche ich als Ausgleich.

Nun aber zu Washington: Gestern abend hatten wir uns im Wesentlichen den Bahnhof (Union Station) von innen und das Kapitol von außen angesehen. Heute haben wir dann mit der altbekannten Grayline angefangen. Zum ersten Mal hatten wir einen Tourguide, den wir nicht verstanden haben – das lag aber wohl weniger an uns, als vielmehr an seinem Genuschel… Jedenfalls haben wir nach ein paar Stationen die Hop-off-Option genutzt und uns den Arlington Cemetery, den bekanntesten Friedhof der USA, angesehen. Dort gibt es über 260.000 Gräber von „Personen im Dienst des Staates“, meist Angehörige des Militärs. Außerdem sind dort JFK & Frau beerdigt und es gibt ein Grab des unbekannten Soldaten. Dort findet halbstündlich eine Wachablösung statt – die ich persönlich reichlich merkwürdig fand. Natürlich viel Hacken-Zusammenschlagen und Gewehr-Rumwirbeln, das kennt man ja. Aber dann die Überprüfung des neuen Wachhabenden…der Obermuckel hat sich bewegt wie eine der Spielzeug-Figuren in Toystory… eine Demonstration wird gerne live nachgeliefert!

Weiter ging es mit der Grayline, diesmal mit einem besseren Fahrer bzw. Tourguide – diesen konnte man verstehen. Da macht die Stadtrundfahrt doch gleich viel mehr Spaß… Unser nächster Hop-off-Punkt war Georgetown, der älteste Stadtteil, deutlich früher gegründet als Washington selbst. Dort sind wir erst ein bisschen durch die Einkausstraße gebummelt, haben uns zwischendurch in Geschäften abgekühlt (ist ziemlich feuchtwarm hier) und dann in der schönsten Mall Mittag gegessen. Zur besseren Verdauung wieder ab in die Hitze und 1000 Schritte tun – in diesem Fall durch die wunderschönen Wohnstraßen von Georgetown und zurück am C&O-Kanal (Chesapeake-Ohio) entlang, der hier sehr schmal ist und, von ein paar Mini-Schleusen unterbrochen, mitten durch den Stadtteil verläuft.
Weiter ging es natürlich mit der Buslinie unseres Vertrauens. Diesmal über die „Embassy Road“, die ihren Spitznamen von den vielen Botschaften hat (eigentlich heißt sie Massachussetts Avenue). So schnell konnte man gar nicht nach links und rechts gucken, wie der Busfahrer die Namen und oft noch einen Satz in Landessprache runtergerasselt hat… übrigens überaus verständlich!
Unser nächster Stopp lag am White House Visitors Center. Dort wollten wir eigentlich den Info-Film und danach die Ausstellung sehen, waren aber etwas spät dran. Wir konnten nur noch ein bisschen was lesenmüssen also morgen wiederkommen. Statt Film wollten wir das Weiße Haus dann „in echt“ sehen, jedenfalls von Weitem, nah dran kommt man ja nicht. Unterwegs hatten wir gelesen, dass es doch wieder Führungen gibt und man sich an seinen Senator oder – als Ausländer – an seine Botschaft wenden soll. Haben wir dann direkt mal telefonisch gemacht und erfahren, dass man dafür schon drei Monate im Land leben muss… Hätten sie ja auch dranschreiben können… Also doch nur das Standardfoto, und George W. haben wir auch nicht gesehen!
Zur Vertiefung wollten wir nochmal die Rundfahrt machen und haben uns für den letzten fahrenden Grayline-Bus (16h) angestellt. Und wer kam? Na klar, der Nuschler. War nicht viel mit Vertiefung, er war genauso unverständlich wie morgens. Egal, aussteigen und mit dem nächsten Bus fahren ging ja nicht. Also haben wir uns darauf konzentriert, schöne Fotos zu machen.
Aussteigen, quer über die Mall (diesmal kein eisgekühltes Einkaufszentrum, sondern DER zentrale Grünstreifen in Washington, an dem alle wichtigen Gebäude, Museen und Denkmäler stehen) und rein ins klimatisierte International Spy Museum. Dort sind a) diverse Spionagetechniken, b) Zubehör wie Wanzen etc. und c) Anekdoten/Historisches ausgestellt oder erläutert.Sehr interessant, leider reichte mal wieder die Zeit nicht, wir hatten nur zwei Stunden und hatten uns das nicht sooo groß vorgestellt – oder sooo informativ und lese-und-ausprobier-intensiv. Auf dem Bild: Frank im filmtypischen Belüftungsschacht – hier touristenfreundlich mit Teppich ausgelegt.

Tag vorbei, Caesar-Salad in der Union Station, Shuttle-Bus, Schluss!

Lancaster – Washington D.C.

18. August 2004
Das geplante Amish-Programm mussten wir etwas kürzen – der als Einstieg geplante Film wird nicht mehr gezeigt… Schade! Also haben wir mit der „experience theater„-Vorstellung angefangen. Das ist im Prinzip auch ein Film, aber in einem besonderen Raum: einer Amish-Scheune nachempfunden, mit vier Beamern/ Projektionsflächen, einer Special-Effect-Bühne… dort wurde dann ein Film über einen Amish-Teenager gezeigt, der nicht sicher ist, ob er sich taufen lassen soll. Auf den verschiedenen Projektionsflächen wurden meistens verschiedene Perspektiven gezeigt… war nett gemacht und sehr interessant.
Anschließend haben wir eine Führung durch ein (nachgebautes) Amish-Haus gemacht – äußerst interessant, hier haben wir viel von dem erfahren, was wir in dem Film hätten sehen wollen… Es war schon spanend zu erfahren, was (und warum!) die Amish aus „unserer Welt“ übernehmen und was nicht… Da mich die so total andere Lebensweise schon immer fasziniert hathabe ich mir ein Buch zum besseren Verständnis gekauft: „The Amish in their own words“, gesammelte und thematisch sortierte Artikel aus einer Amish-Zeitung.
Nächster Programmpunkt: eine Fahrt durch das Farmland in einer Amish-Kutsche… Etwas kurz, und ich hätte auch gerne mehr gesehen; anderseits sind es eben auch „real people“ und keine Schauspieler wie im Upper Canada Village, denen man permanent über die Schulter schauen kann…

Zum Mittagessen haben wir uns dann ein „typisches Amish-Dinner“ ausgesucht. Ganz usa-unüblich wurde man an langen Tischen zusammengesetzt (eigentlich ist hier sowas wie „dürfen wir uns dazusetzen“ im vollen Cafe ganz daneben). Wir haben so mit einem älteren Ehepaar aus Minnessota zusammengesessen und uns gut unterhalten. Übrigens: wen man auch spricht, jeder hier war schon mal in Deutschland oder hat sonst zumindest einen nahen Verwandten, der dort (ge)lebt (hat)! Das Essen war super, all you can eat, aber ohne Chance, alles zu probieren… wir haben uns also auf die uns unbekannteren Dinge konzentriert und werden vor allem den „Shoo-fly pie“ in Erinnerung behalten – das Rezept habe ich, den werde ich dann mal zuhause nachbacken!
Genug Amish für heute, nach dem Essen mussten wir los in Richtung Washington. Nach den 6 Stunden Fahrt gestern waren die 3 Stunden heute deutlich angenehmer – mehr Autobahn, weniger Meilen. In Washington wohnen wir in einem Hotel etwas außerhalb, aber mit Shuttle-Van zur Union Station (=mitten in die Stadt). Den haben wir dann gleich ausprobiert…
Morgen werden wir erstmal eine Stadtrundfahrt machen. Der übliche erste Überblick, außerdem ist hier alles etwas weiter auseinander, wenn man dem Reiseführer glauben darf – also können wir so bequem von a nach b fahren und bei Bedarf aussteigen…