Schon gestern Abend haben wir uns auf’s Frühstück gefreut – schließlich gehört zu unserem Hotel ein Café mit „Espresso-Drinks“, so nennen sie hier alles, was nicht normaler amerikanischer Filterkaffee ist. Also konnten wir mit leckerem, mit Liebe zubereitetem Kaffee und einem Gebäckteilchen im Garten sitzen und die Leute beobachten, die so vorbeikommen. Unter anderem waren da die Frau mit dem Kleinkind auf dem Bobbycar, MIT Becherhalter, früh übt sich… und dann das Mädel mit der Pelzmütze mit Waschbären(?)schwanz. Bei 25 Grad…

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Wir hätten da ewig sitzen können, aber es gab ja noch ein bisschen was anderes zu sehen. Um kurz vor 10 waren wir wieder an den South Tufas, die wir ja gestern schon im Sonnenuntergangslicht besucht hatten. Heute stand ein „Ranger-Talk“ auf dem Programm, wenn auch ohne Ranger, dafür mit zwei Freiwilligen. Das ist hier ja viel üblicher als bei uns, dass Leute das in ihrer Freizeit machen. Sharon und Stan, beide Mitte/Ende 60, würden wir sagen, haben uns etwas über eine Stunde rumgeführt und viel erzählt

  • zur Entstehung der Tufas – die entstehen nur unter Wasser, wenn das hochsprudelnde Quellwasser mit irgendwas im See-Wasser reagiert. Chemie war noch nie so richtig meins, daher habe ich mir die Details nicht gemerkt. Ist aber im Prinzip das Gleiche wie bei Tropfsteinhöhlen, nur eben unter Wasser
  • zum See selbst – bemerkenswert: er sieht gar nicht sooo groß aus, ist aber doppelt so groß wie San Francisco
  • zu den Besonderheiten des Wassers – das fühlt sich irgendwie seifig an, liegt am Alkali-Grad, und ist außerdem sehr salzig, weil es keinen Abfluss aus dem See gibt und alles Salz demnach drin bleibt, wenn das Wasser verdunstet
  • zur Fauna und Flora, vor allem die vielen Fliegen sind bemerkenswert, weil sie zu Trillionen dort leben und das Ufer braun ist von ihren Puppen-Hüllen. Und Shrimps gibt es, aber so mini-winzige, die nur für die dort rastenden Zugvögel interessant sind

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Nach der Führung sind wir weitergefahren zu den Sand Tufas, nur ein paar Meter weiter, aber ganz anders. Keine Ahnung, wie die entstehen, normalerweise werden Touristen da auch nicht hingeschickt – aber Sharon hat uns für verantwortungsbewusst genug befunden (ok, und wir hätten eh gewusst, wo sie sind, Internet sei Dank). Die Sand Tufas sind kleiner als die im Wasser und viel filigraner. Unglaublich, dass sowas einfach so entsteht. Sie sind sehr zerbrechlich, ist schon richtig, dass hier keine größeren Menschenmengen rumtrampeln. Dann wäre es schnell vorbei mit den Tufas.

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Nachdem wir uns hier ausreichend umgesehen hatten und uns die winzigen Fliegen genervt haben, sind wir wieder nur ein paar Meter weitergefahren und dann auf einen Vulkankegel gestiegen. Direkt am Mono Lake sind mehrere, ganz unterschiedlich alt. Übrigens interessant: Der Mono Lake ist der älteste See und die Vulkane sind die jüngste Bergkette der USA.Wir sind also auf den Panem Volcano gestiegen, der sieht zugegebenermaßen auf Luftbildern deutlich imposanter aus, weil man die Kreisform und die beiden Kreise am Boden nicht wirklich erkennen kann. Aber trotzdem ist es schön, besonders beeindruckt hat mich der Obsidian, die schwarzen glänzenden Stücke Ex-Lava, die schneller erkaltet sind und daher weniger kristalline Struktur haben.

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Nun stand erstmal eine Mittagspause an. Und weil es morgens so schön war, sind wir nochmal in unser Hotel zurückgefahren und haben dort Kaffee und weiteres hausgemachtes Gebäck genossen. Die Cookies sind echt großartig (da ist das Wort wieder) und die Scones mit Kirschen ebenfalls. Glutenfrei, klar.

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Eigentlich wollten wir gar nicht weg, so schön und entspannt war es da, aber es stand noch eins meiner Highlights auf dem Programm. Eine gute halbe Stunde nördlich von Lee Vining liegt Bodie, eine Geisterstadt, die um 1880 mal eine boomende Minenstadt war. Ich hab’s ja schon geschrieben, ich mag diese ganzen Pionier- und Siedlergeschichten, daher wollte ich hier unbedingt hin. Frank ist da etwas weniger enthusiastisch, aber er hat es tapfer ertragen, dass ich wirklich fast jedes Haus ansehen wollte. Die meisten Häuser sind nur von außen zu besichtigen, auch die Mine und die „Stamp Mill“ (in der früher das geförderte Gestein zertrümmert wurde, um das Gold auszuwaschen) ist wegen Einsturzgefahr gesperrt. Durch Zufall haben wir auch noch den Ranger Talk mitbekommen, wir waren zum Glück gerade an der richtigen Ecke der Stadt und haben viel zur Geschichte der Stadt und ihres Verfalls gehört. Unter anderem ist hängengeblieben: „North part of Bodie – bad. South part of Bodie – good“. Im Norden waren nämlich a) die Bordelle und Saloons und b) die eigene kleine Stadt der Chinesen inklusive Opiumhöhlen. Damit wollten die rechtschaffenen Bürger von Bodie-Süd nichts zu tun haben! Frank hat übrigens zwischendurch festgestellt, dass die Shelltankstelle vom letzten Foto tatsächlich in seinem Navi verzeichnet ist. Hoffentlich verlässt sich da niemand drauf 😉

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Nach zwei Stunden und unzähligen Fotos haben wir uns auf den Weg zum nächsten Nachtquartier gemacht. Es ging erstmal abwärts, wieder unter die Baumgrenze zurück, dann weiter nach Norden zum Lake Tahoe. Die Fahrt war unspektakulär bis auf den Einkauf bei Walmart (reichlich Tortenwerkzeuge für mich und eine zusätzliche Speicherkarte für uns, irgendwie fotografieren wir zu viel). Und als wir da rauskamen, gab’s noch einen grandiosen Sonnenuntergang – sowas hatten wir im ersten USA-Urlaub auch schonmal, ebenfalls nach dem Einkaufen. Fast alle, die aus dem Laden kamen, haben erstmal ihr Handy gezückt und Fotos gemacht…

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