Also eigentlich sollte der Titel dieses Posts ja „Der mit dem Capitol Reef National Park“ oder so ähnlich sein. Aber manchmal kommt es anders, als man denkt.
Als wir um 7h aufgestanden sind, konnten wir endlich sehen, durch welch schöne Landschaft wir gestern gefahren sind. Bicknell (der Ort, in dem wir übernachtet haben) ist ein typisches Dorf, sehr idyllisch, aber nichts los. Zwanzig Häuser oder so, ein Motel, ein geschlossenes Restaurant, das wars. Deshalb war auch schon vorher geplant, dass es das Frühstück im Nachbarort und zugleich letzten Ort vor dem Capitol Reef Nationalpark geben sollte.
In verschiedenen Reiseberichten hatte ich vom Castle Rock Café gelesen – und die Empfehlungen waren nicht übertrieben. Toller Kaffee (so richtig mit Espresso und frisch gemahlen und geschäumter Milch und so, das ist hier eher selten), leckeres Sandwich (glutenfrei natürlich vorhanden), gemütlich (den Stil würde ich rustikal-alternativ-liebevoll-selbstgemacht nennen). Offensichtlich ist das Café auch Treffpunkt der Einheimischen, am Nachbartisch saßen bestimmt 12 Personen, die sich sehr zuhause fühlten und vom Personal mit Namen angesprochen wurden…
Solchermaßen gestärkt haben wir dann zunächst die an der Straße liegenden Viewpoints des Capitol Reef Nationalparks besichtigt. Auch unsere erste „Wanderung“ war dabei, 600 Fuß weit, bis zum Gooseneck Overlook. Hier sieht man den Fluß, wie er durch die Felsen mäandert… und ich habe meinen ersten freilebenden Kolibri gesehen! Wusste gar nicht, dass es die hier gibt. War leider etwas fotoscheu, daher müsst ihr mir einfach glauben 🙂
Nächster Stopp war das Visitor Center, hier haben wir ein paar Karten eingesammelt, eine Broschüre für den Nachmittags-Programmpunkt gekauft, den Ranger gelöchert nach Straßenzuständen in verschiedenen Ecken des Parks, und einen neuen Nationalparkpass gekauft. Der ist nun ein Jahr gültig, wir werden ihn in diesem Urlaub noch diverse Male brauchen. 80 gut investierte Dollar sind das… definitiv! Bevor jemand überlegt, warum nun dieser Ranger es in den Titel des Beitrags geschafft hat – hat er nicht, das war ein anderer Ranger. Bisschen Geduld braucht ihr noch.
Am Visitor Center beginnt der Scenic Drive, der vorbei an unglaublich schönen roten Felsen tief in den Park führt. Am Ende der geteerten Straße sind wir beim letzten Mal umgekehrt, da war der Abstecher ja auch nur ein „damit wir wenigstens einen kurzen Eindruck haben“. Die zeit war zu knapp… heute konnten wir hingegen weiterfahren bis zum Ende der Gravel Road. Das Straßenschild halten wir übrigens ein bisschen übertrieben zu dieser Jahreszeit 😉
Hier beginnt der Pioneer Register Trail… entspannt fast ebenerdig durch einen Wash, also ein trockenes Flussbett.
Darin sind wir eine Meile oder so in den Canyon gelaufen, bis zu diesem Schild und 20m weiter diesem Punkt. Das Schild stand da wohl 1888 noch nicht…
Auf dem Rückweg haben wir kurz ein ehemaliges Siedlerhaus der Pioniere besichtigt (heute zwei Räume „Museum“, der Rest Verkaufsraum für die im Park angebauten Früchte und Produkte daraus – Franks Lunch war dann auch ein Pfirsich-Pie, ich hatte ein glutenfreies Erdbeereis). Anschließend waren wir im Ort Fruita, zum Park gehören diverse Obstgärten, in denen man als Besucher Obst pflücken kann. Aktuell sind nur Äpfel und Pfirsiche reif, beides haben wir probiert und ein paar Pfirsiche auch mitgenommen. Nett ist: was man im Garten direkt verzehrt, ist umsonst, wenn man was mitnimmt, kostet es 1$ pro Pfund.
Nächster Punkt auf unserem Plan: Cathedral Valley, ein etwas entlegener Teil des Capitol Reef Nationalparks. Man kann theoretisch einen kompletten Loop fahren, aber dafür muss man am Anfang durch den Fluss und außerdem dauert das ungefähr 7 Stunden – soviel hatten wir nicht. Daher sind wir vom anderen Ende her reingefahren und wollten dann so weit, wie wir können. Der Ranger hatte keine offiziellen Informationen, weil sie ein paar Tage nicht selbst drin waren. Er hätte aber gehört, dass es geht. Na, mal sehen… Also rein ins Vergnügen, die Straße besteht meist aus Schotter und Sand, ist aber gut zu fahren. Etwas huppelig an einigen Stellen, aber keine größeren Löcher oder Schwierigkeiten. Hier ist eindeutig der Weg das Ziel – hinter jeder Kurve oder Kuppe erwarten einen neue, farbige, unglaublich schöne Hügel, Berge, Klippen, trockene Flussbetten… Schon toll, was die Natur so zaubert… wir fragen uns nur, wie das hält? Denn die Hügel bestehen eigentlich alle aus bröseligem Lehm (?), oben sieht man oft richtige Felsen rausgucken, aber die fallen halt irgendwann runter, wenn zuviel von dem Bröseligen weggeschwemmt wurde…Haben wir später auf der Weiterfahrt gesehen, es gibt auch „Überreste von Bergen“, bei denen eben nur noch ein kleines Häufchen Brösel übrig ist…
Ein paar Eindrücke? Na klar, bitteschön:
Leider konnten wir nicht wie geplant bis zu den kathedralenförmigen Monolithen fahren, weil uns vorher ein Wash im Weg war, der a) nicht trocken sondern matschig war und b) eine ziemliche Kante hatte. Wir hatten uns zuvor schon mit den entgegenkommenden drei Autos ausgetauscht, die hatten ebenfalls hier umgedreht. Wir haben zumindest noch ein schnelles Mittagspicknick eingeschoben, bei inzwischen 34 Grad. Von wegen 23 Grad Höchsttemperatur, da hatte Google mich aber angeschwindelt.
Da wir nun viel früher als erwartet in Hanksville im Motel (Whispering Sands) waren, brauchten wir einen Plan B. Hanksville ist nun nicht unbedingt groß, es gibt zwei Tankstellen, ein Steakhaus, zwei Burger-Läden und einen Mini-Supermarkt. Sightseeing Fehlanzeige. Aber in der Nähe gibt es ein paar nette Ecken, z.B. Goblin Valley oder den Little Wild Horse Canyon. Kennen wir beides schon, aber wäre durchaus einen weitere Besuch wert. Und da wir ja noch etwas laufen wollten, schließlich war die Wanderung am Ende des Cathedral Valley ausgefallen, fiel die Wahl auf den Canyon.
Gesagt, getan, ab auf die Straße. Und nun kommt eine weitere spontane Planänderung, weil nämlich Frank gelesen hatte, dass es eine Abkürzung gibt. Querab, während die offizielle Straße einen großen Bogen macht. Das Schild an der besagten Abkürzung sagte, dass man Vierradantrieb und Bodenfreiheit braucht – haben wir. Das geschlossene Tor haben wir als „die Kühe sollen nicht weglaufen“ interpretiert, es war ja nicht ABgeschlossen.
Zunächst geht es entspannt auf einem Feldweg durch die Landschaft. Man sieht in der Ferne schon ungefähr, wo wir hinwollten, also war ein Verfahren nicht wirklich möglich. Dann wird der Weg zunehmend sandiger – das war der Punkt, an dem wir den Platz getauscht haben. Tiefsand ist nicht so meins, da bin ich zu ängstlich und trete im falschen Moment auf die Bremse, obwohl ich weiß, dass es mit Tempo besser geht. Naja, nun also war Frank am Zug. An der ersten tieferen Senke mit Sand wäre ich schon umgekehrt – er nicht. Ein paar hundert Meter weiter eine felsige Passage – ich wollte nicht, aber Frank meinte, das wäre kein Problem. Wieder ein bisschen später kam ein Schlammloch – da habe ich dann mal die Klappe gehalten. Hätte ja eh nichts genutzt – er wäre trotzdem reingefahren. Jep, nicht durch, sondern rein. Raus ging nicht mehr, das Auto wollte nicht weiter. Auch nicht, nachdem wir 20 Minuten lang Steine rangeschleppt und vor die Reifen gelegt hatten, garniert mit ein paar Büscheln trockenem Gras…
Also blieb uns nichts anderes übrig als die Wanderschuhe anzuziehen, den Rucksack mit 3,5l Getränken und einer Dose Nüssen zu packen, die Wertsachen aus dem Auto zu nehmen, die Mützen aufzusetzen und uns auf den Weg zum Ranger zu machen. Zum Glück war es nicht allzu weit, nur 2,5km, aber die sind bei 37 Grad trotzdem nicht soooo spaßig. Ab der Hälfte konnte man zumindest sehen, dass das Ranger-Auto noch vor der Einfahrt zum Goblin Valley stand, und außerdem fuhren noch mehrere Autos in den Park – gute Chancen also, dass wir noch jemanden finden würden, der in Hanksville Bescheid sagen könnte. Ach ja, Handyempfang gab’s hier draußen nicht, das wäre natürlich die einfachste Möglichkeit gewesen…
Der nette Ranger aus dem Post-Titel hat uns dann nach kurzer Verschnauf- und Abkühlpause mit dem Ranger-Pickup zum Auto zurückgefahren, selbiges aus der Matsche gezogen und uns dann bis zur befestigten Straße begleitet. Geld wollte er nicht nehmen dafür, also bekommt er nach unserer Rückkehr irgendwas nettes aus Deutschland. Mal sehen… auf jeden Fall lege ich die Fotos dazu.
Ach so, falls sich das jemand fragt: Nein, die Abkürzung war irgendwie nicht kürzer. Zweieinhalb Stunden hat der Spaß gedauert, der Rückweg über die Straße war mit einer halben Stunde deutlich schneller 🙂
Nach einer kurzen Erholungspause im Motel waren wir dann noch im örtlichen Steakhaus, dem Slickrock Café. Lecker, sehr freundlich, können wir empfehlen!
Schlagwort: Hanksville
15. März 2009
Heute war ein sehr voller Tag, aber ohne Stress – ist ja schließlich Urlaub. Um dafür gewappnet zu sein, ihr ahnt es schon, gab es erstmal ein kräftiges amerikanisches Frühstück. Langsam habe ich alles durch, was es so typischerweise gibt, heute hat French Toast die Liste fast komplettiert. Wie gestern zum Abendessen waren wir in Blondie’s Eatery, u.a. weil es außer den vier Tankstellen keine Alternativen gab… war aber sehr gut, werden wir morgen wieder hingehen.
Anhand der eingangs erwähnten Reiseberichte, mit deren Hilfe wir uns vorbereitet haben, konnten wir eine schöne Mischung aus sehenswerten Ecken zusammenstellen:
– Moqui Queen, eine Felszeichnung der Indianer (Kultur)
– Little Egypt (Geological Study Site – also Felsen…)
– Leprechaun Canyon (Wanderung)
– Burr Point Overlook (Pause und Gucken)
– Goblin Valley State Park (Fotografieren)
Außerdem noch ein weiterer Canyon, eher ein „Unfall“ als geplant, aber dazu gleich mehr.
Also, zunächst sind wir ein paar Meilen in südlicher Richtung gefahren. Die Landschaft änderte sich dabei von halbwegs flach mit Bergen am Horizont zu einem schönen Tal mit roten, steil abfallenden Felswänden links und rechts. Mittendrin dann ein Parkplatz und kurz dahinter ein riesiger Felsabbruch/Alkoven. Dorthin wollten wir – mit ein bisschen Kletterei über Sand und bereits abgebrochene Felsbrocken kein Problem. Das Bild selbst ist nicht soo spektakulär, einen richtigen Umweg wäre es uns nicht wert gewesen, aber da wir eh schon in der Gegend waren und nur zwei Meilen drauflegen mussten, gehörte es dazu. Die Moqui Queen ist ein sehr detailiertes Bild – jedenfalls im Gegensatz zu anderen Felszeichnungen, von denen wir (und ihr damit auch) noch einige sehen werden.
Als nächstes ging es zum Little Egyt – hat mit Ägypten nix zu tun, es handelt sich um ein relativ kleines Gebiet mit Hoodoos, die sich unten an einem Berghang versammelt haben. Wir sind kreuz und quer durchgelaufen, haben fotografiert und uns alles angesehen. Mal wieder mutterseelenallein, kein Mensch da… jippie!
Weiter (oder eigentlich ein paar Meilen zurück, weil das mit der Sonne so besser passte) per Auto zum Ausgangspunkt des Leprechaun Canyon – dachten wir jedenfalls. Wir hatten sowohl die Meilenangabe, als auch GPS-Daten. Ist ja egal, dachten wir uns, und haben uns an die Meilenangabe gehalten. Runter von der Straße, auf den genau an der richtigen Stelle liegenden „Parkplatz“, der ebenso genau der Beschreibung entsprach. Dann ca. 800m durch einen Wash (das ist ein Flussbett)… soweit alles gut. Aber – ups, da ist ja ein Fels im Weg… na gut, klettern wir links hoch und gehen drum herum. Kein Problem. Die nächsten 200m oder so sind einfach zu gehen – dann eine Narrow Section – also eine Engstelle, könnte man auch Slot Canyon nennen. Sehr schön, gestreifte Felswände, geschwungene Formen, die vom Wasser ausgewaschen werden – ein bisschen wie im Antelope Canyon. Nur leider viiiieeeel enger. Richtig eng. Mit Kletterstellen. Auch sehr eng. Mir ist ja klar, dass wir keine Magermodels sind, aber auch keine Supersize-Me-Amis. Trotzdem sind wir nur so gerade durchgekommen… konnten uns nicht dran erinnern, dass das in der Beschreibung stand, aber gut, haben wir vielleicht überlesen. Und schön ist es ja…
Irgendwann sollte von links ein Seitencanyon einmünden und wir rechts weiter im Hauptwash laufen. Bloß – von links kam nix. Von rechts ja, haben wir dann vorsichtshalber ausprobiert, aber schnell vor einer noch narrow-eren Stelle umgedreht. Und auch geradeaus kam nach insgesamt ca. einer Stunde der Punkt, an dem es wirklich nicht mehr ging – mir fehlten die entscheidenden Zentimeter Arm- und Beinlänge, um auf einen Felsen zu kommen, der uns den Weg versperrte. Frank hat es geschafft und noch um die nächsten zwei Ecken geschaut, ist dann aber zurückgekommen.
Nach zwei Stunden Wander- und Kletterzeit waren wir wieder am Auto und wollten das Erlebnis als „abenteuerliche Canyon-Tour“ abhaken. Frank hat dann sicherheitshalber nochmal die GPS-Daten geprüft und festgestellt, dass wir ca. 500m zu früh von der Hauptstraße auf den Parkplatz abgebogen sind…
Nach kurzem Überlegen und Wadenmuskeln-Befragen sind wir zum richtigen Trailhead gefahren und haben uns erneut auf den Weg gemacht. Hier war das Laufen sehr angenehm, durch einen Wash bzw. immer mal wieder links oder rechts daneben. Das einzige „Hindernis“ waren die zahlreichen Pflanzen (Bambus und Ähnliches), durch die wir uns manchmal einen Weg bahnen mussten. Nach den angekündigten 800m mündete tatsächlich ein Canyon von links, wir sind brav rechts weitergegangen. Irgendwann sind wir in einem fast kreisförmigen Bereich gelandet, links und rechts Felsen, geradeaus eine Narrow Section… schon wieder? Ja, und sehr fotogen. Sollte man also gesehen haben, auch wenn man am Ende höchstens mit 1,60m und 45kg durchkommt. Richtig – wir also nicht.
Also ein Stück zurück. Frank konnte aufgrund der langen Beine und meiner schiebenden Hilfe seitlich auf den Felsen klettern, ich bin dann ein Stück zurückgegangen und dort bequem aufgestiegen. Ab hier ging es total einfach weiter – die versprochenen Besonderheiten waren nicht zu übersehen: eine gigantische „U-Bahn-Röhre“, in der das Wasser den Felsen in mehreren Kurven rund ausgeschliffen hat, und eine fast dunkle Narrow Section, in die passenderweise gerade die Sonne senkrecht von oben hineingeschienen hat – also konnten wir Beams (Lichtstrahlen) fotografieren.
Puh, damit war der anstrengende Teil geschafft, insgesamt sind wir 4 Stunden durch die beiden Canyons marschiert.
Das nächste Ziel, der Burr Point Overlook, war da deutlich entspannter. Nach 11 Meilen auf einer sehr guten gravel road steht man auf einmal vor einem riesigen Tal, das stark an den Grand Canyon erinnert. Natürlich nicht so groß, aber von den Formen her ähnlich. Neben der Größe ist der auffälligste Unterschied das Fehlen jeglicher Menschen – so weit man sieht, ist niemand und nichts, was von Menschen geschaffen wurde. Hier haben wir uns ein bisschen ausgeruht, ein paar Cookies und den Rest vom Studentenfutter geknabbert und die wahnsinnige Aussicht genossen. Wahrscheinlich kann man das auf den Fotos wieder mal nicht richtig erkennen – die Entfernungen sind einfach nur live annähernd zu erfassen.
So, fast haben wir den Tag geschafft, aber noch steht die Sonne halbwegs hoch am Himmel, also geht da noch was. Und zwar der Goblin Valley State Park. Klar, sind mal wieder Felsen. Oder gepresster Lehm? Anders kann man sich diese knuffigen Formen nicht erklären, die hier drei große Täler bevölkern und zu immer neuen fantastischen Assoziationen animieren. Das Licht war optimal, wir hatten ungefähr noch eine Stunde bis zum Sonnenuntergang und der sowieso schon rot-braune Stein leuchtete umso schöner. Es gibt keine festen Wege, man kann um die Goblins herum, teilweise auch oben drüber laufen, sich draufsetzen, vor allem aber staunen und Fotos machen.
Kurz nach Sonnenuntergang sind wir dort abgefahren und waren mit Einbruch der Dunkelheit wieder in Hanksville. Zum Abendessen gab es wieder Burger bei Goldie’s Eatery, dann noch ein bisschen Einkaufen für morgen (Getränke und ein paar Energy Bars). Und jetzt ab ins Bett, ein neuer schöner Tag wartet… bis dann!