Schlagwort: Dinosaur NM

Tag 10 – Der im Jurassic Park

Nachdem wir gestern schon auf der Colorado-Seite im Dinosaur National Monument waren, ging es heute von Utah aus in den Park. Der Unterschied zwischen einem Nationalpark und einem National Monument ist übrigens die Höhe der Finanzierung und die Entscheidungsgewalt bei der Einrichtung (NM’s können vom Präsidenten alleine, NP’s nur mit Zustimmung durch den Kongress eingerichtet werden)… über die Schönheit oder die Größe oder so sagt das nach unserer bisherigen Erfahrung gar nichts…
So, also Dinosaur NM – gestern standen extra Schilder am Eingang, schon ganz unten an der Straße, dass dort KEINE Fossilien zu sehen sind. Die beiden Teile des Parks sind nämlich nicht verbunden, und Dinosaurierknochen gibt’s nur in Utah. Wir waren genau zwei Minuten zu spät, um noch mit dem eigenen Auto bis zum Dinosaur Quarry, wörtlich übersetzt Steinbruch, zu fahren. Aber die offenen Shuttlebusse kommen alle paar Minuten, die kann man sich gut im Visitor Center vertreiben und schonmal den Ranger fragen, ob es zu den geplanten Wanderungen weiteres Material gibt, ob sie noch etwas anderes empfehlen würden etc.
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Nach einer 5minütigen Fahrt sind wir dann oben auf dem Berg angekommen und dürfen die Knochen angucken. Im Museum finde ich sie ehrlichgesagt nicht sooooo spannend – aber hier sind sie quasi in freier Wildbahn. Entdeckt wurden die ersten Knochen Anfang des 20. Jahrhunderts, und schon der Entdecker hat sehr früh gesagt, es wäre doch toll, wenn die Menschen sie dort, in ihrer ursprünglichen Lage, anschauen könnten. Darum wurde nach Abschluss der größten Arbeiten ein Gebäude um den Fels herumgebaut und die dort verbliebenen Knochen nur zur Hälfte freigelegt – so dass man nun eine riesige Felswand vor sich sieht, die mit Dinosaurierknochen gespickt ist.

Auf zwei Etagen läuft man an der Wand entlang, oben mit Bildschirmen, auf denen man das Bild  der Felswand sieht und vergrößern und bewegen kann. Außerdem kann man eine der Dinosaurierarten anklicken und bekommt dann auf dem Bildschirm angezeigt, wo die Knochen dazu liegen. Plus animierte Darstellung, wo diese Knochen in einem echten Saurier ungefähr lagen. Unten gibt es eine Reihe von Dinosaurier-Skeletten, wie man sie aus dem Museum kennt, um auch mal ein vollständiges (naja… :-)) Tier zu sehen und sich die Größenverhältnisse vorzustellen. Wobei so ein 1,80-Meter-Oberschenkelknochen ja auch schon einen gewissen Anhaltspunkt liefert… 😉

Der Ranger hat uns noch ein paar weitere interessante Dinge erzählt, z.B. dass der Berg ursprünglich doppelt so hoch und fast doppelt so breit war. Es wurden insgesamt ungefähr 350 Tonnen (!) Knochen abgebaut, und natürlich deutlich mehr Gestein rundrum.
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In den Felsen rund um das Gebäude setzt sich die Gesteinsschicht, in der die Knochen liegen, fort – also würde man dort eine ebensolche Fülle finden, wenn man anfangen würde zugraben. Das hatten wir nun nicht vor, aber nachdem wir uns alles angesehen hatten, sind wir zumindest zu Fuß über den Fossil Discovery Trail runter zum Visitor Center gelaufen. Die Fossilien, die man hier an der Oberfläche sieht, sind natürlich nicht so spannend wie die in der Ausstellung – aber trotzdem nett. Und in einer guten halben Stunde auch gut zu erlaufen.

Zurück im Visitor Center haben wir kurz geshopped. Ich besitze jetzt so ein Halstuch/Band, das ein spezielles Granulat enthält und Wasser speichert – es bleibt unglaublich lange kühl (Frank hat sowas in seinem Hut, daher wissen wir, dass es funktioniert). Sehr praktisch!!
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Als nächstes sind wir die Club Creek Road entlanggefahren, die bis zum Ende dieses Park-Teils führt. Am Weg lagen Petroglyphen (Felszeichnungen der Freemont-Indianer), verschiedene Felsformationen, immer wieder der Green River, verschiedene toll gelegene Camping-/Picknickplätze und am Ende ein Holzhütte, die bis 1964 von einer zuletzt 90Jährigen bewohnt war. Sie hat 50 Jahre hier gelebt, Obst und Gemüse angebaut, Vieh gehalten und ihre Freiheit genossen. Schöne Gegend für ein entspanntes Wochenende (und wir reden jetzt mal nicht von der Arbeit, die da mit dran hängt), aber 50 Jahre?? Och nö…

Zurück ging’s Richtung Parkausgang und Vernal. Nach einem kurzen Tankstopp (Kaffee, nicht Benzin) sind wir nach Norden weitergefahren. Geplant war ein kleiner Spaziergang zum etwas versteckten Moonshine Arch. Irgendwie hatten sie in der Beschreibung vergessen zu erwähnen, dass es nur bergauf und durch Sand geht . Daher erkläre ich das hiermit zur Wanderung – mit einem tollen Ziel, wir sind hier ein bisschen rumgeklettert und haben Fotos gemacht (und uns ausgeruht).

Weiter Richtung Norden verändert sich die Landschaft schnell – wir fuhren immer höher, es wurde grüner, die roten Felsen verschwanden, dafür waren wir bald in einem Gebiet, das entfernt ans Sauerland erinnerte. Nur dass dort keine Espen in großen Mengen stehen – die Blättern zittern wirklich! – und man sich dort auch üblicherweise nicht auf 2500m über dem Meer bewegt. Wir näherten uns der Flaming Gorge Recreation Area, einem riesigen Gebiet um einen Stausee. Kurze Abstecher zu verschiedenen Aussichtspunkten, mehr war leider heute nicht drin. Aber sollten wir hier nochmal hinkommen, wird definitiv eine Übernachtung eingeplant.

Der Rest des Tages (nun schon dunkel) war langweilig und anstrengend – hier stehen nicht nur Schilder, die vor Tieren auf der Straße warnen, sondern die hüpfen auch wirklich auf der Straße rum. Kombiniert mit der absoluten Dunkelheit mitten im Nichts erfordert das permanente Konzentration. Ich habe mich nichtmal getraut, auf das Navi zu schauen, wie viele Meilen noch vor uns liegen – das musste Frank immer vorlesen. Immerhin stand das Verhältnis Gegenverkehr (Autos) zu Querverkehr (Gabelböcke oder Rehe oder was immer das war) lange Zeit mit 4:3 fast ausgeglichen. Mit 8:4 hat dann der Gegenverkehr gewonnen, aber auf immerhin 80 Kilometern ist das nicht wirklich viel Betrieb, oder?
Ein nettes Erlebnis mit dem Navi hatten wir noch. Durch Zufall haben wir gesehen, dass es verschiedene Stimmen hat. Aus Spaß meinte ich, dass „Mandy“ dann sicherlich sächselt – und tatsächlich, man kann verschiedene Dialekte verwenden. Wir haben besagte Mandy, dann Kalle aus dem Ruhrpott (mir sehr sympathisch!), Maria aus Bayern, Inge aus Hamburg, Markus aus Schwaben und den hochdeutschen Wolfgang, neben unserer Standard-Uschi. So haben wir uns die Fahrt ein bisschen vertrieben – Einstellung ändern, warten bis eine Ansage kommt, Dialekt bestimmen. Doof nur, dass hier ja oft 50km keine Ansage nötig ist… aber man kann ja mal ein bisschen zu schnell fahren, dann meldet sich das Navi auch 🙂
Übrigens in einem Fall fast schon unheimlich abgestimmt: Kalle sagte genau in der Sekunde „Aufpassen!“, als links eine Kuh stand. Open Range (also Weiden ohne Zäune) gibt es hier nämlich auch noch, zusätzlich zum Wild rennen also auch Kühe über die Straße. Die haben Platz bis zum Horizont, aber müssen oft direkt an der Straße stehen. Oder genau dann gemächlich rüberschlendern, wenn ein Auto kommt. Das Wild genauso – sie können eine halbe Stunde vorher sehen, dass ein Auto kommt, aber müssen genau dann losmarschieren, wenn man nur noch ein paar Meter entfernt ist…
Wir sind aber ohne Zwischenfälle in Rock Springs, Wyoming angekommen. Schnell noch zum Walmart, der zum Glück direkt neben unserem Hotel liegt, Abendessen kaufen und dann ab ins Hotel.
Zum Abschluss: damit ihr mal ungefähr seht, wo wir im Moment sind bzw. wo wir schon hergefahren sind: http://goo.gl/maps/VdSQs (ich hoffe, das funktioniert? ihr solltet eine Google-Karte mit Route sehen).

Tag 9 – Der mit einer Wanderung und einem Scenic Drive

Heute waren wir im Dinosaur National Monument. Ich hatte davon vor den diesjährigen Vorbereitungen auch noch nie gehört… aber es lag halt auf dem Weg nach Norden und dann habe ich es gegoogelt. Offensichtlich geht es anderen genauso, und die meisten waren begeistert, nachdem sie da waren. Also kam es auf die Route!
Das Monument liegt zum Teil in Utah und zum Teil in Colorado. Heute waren wir erstmal im mittleren Teil des Parks, der von Colorado aus zugänglich ist (morgen kommt dann die Utah-Seite). Es gibt hier viel Natur und drumherum viel Nichts – von unserem Hotel aus sind es erstmal 30 Minuten bis zum Visitor Center, dann ungefähr eine weitere halbe Stunde bis zum eigentlichen Parkeingang. Von hier aus sind wir zunächst die Harpers Corner Road bis zum Ende gefahren und haben auf dem Weg verschiedene Viewpoints abgeklappert. Unterwegs haben wir lediglich 3 Autos getroffen, ansonsten waren wir erstmal alleine unterwegs. Nein, halt, ein Pronghorn Antelope (auf deutsch ist das laut Google ein Gabelbock) stand noch am Straßenrand.

Am Ende angekommen stand als nächstes der Harpers Corner Trail auf dem Programm. Also wieder Schuhe an, Getränke packen, Hut auf und los. Der Trail führt zwischen Kiefern und Pinienfast ausschließlich auf einem Bergrücken entlang und wechselt nur gelegentlich mal von der linken zur rechten Seite, damit der Tourist keinen der atemberaubenden Blicke auf den Green River bzw. den Yampa River verpasst. Die Flüsse fließen hier im Park zusammen und dann weiter als Green River – der dann wiederum in Moab im Canyonlands NP mit dem Colorado zusammenfließt, ihr erinnert euch vielleicht.

Die Wanderung dauert ungefähr 1 bis 2 Stunden, je nachdem, wie viele Fotostopps man so einlegt. Wir gehören da eher in die 2-Stunden-Fraktion, fürchte ich… Der Weg ist kein Loop, sondern man läuft auf der gleichen Strecke zurück. Das spart schonmal ein bisschen Zeit, denn da fotografiert man ja meistens weniger 🙂 Am Ende des Trails haben wir einen älteren Herrn getroffen und mit ihm zusammen das Geheimnis des Sackgassenflusses gelöst – es sieht nämlich so aus, als würde der Fluss an einer Stelle einfach verschwinden. Dabei stehen nur sehr schmale Berge so geschickt voreinander, dass man das wirklich mit bloßem Auge nicht wirklich erkennen kann.
Noch ein Rätsel haben wir gefunden, aber nicht lösen können: An einigen Bäumen, da dann aber in größeren Mengen, hingen leere Insektenpanzer. Also das, was übrig bleibt, wenn ein Insekt meint, es wäre langsam aus der alten Haut rausgewachsen. Aber eigentlich eher nicht wie eine Schmetterlingspuppe, sondern die Überreste sahen schon aus wie ein komplettes Tier, mit Beinen und allem. Weiß jemand zufällig, was das ist? Sonst muss ich nach dem Urlaub mal in Ruhe googeln…
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Eine Stelle haben wir uns besonders gut angesehen von oben – denn da wollten wir als nächstes hin.
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Die Echo Park Road führt über 12 unasphaltierte Meilen runter an den Fluss, genauer gesagt an den Steamboat Rock. Für uns beide war was dabei: Dirt Road und Gravel (Schotter) für Frank…

… Blockhäuser und Kutsche und ein Dugout (eine halb in die Erde gegrabene, halb aus Holz erbaute Hütte, die die frühen Siedler oft benutzten, bevor sie sich ein richtiges Haus bauten – habe ich als Kind schon bei „Unsere kleine Farm“ gelernt) für mich…

… und am Ziel dann ein toller Picknickplatz direkt am Strand am Steamboat Rock, unter knallgrünen Blätter und blauem Himmel…

Nach dem Picknick sind wir noch ein Stück am Fluss entlang gegangen und wollten sehen, ob man den Zusammenfluss von Green und Yampa sehen und vielleicht noch ein paar Fotos aus einer anderen Perspektive machen kann. Und auf dem Trampelpfad stand auf einmal ein Grüppchen Gabelböcke und guckte uns an, als wollten sie sagen „geht da weg, wir essen hier“. Tja, und nun? In Sichtweite des Rangers wollten wir sie ja nicht verschrecken oder verscheuchen – sonst natürlich auch nicht, klar. Wir haben uns dann ganz vorsichtig an ihnen vorbeigeschlichen… geht doch!
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Auf der Rückfahrt haben wir uns noch die Wispering Cave angesehen – eine von außen kleine, von innen dann immerhin 3m hohe Höhle. Man hört permanent einen Pfeifton, so ähnlich wie eine Grille. Das kommt offensichtlich vom Wind… Aber zwei weitere DInge haben uns weit mehr beeindruckt: erstens ist es in der Höhle nicht nur kühler als draußen, sondern fast schon kalt. Fühlt sich an wie eine Klimaanlage… hoffentlich haben die Bewohner der Blockhütte von oben diese Höhle schon gekannt und im Sommer genutzt… Und zweitens ist die Decke der Höhle eigentlich gar keine Decke, sondern ein Stück Fels, das augenscheinlich links und rechts so weit man gucken kann keine Verbindung zu den Seitenwänden hat. Unendlich lange würde ich da ja nicht drinbleiben wollen, irgendwie hat man immer das Gefühl, das Ding würde gleich runterkommen. Also schnell wieder raus und zurück zum Hotel.
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Am Ausgang des Parks wollten wir eigentlich noch ein paar Prairie Dogs besuchen – da gibt es einen kleinen Trail und angeblich wohnen sie da. Tja, heute nicht. Oder sie wollten sich nicht zeigen. Keine einzige Prairie Dog-Nase. Später auf dem Highway gab’s dann zumindest eins, das so eben noch vor dem Auto hergeflitzt ist. Die anderen waren nicht so schnell. Das wiederum hat wohl den Koyoten gefreut, der am Straßenrand stand und uns ansah, als wollten wir sein Abendessen klauen 😉 Somit muss dasmit den Prairie Dogs noch warten, aber wir sind noch in mehreren Ecken, wo es welche geben müsste. Daumen drücken!
Und das war’s schon für heute. Ach nein, wir haben noch das Auto vom Schlamm befreit. Das hatte es auch bitter nötig – obwohl man durchaus eine Menge netter Blicke und Kommentare bekommt, wenn es aussieht, als wäre es gerade in ein Schlammloch gefallen. Unser Liebling: „Hey, you have a mud spot on your hood, exactly here in the middle“…
Und nun gehe ich mal früher ins Bett und genieße noch ein bisschen amerikanisches Fernsehen – morgen geht’s dann hier weiter.