Schlagwort: Capitol Reef NP

Tag 3 – Der mit dem besonders netten Ranger

Also eigentlich sollte der Titel dieses Posts ja „Der mit dem Capitol Reef National Park“ oder so ähnlich sein. Aber manchmal kommt es anders, als man denkt.
Als wir um 7h aufgestanden sind, konnten wir endlich sehen, durch welch schöne Landschaft wir gestern gefahren sind. Bicknell (der Ort, in dem wir übernachtet haben) ist ein typisches Dorf, sehr idyllisch, aber nichts los. Zwanzig Häuser oder so, ein Motel, ein geschlossenes Restaurant, das wars. Deshalb war auch schon vorher geplant, dass es das Frühstück im Nachbarort und zugleich letzten Ort vor dem Capitol Reef Nationalpark geben sollte.
In verschiedenen Reiseberichten hatte ich vom Castle Rock Café gelesen – und die Empfehlungen waren nicht übertrieben. Toller Kaffee (so richtig mit Espresso und frisch gemahlen und geschäumter Milch und so, das ist hier eher selten), leckeres Sandwich (glutenfrei natürlich vorhanden), gemütlich (den Stil würde ich rustikal-alternativ-liebevoll-selbstgemacht nennen). Offensichtlich ist das Café auch Treffpunkt der Einheimischen, am Nachbartisch saßen bestimmt 12 Personen, die sich sehr zuhause fühlten und vom Personal mit Namen angesprochen wurden…
castle rock cafe
Solchermaßen gestärkt haben wir dann zunächst die an der Straße liegenden Viewpoints des Capitol Reef Nationalparks besichtigt. Auch unsere erste „Wanderung“ war dabei, 600 Fuß weit, bis zum Gooseneck Overlook. Hier sieht man den Fluß, wie er durch die Felsen mäandert… und ich habe meinen ersten freilebenden Kolibri gesehen! Wusste gar nicht, dass es die hier gibt. War leider etwas fotoscheu, daher müsst ihr mir einfach glauben 🙂
Nächster Stopp war das Visitor Center, hier haben wir ein paar Karten eingesammelt, eine Broschüre für den Nachmittags-Programmpunkt gekauft, den Ranger gelöchert nach Straßenzuständen in verschiedenen Ecken des Parks, und einen neuen Nationalparkpass gekauft. Der ist nun ein Jahr gültig, wir werden ihn in diesem Urlaub noch diverse Male brauchen. 80 gut investierte Dollar sind das… definitiv! Bevor jemand überlegt, warum nun dieser Ranger es in den Titel des Beitrags geschafft hat – hat er nicht, das war ein anderer Ranger. Bisschen Geduld braucht ihr noch.
Am Visitor Center beginnt der Scenic Drive, der vorbei an unglaublich schönen roten Felsen tief in den Park führt. Am Ende der geteerten Straße sind wir beim letzten Mal umgekehrt, da war der Abstecher ja auch nur ein „damit wir wenigstens einen kurzen Eindruck haben“. Die zeit war zu knapp… heute konnten wir hingegen weiterfahren bis zum Ende der Gravel Road. Das Straßenschild halten wir übrigens ein bisschen übertrieben zu dieser Jahreszeit 😉

Hier beginnt der Pioneer Register Trail… entspannt fast ebenerdig durch einen Wash, also ein trockenes Flussbett.
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Darin sind wir eine Meile oder so in den Canyon gelaufen, bis zu diesem Schild und 20m weiter diesem Punkt. Das Schild stand da wohl 1888 noch nicht…
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cr pioneer register
Auf dem Rückweg haben wir kurz ein ehemaliges Siedlerhaus der Pioniere besichtigt (heute zwei Räume „Museum“, der Rest Verkaufsraum für die im Park angebauten Früchte und Produkte daraus – Franks Lunch war dann auch ein Pfirsich-Pie, ich hatte ein glutenfreies Erdbeereis). Anschließend waren wir im Ort Fruita, zum Park gehören diverse Obstgärten, in denen man als Besucher Obst pflücken kann. Aktuell sind nur Äpfel und Pfirsiche reif, beides haben wir probiert und ein paar Pfirsiche auch mitgenommen. Nett ist: was man im Garten direkt verzehrt, ist umsonst, wenn man was mitnimmt, kostet es 1$ pro Pfund.
cr fruita
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cr fruita 3
Nächster Punkt auf unserem Plan: Cathedral Valley, ein etwas entlegener Teil des Capitol Reef Nationalparks. Man kann theoretisch einen kompletten Loop fahren, aber dafür muss man am Anfang durch den Fluss und außerdem dauert das ungefähr 7 Stunden – soviel hatten wir nicht. Daher sind wir vom anderen Ende her reingefahren und wollten dann so weit, wie wir können. Der Ranger hatte keine offiziellen Informationen, weil sie ein paar Tage nicht selbst drin waren. Er hätte aber gehört, dass es geht. Na, mal sehen… Also rein ins Vergnügen, die Straße besteht meist aus Schotter und Sand, ist aber gut zu fahren. Etwas huppelig an einigen Stellen, aber keine größeren Löcher oder Schwierigkeiten. Hier ist eindeutig der Weg das Ziel – hinter jeder Kurve oder Kuppe erwarten einen neue, farbige, unglaublich schöne Hügel, Berge, Klippen, trockene Flussbetten… Schon toll, was die Natur so zaubert… wir fragen uns nur, wie das hält? Denn die Hügel bestehen eigentlich alle aus bröseligem Lehm (?), oben sieht man oft richtige Felsen rausgucken, aber die fallen halt irgendwann runter, wenn zuviel von dem Bröseligen weggeschwemmt wurde…Haben wir später auf der Weiterfahrt gesehen, es gibt auch „Überreste von Bergen“, bei denen eben nur noch ein kleines Häufchen Brösel übrig ist…
Ein paar Eindrücke? Na klar, bitteschön:

Leider konnten wir nicht wie geplant bis zu den kathedralenförmigen Monolithen fahren, weil uns vorher ein Wash im Weg war, der a) nicht trocken sondern matschig war und b) eine ziemliche Kante hatte. Wir hatten uns zuvor schon mit den entgegenkommenden drei Autos ausgetauscht, die hatten ebenfalls hier umgedreht. Wir haben zumindest noch ein schnelles Mittagspicknick eingeschoben, bei inzwischen 34 Grad. Von wegen 23 Grad Höchsttemperatur, da hatte Google mich aber angeschwindelt.
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Da wir nun viel früher als erwartet in Hanksville im Motel (Whispering Sands) waren, brauchten wir einen Plan B. Hanksville ist nun nicht unbedingt groß, es gibt zwei Tankstellen, ein Steakhaus, zwei Burger-Läden und einen Mini-Supermarkt. Sightseeing Fehlanzeige. Aber in der Nähe gibt es ein paar nette Ecken, z.B. Goblin Valley oder den Little Wild Horse Canyon. Kennen wir beides schon, aber wäre durchaus einen weitere Besuch wert. Und da wir ja noch etwas laufen wollten, schließlich war die Wanderung am Ende des Cathedral Valley ausgefallen, fiel die Wahl auf den Canyon.
Gesagt, getan, ab auf die Straße. Und nun kommt eine weitere spontane Planänderung, weil nämlich Frank gelesen hatte, dass es eine Abkürzung gibt. Querab, während die offizielle Straße einen großen Bogen macht. Das Schild an der besagten Abkürzung sagte, dass man Vierradantrieb und Bodenfreiheit braucht – haben wir. Das geschlossene Tor haben wir als „die Kühe sollen nicht weglaufen“ interpretiert, es war ja nicht ABgeschlossen.
Zunächst geht es entspannt auf einem Feldweg durch die Landschaft. Man sieht in der Ferne schon ungefähr, wo wir hinwollten, also war ein Verfahren nicht wirklich möglich. Dann wird der Weg zunehmend sandiger – das war der Punkt, an dem wir den Platz getauscht haben. Tiefsand ist nicht so meins, da bin ich zu ängstlich und trete im falschen Moment auf die Bremse, obwohl ich weiß, dass es mit Tempo besser geht. Naja, nun also war Frank am Zug. An der ersten tieferen Senke mit Sand wäre ich schon umgekehrt – er nicht. Ein paar hundert Meter weiter eine felsige Passage – ich wollte nicht, aber Frank meinte, das wäre kein Problem. Wieder ein bisschen später kam ein Schlammloch – da habe ich dann mal die Klappe gehalten. Hätte ja eh nichts genutzt – er wäre trotzdem reingefahren. Jep, nicht durch, sondern rein. Raus ging nicht mehr, das Auto wollte nicht weiter. Auch nicht, nachdem wir 20 Minuten lang Steine rangeschleppt und vor die Reifen gelegt hatten, garniert mit ein paar Büscheln trockenem Gras…
Also blieb uns nichts anderes übrig als die Wanderschuhe anzuziehen, den Rucksack mit 3,5l Getränken und einer Dose Nüssen zu packen, die Wertsachen aus dem Auto zu nehmen, die Mützen aufzusetzen und uns auf den Weg zum Ranger zu machen. Zum Glück war es nicht allzu weit, nur 2,5km, aber die sind bei 37 Grad trotzdem nicht soooo spaßig. Ab der Hälfte konnte man zumindest sehen, dass das Ranger-Auto noch vor der Einfahrt zum Goblin Valley stand, und außerdem fuhren noch mehrere Autos in den Park – gute Chancen also, dass wir noch jemanden finden würden, der in Hanksville Bescheid sagen könnte. Ach ja, Handyempfang gab’s hier draußen nicht, das wäre natürlich die einfachste Möglichkeit gewesen…
Der nette Ranger aus dem Post-Titel hat uns dann nach kurzer Verschnauf- und Abkühlpause mit dem Ranger-Pickup zum Auto zurückgefahren, selbiges aus der Matsche gezogen und uns dann bis zur befestigten Straße begleitet. Geld wollte er nicht nehmen dafür, also bekommt er nach unserer Rückkehr irgendwas nettes aus Deutschland. Mal sehen… auf jeden Fall lege ich die Fotos dazu.

Ach so, falls sich das jemand fragt: Nein, die Abkürzung war irgendwie nicht kürzer. Zweieinhalb Stunden hat der Spaß gedauert, der Rückweg über die Straße war mit einer halben Stunde deutlich schneller 🙂
Nach einer kurzen Erholungspause im Motel waren wir dann noch im örtlichen Steakhaus, dem Slickrock Café. Lecker, sehr freundlich, können wir empfehlen!

Tag 2 – Der mit den ersten roten Steinen

Abendessen in Australien, Fruehsteck in Paris – das geht wohl nur in Vegas. Nach einer erstaunlich jetlag-unbeeinflussten Nacht haben wir uns gegen Frühstücksbuffet und für das Frühstück im Mon Ami Gabi im Paris Paris entschieden. Gute Wahl – großes glutenfreies Angebot, nett draußen sitzen und Blick aufs Bellagio genießen, Kaffee trinken und Leute beobachten. Ja, auch morgens um 9:30h lohnt sich das schon…

Nach dem Frühstück sind wir ein bisschen auf dem Strip rumgeschlendert, kurz ins Planet Hollywood, dann wieder raus und auf der anderen Straßenseite – hier stehen die Hotels, die beim letzten Mal noch nicht existierten. Sehr pompös, unglaublich groß, aber schön gemacht. Wobei uns ja die Themenhotels noch besser gefallen, also Paris oder Venetian.
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Eigentlich hätten wir gerne noch eine Runde Bellagio-Fountain mitgenommen, aber da schien es technische Probleme oder geplante Wartungsarbeiten zu geben, wenn wir die Taucher und das Ausbleiben der Fontänen richtig interpretieren…
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Nun noch schnell den Ausflug zu Walmart erledigen – zwei Kühlboxen aus Styropor, diverse Kanister mit Wasser, Eistee und Lemonade, Mittagessen für heute, zwei Dosen salzige Nüsse (sinnvoll bei Wanderungen bei warmem Wetter), Sonnenmilch. Die werden wir brauchen – das hier war das Display im Auto, als wir um 14h am Walmart gen Nord-Osten aufgebrochen sind:
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Falls ihr in die falsche Ecke guckt – unten rechts ist die Temperatur IM klimatisierten Auto, oben in der Mitte ist die Draußen-Temperatur!!! Auch schön – wir haben ein Auto mit Satelliten-Radio erwischt, so können wir wieder abwechselnd 90’s on 9, 80’s on 8 oder Hit 1 hören… oder eins der anderen 162 Sirius-Programme. Tolle Erfindung, ohne wäre man hier auch häufiger mal aufgeschmissen. Ein großer Teil der Strecke führt nämlich ziemlich durch’s Nichts. Ein schönes Nichts, damit das klar ist, aber eben wenig Zivilisation links und rechts der Interstate. Der restliche Tag ist daher kurz zusammengefasst: Fahren und gucken.
Hier ein paar Impressionen, wie es unterwegs aussah:

Die Zeit vergeht echt schnell, weil die Landschaft so abwechslungsreich ist. Noch schneller übrigens, wenn man zwischendurch vergisst, dass man die Zeitzone gewechselt hat. Dann ist es nämlich auf einmal eine Stunde später 🙂
Noch ein Bild von unserer Mittagspausen-Location: oberhalb vom Quail Creek State Park haben wir schnell (weil sehr warm) Salat und Sandwich verzehrt und sind dann wieder ins klimatisierte Auto geflüchtet. Der State Park selbst besteht, soweit wir sehen konnten, aus dem Bereich direkt unten am Wasser. Da wir ja nur ein paar Minuten bleiben wollten, haben wir uns den Eintrittspreis gespart und ein Stück oberhalb an dem Picknicktisch gesessen. Die Aussicht war vermutlich sogar noch besser von hier aus, und schwimmen wollten wir ja nicht.
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Die Fahrt endete – schon im Dunkeln – in Bicknell, kurz vor dem Capitol Reef Nationalpark. Dort geht’s morgen weiter. Gerne mit etwas weniger als 41 Grad, aber da wir hier jetzt sehr hoch sind, dürfte das ein realistischer Wunsch sein… mal sehen.

Burr Trail & Capitol Reef National Park

14. März 2009
Weiter geht’s… zunächst mal mit dem Wetter: wie bestellt ist der Himmel die ganze Zeit strahlend blau, manchmal mit ein paar kleinen Dekowölkchen. Die Temperaturen liegen so bei 5-15 Grad, aber da die Sonne hier sehr intensiv ist, kann man es gut ohne Jacke draußen aushalten.
In Vorbereitung eines langen Tages haben wir im sehr urigen Golden Loop in Escalante gefrühstückt. Es gab mal wieder Typisches, nämlich Omelette, Bacon und Hash Browns – das sind geraspelte Kartoffeln, die wie Bratkartoffeln angebraten werden; man könnte alternativ auch sagen: Reibekuchen, die nicht zusammenhalten. Wie auch immer… lecker jedenfalls. Und günstig noch dazu – hier kostet Kaffee 1$ (natürlich mit kostenlosem Nachfüllen), und die wirklich reichlichen Portionen, mit denen wir bis zum Abendessen auskommen, kosten 7$…
Der erste echte Tagesordnungspunkt war die Wanderung zum Escalante Overlook (aus dem Buch von Peter Schäfer). Nach zwei Meilen Feldweg mit Spurrillen kann man in einer halben Stunde um einen Seitencanyon herumwandern und hat dann tolle Sicht auf – andere Felsen. Klingt langweilig, ist aber soooo schön… Nach etwas mehr als einer Stunde waren wir wieder am Auto und sind weitergefahren.

Ab jetzt galt das Tagesmotto: Der Weg ist das Ziel. Also genauer gesagt der Weg und alle Dinge, die man von dort aus sehen und fotografieren kann. Und da gab es reichlich Gelegenheiten!
Zunächst den Scenic Byway No. 12, der Richtung Nordosten führt. Von hier aus hat man immer wieder tolle Blicke auf Berge, Canyons, einen kleinen Fluss…
In Boulder, einem kleinen Dorf (nennt sich aber Boulder Town!), haben wir erstmal im Supermarkt eingekauft, um ein paar Reserven im Auto zu haben. Erstens soll man das sowieso, falls man mal irgendwo steckenbleibt, zweitens wollten wir für’s Mittagessen sicherheitshalber was dabeihaben, drittens waren wir nicht sicher, ob wir tatsächlich morgen in Hanksville Frühstück bekommen. Ist nämlich ein kleines Fleckchen, wie klein wussten wir zwar noch nicht genau, aber dass dort nicht viel los ist (zumal am Sonntag), soweit waren wir schon.
Dann ging es weiter – nach dem Scenic Byway nun der Burr Trail Scenic Backway. Soll heißen: mindestens genauso tolle Ausblicke, nur die Straße ist kleiner. In diesem Fall aber weiterhin asphaltiert und sehr breit.
Der Trail führt zunächst einige Meilen durch gelb-grüne Berge (gelbe Felsen, grüne Bäume), dann wechselte die Farbe abrupt zu rot. Kurz darauf ging es in den Long Canyon, der allein schon die Fahrt wert war. Und das schönste: wir waren so gut wie allein, uns sind in 3 Stunden vielleicht 5 Autos und 2 Radfahrer begegnet… Zwischendurch haben wir immer mal wieder (das ist untertrieben) angehalten und fotografiert und gestaunt. Zum Beispiel sind wir ein paar Meter in einen schmalen, ziemlich hohen, sandigen Canyon gelaufen und haben das Echo ausprobiert. Kannte aber den Bürgermeister von Wesel nicht *gg* – hätten wir wohl nach New York fragen sollen, oder auf Englisch? Eine kleine Suchaufgabe, um die Dimensionen mal zu verdeutlichen: Ich bin 1,80m groß und auf dem unteren Bild zu sehen – bzw. zu erahnen. Na?
 
Irgendwann kommt man über einen Hügel und denkt: „Boah (ja, ich komme aus Dortmund), was für’n kapitales Riff!!!)“ – und da das die Entdecker im Jahre xxx ebenfalls so formuliert haben, vielleicht nur ohne Boah, haben sie das Gebiet Capitol Reef genannt, heute ergänzt durch „Nationalpark“. Da wir ja den Jahrespass haben, sind wir ohne schlechtes Gewissen reingefahren – wurde aber eh nicht kontrolliert…
Gelegentlich zweigen Straßen links oder rechts ab, wir hatten uns vorher einen 3-Meilen-Abstecher rausgesucht, der nach einer kurzen Wanderung einen atemberaubenden Blick über… Moment, das kommt später. Also, der Abstecher heißt „Muley Twist Canyon“ und besteht im Wesentlichen aus Schlaglöchern, dicken Steinen auf dem Weg und tiefen Spurrillen.

Unterwegs sieht man mehrere Arches (Steinbrücken), zwei davon Double Arches, ineinander verschachtelte bzw. hinterneinander liegende Bögen. Am Ende des Weges lässt man sein Auto stehen und marschiert durch Sand und Gestrüpp, immer den Steinmännchen folgend. Die führen irgendwann eine glatte, schräge Felsfläche hinauf – auf die Idee, dort hinaufzulaufen, kommt man alleine auch nicht. Wäre aber schade, denn von dem Ende der Wanderung aus hat man einen einmaligen Panoramablick auf die Waterpocket Fold und die Henry Mountains. Auch hier überlegt man sich wieder, wie/warum die Natur sowas erschafft. Der Zeitpunkt war auch ideal, am späten Nachmittag steht die Sonne so, dass man schön fotografieren kann.

Nach dem Rückweg über die Schlaglöcher haben wir die letzten Meter auf dem Burr Trail zurückgelegt. Verschiedene Quellen hatten diese zuvor als „schwierige, sehr enge Serpentinen“ beschrieben – Serpentinen haben wir ja gesehen und befahren, aber wer schonmal auf Mallorca Sa Calobra runtergefahren ist, kann über diese dreispurige Autobahn nur müde lächeln. Für Amis bestimmt eine Herausforderung, mit zwei Wohnmobilen möchte ich hier auch nicht überall aneinander vorbeifahren müssen, aber ansonsten ist das überhaupt kein Problem!
Der Burr Trail geht weiter nach Süden, wir wollten aber prinzipiell eher nach Norden. Daher sind wir auf die Notom Road abgebogen und nun der Länge nach durch die zuvor von oben bewunderte Waterpocket Fold gefahren.
Hier mal ein kurzer Exkurs zu den wichtigsten Begriffen, die einem auf der Straße so begegnen:
paved/unpaved: asphaltiert/nicht asphaltiert
gravel road: Schotterpiste
trailhead: Ausgangspunkt einer Wanderung
permit: Erlaubnisberechtigungsschein für bestimmte Gebiete
„[irgendwas] XING“: irgendwas kreuzt unkontrolliert die Straße (wir hatten schon Elche, ATV-Fahrer, Kühe, Rehe, Prairie Dogs…). Kommt von Crossing… also X-ing…
Also, weiter nach Norden. Dabei haben tatsächlich einige Deers (eine Reh-Art) unseren Weg ge-xingt. Die standen erst auf einer eingezäunten Weide neben der Straße und haben uns doof angeschaut. Als wir vorbei waren und uns schon wunderten, dass Rehe auf Weiden gehalten werden, fingen sie mit der amerikanischen Version des Schäfchenzählens an – eins nach dem anderen hüpfte elegant über den Zaun und querte die Straße…

Am Ende der Straße angekommen sind wir links rum in den Hauptteil des Capitol Reef Nationalparks gefahren. War zwar schon ziemlich spät, aber wir wollten wenigstens (für’s nächste Mal?) wissen, wie es dort ungefähr aussieht und ob es sich lohnen würde, mal richtig hinzufahren. Das erste Stück schlängelt sich an einem kleinen Fluss entlang, links und rechts eingerahmt von hohen, steil abfallenden Felsen. Dann geht es in den Scenic Drive – mal wieder ein Farbwechsel von weiß zu rot, und noch schönere Formationen. Bin geologisch nicht so bewandert, ich habe das Grundprinzip mit den Schichten, dem Auffalten und Verschieben und der Entstehung von Hoodoos verstanden. Darüber hinaus bewege ich mich eher auf dem Oh! Toll! Schön! Guck‘ mal!-Level… reicht aber zum Genießen völlig aus. Also, ein Besuch lohnt sich, und bestimmt gibt es hier auch schöne Wanderungen. Müssen wir mal eruieren…

Der Rest des Tages (war nicht mehr viel übrig, muss ich zugeben) verlief unspannend: Fahrt nach Hanksville, das man nicht kennen und schon gar nicht lokalisieren können muss. Utah reicht… besteht eh nur aus ein paar Häusern, drei Tankstellen und drei Motels sowie einem Imbiss/Shop und einem kleinen Supermarkt. Hier haben wir uns ein Motel gesucht, im ersten festgestellt, dass es voll ist, im zweiten dann Glück gehabt und ein Zimmer bekommen, in dem trotz anderslautender Ankündigung durch die Schlüssel-Übergeberin sowohl Internet, als auch Fernsehen funktionieren. Kurz vor Toresschluss haben wir dann noch ein schnelles Essen (na, Englisch?) zu uns genommen und bereiten uns nun seelisch auf den nächsten Tag mit allem, was uns da an Felsen begegnen mag, vor. Im Klartext heißt das: alle Eindrücke von heute aus dem Hauptspeicher auf die Festplatte schreiben, damit wir morgen wieder aufnahmebereit sind. Womit geklärt wäre, warum ich das hier überhaupt jeden Abend mache *ggg*…