14. März 2009
Weiter geht’s… zunächst mal mit dem Wetter: wie bestellt ist der Himmel die ganze Zeit strahlend blau, manchmal mit ein paar kleinen Dekowölkchen. Die Temperaturen liegen so bei 5-15 Grad, aber da die Sonne hier sehr intensiv ist, kann man es gut ohne Jacke draußen aushalten.
In Vorbereitung eines langen Tages haben wir im sehr urigen Golden Loop in Escalante gefrühstückt. Es gab mal wieder Typisches, nämlich Omelette, Bacon und Hash Browns – das sind geraspelte Kartoffeln, die wie Bratkartoffeln angebraten werden; man könnte alternativ auch sagen: Reibekuchen, die nicht zusammenhalten. Wie auch immer… lecker jedenfalls. Und günstig noch dazu – hier kostet Kaffee 1$ (natürlich mit kostenlosem Nachfüllen), und die wirklich reichlichen Portionen, mit denen wir bis zum Abendessen auskommen, kosten 7$…
Der erste echte Tagesordnungspunkt war die Wanderung zum Escalante Overlook (aus dem Buch von Peter Schäfer). Nach zwei Meilen Feldweg mit Spurrillen kann man in einer halben Stunde um einen Seitencanyon herumwandern und hat dann tolle Sicht auf – andere Felsen. Klingt langweilig, ist aber soooo schön… Nach etwas mehr als einer Stunde waren wir wieder am Auto und sind weitergefahren.

Ab jetzt galt das Tagesmotto: Der Weg ist das Ziel. Also genauer gesagt der Weg und alle Dinge, die man von dort aus sehen und fotografieren kann. Und da gab es reichlich Gelegenheiten!
Zunächst den Scenic Byway No. 12, der Richtung Nordosten führt. Von hier aus hat man immer wieder tolle Blicke auf Berge, Canyons, einen kleinen Fluss…
In Boulder, einem kleinen Dorf (nennt sich aber Boulder Town!), haben wir erstmal im Supermarkt eingekauft, um ein paar Reserven im Auto zu haben. Erstens soll man das sowieso, falls man mal irgendwo steckenbleibt, zweitens wollten wir für’s Mittagessen sicherheitshalber was dabeihaben, drittens waren wir nicht sicher, ob wir tatsächlich morgen in Hanksville Frühstück bekommen. Ist nämlich ein kleines Fleckchen, wie klein wussten wir zwar noch nicht genau, aber dass dort nicht viel los ist (zumal am Sonntag), soweit waren wir schon.
Dann ging es weiter – nach dem Scenic Byway nun der Burr Trail Scenic Backway. Soll heißen: mindestens genauso tolle Ausblicke, nur die Straße ist kleiner. In diesem Fall aber weiterhin asphaltiert und sehr breit.
Der Trail führt zunächst einige Meilen durch gelb-grüne Berge (gelbe Felsen, grüne Bäume), dann wechselte die Farbe abrupt zu rot. Kurz darauf ging es in den Long Canyon, der allein schon die Fahrt wert war. Und das schönste: wir waren so gut wie allein, uns sind in 3 Stunden vielleicht 5 Autos und 2 Radfahrer begegnet… Zwischendurch haben wir immer mal wieder (das ist untertrieben) angehalten und fotografiert und gestaunt. Zum Beispiel sind wir ein paar Meter in einen schmalen, ziemlich hohen, sandigen Canyon gelaufen und haben das Echo ausprobiert. Kannte aber den Bürgermeister von Wesel nicht *gg* – hätten wir wohl nach New York fragen sollen, oder auf Englisch? Eine kleine Suchaufgabe, um die Dimensionen mal zu verdeutlichen: Ich bin 1,80m groß und auf dem unteren Bild zu sehen – bzw. zu erahnen. Na?
 
Irgendwann kommt man über einen Hügel und denkt: „Boah (ja, ich komme aus Dortmund), was für’n kapitales Riff!!!)“ – und da das die Entdecker im Jahre xxx ebenfalls so formuliert haben, vielleicht nur ohne Boah, haben sie das Gebiet Capitol Reef genannt, heute ergänzt durch „Nationalpark“. Da wir ja den Jahrespass haben, sind wir ohne schlechtes Gewissen reingefahren – wurde aber eh nicht kontrolliert…
Gelegentlich zweigen Straßen links oder rechts ab, wir hatten uns vorher einen 3-Meilen-Abstecher rausgesucht, der nach einer kurzen Wanderung einen atemberaubenden Blick über… Moment, das kommt später. Also, der Abstecher heißt „Muley Twist Canyon“ und besteht im Wesentlichen aus Schlaglöchern, dicken Steinen auf dem Weg und tiefen Spurrillen.

Unterwegs sieht man mehrere Arches (Steinbrücken), zwei davon Double Arches, ineinander verschachtelte bzw. hinterneinander liegende Bögen. Am Ende des Weges lässt man sein Auto stehen und marschiert durch Sand und Gestrüpp, immer den Steinmännchen folgend. Die führen irgendwann eine glatte, schräge Felsfläche hinauf – auf die Idee, dort hinaufzulaufen, kommt man alleine auch nicht. Wäre aber schade, denn von dem Ende der Wanderung aus hat man einen einmaligen Panoramablick auf die Waterpocket Fold und die Henry Mountains. Auch hier überlegt man sich wieder, wie/warum die Natur sowas erschafft. Der Zeitpunkt war auch ideal, am späten Nachmittag steht die Sonne so, dass man schön fotografieren kann.

Nach dem Rückweg über die Schlaglöcher haben wir die letzten Meter auf dem Burr Trail zurückgelegt. Verschiedene Quellen hatten diese zuvor als „schwierige, sehr enge Serpentinen“ beschrieben – Serpentinen haben wir ja gesehen und befahren, aber wer schonmal auf Mallorca Sa Calobra runtergefahren ist, kann über diese dreispurige Autobahn nur müde lächeln. Für Amis bestimmt eine Herausforderung, mit zwei Wohnmobilen möchte ich hier auch nicht überall aneinander vorbeifahren müssen, aber ansonsten ist das überhaupt kein Problem!
Der Burr Trail geht weiter nach Süden, wir wollten aber prinzipiell eher nach Norden. Daher sind wir auf die Notom Road abgebogen und nun der Länge nach durch die zuvor von oben bewunderte Waterpocket Fold gefahren.
Hier mal ein kurzer Exkurs zu den wichtigsten Begriffen, die einem auf der Straße so begegnen:
paved/unpaved: asphaltiert/nicht asphaltiert
gravel road: Schotterpiste
trailhead: Ausgangspunkt einer Wanderung
permit: Erlaubnisberechtigungsschein für bestimmte Gebiete
„[irgendwas] XING“: irgendwas kreuzt unkontrolliert die Straße (wir hatten schon Elche, ATV-Fahrer, Kühe, Rehe, Prairie Dogs…). Kommt von Crossing… also X-ing…
Also, weiter nach Norden. Dabei haben tatsächlich einige Deers (eine Reh-Art) unseren Weg ge-xingt. Die standen erst auf einer eingezäunten Weide neben der Straße und haben uns doof angeschaut. Als wir vorbei waren und uns schon wunderten, dass Rehe auf Weiden gehalten werden, fingen sie mit der amerikanischen Version des Schäfchenzählens an – eins nach dem anderen hüpfte elegant über den Zaun und querte die Straße…

Am Ende der Straße angekommen sind wir links rum in den Hauptteil des Capitol Reef Nationalparks gefahren. War zwar schon ziemlich spät, aber wir wollten wenigstens (für’s nächste Mal?) wissen, wie es dort ungefähr aussieht und ob es sich lohnen würde, mal richtig hinzufahren. Das erste Stück schlängelt sich an einem kleinen Fluss entlang, links und rechts eingerahmt von hohen, steil abfallenden Felsen. Dann geht es in den Scenic Drive – mal wieder ein Farbwechsel von weiß zu rot, und noch schönere Formationen. Bin geologisch nicht so bewandert, ich habe das Grundprinzip mit den Schichten, dem Auffalten und Verschieben und der Entstehung von Hoodoos verstanden. Darüber hinaus bewege ich mich eher auf dem Oh! Toll! Schön! Guck‘ mal!-Level… reicht aber zum Genießen völlig aus. Also, ein Besuch lohnt sich, und bestimmt gibt es hier auch schöne Wanderungen. Müssen wir mal eruieren…

Der Rest des Tages (war nicht mehr viel übrig, muss ich zugeben) verlief unspannend: Fahrt nach Hanksville, das man nicht kennen und schon gar nicht lokalisieren können muss. Utah reicht… besteht eh nur aus ein paar Häusern, drei Tankstellen und drei Motels sowie einem Imbiss/Shop und einem kleinen Supermarkt. Hier haben wir uns ein Motel gesucht, im ersten festgestellt, dass es voll ist, im zweiten dann Glück gehabt und ein Zimmer bekommen, in dem trotz anderslautender Ankündigung durch die Schlüssel-Übergeberin sowohl Internet, als auch Fernsehen funktionieren. Kurz vor Toresschluss haben wir dann noch ein schnelles Essen (na, Englisch?) zu uns genommen und bereiten uns nun seelisch auf den nächsten Tag mit allem, was uns da an Felsen begegnen mag, vor. Im Klartext heißt das: alle Eindrücke von heute aus dem Hauptspeicher auf die Festplatte schreiben, damit wir morgen wieder aufnahmebereit sind. Womit geklärt wäre, warum ich das hier überhaupt jeden Abend mache *ggg*…