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Tag 18 – Heading south

Da wir bald an dem Punkt sind, an dem wir den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr sehen wollen, machen wir jetzt mal was anderes. Nämlich nach Süden fahren, heute war ein längerer Fahrtag, aber trotzdem mit ein paar netten Zwischenstopps.
Philipsville war noch sehr – hm – sagen wir mal ruhig, um nicht das Wort „ausgestorben“ zu benutzen, als wir um 7:55h abgefahren sind. Frühstück gibt’s hier eh nicht, wir hatten die Wahl zwischen a) 3 Meilen zurück zum nächsten Ort zu fahren, in dem es ein Frühstücks-Diner gibt, und b) weiterfahren, unterwegs was kaufen und essen. Wir haben uns für (b) entschieden, vor allem aus Zeitgründen, denn die gut 200 Meilen bis Sausalito wollten wir ja nicht komplett am Stück und auf dem Freeway fahren.
Wieder mal waren wir überrascht, dass es hier in fast jedem noch so kleinen Dorf ein Espresseo-Drive-Through gibt, mit wirklich gutem Kaffee. Direkt daneben war ein Supermarkt, also konnten wir das alles in einem Rutsch erledigen. Gefrühstückt haben wir dann irgendwo im Nirgendwo mit Blick auf einen Fluss, ich glaube es war immer noch der Smith River.
Wir freuen uns immer wieder über die Schilder, die die Amerikaner so aufstellen. Neben meiner Sammlung von „Achtung, [Bild von Tier] kreuzt die Straße“-Schildern gibt es unzählige Hinweise, Verbote oder Anweisungen, die uns zum Lachen bringen. Heute war es dieses hier:
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Endlich sagt das mal jemand!!! Also, merkt euch das, NICHT losfahren, wenn der Schlauch noch im Tank hängt!
Aus einem kostenlosen Magazin mit Tipps für die Region hatte ich einen alteingesessenes, weithin bekanntes Geschäft rausgesucht, Mom’s Apple Pie. Ist mal aus der Not raus geboren worden, dass sich die Äpfel der Farm nicht gewinnbringend verkaufen ließen – erst in Teig verpackt lief das Geschäft. Dort hat sich Frank sein Mittagessen ausgesucht (Apfelkuchen, was sonst) und ich hatte somit einen zweiten Salat gewonnen, denn den hatten wir zusammen mit dem Frühstück schon gekauft. Hätte schlimmer kommen können, war ein sehr guter Salat 😉
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Als wir endlich an der Küste angekommen waren, sind wir zunächst nach Jenner gefahren und haben uns dort an der Steilküste mit Blick auf die Russian River-Mündung, den Pazifik, einen Gleitschirmflieger auf Augenhöhe und ein paar Surfer niedergelassen. Jetzt brauchen wir auch wieder Sonnenmilch, Sonnenbrille und Kopfbedeckung, das war in den letzten Tagen im Wald nicht nötig…
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Nach dem Picknick sind wir kurz nach Jenner gefahren, um uns im Visitor Center über die genauen Zeiten von Ebbe und Flut zu informieren. Leider war die Dame dort irgendwie nicht auf die Frage vorbereitet, sie hatte Mühe, den Gezeitenkalender zu lesen. Und das, obwohl hier die sogenannten tidal pools, die kleinen Tümpel mit Getier bei Ebbe, eine der Attraktionen sind… naja, wir haben’s dann gemeinsam rausgefunden. So ungefähr wussten wir ja schon, dass Ebbe am mittelspäten Nachmittag sein würde, ein bisschen Zeit war noch, aber das ließ sich nunmal nicht anders einrichten.
Ausgerüstet mit einer Karte und einer Beschreibung der besten tidal pool-Ecken sind wir aufgebrochen und haben uns unterwegs für den Carmet Beach entschieden. Großer Parkplatz, einfacher kurzer Abstieg ans Meer – klingt gut. War es auch. Frank hat mal wieder ein Schläfchen im Auto gehalten, während ich schonmal an den Strand gegangen bin, mich umgesehen und dann in Ruhe ein bisschen gelesen habe. Tidal pools waren nämlich noch keine da, war noch 2h zu früh.
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Irgendwann bin ich dann aber doch schonmal an die Wasserkante gestiefelt (fast wortwörtlich, Wanderschuhe auf Sand sind eigentlich doof, aber Wanderschuhe auf rauhen Felsen sind schon ganz praktisch). Die ersten muschelbewachsenen Felsen guckten aus dem Wasser, und nach und nach tauchten immer mehr davon auf. Erstmal wenig Getier, aber kurz nachdem Frank endlich dazugestoßen war, habe ich die ersten See-Anemonen (glaube ich zumindest, muss ich noch googeln) gefunden.
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Witzige Tiere, sehr fotogen, wenn sie „aufgeblättert“ unter Wasser sind, weniger hübsch, wenn sie sich zusammenziehen und von außen mit kleinen Steinchen tarnen – aber clever. Man sieht sie so kaum, vor allem die kleinen sehen aus wie eine Schicht Sand/Steine auf dem Felsen. Wenn man sie anstupst, bewegen sie sich aber, also muss man sehr vorsichtig sein, wo man hintritt.
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Anemonen sind nett, bunter Seetang auch, aber ich wollte unbedingt noch einen Seestern sehen. Also haben wir den Standort gewechselt und festgestellt, dass die rechte Seite der Bucht noch viel besser ist und dort viel mehr echte Pools zu finden sind. Hier gab’s dann viele weitere grüne und weiße Anemonen, verschiedenes Krebsgetier und endlich auch Seesterne. Allerdings brauchten wir ein bisschen Hilfe, zwei Männer hatten drei Stück gefunden und für ein Foto aus dem Wasser geholt. Ich hatte immer nach viel kleineren Tieren Ausschau gehalten – der Kleine war so etwa handgroß, die beiden anderen deutlich größer!
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Nachdem wir wussten, wie sie aussehen, haben wir auch jeder noch einen weiteren ziemlich großen gefunden, nur sind die Viecher schwer zu fotografieren, weil sie unten an großen Felsüberhängen wohnen. Die drei vom Foto sind übrigens natürlich wieder zurück ins Wasser verfrachtet worden, den kleinen habe ich dabei für ein schönes Foto mit Anemonen platziert… (s.o.)
Die Weiterfahrt war nicht mehr so spannend, waren auch nur noch etwas über 50 Meilen bis nach Sausalito. Wir hatten uns bei unseren Airbnb-Gastgebern angekündigt für 18-19h, wir wären auch tatsächlich gegen 18h da gewesen, wenn wir uns nicht kurzfristig überlegt hätten, dass wir bei sooooo blauem Himmel doch noch die Golden Gate Bridge mitnehmen. Das hat sich gelohnt – wir haben ja am Anfang des Urlaubs Brücke mit Wolken (bzw. Nebel, der aber aussieht wie Wolken) gemacht, jetzt haben wir das Postkartenmotiv mit der leuchtenden Brücke vor blauem Himmel. Von mehreren Aussichtspunkten aus an den Conzelman Road:
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und anschließend auch noch von Fort Baker aus:
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Somit waren wir um kurz nach 19h bei unserer Unterkunft und wurden von Billy, einem der WG-Bewohner, begrüßt. Das Haus liegt fast am Wasser, in einer untouristischen Hafengegend. Unser Zimmer ist toll, klein aber nett eingerichtet, es gibt eine Terrasse und wir können Küche und Bad nutzen… Nach ein bisschen Smalltalk haben wir Billy nach einer Restaurant-Empfehlung gefragt, er hat uns zum Fish geschickt – direkt um die Ecke, fünf Minuten zu Fuß, grandios leckere Fischgerichte. Gut, einige sind für mich direkt raus, alles paniert-frittierte und mit Sandwich ging nicht, aber ich hatte einen tollen weiße-Bohnen-Thunfisch-diverses-Gemüse-Salat, Frank ein Sandwich mit mariniertem Lachs. Das Restaurant ist maritim-rustikal, man bestellt das Essen am Tresen, Wasser gibt’s aus einfachen Gläsern, man sitzt auf Holzbänken – es war sooooo lecker, dass wir am liebsten morgen nochmal wiederkommen würden. Passt aber aus Zeitgründen leider nicht…
Danach haben wir unser Auto geholt und sind nochmal zu einem der Golden Gate Bridge-Aussichtspunkte gefahren. Vorher war es schon windig & frisch, jetzt ohne Sonne war daraus windig & kalt geworden. Und da Nachtfotos draußen sowieso nichts geworden wären, weil die Kamera gewackelt hätte, sind wir einfach im Auto sitzengeblieben und haben die Aussicht auf die Brücke mit Fast-Vollmond genossen. Und die Sonnen-/Mondblende runtergeklappt, weil das das Bild der Brücke gestört hat 😉
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Mit den besten Vorsätzen bezüglich „heute schreibe ich mal wieder was in den Blog“ sind wir zurück in unsere Unterkunft gefahren. War aber nix mit Schreiben, wir sind irgendwie mit unseren Gastgebern Victor, Billy und Anthony im Wohnflur gelandet und haben uns dort festgequatscht. Aber das ist ja gerade das Schöne an den Airbnb-Buchungen: man kommt mit Einheimischen in Kontakt. Da muss so ein Blog schonmal warten…

Tag 17 – Avenue of the Giants

Weiter geht’s mit den Riesenbäumen, und weiter geht’s nach Süden. Nach einem Standard-Frühstück im Hotel sind wir nur ein paar Meilen weitergefahren, wieder nach Eureka, wo wir gestern schon zum Abendessen waren. Eigentlich war der Plan, dass wir nur einmal die „historic downtown“ rauf und runter laufen und dann ein bisschen was für’s Mittagspicknick einkaufen. Wie der Zufall es wollte, war genau heute „Cruz’n Eureka“, die historic downtown war für den normalen Verkehr gesperrt und dort stand ein schönes altes Auto neben dem anderen. Amerikanische Klassiker… Für mich hätten sie ja gerne die Motorhauben geschlossen lassen können, ich finde die dann ja noch hübscher – aber ich bin auch nicht die Hauptzielgruppe 😉
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Also sind wir durch die historische Altstadt geschlendert UND haben uns die Autos angeguckt, und die Leute dazu natürlich auch. Wobei historisch wie immer in den USA ja ein bisschen relativ ist aus europäischer Sicht. Historisch ist hier im Westen alles, was so ab 1850 passiert ist. Ich weiß nicht, von wann diese Altstadt ist, aber ich würde mal schätzen so um 1900? Ist aber sehr schön, viele Geschäfte und ein paar Restaurants, und ein Second Hand Buchladen. Da musste noch ein weiteres Pionier-Buch mit, jetzt ist es aber dann auch gut.
Nachdem wir alle Autos gesehen hatten, sind wir ein paar Meter weiter zum CO-OP gefahren. Das ist ein Supermarkt mit Bio-Lebensmitteln und vielen lokalen Produkten. Da haben wir uns mit Salat eingedeckt, Frank hat offensichtlich großartige Cookies eingepackt und ich dafür einen weiteren richtig guten Kaffee – dabei ist mal wieder eine neue Frage aufgetaucht. Auf „welche Größe, welche Milch, mit oder ohne Sirup, heiß oder kalt“ bin ich ja inzwischen gefasst, aber was soll man bitte mit „wet or dry“ anfangen? Da war ich wirklich ratlos. Die Erkärung war dann: mehr oder weniger Schaum… aha… na gut, wenn sie meinen… (fragt jetzt nicht, was denn nun was ist – ich hab‘ einfach mal mittel-viel Schaum bestellt)
Nächster Stopp war Ferndale, das hatte ich in diversen Reiseberichten gelesen und es lag eh auf dem Weg. Ein kleines Dorf, das einen viktorianischen Ortskern hat. Gleiches Spiel wie oben: wir wollten einmal rauf- und runterlaufen. Und auch hier haben wir noch eine Veranstaltung unerwartet und gratis dazubekommen. Der ganze Ort war auf den Beinen und in jedem zweiten Garten war ein Yard Sale, also quasi ein Flohmarktstand, aufgebaut. Kennt man aus dem Fernsehen, haben wir auch schon mal vereinzelt gesehen, aber hier war es eben eine übergreifende Veranstaltung. A propos Fernsehen: Kommt jemandem dieser Ort bekannt vor? Mir nicht, aber ich werde nach dem Urlaub nochmal „Outbreak“ gucken, das wurde nämlich hier gedreht!
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Und bevor es weitergeht noch ein kleines nettes Bild aus dem Land, in dem offensichtlich Milch und Honig und Kaffee fließen:
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So, der Rest des Tages war dann aber wieder den Bäumen gewidmet. Wir haben uns vor allem im Humboldt Redwoods State Park aufgehalten, dort verläuft parallel zum Highway die sogenannte „Avenue of the Giants“, daher auch der Tagestitel.
Zunächst sind wir einen ersten Trail am Anfang der Avenue gelaufen, 2.4 Meilen auf dem Drury-Chaney Loop Trail. Sah nicht großartig anders aus als die Trails am Vortag, aber schön war’s trotzdem oder auch gerade deswegen. Viel Grün, viel Redwook-Mikado, viele Kleeblätter. Und ich habe einen Bananenschnecke gesehen, die einzige übrigens, ich habe danach mehr auf den Boden als auf die Bäume geachtet, aber keine weitere mehr gefunden. Sehr witzig, sehen wirklich aus wie überreife Banenen:
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Dann haben wir uns an einem Parkplatz mit etwas mehr „Luft“ zwischen den Bäumen, also weniger Grünzeug und mehr freiem Blick auf die Redwoods, einen umgefallenen Baum gesucht und dort gepicknickt.
Weiter ging’s mit einem wirklich SEHR kurzen Stopp beim Eternal Tree House, einem ausgehöhlten Redwood, in dem mal jemand gewohnt hat und in dem später ein Souvenirladen untergebracht war. Und einem fast ebenso kurzen Stopp in Dyerwood, da steht ein alter Wagen mit einem „Aufbau“ aus einem ausgehöhlten Redwood.
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Die Straße an sich ist nicht so spektakulär, wie ich mir das nach den Beschreibungen im Internet vorgestellt hatte. Oder es liegt daran, dass wir schon so viele tolle Straßen durch Redwoods gesehen
haben? Egal, es war schön, keine Frage. Der Ranger im Visitor Center konnte uns nichts wirklich Neues mehr erzählen, wir sind eine kurze Runde über den Nature Trail am Visitor Center gelaufen und haben uns außerdem ein bisschen was zum verheerenden Hochwasser angelesen, das hier 1964 mehrere Orte komplett zerstört hat.
Interessanterweise fanden wir die Abzweigung von der Avenue of the Giants dann viel schöner und abwechslungsreicher als die eigentliche Hauptstraße… dort haben wir dann auch noch zwei kurze Trails in Angriff genommen, einmal den zum Giant Tree / Flat Iron Tree / Tall Tree (lustig: die Bäume zerfallen teilweise von selbst in sehr ebenmäßige Bretter)…
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… und dann den Rockefeller Forest Loop Trail, den man damals besagtem Rockefeller gezeigt hat, um ihn als Unterstützer für die Idee eines Parks zu gewinnen. Erfolgreich, er hat zweimal 1 Mio. Dollar gespendet… So gibt es den tollen Wald heute noch und George Lucas konnte dort Szenen für Star Wars drehen – das hier war Endor (für Frauen wie mich, die die Filme zwar gesehen, aber nicht auswendig gelernt haben: da wohnen die niedlichen Ewoks).
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Übernachtet haben wir im Riverside Inn in Philipsville, kurz vor dem Ende der Avenue of the Giants. Das Riverside Inn ist eins der ganz alten Roadhouses, es wurde von der Flut nur knapp verschont. Der Ort besteht sonst aus einem Post Office (das heißt aber nichts, das gibt’s fast überall) und einem Mini-Geschäft. Dazu ein paar Häuser und Wohnwagen, das wars. Das Riverside Inn ist also DIE Gelegenheit für sozialen Kontakt, es gibt eine gut besuchte Bar, ein mexikanisches Restaurant, eine Tanzfläche, Billardtische…
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Wir haben nur kurz unsere Koffer abgestellt, dann sind wir ins Restaurant gegangen, das u.a. bei Tripadvisor sehr sehr gute Kritiken bekommen hat. Zu Recht, das Essen war phantastisch, zum Glück kann man alle Gerichte mit Weizen- oder Maistortilla bestellen und letztere sind hier wirklich nur aus Mais, nicht wie in Deutschland „gemischt“. Wir hatten ja nichts anderes mehr vor, Internet und TV gab’s nicht, also hat es uns auch nicht gestört, dass wir für amerikanische Verhältnisse ungewöhnlich lange auf unser Essen warten mussten. Fast eine Dreiviertelstunde, würde ich sagen. Immerhin hatten wir schonmal Tortillachips und konnten uns in Ruhe der Planung des nächsten Tages widmen 😉
Zum Ausklang des Tages haben wir uns noch eine halbe Stunde auf den Balkon gesetzt und den Tieren gelauscht, die da so durch’s Gebüsch kriechen oder fliegen… mit ausreichend Off eingesprüht war das auch überhaupt kein Problem, trotz des nahen Flusses hat uns nichts gestochen.

Tag 16 – Redwoods & ein grüner Canyon

Letzte Nacht habe ich gemerkt, was es heißt, wenn man in einer Stadt am kalifornischen Pazifik wohnt – nicht nur Nebel, sondern auch Nebelhorn. Das Schlimmste daran ist nicht mal, dass es in regelmäßigen Abständen tutet. Das hätte ich ja vielleicht ausblenden können. Aber es tutet genau so, wie ein Telefon, wenn man jemanden anruft und der noch nicht drangegangen ist. Und das konnte mein Hirn irgendwie nicht richtig verarbeiten. Schlafen ging dabei jedenfalls nicht, und da der Fernseher keine Sleep-Taste hatte, musste ich Youtube und meine Allzweck-Einschlafwaffe „King of Queens“ bemühen.
Am Morgen dann die Gewissheit: ich hatte mir Nebel gewünscht, und Nebel habe ich bekommen. Ist aber auch einfach, hier ist ja im Sommer eigentlich fast immer Nebel 😉
Wir haben das erste Mal in diesem Urlaub bei Denny’s gefrühstückt, auch das eine unserer Traditionen. Danach ging es dann direkt los, ich wollte zwar noch eine Leuchtturm-Postkarte kaufen, aber es gab keine… Über den Highway 101, auf dem wir uns nun bis San Francisco fast ausschließlich bewegen werden, sind wir nach Süden aufgebrochen. Erwähnte ich den Nebel? Der sieht hier dann ungefähr so aus:
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Toll ist der Geruch, es war wieder Wald um uns, dazu diesmal aber auch der Geruch nach Meer. In der Kombination ist es ganz anders als im Sequoia. Leider haben wir ja immer noch kein Geruchsinternet, das hätte ich schon mehrfach in diesem Urlaub gerne gehabt (u.a. beim Rippchenfest, im Fernsehen läuft übrigens gerade eine Reportage über so ein Festival – sieht sehr vertraut aus, wir warten auf bekannte Gesichter).
Das erste Mal angehalten haben wir an einer Stelle, die ganz untypisch für uns ist – bei den „Trees of Mystery“. Das sah nämlich schon auf dem Parkplatz aus wie etwas, das uns zu touristisch ist:
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Aber Frank musste eh mal für kleine Jungs und in der Zeit habe ich mir die Preise angesehen. War erträglich, also habe ich entschieden, dass wir das machen. Bevor ich sonst den ganzen Tag überlege, was ich wohl verpasst haben könnte… Also, zahlen und los geht’s. Zunächst läuft man durch die Redwoods, vorbei an vielen wirklich außergewöhnlich geformten Bäumen.
Dem Family Tree, der aus 12 einzelnen Bäumen besteht, die AUFeinander wachsen.
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Dem Cathedral Tree, der aus 9 Bäumen besteht, die unten im Halbkreis zusammengewachsen sind.
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Dem Candelaber Tree, der waagerecht wächst und Wurzeln, aber keine Blätter hat – auf ihm wachsen drei Bäume ohne Wurzeln in der Erde, die über den waagerechten Baum mit Nährstoffen versorgt werden. Dafür haben sie Blätter und er darf „ihre Photosynthese mit nutzen“.
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An den einzelnen interessanten Punkten gibt es Audiostationen, die relevante Hintergrundinfos zu den Redwoods, der Gegend oder der Legende um Paul Bunyon (?) liefern. Die Stimme ist sehr pathetisch, erinnert ein bisschen an alte amerikanische Wochenshow-Ausschnitte aus den 50ern. Auch die 50er-Jahre-Musik und die insgesamt etwas „angestaubte“ Atmosphäre tragen dazu bei, dass es einem vorkommt wie eine Zeitreise in die frühen Touristenjahre, aber trotzdem ist es schön hier.
Im Eintrittspreis enthalten ist der Sky Trail, eine Seilbahn über die Kronen der Redwoods hinweg (manchmal auch nicht, weil die Masten zwar hoch sind, aber nicht immer hoch genug) – mit normalerweise toller Sicht sowohl ins Inland als auch auf den Pazifik. Natürlich nicht bei Nebel, wussten wir vorher, aber man bekommt trotzdem nochmal einen anderen Eindruck von den Bäumen, wenn man so dicht an ihren Kronen vorbeikommt. Runter könnte man übrigens auch laufen, da kann man extra Wanderstöcke (also naturgewachsene) ausleihen… wollen wir aber nicht, 1mi steil bergab finden Franks Knie nicht so toll und neue Erkentnisse oder Aussichten hätte das auch nicht gebracht.
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Also wieder runter mit der Seilbahn, die „hier hinstellen zum Einsteigen“-Fußabdrücke sind etwas überdimensioniert, aber wir sind ja auch in der Gegend, in der Big Foot immer mal wieder gesichtet wird.
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Der Rest des Trees of Mystery-Parks beschäftigt sich vor allem mit den Tall Tales, der Geschichte rund um Paul Bunyon. Wir haben uns nicht alles angehört, irgendwie ist er jedenfalls rasant schnell gewachsen, so ein bisschen „Liebling, jetzt haben wir ein Riesenbaby“… Der Weg führt vorbei an zahlreichen Holzreliefs, die mit der Kettensäge gesägt wurden. Bräuchten wir jetzt nicht, aber gut, ist halt wohl eine lokale Legende.
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Als nächstes sind wir auf den Newton B. Drury Scenic Parkway gefahren, eine Nebenstrecke des Highway 101. Ab hier befindet man sich eigentlich immer in irgendeinen Park, drei Stateparks und ein Nationalpark haben sich zusammengeschlossen und kosten für die Durchfahrt nicht mal Eintritt. Wir haben uns einen oder zwei der ausgeschilderten großen Bäume angesehen, sind ein paar Meter durch den Wald spaziert (gewandert wäre übertrieben) und haben uns gefragt, ob man wirklich so laut kreischen muss beim Fotografieren, dass ALLE im Umkreis von 3 Meilen das hören können…
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Am Visitor Center des Prairie Creek SP haben wir die ersten Roosevelt Elks gesehen, keine Ahnung, ob die auf deutsch auch so heißen? Jedenfalls leben hier in der Gegend ca. 20 Herden, eine davon graste gerade direkt am Highway. Ein bisschen sieht es ja schon wie Touristenprogramm aus, wenn die Männchen zum Fotomotiv-Schichtwechsel über die Straße schlendern – wirklich, die laufen nicht, die schlendern. Provokativ langsam, als wollten sie sagen „ich bin hier das Wildlife, du musst bremsen, sonst gibt’s Ärger mit dem Ranger“. Hat auch ein bisschen was von Germany’s next topmodel, der Gang. Und groß sind die Viecher, haben extra auch mal ein Bild mit Auto gemacht.
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Ein Stück unterhalb des Visitor Centers sind wir rechts abgebogen in die Davison Road. Diese führt einige Meilen durch den Wald in Richtung Küste – und diese Strecke ist wirklich komisch. Die Farne und Bäume und sonstigen Gewächse sind total eingestaubt, alles ist grau, wie mit dem Sepia-Filter fotografiert. Auf die Dauer wirkt das echt deprimierend!
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Egal, am Ende der Strecke und kurz hinter der Stelle, an der man dann doch den Statepark-Eintritt zahlen muss, kam dies: Frank fährt IN eine größere Pfütze auf dem Weg…
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… und diesmal zum Glück auch wieder raus 🙂
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Kurz dahinter am Ende der Straße lagen unsere zwei Ziele: Gold Bluff Beach für unser Lunch-Picknick und der Fern Canyon für einen anschließenden Verdauungsspaziergang.
Vom Picknickplatz konnte man in 100m Entfernung mehrere Leute mit Kameras sehen – gutes Indiz für Tiere. Also haben wir da erstmal nachgesehen, und tatsächlich – Roosevelt Elks, die ebenfalls hier ihr Mittagessen zu sich nahmen. Zur Zeit können sie relativ aggressiv werden, wenn sie meinen, ihren Harem beschützen zu müssen, aber diese beiden waren alleine, also wohl (noch) ohne Harem. Daher haben wir sie aus sicherer Entfernung fotografiert und dann in Ruhe gelassen, um uns unseren Wraps zu widmen.
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Weiter ging’s zu Fuß in den Fern Canyon, erst ein paar Meter auf einem Schotterweg, dann über eine behelfsmäßige Brücke (also Bretter über den Bach), und ab in den Canyon. Bisher war Canyon für uns ja immer rot und weiß, vielleicht auch gestreift oder so. Der hier ist grün, von oben bis unten.
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An beiden Seiten wächst Farn, dazwischen Moos, nur gelegentlich mal unterbrochen von einem Mini-Wasserfall. Der Boden des Cayons ist gut zu begehen, von gelegentlichen Klettereinlagen über umgefallene Riesenbäume mal abgesehen. Aber das macht ja Spaß… soviel, dass ich gelegentlich auch irgendwo drüber geklettert bin, wo man mit Wanderschuhen auch durchaus drumherum durch den Bach hätte laufen können…
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Der Canyon hat uns sehr sehr gut gefallen, es ist nicht zu voll (obwohl durchaus einige Autos auf dem Parkplatz stehen), und da es ein Rundweg ist, trifft man die Leute auch nicht mehrfach. Na gut, wenn man wie wir auf dem gleichen Weg zurück wie hin läuft, weil wir es IM Canyon viel schöner finden als oberhalb, dann könnte das schon passieren 😉
Übrigens war dieser Canyon auch schonmal Costa Rica, im Film „Jurassic Park – Vergessene Welt“…
Anschließend haben wir noch ein halbes Stündchen am Strand gesessen und Wellen, Pelikane und Seelöwen beobachtet (letztere sind echt kamerascheu, sorry). Ganz komisch: obwohl hier viel Wellengang ist, konnte man bis ganz kurz vor dem Wasser kaum was davon hören, obwohl wir quasi auf Ohrhöhe waren. Aber der kleine Sandwall zwischen uns und dem Meer hat wohl die Schallwellen irgendwie umgelenkt. Links und rechts sieht man, dass es immer noch ziemlich neblig ist, das macht uns aber nix, nur auf den Fotos sieht es so nach schlechtem Wetter aus… war aber gar nicht.
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Nach der Rückfahrt durch die Staub-Straße brauchten wir erstmal ein bisschen Sonne, die haben wir uns zu Recht erhofft am Redwood Creek Overlook – von hier aus kann man auch schön die Küstennebel-Schwaden sehen, die über die erste Hügelkette kriechen…
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Kurzer Fotostopp am Patricks Point SP, da wir ja heute schon einen SP bezahlt hatten, war der hier umsonst. Das Ticket gilt nämlich immer für alle Stateparks, haben wir kürzlich gelernt.
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Da wir beide Hunger hatten, sind wir gar nicht erst ins Hotel in Arcata gefahren, sondern dran vorbei 10 Meilen weiter nach Eureka. Dort sind wir durch die historische Altstadt gefahren (mehr dazu morgen), haben uns umgesehen und erst nicht so richtig was gefunden, was uns zusagte und wo wir uns nicht underdressed gefühlt hätten. Schließlich habe ich auf einer Karte von Eureka die Anzeigen durchgesehen und das „Bless My Soul“ gefunden (http://www.blessmysoulcafe.com/). Kreolische Küche, klang gut – also hin. Dass Inhaberin Sweet Mama Janisse diverse „award winning“ Soßen erfunden hat und das Restaurant schon von Guy Fieri, Moderator der Sendung „Diners, Drive-Ins and Dives“ besucht wurde, wussten wir vorher nicht. Das Essen war großartig, wir hatten „Sticky Love Sauce Chicken breast“ (fruchtig-senfig) beziehungsweise „Chicken creole“ mit grüner Soße. Dazu frische selbstgemachte Pfirsich-Lemonade… das war mal wieder ein Glücksgriff!!!

Tag 15 – Die anderen Riesenbäume

Unsere Morgenroutine ändert sich im Urlaub selten: Wecker klingelt, ab ins Bad, Koffer packen und ins Auto laden, schnelles Frühstück im Hotel (das kann auch mal unterwegs stattfinden), dann geht’s los. Wir waren noch kurz einkaufen, bevor wir uns auf den Weg zur Küste gemacht haben. Ab jetzt befinden wir uns nämlich sozusagen auf dem Rückweg, heute nach Westen und dann nach Süden bis San Francisco…
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(ja, sowas sieht man hier häufiger – große Wohnmobile mit angehängtem auch nicht ganz kleinem Pickup)
Die Fahrt führte durch Oregon wieder nach Kalifornien, entlang am Smith River, bis zum Jedediah Smith State Park. Wir kommen nun zu den „anderen Riesenbäumen“, nach den Sequoias werden wir uns die Küsten-Redwoods ansehen. Die wachsen nur hier, in einem schmalen Streifen an der Küste von Nord-Kalifornien und Süd-Oregon. Um sie zu schützen, gibt es eine Reihe von Stateparks und einen Nationalpark, die quasi ineinander übergehen… einige davon werden wir in den nächsten Tagen sehen.
Da unser Navi ja häufig Blödsinn erzählt, haben wir uns eigenmächtig entschieden, vorher abzubiegen und uns hintenrum in den Statepark zu schleichen. Nicht, dass wir nicht bezahlen wollten, aber so war es sehr viel kürzer. Außerdem dachten wir, dass wir später vorne wieder rausfahren und zahlen, aber das kam dann anders.
Also, da auf einem Straßenschild der Name des Trails stand, den wir laufen wollten, sind wir einfach mal abgebogen und waren kurz drauf im Park und am richtigen Parkplatz. Wir haben unser Picknickbündel geschnürt und sind losmarschiert – auf dem wirklich unglaublich langen 0.5-Meilen-Trail 🙂 Er führt durch den Stout Grove, einen Wald von fast ausschließlich Riesenbäumen. Der große Unterschied zum Sequoia: die Rinde der Bäume ist nicht rot, sie sind unten weniger breit und es gibt viel Grün am Boden, vor allem Farne und sowas wie Riesenklee. Fast noch wichtiger ist, dass hier um Längen weniger Leute unterwegs sind. Also ist es ruhig, man kann die Bäume viel besser genießen.
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Nachteil bei diesen Bäumen ist, dass man die Größe einfach nicht richtig auf Fotos sehen kann. Unsere Kamera macht 16:9-Fotos, wir bräuchten eher sowas wie 49:9, schätze ich. Immerhin bekommt man vielleicht einen kleinen Eindruck, wenn man die Menschen am Fuße der Bäume sieht – wenn gerade keine anderen Touristen da waren, ist immer einer von uns vorgelaufen…
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Nachdem wir die Hälfte des Stout Grove Trails gelaufen waren, haben wir einen kleinen Abstecher auf den River Trail gemacht, bei dem man aber dem River nicht sonderlich nah kam, und das war eigentlich unser Ziel. Also zurück, und siehe da, ein paar Meter weiter gab’s einen Seitenweg zum Fluss. Da haben wir erstmal gemütlich unseren Mittagssalat verzehrt und das schöne Wetter genossen.
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Nach dem Essen sind wir über die Sommer-Fußgängerbrücke ans andere Ufer gelangt und haben uns dort im Visitor Center des Campingplatzes mit Karten und Infos versorgt. Die Rangerin hat uns empfohlen, nicht auf die Hauptstraße zurück und in den nördlichen Teil des Parks zu fahren, sondern unten weiter auf einer alten Stage Coach Road (das sind diese Kutschen, die man aus alten Western kennt) Richtung Crescent City. Dort sollte es auch einen tollen Wanderweg geben, und zusätzlich hat sie uns noch ein paar Tipps für morgen gegeben, da werden wir ja weiterhin Redwoods sehen…
Zurück über die Brücke, dann ging’s ein Stück den Hiouchi-Trail entlang, aber soooo toll fanden wir ihn nicht – keine von den ganz großen Bäumen, keine direkte Sicht auf den Fluss… da sind wir lieber zurückgegangen und haben uns auf den Weg gemacht.
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Die Straße ist unglaublich schön, die majestätischen Riesenbäume stehen ÜBERALL, fast keine anderen dazwischen. Die Straße führt in Schlangenlinien durch die Bäume, da sie angelegt wurde, bevor man die Bäume vernünftig fällen konnte (mangels Maschinen) – oder vielleicht auch wollte, keine Ahnung. Jedenfalls kann man nur langsam fahren, oft stehen zwei der Redwoods direkt links und rechts der Fahrbahn. Aber es gibt genügend Ausweichstellen beim eher seltenen Gegenverkehr, also sehr entspannt zu fahren.
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Auch hier ist es eher urwaldig, mit viel Grün am Boden. Und ruhig. Frank hat eine späte Mittagspause im Auto gemacht, ich habe mich in der Zeit auf einen riesigen umgestürzten Baumstamm gesetzt und abwechselnd gelesen und die Aussicht genossen… man hört nichts, außer gelegentlich mal einem Vogel, ein paar Insekten und ganz selten ein Auto, das langsam vorbeifährt.
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Ich kann gut verstehen, dass viele Reiseberichteschreiber meinen, der hier übliche Nebel mache das Ganze sehr verwunschen und mystisch. Auf den hoffe ich insgeheim für morgen, und der Wetterbericht sieht gut aus.
Vom Ende der Waldstraße aus waren es nur ein paar Meilen bis nach Crescent City, unserem heutigen Übernachtungsort. Nachdem wir das Gepäck dort abestellt hatten, sind wir direkt weiter ans Meer. Erst haben wir Pelikane beim Fischen beobachtet, die mögen wir seit Florida sehr gerne. Sieht einfach lustig aus, wie sie sich ins Wasser stürzen oder sich mit beiden Füßen abstoßen, wenn sie wieder losfliegen wollen.
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Dann sind wir von Aussichtspunkt zu Aussichtspunkt die Küste entlanggefahren, haben die Sonne und die Wellen und die Seelöwen beobachtet und nebenbei überlegt, was wir abends essen möchten.
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Ich hatte bei Yelp ein Restaurant rausgesucht, dass sehr gut bewertet war, das sollte es werden. Leider war da der Ofen aus – im wahrsten Sinne des Wortes, er war kaputt und sie hatten heute nicht geöffnet. Na toll… hatte mich so auf den in einer Bewertung angepriesenen Salat gefreut… egal, kann man nicht ändern, suchen wir uns halt was anderes. Am Ende wurde es ein normaler Salat (ganz ok) und für Frank „Sliders“, drei verschiedene Mini-Burger (sehr gut, sagt er).
Tag zuende, Akku auch gleich, muss mich beeilen – die nächste Steckdose ist im Bad, so lang ist das Kabel nicht, dass ich dann hier gemütlich auf dem Bett weitertippen könnte 😉

Tag 14 – Crater Lake

Nach einer guten Stunde Anfahrt von Klamath Falls aus stand heute ein weiterer Nationalpark auf dem Programm: Crater Lake. Der Name sagts schon, es handelt sich um einen See in einem Krater. Oder etwas despektierlich ausgedrückt: um einen mit Schmelz- und Regenwasser vollgelaufenen kaputten Vulkan 🙂
Der See ist sehr tief, sehr sauber und klar und daher sehr blau. So ein Blau habe ich noch nicht gesehen, es ist schon fast unnatürlich. Schon der erste Aussichtspunkt ist echt beeindruckend:
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Von Klamath Falls aus kommt man am Südeingang des Parks an und fährt dann je nach Jahreszeit beliebig oder nur im Uhrzeigersinn um den See. Man fährt im Prinzip die meiste Zeit mehr oder weniger auf dem Kraterrand entlang und kann entweder gucken & fotografieren oder wandern, dann aber in der Regel auf der „Außenseite“.
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Wir sind von Aussichtspunkt zu Aussichtspunkt gefahren und haben den See bewundert. Zeit für eine Wanderung hatten wir nicht, denn für 13:30h hatten wir eine Bootstour gebucht, für die wir rechtzeitig am Parkplatz einchecken mussten. Außerdem ist hier die Wanderung quasi schon mit drin, denn vom Parkplatz aus muss man noch 1,1 Meile zum Bootsanleger laufen – klar, bergab, wir sind ja auf Höhe des Kraterrandes und der ist (noch) nicht ganz vollgelaufen. Auch wenn schon viel Wasser drin ist, man könnte 2 Jahre lang jeden Tag 1 Gallone für jeden Menschen auf der Erde rausnehmen… Also 220m Höhenunterschied, mit der freudigen Aussicht auf den Aufstieg nach der Tour. Immerhin steht alle paar Meter eine Bank 😉
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Bevor wir losgefahren sind, haben wir erstmal geluncht und dabei die Wagemutigen beobachtet, die von einem Felsen ins eiskalter Wasser gesprungen sind. Brrrrr… scheint aber beliebt zu sein. Außerdem mussten wir massiv die Chipmunks abwehren, die sogar versuchen, Rucksäcke aufzumachen (das allerdings bei Leuten neben uns, wir haben besser aufgepasst).
Die Tour war großartig, wenn auch die Rangerin, die zwischendurch Dinge erklärt hat, entweder den falschen Job oder einen schlechten Tag hatte. Sie wirkte weder besonders engagiert, noch besonders freundlich. Naja, die Aussicht war natürlich trotzdem grandios, auch wenn man das „kraterige“ von hier unten aus nicht so sehen kann wie von oben. Aber die Schichten aus Asche und verschiedenen Lava-Arten sind gut zu erkennen, abgerutschte Bergkuppen, ein Phantom-Schiff, eine Insel… dazu das aus der Nähe fast noch intensivere Blau…
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Nach 2h waren wir wieder am Anleger, wo wir uns erstmal ein bisschen in den Schatten gesetzt haben – das Boot hatte kein Dach, daher konnten wir ein bisschen Sonnenpause gebrauchen. Und eine kleine Stärkung in Form einer Banane, damit wir den Aufstieg schaffen. Der war dann gar nicht soooo schlimm, ging viel schneller als erwartet. Runter haben wir 20min gebraucht, rauf 35min inklusive einiger „ich muss hier mal unbedingt die Aussicht bewundern“-Stopps.
Den Rest des Kraters haben wir uns eher im Schnelldurchlauf angesehen, bzw. wir sind eben den Rand entlang gefahren und an so ziemlich jedem Aussichtspunkt ausgestiegen. Einige haben uns mehr beeindruckt (der mit dem Blick auf das Punice Castle, weil hier besonders viele und besonders bunte Lava-Schichten zu sehen waren), andere weniger.
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Insgesamt ist es ein toller Tag gewesen. Das ist ein Nationalpark, den wir immer wieder besuchen würden, wenn er auf dem Weg liegt – allerdings hatten wir hier nicht das Gefühl, dass wir unbedingt wiederkommen müssen, weil wir so viel nicht geschafft haben. Ja, wir sind nicht gewandert, aber wenn das eh auf der Außenseite ist, dann sieht es da nicht groß anders aus als in anderen Bergen. Und IM Krater gibt es nur eine Möglichkeit, zum Wasser zu kommen, und die kennen wir ja nun schon. Fazit: diesen Park kann man super in einem Tag erleben.
Anschließend mussten wir noch anderthalb Stunden bis Medford fahren, da übernachten wir heute. Kein bestimmter Grund, liegt einfach auf dem Weg zur Küste und da geht’s morgen wieder hin… Unterwegs haben wir nur kurz angehalten, um die Rogue River Gorge anzusehen – das frühere Flussbett wurde vom Vulkan, der heute der Crater Lake ist, sozusagen geflutet. Heute fließt der Fluss in einem zusammengebrochenen Lavatunnel, also so einem wie die, die wir gestern besichtigt hatten…
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Tag 13 – Wasserfall und Lavatunnel

Bevor wir mit dem eigentlichen Tagesprogramm anfangen konnten, mussten wir erstmal einige Einkäufe erledigen: Frühstückskram, Benzin, Kaffee (aus einem Drive-through), Eisenwarenladen (dazu später mehr). Nachdem das geschafft war, ging es los:
Ein paar Meilen außerhalb von Burney, wo wir übernachtet haben, liegt der McArthur Burney Falls Statepark. Der Park ist relativ klein, liegt an einem See, aber die Hauptattraktion sind die Wasserfälle. Aber erstmal gab’s am Picknicktisch in der Sonne ein schnelles Cornflakes-und-Zimtstange-und-Joghurt-Frühstück.
Angefangen haben wir am Overlook, ungefähr auf Augenhöhe mit den Wasserfällen. Ziemlich beeindruckend, schon von dort aus. Es gibt einmal die beiden Haupt-Fälle mit ca. 35m Höhe, aber daneben kommt auf einer Breite von bestimmt 90m überall Wasser aus dem Fels, weil hier zwei unterschiedlich durchlässige Felsschichten aufeinandertreffen und das Wasser dazwischen austritt. Überall sind Wasserschleier… toll.
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Danach ging es auf den ganze 1.2 Meilen langen Falls Trail. Wir sind bewusst „gegen den Strom“ gelaufen, also andersrum als vorgesehen. Nämlich erst oben zu den Wasserfällen, dann bergab zum Pool am Fuß der Fälle.
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So hatten wir dort nämlich schon etwas mehr Sonne… Und das war eine gute Entscheidung. So sieht’s von Nahem aus:
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Als es uns dort zu kühl wurde (der Wasserschleier unten ist zwar nicht sichtbar, aber spürbar), sind wir über die Serpentinen wieder nach oben gelaufen. Nach einem kleinen Abstecher zum See und den vielen Fröschen dort…
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… haben wir den Park in Richtung Norden verlassen. Leider haben wir unterwegs festgestellt, dass eine Straße auf unserer Karte in Wirklichkeit nicht existiert – oder zumindest nur als Waldweg. Doof. Kurzer Stopp am Straßenrand, um die Optionen zu prüfen:
a) weiterfahren und einen größeren Umweg in Kauf nehmen,
b) den Waldweg testen – das Navi sagt, das dauert 7h, aber das Navi hat in diesem Urlaub oft merkwürdige Rechenfehler
c) Lava Beds National Monument streichen und gleich zum nächsten Übernachtungsort fahren.
Nein, es ist nicht (b) geworden, wir haben kein ganz so geländegängiges Auto wie beim letzten Mal. Und hier wäre der rettende Ranger auch deutlich weiter weg gewesen. Also haben wir uns für (a) entschieden und haben einem größeren Bogen um Mount Shasta geschlagen…
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…haben die Grenze zwischen Kalifornien und Oregon gestreift (wortwörtlich, da ist eine Straße, die Stateline heißt – und genau auf der Grenze verläuft)… links Oregon, rechts Kalifornien, falls jemand das nicht erkennt 🙂
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…und sind schließlich gegen 14:30h im Lava Beds Monument angekommen. Schnell beim Ranger nachfragen, was man mit einem halben Tag hier unbedingt machen sollte, und dann los.
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Das Lava Beds National Monument besteht aus sehr viel Lava (sagt ja schon der Name), Teile davon oberirdisch sichtbar in Lavafeldern und -hügeln. Vor allem aber ist der Park unterirdisch erforschbar, es gibt 24 Höhlen, die zugänglich sind. Mit unterschiedlichem Schwierigkeitsgrad, wir haben uns natürlich nur auf die einfachen konzentriert. Passagen mit 30cm Höhe brauchten wir jetzt nicht unbedingt, auch nichts, das weitere Ausstattung erfordert – von Taschenlampen mal abgesehen, zusätzlich zu unserer kleinen haben wir im Visitor Center noch zwei ausgeliehen. Die Höhlen sind ähnlich wie die Subway Cave, die wir gestern besucht haben, durch flüssige Lava entstanden, die an der Oberfläche schneller abgekühlt und ausgehärtet ist als weiter unten – diese noch flüssige Lava ist dann rausgeflossen und die Tunnel blieben übrig.
Auf Empfehlung des Rangers sind wir zunächst zur Big Painted Cave und zur Symbol Bridge Cave gefahren, die beide kurz nacheinander an einem 2km-Trail liegen. Kam uns länger vor, aber hier ist es auch sehr warm. Die Höhlen sind jetzt nicht unbedingt soooo beeindruckend, mit 80 bzw. 45m sind sie nicht besonders tief und demnach auch nicht dunkel. Es sind beides Höhlen, die durch Einsturz der Tunneldecke sichtbar geworden sind, also liegt viel Lava-Geröll rum. Die indianischen Malereien sind ganz nett, aber mehr auch nicht.
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Als nächstes sind wir zur Sentinel Cave gefahren – hätten wir gleich machen sollen, die war echt beeindruckend. Sie hat zwei Eingänge und ist ca. 1000m lang, wenn ich das richtig verstanden habe. Ganz sind wir nicht durchgelaufen, weil wir die Taschenlampen rechtzeitig vor 17h zurückbringen mussten. Aber der Teil, den wir gesehen haben, ist super. Man steigt eine Treppe runter, mit jedem Schritt wird es kühler. Dann geht es auf dem Höhlenboden weiter, und sehr schnell sieht man absolut kein Tageslicht mehr. Es geht über sehr holprigen Boden, über Metallbrücken und Treppen rauf und runter. Der Tunnel ist weniger glatt als die Subway Cave, mal relativ schmal (2-3m oder so), dann wieder deutlich breiter.
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Sagte ich, dass das toll war? Kann man nur leider auf Fotos schlecht sehen, weil der Blitz auch alle Staubkörner freundlich ins Rampenlicht rückt… aber ohne Blitz hätten die Bilder so ausgesehen:
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Zeitdruck – ganz doof, deshalb machen wir ja auch keine Gruppenreisen, aber hier mussten wir nunmal die Taschenlampen zurückgeben. Daher haben wir die Sentinel Cave verlassen und sind zum Visitor Center zurückgefahren. Und gleich weiter zur Mudpot Cave, die einzige mit ebenem, betoniertem Weg und Beleuchtung und Erklärungstafeln. Das ist natürlich was ganz anderes, aber auch sehr interessant. Der Tunnel ist hier deutlich niedriger, man sieht sehr schön verschiedene Lavatunnel-Eigenschaften, z.B.

  • drei Zonen mit unterschiedlichen Tieren: Entry (am Höhleneingang) – Twighlight (Übergangszone) – Dark zone (ganz hinten, wo’s dunkel ist)
  • mehrere Ebenen, also mehrere Tunnel übereinander
  • verschiedene „Faltungen“ an den Seiten, wenn die halb abgekühlte Lava sich quasi zusammenrollt, wie eine schlecht angeklebte Tapete
  • Stalagtiten-ähnliche Lavatropfen an der Decke und runtergelaufene Lava, die an Schokoglasur auf dem Kuchen erinnert, an den Wänden. Das entsteht, wenn die Lava im Grunde schon abgeflossen ist und die halb-flüssigen Reste runtertropfen…

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Und noch eine Höhle haben wir angesehen, wir hatten ja noch unsere kleine Taschenlampe und außerdem zwei Handys. So ein iPhone ist ganz schön hell, wenn es drumherum ausreichend dunkel ist. Sogar heller als die Taschenlampe! Und so haben wir uns noch in die Skull Cave gewagt, die so heißt, weil hier früher mal zahlreiche Tierschädel gefunden wurden, vermutlich Teil von indianischen Riten. Es ist noch deutlich kälter als in den anderen Höhlen – das liegt daran, dass diese Höhle drei Ebenen hat (und damit deutlich tiefer ist als die anderen, in denen wir waren) und in der untersten Ebene permanent Eis auf dem Boden ist. Schon am Eingang ist die Höhle viel breiter und höher als die anderen, und auch im hinteren Bereich sie sehr geräumig.
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Das war’s mit den Höhlen, danach hatten wir keine Lust mehr und sind schnell die 40 Meilen nach
Klamath Falls gefahren. Frank ist kurz in den Pool gesprungen, ich habe die Wäsche in die Waschmaschine geworfen und habe dann die Straße vor dem Hotel überquert – wirklich und ganz ehrlich unbewusst habe ich nämlich ein Hotel direkt gegenüber von Michael’s gebucht. Jep, der Bastel-Deko-Back-Laden. Da habe ich ein bisschen geshoppt, jetzt müsste ich so langsam alles haben, was ich unbedingt brauche (und ja, ich weiß, das habe ich vor einigen Tagen schonmal geschrieben…). Schnelles Abendessen bei Applebee’s, nun sind wir im Hotel, die noch etwas feuchten T-Shirts hängen dekorativ auf allen Stühlen und ich bin mal wieder mit Blogschreiben beschäftigt. Urlaub halt 🙂
Ach ja, Frank hat dann noch ein bisschen in MacGuyver-Manier mit einem Messer am Kabel unserer Mehrfachsteckdose rumgschnitzt und einfach den heute Morgen gekauften Stecker angebracht – der ist jetzt fest verdrahtet und wir können ihn nicht mehr vergessen. Es sei denn, wir vergessen das ganze Ding mit allen Ladekabeln, und das fällt dann doch auf im Motelzimmer.
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Tag 12 – Wandertag

Der heutige Tag fing an auf der Veranda des Motels – in der Sonne, im Schatten war es noch zu kühl. Nur hier gab es nämlich WLAN, bis ins Zimmer reichte das nicht. Ich hatte alles vorbereitet und musste nur noch die Bilder in den Text einfügen, das geht offline nicht bzw nur mit beträchtlichem Extra-Aufwand.
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Anschließend gab es Frühstück, in der rustikalen Umgebung des Hotelrestaurants kann man ja eigentlich nichts anderes als sowas essen, oder?
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Außerdem war das eine gute Vorbereitung auf den Tag, denn wir hatten ja einiges vor. Im Lassen Volcanic gibt es nämlich ein spezielles Challenge-Angebot: wenn man 3, 5 oder 7 „Challenges“ erledigt, dann bekommt man vom Ranger ein Halstuch geschenkt. Das war nicht wirklich der einzige Anreiz, wir hätten die meisten Dinge natürlich auch so gemacht, aber mit Geschenk am Ende macht es noch mehr Spaß. Also los, Challenges erledigen:
Wanderung 1 – Mill Falls Trail – 6,28km in 2:02h inklusive Pausen und Fotostopps
Los geht’s direkt am Visitor Center, mal wieder zuerst bergab. Dann geht’s aber immer abwechselnd rauf und runter, das war ganz angenehm. Nur ein bisschen mehr Sauerstoff könnten sie den Touristen gönnen, man merkt (ich merke) die Höhe doch ganz schön, obwohl wir schon seit 9 Tagen immer wieder auf diesem Level unterwegs sind. Egal, müssen wir durch, viel trinken und häufige Pausen, dann passt das schon. Der Weg führt durch Wald und offenere Bereiche, die im Frühsommer toll mit Wildblumen bewachsen sind – dafür sind wir ein bisschen spät. Der Wasserfall war aber sehr nett anzusehen, wir hatten extra die Rangerin gefragt, ob denn auch Wasser da ist – sonst wären wir nämlich woanders gewandert, Auswahl gibt’s im Park genug.
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Nach einer kurzen Kaffee- und Toilettenpause im Visitorcenter ging es gleich weiter mit
Wanderung 2 – Bumpass Hell trail – 5,41km in 1:42h – inklusive Pausen und Fotostopps
Eine der beliebtesten Wanderungen, daher auch deutlich voller als die erste. Außerdem ist heute Labor Day, also eh schon ein Familienausflugstag. Aber es war erträglich, irgendwie hat es sich doch verlaufen. Im wahrsten Sinne des Wortes 😉
Diesmal ging es erst fast nur bergauf, aber moderat, dann ein kurzes Stück relativ steil bergab. Die Wanderung war schön, ganz andere Vegetation als vorhin (und obwohl es höher lag, ar der Sauerstoff nicht so ein Problem diesmal) und offenere Sicht auf die umliegenden Berge. Am Ende liegen diverse Mudpots, Fumerols und Steamvents. Kennt ihr nicht? Wir bis letztes Jahr auch nicht – das sind alles verschiedene Ausprägungen des vulkanischen Ursprungs des Parks. Relativ dicht unter der Erdoberfläche befindet sich heißes Magma und das heizt das Wasser auf – überall dampft und zischt es, und es riecht intensiv nach Schwefel. Die Farben sind total unwirklich, es sieht genauso aus wie im Yellowstone NP letztes Jahr. Nur kleiner halt, und da ist es meistens flacher rund um die Geysire & Co.
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Nun war erstmal Zeit für eine kleine Mittagspause. Dafür sind wir ein Stückchen weiter gefahren bis zum Summit Lake. Dort haben wir einen Picknicktisch besetzt und unsere Wraps mit Blick auf den grünen, ruhigen See genossen. Hier war auch nicht viel los, bzw. die Tische sind so weit auseinander, dass man sich kaum gegenseitig hören kann. Wir haben ganz in Ruhe gegessen, dann noch ein bisschen am See gesessen und gelesen bzw. geschlafen.
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Bevor es dann weiterging mit der Challenge, nämlich
Wanderlehrpfad („Interpretative Trail“) Devastated Area – 800m 🙂
Zu den Challenges gehören nicht nur Wanderungen, sondern die Ranger möchten auch, dass man etwas über den Park lernt. Daher sollte man auch einen oder mehrere der Wissensbausteine dabei haben, einen Ranger-Talk (passte zeitlich nicht, obwohl die immer super sind und wir das gerne machen) oder eben einen interpretative trail, also einen Weg mit Info-Tafeln und hier auch Audio-Stationen. Da haben wir uns angesehen, wie der Lassen Peak 1915 ausgebrochen ist und welche Auswirkungen das hatte. Ganz schön beeindruckend, wie vor allem die Lawine aus Schlamm, Asche und durch Lava-Hitze geschmolzenen Schnee die Umgebung verändert hat.
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Jetzt schnell noch zum Visitor Center und dem Ranger den ausgefüllten Zettel vorlegen. Wir durften uns dann ins Challenge-Buch eintragen und sogar das 2. Level angeben, weil – wir nämlich danach noch einen weiteren Punkt von der Liste erledigen würden. Natürlich haben wir auch unser Halstuch bekommen 🙂
Und hier kommt dann noch – wie dem Ranger versprochen –
Spaziergang am Manzanita Lake – 3,58km in 0:52h – keine Pause, nur Fotostopps
Hier kann man wirklich nicht von Wanderung sprechen, denn es geht nur entspannt am See entlang, immer eben und ohne große Anstrengung (Sauerstoff war auch genug da). Aber man hat einen tollen Blick auf den Lassen Peak, der sich im See spiegelt. Ein schöner Abschluss für den Lassen Volcanic NP…
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Unser heutiges Hotel ist nicht weit weg, nur 45min. Fahrt. Und die haben wir sogar noch unterbrochen, weil wir noch einen kleinen Programmpunkt auf der Liste hatten – die Subway Cave im kleinen Ort Old Station. Die ist entstanden, als große Lavaflüsse an der Oberfläche abgekühlt sind und unten drunter die noch heiße Lava weggeflossen ist. Dadurch sind große Tunnel entstanden, und einen davon kann man hier eben besichtigen.
Man steigt eine Treppe runter und fühlt sich wirklich wie in einem U-Bahn-Tunnel, nur deutlich kälter. Die Wände sind relativ glatt und ebenmäßig, der Boden ist nichts für FlipFlops. Und vor allem ist das da nichts für Leute, die Angst im Dunkeln haben. Also so richtig dunkel – man kann nur mit Taschenlampe rein, und sobald man um die erste Ecke biegt, ist es 100% stockdunkel. Wir haben’s ausprobiert und sie mal ausgeschaltet. Sollte einem das unbeabsichtigt passieren, ist es sicher kein Spaß, da an der Wand lang rauszukriechen… daher hatten wir Ersatzbatterien und das Handy mit Taschenlampen-App mit dabei.
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Wir sind nun im Shasta Pines Motel in Burney, und der Mann beim Checkin hatte doch tatsächlich einen Adapter „in die richtige Richtung“ – privat, nicht im Motel. Den hat er uns geliehen… so können wir erstmal die Kamera und den Laptop aufladen, morgen finden wir hoffentlich einen Laden, der solche Dinger verkauft.
Ach so, ihr seid jetzt übrigens wieder live dabei, ich habe meinen Rückstand aufgeholt…

Tag 11 – Meat-Lovers' Heaven

Wie in jedem Urlaub zuvor habe ich auch in den letzten beiden Hotels alle möglichen Flyer eingesammelt, die dort an der Rezeption bereitgestellt werden. Man weiß ja nie, was man da so Schönes findet, mindestens aber muss man einfach die Coupons mitnehmen, die für alles und jedes Rabatt versprechen. Heute hat das dazu geführt, dass wir unsere Pläne ein bisschen angepasst haben, sprich: wir haben noch was eingeschoben. In einer Festival- und Event-Broschüre war nämlich für dieses Wochenende das „Nugget Rib Cook-off“ angekündigt, also eine Rippchen-vom-Grill-Veranstaltung. Haben wir schon mehrfach in Deutschland im Fernsehen gesehen, z.B. bei Alan Richman von „Man versus food“, und auch hier lief das letzte Woche noch im Food Network.

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Da wir uns ja auch interkulturell bilden wollen und Rippchen und BBQ und solche Events eindeutig dazugehören, sind wir also nach einem kleinen Frühstück ein Stückchen in die falsche Richtung gefahren, vorbei an Reno nach Sparks. Und es war genauso wie wir uns das vorgestellt haben: Zahlreiche Rippchen-Meister, die offensichtlich von einer Veranstaltung zur nächsten touren und dort jeweils unzählige Preise gewinnen – ich werde bei Gelegenheit mal auf den Fotos nachsehen, ob die nicht vielleicht immer ALLE den ersten Platz in der Kategorie XY in einem bestimmten Jahr gemacht haben – oder ob das immer nur einer ist. Bin da nicht sicher… ist aber eigentlich auch egal.

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Die Veranstaltung erstreckt sich über eine längere Straße und zwei Plätze, überall riecht es verführerisch nach Rippchen und BBQ – um 10:30h morgens, wohlgemerkt. Trotzdem lecker. Wir sind erstmal überall vorbeigeschlendert und haben uns die Optionen angesehen. Dann ging’s irgendwann ans Probieren – alle Stände bieten verschiedene Portionsgrößen an, und dabei ist immer ein Sampler, der aus 3 Rippchen besteht. Also genau richtig, damit man verschiedene probieren kann.

Angefangen haben wir mit Butch’s BBQ, sehr lecker, vor allem die Apfel-BBQ-Soße. Aber das Fleisch hätte zarter vom Knochen fallen können, fanden wir.

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Dann haben wir bei „Just north of Memphis“ die Rippchen mit „dry rub“ getestet, also nur mit Gewürzen eingerieben und nicht mariniert. Phantastisch (um nicht wieder großartig zu sagen), sooooooo lecker. Würzig, saftig, leckere Soße dazu, ganz toll.

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Und schließlich haben wir im Vorbeilaufen bei zwei anderen Besuchern was gesehen, das uns direkt mal angelacht hat. Also im übertragenen Sinne natürlich. Ich habe sie gefragt, was das ist, und es war – ein Beef Rib. Ja, Kühe sind im Allgemeinen größer als Schweine, daher ist auch das „RippCHEN“ hier eher eine Rippe. Und das Fleisch, das da dranhängt, eher von der Größe eines Steaks für den größeren Appetit. Aber auch das war toll gewürzt, super saftig und fleischig und überhaupt toll. Etwas schwer zu essen, aber hier fällt man zumindest nicht komisch auf, wenn man BBQ-Soße am Kinn hat 🙂

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Die ganze Zeit über hat
auf einer der beiden Bühnen eine Band Country-Musik gespielt. Ist sonst nicht unsere Richtung, aber hier passt es hin und hat einfach genau die richtige Stimmung verbreitet. Während wir die ersten beiden Sampler noch im Stehen gegessen hatten, mussten wir uns für die Rippe hinsetzen – Plätze (vor allem im Schatten, wir hatten so um die 28 Grad) waren Mangelware, daher haben wir uns ein Fleckchen sauberen Boden gesucht und dort gesessen, Leute beobachtet und der Musik zugehört. An vielen Stellen saßen Familien oder jedenfalls größere Gruppen Menschen auf Campingstühlen oder Decken, hatten Getränke mitgebracht und holten sich immer wieder mal irgendwo ein paar Rippchen. Alles sehr entspannt und fröhlich…

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Natürlich gehört hier auch ein Wettbewerb dazu, und neben der Jury-Wertung gibt es immer auch einen „People’s choice“-Sieger. Wir haben mit abgestimmt, für Just north of Memphis. Mal sehen, wer gewinnt – das lesen wir dann bei Gelegenheit mal im Internet nach.

Wir waren wie gesagt schon sehr früh da, gegen Mittag wurde es deutlich voller (um nicht zu sagen voll), die Schlangen vor den Ständen wurden länger und wir waren so satt, dass uns das total egal war. Ging nichts mehr rein, obwohl wir gewollt hätten. Also sind wir aufgebrochen, es lagen 3 Stunden Fahrt vor uns zum Lassen Volcanic Nationalpark.

Die Fahrt selbst war eigentlich unspannend, da sie durch sehr „leeres“ Gebiet führt. Zwei Stunden lang nichts als Berge mit Sträuchern, Sand, mal ein paar Kühe, gelegentlich ein paar Häuser oder eine Tankstelle. Aber genau diese Landschaft finde ich sehr entspannend, da möchte immer ich fahren (Frank kann schlafen oder gucken oder was auch immer). Und wenn dann noch unverhofft dieses Häuschen auftaucht… gibt’s nicht nur einen extrem guten Kaffee, sondern auch einen Plausch mit dem netten Herrn über diese unsere Reise und seine Pläne für die nächste Europareise im Herbst.

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Unsere nächste Unterkunft ist die Mineral Lodge in Mineral, einer Ansiedlung (Dorf scheint mir zu viel) mit 123 Einwohnern. Koffer abstellen, dann ging’s direkt weiter in den Nationalpark, der nur 5 Meilen entfernt ist. Sehr praktisch also, wenn es schon 16:30h ist und man aber heute noch reinfahren möchte, weil der Nationalparkpass ab morgen nicht mehr gilt. Bei der Einfahrt haben wir dann auch prompt so einen Kassenzettel für die Windschutzscheibe bekommen, der für 7 Tage gültig ist – die 10$ hätten uns nicht umgebracht, aber gespart ist gespart.

Unser erster Eindruck vom Lassen Volcanic: Toll. Hohe Berge, Bäume, bunte Felsen, ein Vulkan, der noch 1914 ausgebrochen ist, Blubberlöcher und Dampf und Geysire so ähnlich wie im Yellowstone, viele Seen… das wird schön morgen. Für heute hatte ich uns neben den allgemeinen Fotostopps am Emerald Lake und am Lake Helen noch einen kleinen Spaziergang rausgesucht. Nach einem kurzen Anstieg ging es fast eben durch den Wald zum Cold Boiling Lake, einem See, in dem ständig Gasbläschen aufsteigen und der daher aussieht, als würde er kochen. Naja, oder als wäre er langsam auf dem Weg dahin, so richtig blubbern tut er nicht. Aber es ist sehr schön ruhig hier oben, als die anderen Touristen weg waren, hat man nur noch den Wind und ein paar Vögel und gelegentlich eine Libelle oder Fliege gehört.

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Ein schöner Anfang, für morgen stehen mehrere Wanderungen auf dem Plan. Mal sehen, wie viele wir schaffen.

Abendess
en gab’s in der Mineral Lodge (sonst ist hier auch einfach nichts), leckere Burger mit Cole Slaw. Für mich ohne Brötchen und aus Rind, für Frank mit Brötchen und Büffelfleisch. Nun sind wir im Zimmer und haben festgestellt, dass irgendwie ein Teil unseres Adapters weg ist. Der Teil, der dringend nötig ist, um unsere deutsche Mehrfachsteckdose an eine amerikanische Steckdose anzuschließen. Tja, nun müssen wir uns das schön einteilen – Laptop laden geht nicht, Handys können wir immerhin im Auto aufladen. Das löst dann zur Not auch das Problem eines leeren Kamera-Akkus, mal sehen, wie weit wir damit kommen, danach müssen wir halt mit dem Handy weiterfotografieren. Wie gesagt – Mineral, 123 Einwohner, da ist gerade kein Elektronik-Fachgeschäft in Reichweite… Nicht, dass wir nicht heute im Walmart einen Adapter in der Hand gehabt hätten und überlegt haben, ob wir den nicht kaufen sollen (der wäre dann fest an die Mehrfachsteckdose geschraubt worden)… wir sollten mehr auf solche Zeichen hören, schätze ich 🙂

Also schonmal die Vorwarnung: wenn hier in den nächsten Tagen nichts Neues im Blog erscheint, dann liegt es höchstwahrscheinlich am leeren Laptop-Akku…
(Hat sich zumindest für den nächsten Abend erledigt, da sie im nächsten Motel tatsächlich einen Adapter „in die richtige Richtung“ haben…)

Tag 10 – The Big Blue

Dieser Tag fing mit einem Open Air Frühstück direkt am Ufer des Lake Tahoe an. Dazu haben wir uns schnell (naja, wenn man von der Gruppe chinesischer Touristen absieht, die einen Großeinkauf beim 7Eleven gemacht haben und natürlich VOR mir an der Kasse standen) mit Milch und Kaffee eingedeckt, Cornflakes, Joghurt und Obst hatten wir noch im Vorrat. Damit haben wir dann hier gesessen und auf den unglaublich blauen See geschaut:

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Kalifornien ist unglaublich abwechslungsreich – man verbindet damit ja eher so typische Baywatch-Strände, dazu San Francisco und Los Angeles, vielleicht noch die Steilküste am Highway 1. Aber es gibt eben auch die tollen Berge, die Sequoias, die High Sierra über der Baumgrenze, hier am Lake Tahoe ist es jetzt sehr alpin. Inklusive der Hotelnamen (wir haben im Matterhorn Inn gewohnt, aber er trotz und nicht wegen des Namens) und des Skibetriebs im Winter. Man KANN natürlich auch im Hochsommer bei 28 Grad Skier und Snowboards bewerben:

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So richtig geplant hatten wir noch nicht, was wir machen wollten. Irgendwas mit Seeblick, ein bisschen wandern… und eventuell mit der Seilbahn auf den Berg für den „Seeblick von oben“. Nach einigen Schlenkern durch den Ort haben wir sie ge- und für zu teuer befunden – bei 41$ pro Person. Also haben wir lieber versucht, eine Stelle auf einem Berg zu finden, die man mit dem Auto anfahren kann. Schließlich sind wir auf einem Restaurant-Parkplatz gelandet und von dort quer durch den Wald bergauf gelaufen. Den ganzen See konnte man nicht sehen, aber es hat für’s Erste gereicht.

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Als Nächstes sind wir ein Stückchen das Ostufer hochgefahren – übrigens in Nevada, das erkennt man nicht nur an dem Schild „Nevada State Line“, sondern auch an den beiden großen Casinos, die direkt auf der State Line stehen. Ab hier ist nämlich Glücksspiel erlaubt. Egal, das stand nicht auf dem Programm, stattdessen ein Aussichtspunkt ohne Namen und wieder mit viiiiieeeeel blauem Wasser. Der Name „the Big Blue“ ist wirklich passend. Hätte ich das vorher gewusst, wäre der Reisetitel auch anders ausgefallen – dann wäre es „Big Sur, Big Trees, Big Blue“ geworden. Wer braucht schon Spaß im Urlaub 😉 Aber da Lake Tahoe in Franks Zuständigkeitsbereich fiel, habe ich das erst gestern erfahren, und so hat es der Spitzname „nur“ zum Tagestitel gebracht.

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Nächster Programmpunkt: Labor Day Weekend-Stau. Das ist eins der typisch amerikanischen Kurzurlaubs-Wochenenden, und Lake Tahoe ist sehr beliebt. Merkt man sofort, alles ist voll und alle wollen die gleichen Sachen machen, nämlich zum Beispiel am Westufer hochfahren, an der Emerald Bay vom Aussichtspunkt runtergucken und zu den Cascade Falls wandern. Wir auch, zum Glück hat sich der Stau dann magischerweise auf einmal aufgelöst (keine Ahnug, wo die auf einmal alle hin verschwunden sind?).
Nach mehreren Runden auf dem Parkplatz haben wir endlich Glück gehabt und die Emerald Bay von oben fotografieren können:

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Nach unten kommt man nur mit Statepark-Eintritt, auch da ist es ungeheuer voll und man läuft wohl eher im Gänsemarsch durch die Landschaft. Darauf hatten wir keine Lust und haben stattdessen unser Lunch-Picknick in den Rucksack gepackt, ein paar Flaschen Limeade (Limetten-Saft mit Wasser verdünnt, unser Standardgetränk) dazu und dann ab auf den Trail. Da wir unser Auto auf dem Parkplatz an der Straße geparkt hatten, mussten wir erstmal den Hügel rauf über den Campingplatz, am oberen Ende beginnt dann der eigentliche Trail. Und führt nach den ersten 200m kontinuierlich bergab. Ich bin ja eigentlich mehr für „andersrum“ zu haben, erst bergauf und auf dem Rückweg entspannt bergab, aber das kommt irgendwie kaum vor in unseren Urlauben. Jedenfalls habe ich mich schonmal auf einen anstrengenden Rückweg eingestellt…

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Am Ende des Trails angekommen die nicht ganz unerwartete Enttäuschung: Kaum Wasser, demnach auch kaum Wasserfall. Man kann aber gut sehen, wie das hier wohl im Frühjahr ist – die vom Wasser ausgewaschene Schneise ist ziemlich breit, und auch der Name „Cascade Falls“ ist nicht umsonst gewählt – die zahlreichen Stufen müssen mit viel Wasser toll aussehen und sich toll anhören. Heute konnten wir dafür überall trockenen Fußes rumlaufen und uns mitten auf die Cascades setzen, um unser Picknick zu essen. Hat doch auch was, mit dem Cascade Lake vorne und dem Lake Tahoe dahinter.

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Der Rückweg war dann doch weniger anstrengend als befürchtet, nach ungefähr 2 Stunden waren wir wieder zurück am Auto. Weiter ging’s gen Norden, mit einigen Fotostopps an der anderen Seite der Emerald Bay und am West Coast Café, das aber keinen Platz für uns hatte. Stattdessen haben wir uns dann halt ein bisschen auf das Sofa am Strand gesetzt und den „Park-Service für Boote“ beobachtet, den es hier gibt. Der Steg ist anscheinend zu kurz für alle Gäste, die per Boot ankommen… also werden die weiter draußen geparkt.

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Am Nordende des Sees haben wir uns kurz den Damm in Tahoe City angesehen, war allerdings wenig spektakulär, weil dort a) gerade Reparaturarbeiten laufen und b) jahreszeitbedingt keine Fische da waren, die sonst hier gut zu beobachten sein sollen. Der Ort selbst sah beim Durchfahren sehr nett aus, viele Geschäfte und Cafés und Restaurants, aber wir hatten weder Hunger noch Lust noch Zeit, daher muss für dieses Mal der Blick aus dem Autofenster reichen.

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Hunger hatten wir nicht, dafür Kaffeedurst – in einer tollen Bäckerei habe ich den absolut schlechtesten Kaffee gekauft, den ich seit langem getrunken habe – bzw. nicht getrunken, denn selbst mit Zugabe weiterer Milch war der Latte ganz ganz ekelig. Schade um die knapp 8$, aber echt nicht genießbar.
Die restliche Fahrt hat uns dann über die Berge und über Reno nach Verdi geführt. Kennt ihr bestimmt nicht, besteht auch im Wesentlichen aus dem Boomtown-Casino, in dem wir gewohnt haben, einem Outfitter-Laden und einer Tankstelle. Unser Fazit: Zimmer super, Restaurant halb leer und trotzdem 1,5h Wartezeit, Tankstelle hat nix, was uns zusagt, Reno ist nicht weit weg. Also ab ins Auto und ein paar Ausfahrten zurück, dort haben wir dann einen Chili’s gefunden und einen tollen Burger bzw. einen tollen Salat gegessen. Und noch toller als das Essen selbst: Die haben nicht nur einfach ein glutenfreies Menü, wie viele andere Restaurantketten, sondern so ein Tablet-Dings, auf dem man die Optionen für alle möglichen Allergien nachschlagen kann. Und Getränke oder Essen bestellen. Oder den Kellner zum Nachfüllen rufen. Oder die gesamte Speisekarte mit Fotos und teilweise Videos angucken – macht sich besonders gut bei dem Schokoladenkuchen mit flüssigem Kern… 🙂
Das war’s für heute, morgen geht’s noch weiter nach Norden, dann auch wieder zurück nach Kalifornien. Der nächste Staat wird dann Oregon sein, aber dazwischen liegt noch der Lassen Volcanic Nationalpark.

Tag 9 – Tufas, Krater und Geisterstadt

Schon gestern Abend haben wir uns auf’s Frühstück gefreut – schließlich gehört zu unserem Hotel ein Café mit „Espresso-Drinks“, so nennen sie hier alles, was nicht normaler amerikanischer Filterkaffee ist. Also konnten wir mit leckerem, mit Liebe zubereitetem Kaffee und einem Gebäckteilchen im Garten sitzen und die Leute beobachten, die so vorbeikommen. Unter anderem waren da die Frau mit dem Kleinkind auf dem Bobbycar, MIT Becherhalter, früh übt sich… und dann das Mädel mit der Pelzmütze mit Waschbären(?)schwanz. Bei 25 Grad…

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Wir hätten da ewig sitzen können, aber es gab ja noch ein bisschen was anderes zu sehen. Um kurz vor 10 waren wir wieder an den South Tufas, die wir ja gestern schon im Sonnenuntergangslicht besucht hatten. Heute stand ein „Ranger-Talk“ auf dem Programm, wenn auch ohne Ranger, dafür mit zwei Freiwilligen. Das ist hier ja viel üblicher als bei uns, dass Leute das in ihrer Freizeit machen. Sharon und Stan, beide Mitte/Ende 60, würden wir sagen, haben uns etwas über eine Stunde rumgeführt und viel erzählt

  • zur Entstehung der Tufas – die entstehen nur unter Wasser, wenn das hochsprudelnde Quellwasser mit irgendwas im See-Wasser reagiert. Chemie war noch nie so richtig meins, daher habe ich mir die Details nicht gemerkt. Ist aber im Prinzip das Gleiche wie bei Tropfsteinhöhlen, nur eben unter Wasser
  • zum See selbst – bemerkenswert: er sieht gar nicht sooo groß aus, ist aber doppelt so groß wie San Francisco
  • zu den Besonderheiten des Wassers – das fühlt sich irgendwie seifig an, liegt am Alkali-Grad, und ist außerdem sehr salzig, weil es keinen Abfluss aus dem See gibt und alles Salz demnach drin bleibt, wenn das Wasser verdunstet
  • zur Fauna und Flora, vor allem die vielen Fliegen sind bemerkenswert, weil sie zu Trillionen dort leben und das Ufer braun ist von ihren Puppen-Hüllen. Und Shrimps gibt es, aber so mini-winzige, die nur für die dort rastenden Zugvögel interessant sind

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Nach der Führung sind wir weitergefahren zu den Sand Tufas, nur ein paar Meter weiter, aber ganz anders. Keine Ahnung, wie die entstehen, normalerweise werden Touristen da auch nicht hingeschickt – aber Sharon hat uns für verantwortungsbewusst genug befunden (ok, und wir hätten eh gewusst, wo sie sind, Internet sei Dank). Die Sand Tufas sind kleiner als die im Wasser und viel filigraner. Unglaublich, dass sowas einfach so entsteht. Sie sind sehr zerbrechlich, ist schon richtig, dass hier keine größeren Menschenmengen rumtrampeln. Dann wäre es schnell vorbei mit den Tufas.

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Nachdem wir uns hier ausreichend umgesehen hatten und uns die winzigen Fliegen genervt haben, sind wir wieder nur ein paar Meter weitergefahren und dann auf einen Vulkankegel gestiegen. Direkt am Mono Lake sind mehrere, ganz unterschiedlich alt. Übrigens interessant: Der Mono Lake ist der älteste See und die Vulkane sind die jüngste Bergkette der USA.Wir sind also auf den Panem Volcano gestiegen, der sieht zugegebenermaßen auf Luftbildern deutlich imposanter aus, weil man die Kreisform und die beiden Kreise am Boden nicht wirklich erkennen kann. Aber trotzdem ist es schön, besonders beeindruckt hat mich der Obsidian, die schwarzen glänzenden Stücke Ex-Lava, die schneller erkaltet sind und daher weniger kristalline Struktur haben.

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Nun stand erstmal eine Mittagspause an. Und weil es morgens so schön war, sind wir nochmal in unser Hotel zurückgefahren und haben dort Kaffee und weiteres hausgemachtes Gebäck genossen. Die Cookies sind echt großartig (da ist das Wort wieder) und die Scones mit Kirschen ebenfalls. Glutenfrei, klar.

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Eigentlich wollten wir gar nicht weg, so schön und entspannt war es da, aber es stand noch eins meiner Highlights auf dem Programm. Eine gute halbe Stunde nördlich von Lee Vining liegt Bodie, eine Geisterstadt, die um 1880 mal eine boomende Minenstadt war. Ich hab’s ja schon geschrieben, ich mag diese ganzen Pionier- und Siedlergeschichten, daher wollte ich hier unbedingt hin. Frank ist da etwas weniger enthusiastisch, aber er hat es tapfer ertragen, dass ich wirklich fast jedes Haus ansehen wollte. Die meisten Häuser sind nur von außen zu besichtigen, auch die Mine und die „Stamp Mill“ (in der früher das geförderte Gestein zertrümmert wurde, um das Gold auszuwaschen) ist wegen Einsturzgefahr gesperrt. Durch Zufall haben wir auch noch den Ranger Talk mitbekommen, wir waren zum Glück gerade an der richtigen Ecke der Stadt und haben viel zur Geschichte der Stadt und ihres Verfalls gehört. Unter anderem ist hängengeblieben: „North part of Bodie – bad. South part of Bodie – good“. Im Norden waren nämlich a) die Bordelle und Saloons und b) die eigene kleine Stadt der Chinesen inklusive Opiumhöhlen. Damit wollten die rechtschaffenen Bürger von Bodie-Süd nichts zu tun haben! Frank hat übrigens zwischendurch festgestellt, dass die Shelltankstelle vom letzten Foto tatsächlich in seinem Navi verzeichnet ist. Hoffentlich verlässt sich da niemand drauf 😉

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Nach zwei Stunden und unzähligen Fotos haben wir uns auf den Weg zum nächsten Nachtquartier gemacht. Es ging erstmal abwärts, wieder unter die Baumgrenze zurück, dann weiter nach Norden zum Lake Tahoe. Die Fahrt war unspektakulär bis auf den Einkauf bei Walmart (reichlich Tortenwerkzeuge für mich und eine zusätzliche Speicherkarte für uns, irgendwie fotografieren wir zu viel). Und als wir da rauskamen, gab’s noch einen grandiosen Sonnenuntergang – sowas hatten wir im ersten USA-Urlaub auch schonmal, ebenfalls nach dem Einkaufen. Fast alle, die aus dem Laden kamen, haben erstmal ihr Handy gezückt und Fotos gemacht…

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