Wie gesagt – kein Sonnenaufgang aus dem Bett, sondern stattdessen der Blick auf Büsche, graue Wolken und in die Jahre gekommene Möbel. Passt ja. Dazu ist es fast schon kalt, wir starten bei 23 Grad. Aber wir lassen uns nicht entmutigen und fahren einfach mal los.
Erstmal geht es rechts auf die Straße und wir fangen an, die kleinen Abstecher zum Fluss abzuklappern. Nicht sehr ergiebig, wir sehen – nichts. Büsche, Bäume, ein trockenes Flussbett, vielleicht ist auch noch ein Impala irgendwo gewesen, aber nichts wirklich Spannendes.
Zurück an der Hauptstraße sehen wir links ein Auto stehen. Das ist immer ein gutes Zeichen, also fahren wir die 100m zurück und gucken nach, was es da gibt. Volltreffer, kein Impala!


Erstmal sehen wir das direkt neben unserem Auto:




Was machen die denn da? Schnüffeln, immer wieder in das Abflussrohr unter der Straße schauen – und dann:




Wenn Papa Hyäne gähnt, sieht das ganz schön gefährlich aus, aber beide Eltern gehen sehr liebevoll mit dem Winzling um, der umhertappst und auf Mama & Papa rumklettert…




Wir schauen ihnen einen ganze Weile zu und fahren schließlich weiter, ein paar Loops gibt es noch – aber auch hier finden wir eher nicht so spannende Tiere. Macht aber nichts, ein Hyänenbaby hält ja eine Weile vor. Wir folgen einfach mal einer Route aus unserer Kruger-Broschüre, die wir noch vom letzten Mal haben – mit Tipps eines Fotografen, welche Touren vor- und nachmittags gut sind. Also: die hellgrüne soll’s sein.
Erstmal finden wir die üblichen Verdächtigen: Ein Zebra, das die Haare besonders schön hat, ein Elefant mal wieder ganz nah, und eine Giraffe. Ist uns noch nie aufgefallen, aber bei Giraffen kann man hervorragend sehen, wie das wiederzukäuende Futter vom Magen den langen Hals hoch transportiert wird… wie Schlucken rückwärts in Zeitlupe.





Ab und zu trifft man hier tatsächlich mal ein anderes Auto, und ein Fahrer gibt uns den Tipp, dass an einem der Nshawu-Wasserlöcher sechs Löwen mit einem Büffel oder Gnu-Kill liegen und fressen. Da wollten wir eh hin, und zum Glück sind Löwen ja relativ stationär, wenn sie gerade gefressen haben.
Und tatsächlich: Löwen. Ein Stück von der Straße entfernt („Parkplatz“ würde so offiziell klingen, halt die Stelle, an der an anhält) können wir die Beute erkennen und zwei oder drei Löwen liegen daneben.




Das Wasserloch liegt in einer riesigen Ebene und wir könnne in alle Richtungen gut sehen.
Je länger wir durch Kamera (voller Zoom) und Fernglas die Gegend absuchen, desto mehr Löwen finden wir. Am Ende waren es 7 oder 8, die in der näheren Umgebung herumlungern und immer mal wieder auch in Richtung Frühstück marschieren und sich bedienen.




Eine Gruppe Löwinnen (Jungs können wir nicht ausmachen) liegt etwas abseits und beobachtet die Gnus, die in der Nähe stehen. Ob die wirklich noch Hunger haben? Einen halbherzigen Angriff starten sie, aber so richtig ernst sieht es nicht aus.



Im Gegenzug gehen dann tatsächlich ein paar Büffel auf die Löwen los und jagen sie ein Stück durchs Gras – aber auch das dauert nur ganz kurz.


Trotzdem sind alle anderen Tiere in der Nähe in Alarmbereitschaft. Die Giraffe hat den Überblick, und ein Schakal steht hoffnungsvoll in der Nähe, traut sich aber verständlicherweise nicht an den Kill und wird wohl erstmal leer ausgehen.


Damit sind wir jetzt für „vor dem Frühstück“ erstmal zufrieden und fahren in Richtung Mopani-Camp zurück. Schließlich müssen wir ja gegen 8 Uhr noch unser Reservierungschaos klären… und das klappt tatsächlich. Sie kann uns schon berichten, dass ihr Chef noch am Vorabend die Buchung splitten konnte (vorher waren die 5 Nächte unter einer Reservierungsnummer), und nun kann sie die beiden Nächte in 2020 auch ins richtige Camp und die richtige Kategorie umbuchen. Wir vermuten fast, dass man das jetzt sogar stornieren kann und das Geld zurückbekommt, aber das probieren wir lieber erst aus, wenn wir wieder zuhause sind. Ist ja auch egal, zur Not fahren wir halt nochmal hin 🙂
Nachdem das erledigt ist, gibt es erstmal Frühstück im Restaurant mit Blick auf den Sunset Dam. Das Angebot ist im normalen Rahmen, bei mir heißt das ja in Ermangelung von glutenfreiem Brot in der Regel irgendeine Eierspeise, so auch hier. Der Kaffee ist nicht überragend, aber ok, und so sind wir durchaus zufrieden mit dem Tagesstart. So langsam freunden wir uns mit dem Camp an, sprich überwinden den Kulturschock. Da sind einfach ein paar Dinge zusammengekommen (Reservierungschaos, Unterschied zum Outpost, lange Fahrt, der Geruch in der Hütte), die Mopani nicht unbedingt zu unserem Lieblingscamp machen. Einiges davon ist natürlich völlig unabhängig vom Camp selbst, aber trotzdem würden wir nächstes Mal wohl woanders übernachten.
Nach dem Frühstück machen wir erstmal eine Vormittagspause, Frank schläft eine Runde und ich teste nochmal den Laptop – und tatsächlich geht er wieder an. Was auch immer das Problem war, vielleicht ist der Strom hier besser? Ich lasse mich also mit einem weiteren Kaffee aus der Areopress auf der Terrasse nieder, sortiere Fotos für den Blog und fange an, was zu schreiben.
Unterbrochen werde ich gelegentlich durch Tierbesuch, erst kommt ein neugieriger African Grey Hornbill (Grautoko) vorbei und beobachtet, was ich so mache:


Dann zur Abwechslung etwas Farbe – ein Weber, der sich allerdings nicht lange aufhält:

Und schließlich tauchen zwei riesige Reptilien auf, keine Ahnung, wie die auf deutsch heißen, es sind Giant Plated Lizards. Die beiden sind mindestens einen halben Meter lang, eher mehr, und erkunden den Felsen direkt neben unserer Terrasse. Sie sind etwas scheu, lassen sich aber doch gut beobachten und fotografieren. Auch der Rainbow Lizard, der sich etwas abseits hält, macht fotogene Posen:



Als Frank wieder wach ist, machen wir einen kleinen Spaziergang zum Shop und holen uns ein Eis – leider IMMER noch kein Magnum Macadamia Salted Caramel, das habe ich am ersten Tag in Johannesburg gesehen und suche es seitdem in jedem Shop und jeder Tankstelle, ohne Erfolg. Hätte ich es mal sofort gegessen. Und warum haben die hier eigentlich immer so tolle Sorten, die es bei uns nicht gibt??
Mit dem Eis laufen wir den kurzen Trail im Camp ab, der direkt am Zaun am Dam entlang führt.


Es ist Mittag und dementsprechend nicht besonders belebt (also Tiere, Menschen sind eh wenige da), aber immerhin sehen wir u.a. den ersten Marabu des Jahres aus der Nähe. Ja, der hat seinen Platz in den Ugly Five echt verdient…

Ein paar weitere Vögelchen sind natürlich auch unterwegs, Frank findet die ja nicht sehr spannend, muss aber aushalten, dass ich sie fotografieren möchte. Soooo schlimm ist es aber auch immer noch nicht, weiterhin interessieren mich kleine braune Vögel überhaupt nicht. Nur bunte und/oder große.



Die Sonne kommt raus und es wird doch ganz schön warm. Also holen wir schnell noch eine Schokolade und bringen sie der netten Rezeptionslady vorbei als Dankeschön, und dann machen wir uns auf den Weg zum nächsten Game Drive.
Diesmal wählen wir den braunen Loop aus dem Buch, also aus dem Camp raus rechts und dann wieder rechts auf die S142. Schon vor dem ersten Hide halten wir für ein kurzes Büffelfoto – und da ich ja auch gerne Verkehrsschilder fotografiere, habe ich hier gleich doppelten Erfolg (gut, normalerweise geht es um außergewöhnliche Schilder, aber hier weiß man jedenfalls gleich, warum man nicht reinfahren sollte).

Am Shipandani Hide ein paar Meter weiter steigen wir aus. Hier gefällt es uns gut – ein netter kleiner Hide mit schönem Blick, im Dam ist tatsächlich Wasser und Tiere, es geht ein leichter Wind… perfekt. Also bleiben wir eine Weile hier und beobachten eine Hippo-Mama mit Nachwuchs.



Das Baby versucht, auf den Rücken der Mutter zu klettern – gar nicht so einfach, wenn der Rücken sehr breit, sehr rund und sehr rutschig ist und die eigenen Beine eher kurz und stummelig. Sehr niedlich…


Auch seine Versuche, das gefährlich aussehende Gähnen der Mutter zu imitieren, wirken eher süß als bedrohlich:


Neben den Hippos kommen auch die Büffel ins Blickfeld – sie scheinen zu überlegen, ob es eine gute Idee ist, hier zu trinken, trauen sich aber schließlich doch. Das Hippo rührt sich nicht, allerdings kommen zwei Krokodile zügig näher. Die sind aber wohl noch etwas zu klein, um ersthaft gefährlich für einen ausgewachsenen Büffel zu sein, und die kleineren werden sorgfältig in die Mitte genommen.




Kurz tauchen drei weitere deutsche Touristen auf, die wir im Verlauf des Urlaubs noch diverse Male treffen werden. Eine ältere Dame mit ihrer Tochter und Schwiegersohn (oder andersrum), aber besonders ausdauernd sind sie nicht. Aber ganz nett, also zeigen wir ihnen das Hippobaby (nicht dass das so besonders schwierig gewesen wäre, es zu finden, aber irgendwie haben sie’s nicht gesehen).
Wir bleiben noch ein bisschen und gucken dem Baby-Hippo zu, wie es endlich auf dem Mamarücken ausruht:

Weiter geht’s zum Pioneer Dam (den wir nicht so spannend finden, ist aber auch gerade eine sehr ungünstige Zeit, volle Mittagssonne und kein Wind, also bleiben wir nur sehr kurz) und weiter die Straße lang. Irgendwie springt da der Funke nicht über, also drehen wir irgendwann um und fahren zurück.
Da wir nicht weit weg sind, schauen wir nochmal an der Nshawu-Pan vorbei, ob die Löwen noch da sind. Schon von weitem können wir sehen, wo wir hin müssen:


Die Geier bedienen sich am Löwenkill, die Löwen sind aktuell sehr entspannt und liegen in einiger Entfernung vom Kill im Gras herum oder stehen zwischen den Geiern.



Es sind neben den Geiern viele andere Tiere unterwegs, in quasi jeder Richtung steht irgendwer rum:


Wie an den meisten Wasserlöchern, die wir im Kruger sehen, gibt es hier ein hohes Wasserbecken aus Beton für die Elefanten – das wird auch hier gerade von einer Elefantenfamilie belagert.

Blöd halt, wenn man zu klein ist, um ans Wasser zu kommen. Einige schaffen es noch mit einer „Stufe“, die anderen müssen zum Kindertisch, sprich ans flache Becken für die übrigen Tiere:





Und da die beiden Jungs noch so klein sind, lassen sie sich von einer Truppe Büffel von dort wieder vertreiben – bei erwachsenen Elefanten traut sich das kein Tier, die sind die absoluten Bestimmer am Wasserloch.

Währenddessen steht die gesamte Impala-Truppe stocksteif da und wir hören das erste Mal, wie sich ihre Warngeräusche anhören. Unmissverständlich, auch ohne die Körpersprache.


Noch ein Nebenschauplatz, sozusagen: Als wir hier ans Wasserloch gekommen sind, stand da schon ein Auto, das uns bekannt vorkam. Uns? Naja, Frank. Ich merke mir ja eher Gesichter, Frank weiß, welchen Autotyp wir schon gesehen haben. Und so können wir gleich neben sie rollen und begrüßen, denn es sind Moni und Kai aus Mapungubwe, denen wir den Zettel zu den 4×4-Strecken geschrieben hatten. So klein ist Afrika… Wir unterhalten uns ein bisschen durchs Fenster, während wir die Tiere beobachten. Leider haben sie schon fürs Abendessen eingekauft (und wir nicht), so dass wir nicht zusammen essen können. Wir verabschieden uns daher mit den Worten „vielleicht sehen wir uns ja morgen nochmal bei einem Wasserloch“.
Pünktlich zum Toresschluss um 18:30h fahren wir ins Camp ein, und nachdem wir die Getränke im Kühlschrank verstaut und eine Portion Doom (Insektenspray) im Schlafzimmer verteilt haben, machen wir uns zu Fuß auf den Weg ins Restaurant. Wir sehen das Auto von Moni und Kai, und als wir fast vorbei sind, kommt sie auf die Straße gelaufen – mit einem Zettel in der Hand. sie wollte uns gerade schreiben, ob wir nach dem Essen noch auf einen Amarula vorbeikommen möchten. Das mit dem Zettel hatte ja schonmal geklappt, aber so ist es natürlich noch einfacher.
Also haben wir noch eine Verabredung für „nach dem Essen“. Selbiges ist wie gestern – das Restaurant ist allerdings ruhiger als gestern, und da es bewölkt ist, kann man deutlich entspannter auf den Dam sehen. Wir essen lecker (ich wieder ein Steak, in Ermangelung anderer Optionen) und Frank einen Burger, der ebenfalls gut ist.
Wir haben vorher noch schnell zwei Tüten Chips geholt, damit wir nicht mit leeren Händen beim Amarula-Date aufschlagen, und machen einen kurzen Umweg über unsere Hütte und holen uns Hosenbeine und einen Pullover, es ist doch schon einigermaßen frisch.
Der Abend wird noch richtig nett, wir trinken Amarula und essen Chips, tauschen Reisegeschichten aus und unterhalten uns einfach nett. Sogar eine Sichtung haben wir noch, eine Ginsterkatze schleicht sich auf die Terrasse und ist offensichtlich Touristen gewöhnt, sie lässt sich jedenfalls entspannt fotografieren.

Und als letzte Amtshandlung am Abend räumen wir dann mal die Reste unseres Kühlschrankinhalts wieder ein – das Umstellen des Kühlschranks hat nicht gereicht, Mr. Honigdachs war nicht nur schlau, sondern auch stark, denn er hat ihn zurückgedreht und ausgeräumt. Wirklich viel hat er nicht gefunden, aber zwei Traubensaftpäckchen, eine Dose Tonic und das Marmeladenglas sind leer. Dankeschön! Und beim nächsten Mal drehen wir ihn dann wohl mal um 90 Grad und schieben ihn bis hinten hin, in der Hoffnung, dass das hilft…
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