Man freut sich ja manchmal über die komischsten Dinge – heute zum Beispiel haben wir uns nach dem Frühstück gefreut über die Wolken. Sobald die Sonne weg ist, sind die Temperaturen gefühlt gleich nur noch halb so hoch. Das (etwas objektivere) Thermometer sagte 26 Grad, also haben wir uns getraut – wir sind zum Delicate Arch gelaufen. Das ist der, von dem ich gestern noch geschrieben habe, dass ich ihn nicht sehen werde in diesem Urlaub.
Auf dem Weg zum Arches haben wir den üblichen Stopp im Supermarkt eingelegt und uns etwas für das Mittagessen gekauft. Danach sind wir einem Tipp aus einem Forum oder vielleicht auch von Tripadvisor gefolgt und sind beim kleinen Espresso Drive Through vorbeigefahren. Die haben wirklich phantastischen Kaffee – nicht unsere letzter Besuch hier, da bin ich sicher.
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Am Parkplatz vor dem Delicate Arch war schon Betrieb, es sind wohl noch ein paar Leute auf die Idee gekommen, dass man das heute machen könnte. Es wurde aber später noch viel voller – keine Ahnung, was die Menschen treibt, in der Mittagshitze die Wanderung zu beginnen? Naja, soll mir ja egal sein… Also, Rucksack gepackt mit Getränken – ich kenne meinen Bedarf, ich hatte 3,5 Liter für mich dabei, Frank hat seine Ration selbst getragen. Dazu die üblichen gesalzenen Nüsse und eine Tupperdose mit Weintrauben.
Los gehts – der Weg fängt harmlos an, ein paar hundert Meter eben. Dann einen Hügel noch und wieder runter. Die meiste Zeit mit vollem Blick auf den Berg, den man in Kürze bewältigen muss. Steil bergauf, schnurgeradeaus, kein Schatten, kein nix. Die Wolken waren auch irgendwie gerade woanders… aber am Ende haben wir es natürlich geschafft. Langsam, Pausen machen, viel trinken, einmal habe ich mich ein paar Minuten den Schatten unter einem kleinen Baum mit zwei anderen Wandererinnen (Wanderinnen? wie heißt das bitteschön? glaube nicht, dass ich das Wort schonmal gebraucht habe) geteilt.

Am Ende des Berges geht es um die Ecke, und gleich weiter. Jetzt aber wenigstens abwechslungsreicher und nicht mehr so steil, so dass dieser Teil viel angenehmer zu laufen ist. Man überholt immer wieder die gleichen Leute, weil jeder in ungefähr den gleichen Abständen Pause macht, haben wir festgestellt.
So, nun aber zum Highlight: Am Ende des Trails läuft man nach ungefähr einer Stunde auf einem schmalen Weg an einem Felsen entlang, dann biegt man um die letzte Ecke und da isser:
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Man bekommt es kaum hin, mal ein Foto ohne Menschen drauf zu machen – ich hab’s versucht, aber erfolglos. Die Leute stehen Schlange, um sich nacheinander unter dem Arch fotografieren zu lassen. Wäre ja eigentlich im Interesse aller, wenn mal 5 Minuten keiner da stehen würde und alle ein schönes „nur-der-Arch“-Foto machen könnten. Aber nö, diesmal nicht. Stattdessen habe ich tatsächlich einen der ganz wenigen Schattenplätze ergattert und mir den Arch ein bisschen schräg von der Seite angesehen. Und fotografiert. Und Leute beobachtet. Ein Chipmunk trieb sich da auch noch rum und entspannte ebenfalls im Schatten…

Nach ungefähr einer Stunde haben wir uns auf den Rückweg gemacht, aber noch einen kleinen Zwischenstopp an einem Felsloch gemacht, durch das man einen tollen Blick auf den Arch hat. Man kommt auf dem Hinweg (zwangsläufig, ist der gleiche Weg) schon dran vorbei, aber da hat fast niemand Lust, noch irgendwo hochzuklettern. Jetzt gehts – und es lohnt sich.
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Der weitere Rückweg ist eher entspannt, nur die letzten Meter fand ich extrem anstrengend – zurück am Auto gab’s dann erstmal eine Dusche aus der Wasserflasche und die Klimaanlage war unser bester Freund. Bei inzwischen 34 Grad brauchte sie einen Moment, erst nach einer halben Stunde oder so habe ich mich wieder einigermaßen „normal temperiert“ gefühlt. Da standen wir schon am Panorama Point und haben unser Mittagessen verzehrt – im Auto, raus wollten wir beide nicht 🙂
Als nächstes wollten wir zur Entspannung im Canyonlands Nationalpark den Shafer Trail (eine ziemlich steile Serpentinenstraße) runter und wieder rauf fahren und dann eventuell noch den Long Canyon runter zurück nach Moab. Leider hat es unterwegs angefangen ein bisschen zu regnen, und das ist bei den unbefestigten Straßen zu gefährlich. Ich habe währenddessen geschlafen, als ich wieder wach wurde, waren wir schon wieder unten in Moab und auf dem Weg zu den Faux Falls. Wasserfälle in der Wüste? Ja, allerdings keine natürlichen, sondern ein künstlich angelegter. Trotzdem schön und mal was anderes, nur ein paar Minuten und eine ungefährliche (wenn auch unbefestigte) Straße… dort sind wir den kurzen Trail hochgelaufen und zumindest ich habe ein bisschen die Füße ins Wasser hängen lassen.
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Der Tag war immer noch nicht vorbei – also sind wir von den Wasserfällen aus zum Highway 128 gefahren. Den habe ich gestern schon erwähnt, da sind wir mit dem Bus zum Rafting langgefahren. Die Gegend ist sooooo schön, das wollten wir uns nochmal in Ruhe ansehen. Am Colorado entlang könnte man hier alle 50m anhalten und staunen/fotografieren. Haben wir nicht ganz, aber fast. Sogar der tägliche Regenbogen war da:
Einen kleinen Abstecher haben wir zu den Fisher Towers gemacht, eine besondere Felsformation. Hier gibt es auch eine Wanderung, die aber 3-4 Stunden dauert. Dazu war es dann doch zu spät, aber wir waren zumindest schonmal auf dem Parkplatz und sind dort ein bisschen rumgelaufen. Neben dem eigentlichen Trail gibt es einen extra Photo Trail, nur 200m oder so, den konnte man gut noch eben einschieben.
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Zurück ging’s in Richtung Westen nach Moab, mit weiteren schönen Ausblicken auf den Colorado und die Berge. Wahrscheinlich fahren wir nochmal hin, ein Seitental erkunden (Auto oder zu Fuß, mal sehen, was das Wetter sagt).
Und das war’s schon fast für heute. Zum Abendessen hatte ich uns heute das Eddy McStiffs ausgesucht, in Reiseberichteschreiberkreisen relativ bekannt und zu Recht gelobt. Super leckere Burger, toller Coleslaw, glutenfrei wie hier fast immer auch kein Problem. Kurze Abkühlung im Pool, dann entspannen im Hot Tub, ich fürchte ja der Delicate Arch wird uns noch ein paar Tage körperlich in Erinnerung bleiben… mental ja sowieso, aber das tut nicht weh, Muskelkater dagegen schon. Jetzt sitze ich her, schaue mir amerikanisches Reality TV an und tippe hier so vor mich hin. Aber nicht mehr lange, bin langsam auch müde. War ein langer, anstrengender, aber absolut schöner Tag 🙂