Nach einer etwas lauten Nacht (aber ohne Klimaanlage ging es gar nicht) sind wir heute ganz amerikanisch zum Frühstück gefahren – einmal auf die Rückseite des Hotels. Zu unserer Verteidigung muss ich sagen: wir sind danach direkt losgefahren und mussten noch tanken und die Beifahrer-Fensterscheibe vom Schlamm befreien. Hier in Hanksville ist der halbe Ort in der Hand einer Familie: Hotel, Steakhouse, einer von den Burgerläden, eine der Tankstellen…
Das hat dazu geführt, dass ich heute mit Namen begrüßt wurde, als ich in der Tankstelle meine Kreditkarte abgegeben habe – die Kellnerin von gestern Abend fand meinen Namen so nett, sie kannte bisher nur Nicoles. Und so hatte sie sich den Namen gemerkt und mich wiedererkannt – offensichtlich arbeitet sie vormittags in der Tankstelle.
Das Frühstück, das im Zimmerpreis inklusive ist, wird im Burgerladen serviert. Da haben wir gleich mal die beiden Deutschen wiedergetroffen, die gestern am Nachbartisch im Restaurant saßen und mit denen wir uns kurz unterhalten hatten (erwähnte ich, dass Hanksville echt übersichtlich ist?). Mit den beiden haben wir dann zusammengesessen, ein paar Tipps ausgetauscht und uns erzählt, wo wir jeweils schon waren. Immer nett, wenn man unterwegs mit Leuten ins Gespräch kommt, die ähnliche Reisen machen oder zumindest in der gleichen Gegend reisen. Diese beiden sind mit der Harley unterwegs, also etwas weniger offroad als wir, aber auch auf einer total spannenden Route…
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Gegen 9:30h sind wir in Hanksville aufgebrochen in Richtung Moab. Nach anderthalb Stunden abwechslungsreicher, wenn auch meistens „bis zum Horizont geradeausführender“ Strecke sind wir aber nicht etwa direkt ins Motel gefahren, sondern vorher in den Canyonlands Nationalpark abgebogen. Kurzer Stopp beim Ranger (:-)), Straßenverhältnisse abfragen. Leider kannte die Rangerin die Straße gar nicht, die wir fahren wollten, aber da alle anderen Schotterstraßen in Ordnung waren, haben wir es gewagt (ich will mal keinen irreführenden Spannungsbogen aufbauen – heute ist nix Spektakuläres passiert…).
Erstes Ziel war der Secret Spire, ein Steinturm am Ende eines 11 Meilen langen Schotter-Sand-Fels-Wegs. Auf dem ersten Stück sind zahlreiche Quad-Fahrer unterwegs gewesen, aber irgendwann hatten wir die ganze Gegend für uns. Vorbei an drei riesigen roten Monuments, die uns ans Monument Valley erinnert haben, ging es immer tiefer in die felsige Landschaft. Rundum sieht man bis auf ein altes Windrad keine Anzeichen von Zivilisation, eine einzige Reifenspur war auf dem Sand zu sehen. Aber da die Straße sehr einfach zu befahren war, gab’s keinen Grund zur Sorge.
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Am Ende des Wegs haben wir das Auto abgestellt und sind die letzten 0.5 Meilen oder so gelaufen. Man konnte die Secret Spire schon von weitem sehen, Verlaufen war also quasi unmöglich. Sicherheitshalber hatte Frank aber auch das GPS-Gerät dabei, damit wir unser Auto wiederfinden.
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Bei heute 32 Grad und Sonne mit ein paar Dekowölkchen haben wir uns nach einer ersten Spire-Besichtigung und -umrundung erstmal in ihren Schatten gesetzt – sehr praktisch, sonst war nämlich weit und breit keiner zu sehen. So konnten wir uns aber gemütlich anlehnen, die Aussicht auf die weißen Felsen rundum sowie den benachbarten Arch genießen und der Stille lauschen. Kann man sich als Stadtkind gar nicht vorstellen, WIE still still sein kann. Nichts zu hören außer mal einem bisschen Wind… noch ruhiger war es nur gestern im Capitol Reef, da auf dem Spaziergang zum Pioneer Register durch die hohen Canyonwände absolut kein Lüftchen weht. Jedenfalls sehr entspannend, einfach dort zu sitzen, zu lauschen und ab und zu Flüssigkeit in sich hineinzuschütten.
 
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Anschließend sind wir noch ein bisschen in den Felsen in der Nähe herumgekletter waren und haben uns gefragt, warum die augenscheinlich gleichen Steinschichten so unterschiedlich geformt sind, mal glatt und rund, mal eher bröselig. Keine Ahnung… Ist uns aber eigentlich auch egal, solange es so schön ist.
Und zurück ging’s zum Visitor Center – da gibt es nämlich Toiletten, und bei all der Flüssigkeit brauchen wir häufiger mal einen Boxenstopp. Anschließend haben wir am Grand View Overlook Point unser Mittagspicknick verzehrt. Sobald man sich drei Meter links oder rechts vom offiziellen Viewpoint bewegt, ist man ganz allein und bekommt von den Bustouristen gar nichts mit. Der Blick ist der gleiche, zusätzlich hatten wir noch einen schattenspendenden Baum zum Druntersetzen. Ohne hätten wir es nicht lange ausgehalten, aber so konnten wir in Ruhe unsere Cracker mit Mangosalsa und als Nachtisch die Pfirsiche aus dem Capitol Reef essen.
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Danach haben wir ein paar weitere Aussichtspunkte abgeklappert und mal mehr, mal weniger lange die Aussicht auf die Canyons tief unter uns genossen. Zur Erläuterung: Der Park besteht aus drei Teilen, die vom Green River und vom Colorado geteilt werden. Die beiden Flüsse fließen in der Mitte zusammen, so dass das Ganze grob wie ein Y aussieht. Der obere Teil „Island in the sky“ ist nicht nur oben im Sinne von Norden, sondern liegt auch ca. 400m höher als die unteren Teile „The Needles“ und das kaum erschlossene „The Maze“. Von oben sieht man die Canyons der beiden Flüsse und die dazwischenliegenden Plateaus, vor allem das große vom White Rim Trail umschlossene. Die Straße kann man so gerade sehen, Autos (selten, weil es eine Mehrtagestour ist) sind winzig. Aber durch die weiße Färbung des Randes ist der Kontrast zwischen den Canyons und dem Plateau sehr gut zu sehen.

Auf dem Rückweg zum Visitor Center haben wir kurz am Shafer Trail Overlook gehalten – diese Dirtroad steht noch auf unserem Programm, wir sind vor vier Jahren schonmal raufgefahren, nun möchte Frank gerne auch mal runter. Die Straße hat eine Verbindung nach Moab, man könnte also durchfahren. Allerdings zieht sich das ziemlich, daher werden wir wohl nach unten fahren, dort ein Stück vom White Rim Trail anschauen und dann auf dem gleichen Weg wieder hoch fahren. Mal sehen, was das Wetter macht, bei oder nach Regen geht das nämlich nicht. Für euch erstmal der Blick von oben, wer mag kann auch 2009 nachlesen (*klick*):
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Zurück am Visitor  Center haben wir uns ein nahendes Gewitter angesehen – wir wissen nun, was „isolated thunderstorm“ bedeutet. Das ist ein bisschen wie im Film „Die Truman-Show“, in der der Regen ungefähr einen Meter Durchmesser hat, wie ein Scheinwerfer, und auf die Titelfigur gerichtet ist. So ähnlich sah es hier auch aus – blauer Himmel, mittendrin eine Wolke und daraus ein schmaler Streifen Regen.
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Ab nach Moab, einchecken (sehr schönes neu renoviertes Zimmer im Super8 Motel), und dann auf zur Pizzeria. Glutenfreie Pizza, das lasse ich mir nicht entgehen. Und sie war sooooo lecker, dünn und knusprig und gut belegt. Ich weiß, das ist schwer nachzuvollziehen, aber das war meine 4. Pizza in dreieinhalb Jahren, da darf man sich schonmal freuen 🙂
Kurzer Spaziergang durch den Ort, hier ist richtig viel los, es gibt zahlreiche Restaurants, so ungefähr jede Motel- und Hotelkette, von der ich bisher gehört habe, viele Menschen, Souvenirgeschäfte… da werden wir die nächsten drei Abende gut rumkriegen. Sobald die Sonne weg ist, sind auch 31 Grad (um 21:00h) gar nicht mehr schlimm, sondern ziemlich schön!
Waren zum Schluss noch ein bisschen einkaufen, bei 4-5 Litern pro Person und Tag waren unsere Getränkevorräte langsam am Ende. Und falls man mal irgendwo steckenbleiben sollte (ich habe gehört, das passiert gelegentlich), dann muss man einfach etwas mehr dabei haben. Empfehlung der Ranger ist immer „eine Gallone pro Person und Tag“, das können wir jetzt wieder vorweisen. Nun sitzen wir im Hotel, ich tippe vor mich hin, Frank amüsiert sich über die amerikanische Werbung (die ist aber auch einfach meistens viel lustiger als bei uns!) und gleich wird geschlafen.