Ausnahmsweise sind wir heute mal früh… nein, nicht aufgestanden, der Wecker steht meistens auf 7h… aber heute sind wir innerhalb von 12 Minuten aus der Cabin aufgebrochen. Wir wollten vor dem Frühstück schon ein bisschen nach Tieren gucken, wenn wir es schon nicht zum Sonnenaufgang schaffen. Also waren wir erst in der Nähe der Jackson Lodge und haben dort ein paar Elks/Wapitis beobachtet und den tollen Weitblick genossen. Danach sind wir ein Stück weiter gefahren und haben an der Oxbow Bend Fotos gemacht. Und zuletzt sind wir die Cattlemans Bridge Road bis zum Ende gefahren und haben dort einen Weißkopf-Seeadler beobachtet. Insgesamt wenig Tiere, aber soooo schön – ruhig, bunt, tolle Luft, und natürlich das gute Gefühl, dass wir nicht rumgetrödelt haben 😉

Das Wetter hat auch mitgespielt, zwar kein komplett blauer Himmel, aber die Berge waren schön angestrahlt. Wenn wir die Wolken richtig interpretiert haben, dann hätte sich früheres Aufstehen auch nicht gelohnt, jedenfalls wettertechnisch – denn die Sonne war gerade über dem Wolkenrand aufgegangen, als wir aus der Cabin kamen. Also war vorher nix mit Sonnenaufgang und rosafarbenen Berggipfeln.
Wenn man schon vor dem Frühstück aufbricht, muss nach der Aktivität dann aber ein leckeres ebensolches warten. Wir hatten die Wahl zwischen dem Restaurant in der Canyon Village Lodge (da waren wir gestern und haben dort ja auch unsere Cabin) und dem Restaurant in der Jackson Lodge. Hm… gestern beim Wildlife Caravan hat doch jemand erzählt, es gäbe in der Jackson Lodge ein tolles Panoramafenster… und das überzeugt uns sofort. Liegt eh auf dem Weg zurück. Und wirklich – man kommt eine breite Treppe rauf in den ersten Stock (nach US-Zählung natürlich der zweite) und läuft auf eine fast deckenhohe Glasfront zu, davor stehen bequeme Sofas und es gibt zwei riesige Kamine. Durch die Fenster sieht man ungefähr das, was wir vorher draußen hatten: die Willow Flats, dahinter den Jackson Lake und natürlich die Tetons.
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Wir entscheiden uns gegen das Buffet und für Spiegeleier mit Toast und Kartoffeln. Gute Wahl! Im Hintergrund dudelt Musik, Frank Sinatra & Ähnliches, dazu der Blick und die rustikalen Möbel – wir fühlen uns ein bisschen wie in der Reportage über den Luxuszug, der v.a. britische Gäste quer durch Afrika fährt. Mal was anderes…
Nach dem Frühstück geht es zurück zu unserer Cabin, einpacken und Blogbeitrag von gestern hochladen. Dann fahren wir ab, allerdings erstmal nur ein paar Meter weit. Einkauf im General Store, anschließend ein kurzer Bummel – mehr war’s diesmal wirklich nicht – auf einem Trail vom Colter Bay Visitor Center runter zum See, der hier aber gerade (schon länger?) trocken lag. Also der Jackson Lake war schon noch da, nur der Seitenarm war leer. Noch kurz ins Visitor Center, dann haben wir uns auf den Weg nach Norden gemacht. Neben ein paar Drive-In-Aussichtspunkten ist nichts aufregendes passiert, uns gefällt der untere Teil definitiv besser. Hätten wir vorher gewusst, dass wir die Ranger-Tour machen und damit eh am Ende des ersten Tages noch so weit im Süden sind, hätten wir die zweite Nacht auch in Jackson und nicht im Park gebucht. Vor allem, da das Flat Creek Inn fast direkt am Parkeingang liegt… wäre also kein großer Umweg gewesen. Aber gut, das ist jetzt „jammern auf hohem Niveau“, alles kann man ja nun nicht planen.
Der Grand Teton NP stößt im Norden fast mit dem Yellowstone NP zusammen – nur fast, weil dazwischen ein 8 Meilen langer „John D. Rockefeller Memorial Parkway“ liegt. Rockefeller war maßgeblich am Schutz der gesamten Gegend beteiligt, u.a. indem er große Stücke Land aufkaufte und es letztendlich dem Staat für die Erweiterung des Parks überließ.
Im Yellowstone sieht es erstmal nicht so aus, wie man sich das vorstellt – keine heißen Quellen, keine Geysire, keine Büffel. Stattdessen Wald und ein Fluss, der an der Straße entlangplätschert. Die Lewis-Falls waren unser erster Stopp, Wasserfälle hatten wir ja länger nicht (seit Moab).

Danach sind wir direkt zum Grant Village weitergefahren, einem von sechs oder sieben „Orten“ im Nationalpark. Ort heißt: Eine Lodge, ein Visitorcenter, ein General Store. Diesmal war das Visitor Center unser Ziel, wir wollten ein paar Karten holen (die allgemeine Park-Übersichtskarte gibt es schon am Parkeingang, aber wir wollten mehr zu den einzelnen Ecken, die wir uns ansehen wollen). Außerdem hatten wir tatsächlich mal direkt die Zeitung durchgesehen, die es ebenfalls am Parkeingang gibt – und die u.a. die Rangerprogramme auflistet. Passend zu unserer Ankunftszeit gab es um 14:30h einen Rangervortrag über Wildlife, in diesem Fall über

  • Mountain Lions (Pumas, die können aus dem Stand über 12m weit und 3m hoch springen – das waren so ungefähr die Ausmaße der Veranda, auf der wir saßen),
  • Lynx (Luchse oder sowas ähnliches, das sich jedenfalls nur von Schneehasen ernährt) und
  • Bobcats (keine Ahnung, was das auf deutsch ist?).


Sehr unterhaltsame halbe Stunde, wieder ein bisschen was dazugelernt!
Und dann ging es los mit den typischen Yellowstone-Sehenswürdigkeiten. Kurz hinter dem Visitor Center liegt das West Thumb Geyser Basin direkt am Yellowstone Lake – hier dampfen und blubbern diverse Geysire vor sich hin, alle „unpredictible“, also ohne genauen Ausbruchts-Terminplan. Viele haben schon seit Jahren nicht gespuckt, und auch heute nicht. Trotzdem fand ich das total faszinierend. Frank war ja schonmal in Island und kannte zumindest Geysire und Blubberlöcher, aber ich habe sowas noch nie live gesehen. Man wandert auf hölzernen Stegen durch das Gebiet, immer wieder sieht man Warnschilder, dass man diese auf keinen Fall verlassen soll. Würde mir im Leben nicht einfallen, man sieht ja rundrum, dass überall Löcher mit offensichtlich heißem Wasser sind. Da würde ich kaum ausprobieren, ob genau da, wo ich meinen Fuß hinsetzen will, fester Boden ist… Hier ein paar Fotos:

Wenn man die schönsten Stellen am Schluss sehen möchte, sollte man übrigens links anfangen, den inner loop laufen, dann am Ende auf den outer loop wechseln und gegen den Uhrzeigersinn bis zum Ausgangspunkt zurückgehen. Ist natürlich subjektiv, aber so würde ich’s empfehlen bzw. Bewerten.
Nach den Geysiren sind wir am See entlang über Fishing Bridge is zum Lake Butte gefahren, weil die Rangerin uns diese Ecke empfohlen hatte, wenn man Bären sehen möchte. Da wir nun aber kein Bärenspray haben und auch nur zu zweit waren (auf den Schildern wurden Gruppen ab vier Personen empfohlen), haben wir uns nicht getraut zu wandern. Und auf der Straße gab’s keine Bären zu sehen… naja, vielleicht später.
Also sind wir zurück und dann Richtung Canyon Village gefahren, dort übernachten wir heute und die nächsten beiden Nächte. Mit viel Glück hatten wir vor vier Wochen noch eine Cabin hier bekommen, und sogar eine mit tollem Blick auf sonnenuntergangsbestrahlte Berge (aber das wissen wir an dieser Stelle natürlich noch nicht :-)). Auf dem Weg lag noch das Gebiet des Mud Volcanos, die den heutigen Tagestitel bestimmt haben. Hier gibt es weniger klare Pools, sondern vor allem Matschlöcher, die mehr oder weniger still vor sich hinblubbern. Und stinken. Während die am Grant Village vor allem Dampf und ein kleines bisschen Schwefel ausgestoßen haben, riechen diese hier im besten Fall nach seeeeehr faulen Eiern, im schlechtesten nach angebrannten faulen Eiern. Nicht lecker! Sehr pupsig! Irgendwo habe ich gelesen, dass es früher hier viel stärker gerochen haben soll und heute fast nichts mehr zu riechen ist, das kann ich so nicht bestätigen. Trotzdem, da mussten wir durch. Der Rundweg über den Holzpfad war nicht lang, nur einen Kilometer. Man kommt an allen wesentlichen Löchern vorbei, jeweils mit Erklärungen, wie diese entstanden sind oder sich verändert haben. Hier zum Beispiel sah es früher ganz anders aus, komplett bewaldet. Dann hat sich nach mehreren Erdbeben in den 1970er Jahren die Erdoberfläche auf fast 100°C erhitzt, und das haben die Pflanzen nicht überlebt. Besonders gut gefallen hat uns Dragon’s Mouth Spring, hier „faucht“ die Höhle, stößt Dampf aus und das Wasser bewegt sich durch das aufsteigende Gas in Wellen…

Das war’s dann auch fast für heute, haben im Canyon Village eine Frontier Cabin bezogen, nicht ganz so rustikal wie im Grand Teton NP, sondern eher Marke „Trailer“ – immer vier Cabins in einem Block. Aber immerhin mit dem oben erwähnten schönen Blick…
Schnell noch was gegessen (im Restaurant hätten wir 45 Minuten warten müssen, fünf Meter weiter konnten wir uns sofort setzen und in netter Diner-Atmosphäre Salat und Burger essen. Besonders schön: die Gäste sitzen an U-förmigen Tischen/Theken, der jeweilige Kellner läuft innen im U herum und bedient. Unserer war als Kind mal in Karlsruhe, seine Oma ist Deutsche. Dass wir Deutsche sind kommt oft dann zur Sprache, wenn es uns so völlig egal ist, ob wir Diet Coke oder Diet Pepsi bekommen… und so haben wir dann ein bisschen geplaudert.
Und eine Übersicht, welchen Teil des Parks wir heute gesehen haben:
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Und für die, die noch nicht hier waren: Durch den Park führt im Wesentlichen eine Straße in Form einer Acht oder zweier aneinandergeklebter Kreise. Wir wohnen zunächst im Canyon Village, in der Mitte an der rechten „Einbuchtung“ der Acht. Die letzte Nacht werden wir in Old Faithful Village schlafen, das ist unten links. Und die nächsten Tage verbringen wir damit, die Acht möglichst vollständig mit allen relevanten Sehenswürdigkeiten und ausreichend Tieren abzufahren. Mal sehen, wie weit wir kommen…