Heute morgen sah es beim ersten Blick aus der Moteltür erstmal nicht so doll aus – die Wolken hingen seeeehr tief. Geregnet hat’s nicht, aber die Luft war feucht (dafür mit 15 Grad deutlich kühler als alles in den vergangenen 1,5 Wochen).
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Egal, davon lassen wir uns die Laune ja nicht vermiesen. Erstmal alles einpacken, tanken, im Shop nach Frühstück suchen und finden, Schlüssel abgeben. Kurze Störung des gewohnten Ablaufs: Die Schlüssel waren nicht da. Beide. Keine Karten, sondern richtige Schlüssel mit dicken Anhängern, also nichts, was man mal eben in der Tasche übersieht. Hat uns zehn Minuten Nerven gekostet, dann sind sie unter dem Beifahrersitz wieder aufgetaucht, wie auch immer sie da hingekommen sind.
Ab ging’s in den Grand Teton Nationalpark, der liegt direkt unterhalb des Yellowstone und umfasst die Teton Range (eine Bergkette) und das darunter liegende breite Tal samt Snake River. Das Ganze liegt in den Rocky Mountains, das Tal auf 2100m, die Berge sind entsprechend höher 🙂
Erstmal sind wir wie immer zum Visitorcenter gefahren und haben uns eine Karte besorgt (der offizielle Eingang, an dem man die Karten auch immer bekommt, liegt weiter drinnen). Außerdem haben wir uns spontan für eine abendliche dreistündige Rangertour namens „Wildlife Caravan“ angemeldet und zum Glück noch den letzten der 10 Plätze bekommen. Dazu später mehr….
Da die Berge noch ü-ber-haupt nicht zu sehen waren vor lauter Wolken, sind wir erstmal die angeblich tierreiche Moose-Wilson-Road gefahren. Unterwegs konnten wir mal einen kurzen Blick auf einen Berg werfen, aber dann waren die Wolken wieder zu. Außerdem gab’s keine Tiere, jedenfalls nichts außer ein paar Chipmunks, und die hatten wir schon reichlich. Wir haben also erstmal im Auto mit Blick auf die Landschaft gefrühstückt und danach weiter überlegt. Die Natur ist hier bunt, aber nicht bunt-bunt, sondern im Farbbereich von gelb über grün zu braun. Dazu die weißen Espenstämme vor dunklen Tannen (?), das sieht einfach wunderschön aus. Und wie eine ganz andere Welt, zumindest ein ganz anders Land als alles, was wir letzte Woche gesehen haben…
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Wir haben die Theorie entwickelt, dass man, wenn man möglichst hoch fährt, vielleicht über den Wolken ist und dann dort die Berge (jedenfalls den oberen Teil) sehen kann. Also wurde die geplante Reihenfolge kurzerhand modifiziert und wir haben uns aufgemacht zum Signal Mountain. Unterwegs haben wir aber schon ein paar Aussichtspunkte und einen kleinen Schlenker zum Jenny Lake mitgenommen, soviel Zeit muss sein. Und so nach und nach tauchten auch die Berge aus den Wolken auf, teilweise noch mit letzten Resten, die aber durchaus fotogen waren:

Dann sind wir auf den Signal Mountain gefahren und haben uns den Park von oben angesehen. Vom obersten Aussichtspunkt sieht man über das komplette Tal Jackson Hole, ein paar Kurven weiter unten kann man dann auch Richtung Berge und Jackson Lake gucken.

Nächster Stopp (nach einem kurzen Einkauf in der Signal Mountain Lodge) war die Oxbow Bend, DER Treffpunkt aller Fotografen am frühen Morgen. Von hier aus hat man einen tollen Blick auf die Tetons, im Vordergrund eine malerische Kurve des Snake Rivers, jetzt im September fangen die Bäume und Büsche an sich herbstlich zu färben, und nicht zuletzt ist es auch noch ein guter Platz für Tierbeobachtungen. Und zum picknicken – hier haben wir unsere selbstgemachten Sandwiches verzehrt und die meiste Zeit die Ruhe genossen. Der Reisebuss mit US-Senioren war zum Glück schnell wieder weg.

Weiter ging’s auf dem Highway, man kann nämlich auch von dort (= außerhalb des Parks) natürlich noch die Berge sehen. Auch hier gibt es zahlreiche Aussichtspunkte, leider hatten wir nicht genug Zeit für eine Kurzwanderung zu Schwabachers Landing. Hier ist die Straße zum Fluss runter gesperrt, man kann zwar zu Fuß laufen, braucht aber eben mehr Zeit. Vielleicht schaffen wir da ja morgen noch… Weitere Punkte auf dem Besichtigungsprogramm:

  • Chapel of the Transfiguration: Blockhaus-Kapelle mit einen so tollen wie einfachen Altarbild – dort ist einfach eine klare Fensterscheibe und man schaut direkt auf die Tetons.
  • Menors Ferry Historic District (ich glaube so hieß das, muss ich später nochmal nachschauen): Nachbau der früheren Fähre, alter General Store, Blockhaus einer früheren Siedlerin mit Infos zur Entstehung des Nationalparks – also nicht der Berge, sondern dass daraus ein Park wurde
  • Mormon Row: Ansammlung alter Blockhäuser aus der Zeit, als sich hier die ersten Mormonen-Familien ansiedelten und (nach der eher männlich geprägten ersten Siedlerzeit) einen richtigen Ort mit Schule, Post etc. Errichteten. Heute nur noch ein paar alte Schuppen und Cabins, aber sehr malerisch. Wäre mit blauem Himmel noch schöner, könnt ihr ja mal googeln… oder wir schaffen das morgen noch?


Nun war es auch schon fast soweit, dass wir auf unsere Wildlife Caravan Tour gehen konnten. Um 17h ging es am Visitor Center los, zehn Autos sammelten sich dort und folgten dann dem Ranger für drei Stunden durch den Park. An verschiedenen Punkten hielt er an, z.B. an bekannten „Moose Hotspots“ – also Stellen, an denen sich die Elche gerne aufhalten. Garantieren kann er das natürlich nicht, wird auch extra vorher drauf hingewiesen. Wir hatten erst kein Glück, bekamen dann aber doch noch eine einzelne Elchkuh von weitem und eine weitere mit Baby von oben (und im Gebüsch versteckt beim Fressen) zu sehen. Ganz ungeplant lief ein Bison/Büffel neben uns über die Wiese, an einer anderen Stelle gab es ein Grüppchen Pronghorns/Gabelböcke zu sehen. Ich muss meine Aussage von vor einigen Tagen korrigieren, das waren doch keine Pronghorns im Dinosaur NM, sondern irgendwas anderes… Zum Schluss in der Dämmerung noch ein paar Elks/Wapitis, die aber ein bisschen kamerascheu waren.

Und dann mussten wir von ganz unten im Park noch bis ungefähr zur Mitte hochfahren, dort liegt Colter Bay Village mit den Colter Bay Cabins.

Eine davon ist heute unser Nachtquartier, und nach einem schnellen Abendessen an der Bar des Ranch House Restaurants (wir waren um 21:02h dort, da hat das Restaurant schon zu bzw. die Gäste dürfen zwar noch in Ruhe aufessen, aber neue werden nicht mehr reingelassen) sind wir nun dort und genießen die Stille. Fernsehen gibt’s nämlich keins, also schläft Frank schon selig, während ich das hier eben noch schnell runterschreibe. Sonst habe ich ja bis morgen die Hälfte vergessen, z.B.
… dass Elche bis zu 6m tief tauchen können, wenn da was leckeres im Teich wächst (O-Ton Ranger: „image you are in a canoe and a moose pops up“) und dass sie jedes Jahr ihr Geweih abwerfen, weil sie im Winter zu schwach wären, es zu tragen.
… dass Bisons/Büffel (was übrigens das gleiche ist) aus dem Stand 2m hoch springen können, wenn sie über den Zaun wollen. Wenn sie nicht springen wollen, können sie natürlich auch einfach durchrennen.
… dass Pronghorns zwar Antilopen heißen, aber keine sind – sondern am nächsten mit den Giraffen verwandt. Und sie sind die schnellsten Landtiere (ungefähr wie Geparden, aber die können nur kurze Strecken, Pronghorns schaffen eine Meile in dem Tempo) und nehmen die weiteste Winter-Wanderung auf sich