Um 8h kam der Bus, 45min lang haben wir dann andere Menschen eingesammelt, die in verschiedenen Hotels in der Altstadt wohnen. Dann ging’s ab Richtung Halong Bay, mit einem kurzen Zwischenstopp an so einer Verkaufsstelle für „traditionelle Handwerkskunst“ – also so einer Massengeschichte, wo minütlich die großen Busse ihre Ladung Touristen ausspucken. Hier gab es Marmorstatuen in allen Größen, Farben und Formen, gestickte Seidenbilder (auf Wunsch auch nach Fotovorlage, habe z.B. eine Katze gesehen), vietnamesische Kleidung und Schmuck. Natürlich zu überhöhten Preisen… also habe ich mir eine Cola geholt und dann entdeckt, dass ich Ladegerät UND Akku der Kamera im Hotel vergessen habe. Super. Nach ein paar Minuten habe ich mich dann aber an meinen Reiseführer erinnert, der sinngemäß sagt: In Vietnam nimmt man die Dinge gelassen, die man nicht ändern kann, und wer sich aufregt, verliert nur sein Gesicht. Also keine weitere Aufregung – ich habe meinen Blackberry dabei, und zur Not googel ich die Bilder, hier waren ja schon so 1-20000000 Menschen vor mir, die vermutlich die gleichen Inseln gesehen haben. 
Kurz vor 13h waren wir dann auf dem Boot. Natürlich sehen die Zimmer nicht so aus wie in den Hochglanzfotobüchern, die die Agenturen einem vorlegen. Aber es ist ok, ist ja auch schön, wenn ein Wasserhahn ein bisschen Bewegungsfreiheit hat und die Wände im Badezimmer mit Glitzerklebeband geklebt sind 🙂
Das Essen ist jedenfalls gut, und die Leute sind nett. Mit mir sind hier 2 Australier (sehr trinkfreudig), 2 Neukaledonier (sprechen vor allem französisch und bleiben eher unter sich), 2 Schweizer, ein Taiwanese mit seiner vietnamesischen Frau/Freundin/Angestellten (so sicher ist man sich da nicht) und 6 junge Engländerpärchen (typische Backpacker). Schon beim Seafood-Lunch waren wir unterwegs und konnten links und rechts die grünen Inseln bewundern. Erst war es in der Ferne noch etwas diesig, später dann sonnig und klar. Wir konnten also beide Zustände bewundern und fotografieren. Ich habe mich dabei vor allem auf dem unteren, weil schattigen Deck aufgehalten, alle anderen bis auf den Taiwanesen waren oben auf dem Sonnendeck. Also habe ich mich etwas mit ihm unterhalten, über den Euro und die Krise und Griechenland und so… eigentlich wollte ich ja nur gucken und entspannen, aber wer weiß, wofür es gut ist (naja, ich weiß es schon, aber ihr noch nicht).
Am ersten schwimmenden Fischerdorf sind wir noch nur vorbeigefahren, beim zweiten haben wir dann angehalten, weil der Taiwanese Fisch kaufen wollte. Also sind wir alle da rumgestiefelt, hat ein bisschen was von Waterworld (dem Film), großes Gitter von bestimmt 20x20m, in den einzelnen Feldern hängen Netze, in denen Fische und Garnelen und so schwimmen. Wenn die da immer so verdienen, kann das Leben eigentlich nicht schlecht sein – 200$ hat er dagelassen für einen großen Fisch, 4 große Krebse und 1.5kg ca. handlange ungekrümmte Garnelenviecher (die Sorte kenne ich nicht, muss ich dringend mal googeln).
Nach ca. zwei Stunden sind wir in unser kleineres Beiboot umgestiegen und zu den Tropfsteinhöhlen gefahren – so wie alle anderen Touristen auch. Hier läuft man im Gänsemarsch durch die Höhlen, mit den dort üblichen „hier sehen Sie einen Bären“ und „Hier sehen sie die Jungfrau Maria“-Sprüchen der Tourguides. Aber die Höhle ist nett, nicht zu übermäßig verkitscht beleuchtet, außerdem riesig.
Zurück ging’s zum Schiff, kurz umziehen und ab in die Kajaks. Ich hatte als Alleinreisende mein Zweierkajak für mich alleine, nicht unbedingt ein Vorteil. War dann auch weit abgeschlagen, aber damit war es um mich herum auch viel ruhiger. Die Inseln sind aus der Nähe nochmal anders schön, weil man viel mehr Pflanzen und Details sieht. Groß angekündigt von unserem Guide sind wir dann durch die James-Bond-Höhle gepaddelt. Eigentlich eher ein Tunnel unter einer dieser Inseln, am anderen Ende dann ein fast rundes… hm, hier fehlt mir ein Wort… halt Wasser von steilen Felswänden umgeben… Talkessel passt nicht, See auch nicht…egal. Jedenfallls leben da kleine süße Affen, ich glaube eine Makaken-Art? Die krabbeln die senkrechten Wände rauf und runter wie nix. Jagen sich, beäugen die Touristen in den lustigen roten Schwimmwesten und schimpfen, wenn die zu nah kommen.
Zurück am Boot war dann Abkühlung angesagt und auch dringend nötig – zum Glück ist es nicht so warm heute, also im Vergleich zu Saigon zum Beispiel. Die Engländer sind alle vom obersten Deck gesprungen, mir hat die unterste Reling deutlich gereicht (also zwei Etagen tiefer). Inzwischen war die Sonne schon fast untergegangen, es wurde langsam wieder diesiger, dazu die fast schwarzen Berge im Gegenlicht, dabei im warmen Wasser schwimmen – schöööön. Und die Dusche danach war auch schön, wenn auch nach den ersten 30 Sekunden kalt. Aber irgendwie machte das ausnahmsweise mal nichts.
Zum Dinner haben wir die Tische alle zusammengeschoben, um uns besser unterhalten zu können. Nur der Taiwanese und seine Begleiterin fehlten, auf Nachfrage beim Tourguide kam raus, dass sie die Crew zum Fischessen einladen und dafür einen Extratisch bekommen. Also haben wir übrigen unser Essen alleine genossen und uns dabei bestens unterhalten, auch wenn ich bei den Australiern bei jedem zweiten Satz nachfragen muss. Amis und Briten sind da irgendwie userfreundlicher… Jedenfalls war ich danach kurz unten, um mir eine Jacke zu holen. Und plötzlich steht unser Tourguide in der Tür und sagt, dass der Taiwanese mich explizit zum Essen einladen möchte. Oder nein, erst hieß es nur „zum Reiswein“. Als ich dann wieder oben war, bekam ich gleich einen Teller vorgesetzt und eine Krabbenschere und eins von den komischen Tieren. Und noch eins. Und noch eine Krabbenschere. Wusste gar nicht, wie mir geschah, aber nach dem dritten Reiswein habe ich da auch nicht mehr drüber nachgedacht 😉
Bestimmt eine Stunde habe ich da gesessen, aber dann habe ich mich höflich verabschiedet (gut, die Australierin hat mich quasi erlöst, indem sie mir mitteilte, dass die anderen jetzt alle oben wären und sie sich freuen würden, wenn ich auch dazukomme). Auf dem Oberdeck haben wir schön im Fast-Vollmond-Licht gesessen, um uns herum die anderen 25 Boote, aber alle in einiger Entfernung, man hört nur ganz selten mal ein lautes Lachen oder so, sonst nichts. Die Backpacker haben Backpackergeschichten erzählt (ein Pärchen ist gerade seit 3 Wochen unterwegs, sie haben zuhause alles verkauft und ihre Jobs aufgegeben und reisen jetzt erstmal ein bis anderthalb Jahre um die Welt). Schon spannend, würde ich auch gerne mal machen, aber ich fürchte, das passt irgendwie nicht in meinen Lebensplan. Oder wir müssten das Haus vermieten, das will ich auch nicht. Aber vielleicht kann man ja mal für 6 Wochen oder so Urlaub hier irgendwo machen, und vielleicht mit ein bisschen mehr als nur Backpacker-Minimalstandard.
Und jetzt bin ich platt, Seeluft und viele tolle Eindrücke machen halt müde. Ab ins Bett, morgen um 6h ist Sonnenaufgang, danach eventuell nochmal schwimmen, 7:30h Frühstück, dann bis Mittags Schiff fahren, Lunch an Land und zurück nach Hanoi.