19. August 2004
Die neuen Eindrücke werden nicht weniger, die Kontraste zwischen unseren Tagesprogrammen auch nicht. Gestern die betont schlichte Amish-Welt, heute das pompöse (aber deshalb nicht weniger reizvolle) Washington… Das ist wohl genau das, was unsere Reise so toll macht – die Abwechslung. 25 Tage Metropolen würde ich nicht durchstehen, die „Natur“-Tage brauche ich als Ausgleich.

Nun aber zu Washington: Gestern abend hatten wir uns im Wesentlichen den Bahnhof (Union Station) von innen und das Kapitol von außen angesehen. Heute haben wir dann mit der altbekannten Grayline angefangen. Zum ersten Mal hatten wir einen Tourguide, den wir nicht verstanden haben – das lag aber wohl weniger an uns, als vielmehr an seinem Genuschel… Jedenfalls haben wir nach ein paar Stationen die Hop-off-Option genutzt und uns den Arlington Cemetery, den bekanntesten Friedhof der USA, angesehen. Dort gibt es über 260.000 Gräber von „Personen im Dienst des Staates“, meist Angehörige des Militärs. Außerdem sind dort JFK & Frau beerdigt und es gibt ein Grab des unbekannten Soldaten. Dort findet halbstündlich eine Wachablösung statt – die ich persönlich reichlich merkwürdig fand. Natürlich viel Hacken-Zusammenschlagen und Gewehr-Rumwirbeln, das kennt man ja. Aber dann die Überprüfung des neuen Wachhabenden…der Obermuckel hat sich bewegt wie eine der Spielzeug-Figuren in Toystory… eine Demonstration wird gerne live nachgeliefert!

Weiter ging es mit der Grayline, diesmal mit einem besseren Fahrer bzw. Tourguide – diesen konnte man verstehen. Da macht die Stadtrundfahrt doch gleich viel mehr Spaß… Unser nächster Hop-off-Punkt war Georgetown, der älteste Stadtteil, deutlich früher gegründet als Washington selbst. Dort sind wir erst ein bisschen durch die Einkausstraße gebummelt, haben uns zwischendurch in Geschäften abgekühlt (ist ziemlich feuchtwarm hier) und dann in der schönsten Mall Mittag gegessen. Zur besseren Verdauung wieder ab in die Hitze und 1000 Schritte tun – in diesem Fall durch die wunderschönen Wohnstraßen von Georgetown und zurück am C&O-Kanal (Chesapeake-Ohio) entlang, der hier sehr schmal ist und, von ein paar Mini-Schleusen unterbrochen, mitten durch den Stadtteil verläuft.
Weiter ging es natürlich mit der Buslinie unseres Vertrauens. Diesmal über die „Embassy Road“, die ihren Spitznamen von den vielen Botschaften hat (eigentlich heißt sie Massachussetts Avenue). So schnell konnte man gar nicht nach links und rechts gucken, wie der Busfahrer die Namen und oft noch einen Satz in Landessprache runtergerasselt hat… übrigens überaus verständlich!
Unser nächster Stopp lag am White House Visitors Center. Dort wollten wir eigentlich den Info-Film und danach die Ausstellung sehen, waren aber etwas spät dran. Wir konnten nur noch ein bisschen was lesenmüssen also morgen wiederkommen. Statt Film wollten wir das Weiße Haus dann „in echt“ sehen, jedenfalls von Weitem, nah dran kommt man ja nicht. Unterwegs hatten wir gelesen, dass es doch wieder Führungen gibt und man sich an seinen Senator oder – als Ausländer – an seine Botschaft wenden soll. Haben wir dann direkt mal telefonisch gemacht und erfahren, dass man dafür schon drei Monate im Land leben muss… Hätten sie ja auch dranschreiben können… Also doch nur das Standardfoto, und George W. haben wir auch nicht gesehen!
Zur Vertiefung wollten wir nochmal die Rundfahrt machen und haben uns für den letzten fahrenden Grayline-Bus (16h) angestellt. Und wer kam? Na klar, der Nuschler. War nicht viel mit Vertiefung, er war genauso unverständlich wie morgens. Egal, aussteigen und mit dem nächsten Bus fahren ging ja nicht. Also haben wir uns darauf konzentriert, schöne Fotos zu machen.
Aussteigen, quer über die Mall (diesmal kein eisgekühltes Einkaufszentrum, sondern DER zentrale Grünstreifen in Washington, an dem alle wichtigen Gebäude, Museen und Denkmäler stehen) und rein ins klimatisierte International Spy Museum. Dort sind a) diverse Spionagetechniken, b) Zubehör wie Wanzen etc. und c) Anekdoten/Historisches ausgestellt oder erläutert.Sehr interessant, leider reichte mal wieder die Zeit nicht, wir hatten nur zwei Stunden und hatten uns das nicht sooo groß vorgestellt – oder sooo informativ und lese-und-ausprobier-intensiv. Auf dem Bild: Frank im filmtypischen Belüftungsschacht – hier touristenfreundlich mit Teppich ausgelegt.

Tag vorbei, Caesar-Salad in der Union Station, Shuttle-Bus, Schluss!